Momentaufnahme: Juni 2025
Herr Silencer im Juni 2025
“Ich tue Parmigiano auch in meinen Caffé!”
Wetter: Heiß. Trocken.
Lesen:
Sebastian Fitzek: Mimik
Frau wacht in Hotelzimmer auf, ist gefesselt und in der Gewalt eines Mannes, der vermutlich ein entflohener Schwerverbrecher ist. Der hält ihr aber ein Video unter die Nase, das eindeutig beweist, das SIE die Mörderin ihres Mannes und ihrer Kinder ist. Dummerweise kann sich die Frau an nichts erinnern. Bei einer Flucht durch die Nacht verändert sich dann quasi stündlich die Perspektive – aber ist die Frau am Ende eine Mörderin oder eine Polizistin, Täerin oder Opfer, unschuldig oder schuldig, und wen will sie hier eigentlich verarschen?
Mein erster Fitzek, weil: Solche Bücher liest man halt am Strand. Und MEINE FRESSE ist das hier ein verdrehter Müll. Die episodenhafte Nummernrevue eines Dan Brown ist nichts gegen die unglaubwürdigen Wendungen, die einem hier von jeder Seite entgegenspringen. Absolut JEDE Figur hat hier Dreck am Stecken, eben noch mitleidserregende Krebspatientinnen mutieren binnen weniger Szenen zu Kindesmörderinnen und wieder zurück, nie ist irgendwas wie es scheint.
So unglaubwürdig das alles auch ist: Es ist auch irrwitzig spannend, ich habe das 400 Seiten-Buch an einem Tag durchgelesen. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert.
Sebastian Fitzek: Passagier 23
Jedes Jahr verschwinden Hunderte Menschen während Kreuzfahrten. Wirklich seltsam wird es, als ein vermisstes Kind nach einem Jahr plötzlich wieder an Bord eines Kreuzfahrtschiffs auftaucht. Wo steckte das Mädchen so lange? Und: Gibt es einen Serienmörder, die auf Kreuzfahrtschiffen Mütter mit ihren Kindern abmurkst und über Bord wirft?
Nach dem ersten gleich den zweiten Fitzek. Auch wieder krass spannend und wendungsreich bis zum Brechen der Suspension of Disbelief. Mit dem gleichen, zugrundliegenden Motiv – Fitzek scheint die Idee zu Gefallen, Kinder zu Mördern zu machen.
Hören:
Sehen:
Clarksons Farm Season 4 [Prime]
Nach seinen unerquicklichen Auseinandersetzungen mit dem Council kommt Jeremy Clarkson auf eine neue Idee: Er macht einfach im Nachbar-County einen Pub auf! Mit Gerichten nur aus lokaler Produktion! Stellt sich aber raus: So einfach ist Gastronomie gar nicht, zumal nicht in größerem Stil. Und: Es hat einfach einen Sinn, dass es Zwischenhändler gibt.
“Das beste Stück Fernsehen seit sehr langer Zeit”, so urteilte ich in der Pandemie über die erste Staffel über den Fernsehmoderator, der auszog ein Farmer zu werden. Mittlerweile ist “Clarksons Farm” DIE Erfolgsserie von Amazon, weltweit beliebt und mit einem schönen Nebeneffekt: Die Menschen erleben die harte Arbeit in der Landwirtschaft und sehen, mit was die Bauern alles zu kämpfen haben.
Staffel 4 bietet zudem ein paar dramaturgisch schöne Momente, wie die vermasselte Pub-Eröffnung und das Bangen um die Ernte sowie interessante neue Charaktere, wie die TikTokerin Harriet oder Richard Ham.
Sehr sehenswert, mit nur 8 Folgen aber natürlich wieder viel zu kurz.
Mickey 17 [2025, BluRay]
Zwanzig Minuten in der Zukunft: Ein Forschungsschiff der Menschen landet auf einem eisigen Planeten. Mit an Bord: Der leicht naive Mickey, der sich freiwillig als “Expendable” gemeldet hat, als Entbehrlicher. Als solcher kann er jederzeit aus einem 3D-Drucker neu erschaffen werden, inklusive seiner letzten Erinnerungen.
Expendables werden in besonders gefährliche Einsätze geschickt, und so wird Mickey während der Expedition vergast, verbrannt, zerstückelt, stirbt in medizinischen Versuchen und wird anschließend wie am Fließband neu erschaffen.
Version 17 schließlich erleidet einen Unfall, der tödlich hätte sein müssen. Aber Mickey 17 überlebt und schleppt sich zurück in sein Quartier, nur um dort festzustellen, dass es schon eine neue Version von ihm gibt. Was doof ist, denn eine Person multipel herzustellen ist streng verboten. Mickeys Freundin sieht das anders und freut sich auf einen Dreier.
Meine Güte. Filme des koreanischen Regisseurs Bong Joon-ho sind immer eine Wundertüte. Das war bereits “Parasite”, das ist nun auch “Mickey 17”. Was als Sozialsatire beginnt, wo hier die Reichen feiern und dort die Armen immer wieder gequält und umgebracht werden, reisst kurz Fragen nach der Ethik von Cloning an, streift kurz Nutzeffekte wie Orgien mit sich selbst, schwappt über in eine Rom-Comedy und endet in einem handfesten Sci-Fi-Drama.
Ähnlich wie bei “Parasite” sind diese einzelnen Teile des Films so verschieden, das ich mehrfach dachte: Also JETZT hätte der Film eigentlich vorbei sein können. Das wäre aber schade gewesen, denn so bleibt “Mickey 17” stets überraschend und interessant. Er ist nur eines nicht, und zwar das, als das die Trailer ihn verkaufen wollen: Eine leichte Komödie im Stil von “Täglich grüßt das Murmeltier”. Oh Gott nein, das ist er nicht.
Der Cast ist einfach großartig – Robert Pattinson spielt die Mickeys auf den Punkt (und immer leicht unterschiedlich!), Mark “Hulk” Ruffalo als Mischung aus Fernsehprediger und Bürgermeister ist einfach eine Schau und Toni Colette als hysterisch-manipulative Präsidentengattin ohne jede Moral hat sichtlich Spaß.
The Substance [2024, BluRay]
Demi Moore ist die Aerobic-Queen ihres TV-Senders. Zumindest bis sie als “zu alt” hinauskomplimentiert wird. Frustriert nimmt sie ein seltsames Angebot an: “The Substance” soll dafür sorgen, dass aus Demi Moore eine neue, verbesserte und jüngere Version entsteht. Tatsächlich bricht nach einer Injektion ihr Körper auf und heraus steigt Sue, eine hübsche 21jährige, die sofort Demis alten Job beim Fernsehen bekommt.
Natürlich hat die Sache mehrere Haken. Sue darf nämlich nur maximal sieben Tage am Stück aktiv sein, dann muss sie schlafen und Demi Moore muss wieder sieben Tage sie selbst sein. Natürlich wird diese einfache Regel gebrochen, und natürlich lügt hier jemand.
Ich mag Demi Moore, und das hier ist vermutlich die beste und mutigste Leistung ihrer ganzen Karriere. Man kann auch die starke Stilisierung feiern und den Einsatz der Kamera, die über den Einsatz von Fischaugeneffekten und starken Close-Ups den Film maßgeblich prägt und teils pornöse Szenen schafft.
Ansonsten fällt hier aber alles ganz schnell auseinander. In den Kritiken liest man immer etwas von “starker Kommentar auf absurde Körpernormen” und “Kritik an der Instagramisierung Körper”. Aber: Damit beschäftigt sich der Film gar nicht wirklich. Da hat er nämlich keinen Bock drauf. Er will kein Sozialkommentar sein, sondern lieber ein wenig Body-Horror a la Cronenberg zeigen und am Ende in ein absurdes, an “Meet the Feebles” und “Braindead” erinnerndes Gore-Fest abrutschen.
Das ist ja legitim. Was mich aber quasi sofort gestört hat: Die Grundprämisse ist nicht durchdacht.
SPOILER
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Egal wie sehr der Film es immer wieder behauptet: Demi und Sue sind eben NICHT eins. Wären sie ein Bewusstsein, das sich zwei Körper teilt, dann wäre “Substance” eine wirklich starke Aussage. Nicht nur über Jugendwahn und Körperideale, sondern auch über die Sucht nach Liebe und Anerkennung, die letztlich in Selbstzerstörung führt.
Dem ist aber nicht so. Sue und Elisabeth sind zwei völlig getrennte Personen, was direkt die Frage aufwirft: Was soll das Ganze überhaupt? Warum opfert Demi Moore die Hälfte ihrer Lebenszeit für eine völlig fremde Person und hat selbst überhaupt nichts davon?
Bei einem High-Concept Film, der von einer elaborierten Idee getragen werden soll, ist es natürlich fatal, wenn exakt dieses Konzept nicht bis zum Ende gedacht ist. Das ist dann quasi akutes Organversagen ab Start, um in der Terminologie des Films zu bleiben.
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Spoilerende
Keine Ahnung, was da auf dem Boden des Schneideraums zurückgeblieben ist, aber so ergibt “The Substance” keinen Sinn und wird mir einzig wegen seiner Bilder und seinen Gore-Sequenzen in Erinnerung bleiben. Ernsthaft, “Der Tod steht ihr gut” hatte eine klarere Haltung zu Schönheitswahn und einen Umgang mit einer geheimnisvollen Substanz (erinnert sich noch jemand an Lisle von Rhoman?) als “The Subtance”, und dabei ist der Film schon 33 Jahre alt.
Das ist schade, denn mit ein wenig Hinrschmalz mehr hätte “Substance” so viel mehr sein können.
Spielen:
Machen:
- Eine Moppedtour
Neues Spielzeug:
Eine Käsereibe, die in eine Tupperdose integriert ist! Yay!
Ding des Monats:
- Otoplastik. So geil.
- Parmigiano Reggiano. Unfassbar, das Zeug.