Herbst! Saisonende 2025

Herbst! Saisonende 2025

Also höret und lobet das Herbstwiesel,
das Euch wissen lässt,
dass nun die Zeit für lange Abende bei Filmen, Serien, guten Büchern und Heißgetränken der eigenen Wahl angebrochen ist!

Auf das alles kuschelig sein möge und gemütliches Einmuckeln zelebriert werde!
Auf der Couch rumliegen und Videospiele spielen ist nun keine Sünde mehr,
denn die Zeit des Motorrads ist für dieses Jahr vorbei!
Preiset das Herbstwiesel, das die Blätter bunt anmalt und alles gemütlich werden lässt!

Die Motorradsaison 2025 ist mit dieser Proklamation offiziell beendet.
Wer jetzt nicht mehr fährt, muss kein schlechtes Gewissen haben. Der Segen des Herbstwiesels entbindet Euch vom Drang, nochmal auf´s Mopped zu müssen.

Die Ode an das Herbstwiesel beendet die Saison. Bei mir geht ein sehr interessantes Motorradjahr zu Ende, geprägt von (teuren) Fehlern.

Die Saison begann im Februar, als die ZZR 600 Renaissance ohne Mecker durch den TÜV kam.

Dooferweise habe habe ich dummer Mensch ihr den Tankgeber kaputt gemacht, als ich den Tank auspumpen wollte – seltendämlich, aber Dank der ZZR-Forenlegende Korn21, der die Ersatzteilversorgung für alle ZZRs in ganz Deutschland macht, war zumindest ein gebrauchter Tankgeber schnell organisiert. Dumm war es trotzdem – ich wollte der Werkstatt das Abnehmen des Tanks erleichtern, aber dadurch habe ich mal locker 140 Euro Reparaturkosten verursacht.

Trotz dieser Misshandlung muckte die ZZR nicht rum und war den Sommer über mein Brot&Butter-Gefährt, bis sie im September sogar die 100.000 Kilometer vollmachte.

Pünktlich zum Jubiläum machte sie dann prompt den Lichtmaschinenregler kaputt. ZZRs zerstören alle paar Jahre entweder ihre Lichtmaschine oder den Regler, dieses mal war es halt der Regler. Quasi ein Verschleißteil. Erfahrene ZZR-Fahrer haben sowas im Regal liegen und ordern direkt nach dem Aufbrauchen wieder einen neuen Ersatz bei Korn21.

Nochmal zurück in den Februar. Da gab es neue Moppedklamotten für mich. Ich fand eine richtig tolle, perfekt passende und sehr günstige IXS-Jacke, dummerweise mit Neon-Applikationen. Nach der Erkenntnis “Sichtbarkeit ist nichts Verwerfliches” ging ich all in und legte mir neben einer guten Hose auch einen Nolan N100-6 in Signal grün-gelb zu und war ab dem Moment der Neon-Rider.

Die V-Strom 800 Morrigan ging im April verfrüht durch die 12.000er Inspektion, damit sie gut vorbereitet in eine Tour starten konnte. Ihre erste große Tour.

Da es nun ernst wurde, wollte ich Ersatzhebelei und -Pedalerie mitführen, weshalb sie Kupplungs- und Fußbremshebel von SW-Motech bekam. Die Originale stecken nun im Gepäck.

Über 8.000 km kamen bei der Rundreise bis nach Kalabrien und in die Basilicata zusammen.

Dort holte sich die V-Strom ihre ersten Kampfspuren ab. Ironischerweise aber nicht während der ungeplanten Fahrten über Geröll oder einen Olivenberg hinauf, sondern weil ich mit einem Bremsscheibenschloss im Vorderrad losgefahren bin. Wenn das Hinterrad schiebt während das Vorderrad steht, gibt das nicht nur lustige Spuren im Asphalt, sondern auch einen sofortigen Sturz.

Auf den ersten Blick dachte ich: Okay, der Sturzbügel und das Crashpad am Lenker haben alles abgefangen, nichts passiert. Auch die Bremse tat genau was sie sollte. Gerade nochmal gut gegangen. Puh.

Tja, denkste. Einige Tausend Kilometer später rubbelte es beim starken Bremsen erst ein wenig, dann ein wenig mehr, und dann so richtig dolle- Schon beim leichten Verzögern hoppelte die ganze Maschine. Diagnose: Die Bremsscheibe hatte einen mitgekriegt. Bedeutete: Beide vorderen Scheiben und die Beläge neu, alles zusammen 650 Euro. Teures Lehrgeld. Nicht machen lassen wäre keine Option gewesen, weil das Bremsen an jeder Ampel zur Qual wurde und potentiell das ständige Eintauchen irgendwann die Gabel in Mitleidenschaft gezogen hätte.

Hatte ich schon erwähnt, dass ich ein dummer Mensch bin? Da passte es ins Bild, dass ich kurz nach dem Vorfall mit dem Bremsscheibenschloss versehentlich Diesel getankt habe. Zwar nicht viel, aber: Dumm.

Immerhin bin ich auf der Tour auch den Stelvio gefahren. Nach den ganzen Videos von umfallenden Motorradfahrern wollte ich mich mal selbst davon überzeugen, wie schwierig der wirklich ist.

Stellt sich raus: Fahrerisch absolut machbar, der erschwerende Faktor sind immer die anderen Fahrzeuge. Der Stelvio ist ein Disneyland für Boomer und ihre Spielzeuge. Supersportwagen, fette Moppeds, Radrennfahrer, amerikanische Ambulanzfahrzeuge, uralte Oldtimer, Wohnmobile und sogar Trecker – alles dabei, und DAS macht das Fahren schwierig.

Was mich während und nach der Tour beschäftigte, war das Windschild. Ein konstantes Ärgernis und ein klassischer Problembär bei V-Stroms, schon immer. Das Standard-Windschild der 800er macht zumindest bei langsamer Fahrt einen halbwegs okayen Job, ballert mir aber bei flotter Fahrweise Luftwirbel an den Helm. Gerade bei Autobahnfahrten ist es nicht schön, wenn einem der Fahrtwind dauernd am Kopf herumreisst und auf die Ohren ballert.

Gegen die Ohrenballerei gab es eine Otoplastik, mehr dazu hier.

Trotzdem musste an der Scheibe was gemacht werden. MRA hat eine Tourenscheibe im Programm, etwas höher und schlanker als das Original und leicht getönt.

Nach vielen, vielen Testfahrten merkte ich: Die macht es nicht besser. Generell herrscht in Foren und bei Gesprächen ja immer die Meinung: Größere Scheibe = Besser.

Windschutz. Regenschutz. Insekten.
Wissen schon.

Deshalb bauen sich der Rudi und der Karl teils absurd gigantische Scheibenkonstruktionen ans Mopped, bis die Kiste den CW-Wert einer Schrankwand hat und sie dahinter während der Fahrt eine rauchen können.

Nur: Das bedeutet auch, wirklich dauernd durch´s Fenster zu gucken und dabei die Haltekonstruktion eines Spoileraufsatzes oder den Knick einer Givi-Airflow immer im Blickfeld zu haben. Außerdem sorgt man dafür, das Helm- und Klamottenlüftung nicht mehr funktioniert – die sind halt auf den Fahrtwind angewiesen.

Ich überlegte lange hin und her und kam dann darauf, dass ich mich eigentlich am Wohlsten fühle, wenn die Scheibe so niedrig wie möglich ist. Ich mochte bei der Vorgängerin, der Barocca, auch das winzig kleine PowerBronze-Windschild, bis sie eine verstellbare MRA in Standardgröße bekam.

Um das auch bei der 800er mal auszuprobieren, versuchte ich ein gebrauchtes Windschild einer V-Strom 800 DE zu kaufen. Deren Geländeschild ist besonders klein. Leider habe ich keines gefunden, aber dafür ein kleines Windschild von Puig. Das ist wirklich winzig im Vergleich zu den anderen Scheiben:

Die Morrigan sieht damit irgendwie aus, als ob oben was fehlt:

Das kleine Schild macht, dass der Fahrtwind bei Geschwindigkeiten von 80 bis ca. 140 km/h (genau das Fenster für meine bevorzugte Reisegeschwindigkeiten) von meinem Oberkörper abgehalten wird, während der Helm frei im Wind liegt. Natürlich habe ich den Winddruck von vorne, aber der ist halt konstant. Keine Wirbel die am Helm ballern und reissen, sondern ein ruhiger, gleichmäßiger Windstrom.

Ich war mir trotzdem etwas unsicher, ob die kleine Puig für weite Touren taugt, gerade im Herbst. Wird das nicht zu kalt? Und Regenschutz bietet sie wenig. Andererseits: Regenschutz durch ein Windschild ist bei RICHTIGEM Regen, so wie er mich gerne begleitet, ohnehin eine Illusion. Es heißt halt auch Windschild, und nicht Regenschild.

Also wagte ich es, und siehe da: Auf 5.000 Kilometern durch wechselhaftes Herbstwetter mit Regen, Kälte und Hitze hatte ich nicht ein Mal das Gefühl, ich würde mir jetzt eine höhere Scheibe wünschen. Im Gegenteil. Dass ich über die Kurze absolut drübergucken kann und keine Kante und keinen Mechanismus im Sichtfeld habe, empfand ich gerade bei schwierigen Sicht- und Wetterverhältnissen als echten Vorteil.

Und an die Optik gewöhnt man sich auch.

Doch, ich mag die Puig.
Was anderes: Jemand Interesse an einer MRA-Tourenscheibe? Kaum gebraucht. 🙂

Ach ja, die Herbsttour im Oktober. Das war Urlaub. Keine Reise, um neue Dinge zu entdecken, sondern schlicht Urlaub. Drei Wochen mit dem Mopped unterwegs, das war nice.

Lediglich die SW-Motech Toolbox hat es zerbröselt. Tatsächlich weiß der Hersteller um die schlechte Qualität und hat in einer neuen Revision die Halterung nicht mehr aus Alu-Druckguß gemacht. Mal gucken, ob der Händler die auf Kulanz austauscht.

Ende Oktober ging es für die V-Strom noch einmal in die Werkstatt, bei kühlen sieben Grad, noch im Dunkeln und über regennasse und Laubbedeckte Straßen. Der dritte Wartungstermin in diesem Jahr. Grund: Die geniale Werkstatt schließt, und ich weiß noch nicht, wo ich stattdessen hin soll. Nun hatte die Morrigan aber schon 23.500 Kilometer runter, und bei 24.000 ist eine recht große Inspektion mit Ventilspieleinstellung nötig. Das sollte die bewährte Werkstatt noch machen.

Nach der Inspektion war alles Okay, aber kurz vor der Einwinterung dann noch ein Schreck: Die Ventile klapperten vernehmlich! Stellte sich raus: Wenn man in einen halbleeren Tank zu viel Benzinstabilisator gibt, passiert das. Tankt man dann voll, ist das Klappern wieder weg. Wieder was gelernt.

Über 16.000 Kilometer auf zwei Rädern sind in diesem Jahr zusammengekommen. So viel wie noch nie. Maßgeblich verantwortlich waren dafür die drei Wochen Motorradtour im Sommer und drei Wochen im Herbst. Sechs Wochen on the Road – Ich habe nochmal alles ausgekostet.

Ich bin wieder einmal froh und dankbar, dass ich so viel auf zwei Rädern unterwegs sein durfte, und dass alles gut gelaufen ist. Es gab keine Panne, keine Verletzungen und vor allem: Keinen Unfall.

Dafür bin ich enorm dankbar.

Ich fahre gerne zügig, bin aber gerade auf Bergstrecken nicht der Schnellste, das ist mir auf der Herbsttour wieder klar geworden. Was mir aber auch bewusst geworden ist: Ich fahre jetzt in meinem 34. Jahr Motorrad, und in der ganzen Zeit hatte ich fünf Umfaller im Stand, bin ein Mal während der Fahrt weggerutscht, was aber weder für mich noch für das Mopped Folgen hatte, und wurde einmal von einem Auto von hinten angebummst. Angesichts des Zeitraums und der abgerissenen Kilometer (vermutlich um die 250.000) ist das praktisch nichts – und noch nie hatte ich einen echten Unfall, bin verletzt worden oder habe eine Maschine zu Klump gefahren.

Klopf auf Holz. Ich hoffe, dass das so weitergeht. Denn dazu gehört neben dem Glück, das man selbst macht (auch bekannt als Training und vorausschauender und vorsichtiger Fahrweise) ist es eben immer auch eine gute Portion Zufall, ob es einen erwischt oder nicht. In dieser Saison war alles gut.

Die Renaissance und die Morrigan sind sauber, vollgetankt und abgedeckt. Sie träumen von sonnenwarmen Landstraße, während sie dem Frühling entgegenschlummern.

Nun ist es wieder Zeit für Statistik. Die Detailaufstellungen folgen nach dem Klick. Wer sich Einzelheiten angucken möchte, findet die Daten beider Maschinen online:

Suzuki V-Strom 800 Morrigan bei Spritmonitor.de
Kawasaki ZZR 600 Renaissance bei Spritmonitor.de

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Momentaufnahme: Oktober 2025

Momentaufnahme: Oktober 2025

Herr Silencer im Oktober 2025

Winterschlaf, das wäre es jetzt.

Wetter: In Deutschland: Keine Ahnung. Auf Sardinien war es recht kühl. Tagsüber 23 Grad waren nett, aber nachts knappe 10 Grad, da fror ich im unbeheizten mobile Home doch ein wenig. Ab dem 20.10. wieder zurück in Deutschland, und brrrr ist das kalt mit 3 Grad im Thüringer Wald und 07-13 Grad in Götham. Dazu Nieselregen und Dunkelheit. Die letzten Tage nochmal deutlich kühler, bis auf 2 Grad, dabei aber sonnig.


Lesen:

Sebastian Fitzek: Das Kalendermädchen
Eine junge Frau zieht zur Adventszeit in ein Haus im Wald, in dem einst schreckliche Dinge passiert sein sollen. Sie selbst trägt auch schlimme Erinnerungen mit sich herum, denn sie wurde in ihrer Jugend von einer sadistischen Internatsleiterin 24 Tage lang, nach Art eines Adventskalenders, gequält und gefoltert. Zeitgleich sucht eine Wissenschaftlerin nach einer Knochenmarksspenderin für ihre kranke Tochter.

Uargh-bäh-was für ein gequirlter Unsinn. “Geschicktes Spiel mit den Zeitebenen” und “Raffinierte Geschichte” schrieb die Kritik, für mich ist das Buch unfokussiert und völlig over the Top.

Das fängt bei der 24tägigen Adventsfolter an, von der niemand was gemerkt haben will, und endet damit, dass jeder irgendwie mit jedem verwandt ist und DANN noch mal 10 Seiten Exposition nachgeschoben werden müssen, um den hanebüchenen Unfug auf den Seiten davor zu erklären.

Ich mag Fitzek, das sind typische Bücher die man gut im Urlaub lesen kann, aber “Kalendermädchen” war nicht meins.

Noraly Schoenmaker: Free Ride
Noraly wurde betrogen. Ihr langjähriger Partner ist fremdgegangen. Beziehung, das gemeinsame Haus, Zukunftspläne – alles dahin. Auch der Job nervt sie an. Also verkauft sie ihr Hab und Gut und macht sich auf eine kleine Selbstfindungsreise mit dem Motorrad durch Indien. Unterwegs kommt ihr die Idee: Warum nicht die Reise mit Youtube-Videos dokumentieren und so vielleicht finanzieren? Das ist der Beginn von “Itchy Boots”, einem der erfolgreichsten Motorradreisechannels der Welt.

Ich mag Itchy Boots und war gespannt auf dieses Buch. Noraly hat ein enormes Arbeitspensum, gefühlt veröffentlich sie alle zwei Tage ein Video aus irgendeiner Ecke der Welt. Da sie das Editing während ihrer Reise macht, ist viel rohes und authentisches Material dabei – und genau diese Authentizität, die häufig auch von der Begegnung mit anderen Menschen lebt, fehlt dem Buch bzw. es fällt deutlich gegenüber den Videos ab.

Sehr deutlich wird das bei einer Begegnung in Kasachstan, wo sie von einigen Frauen vergorene-Ziegenmilch-zum-Lutschen bekommt. Die darauffolgende Szene ist im Video sehr nah dran und sehr lustig, im Buch aber eher hölzern beschrieben.

Neues erfährt man leider kaum. Im Wesentlichen ist “Free Ride” eine Nacherzählung von Schoenmakers erster Reise, aber die ist halt schon in 129(!) Youtube-Videos dokumentiert. Dazu kommt: Sie begann das Buch, als sie mit gebrochenen Knochen darnieder lag und nicht Motorrad fahren konnte. Das, so meine ich, ist deutlich zu merken. Der Anfang des Buchs beschreibt die Reise sehr ausführlich, aber ab der Mitte geht es dann sehr rasch-rasch, wie im schnellen Vorlauf. Der Verdacht liegt nahe, dass Noraly da wieder fit war, zurück in den Sattel wollte und alles schneller runtergetippt hat.

Nein, “Itchy Boots” sollte man sich im Bewegtbild geben, nicht als Buch.
Zum Youtube-Channel.

Dan Brown: The Secret of Secrets
Robert Langdon, der Deuter von Symbolen, stolpert durch Prag und in extrem seltsame Zufälle. Nachdem er in einen Fluss fällt, wird er von allen Seiten mit Exposition zugeschissen und muss sich dann aus dem Netz der Geheimdienste herausdeuten.

“Illuminati”, “Da Vinci Code”, “Lost Symbol”, “Inferno” oder zuletzt, 2017, “Origin”: Kennste einen Dan Brown, kennste alle.

Stets bedient er sich einer europäischen Stadt als Hintergrund, in “Illuminati” Rom, in “Da Vinci Code” Paris, in “Inferno” Florenz und Istanbul, in “Origin” Barcelona.

Immer schleicht ein unheimlicher Spinner durch die Gegend und bringt Leute um (“Da Vinci”: Selbstgeisselnder Albinomönch, “Inferno”: Kampfamazone, “Origins”: Eine KI).

In jedem Buch geht es um eine populärwissenschaftliche These, die am Ende enthüllt wird – nachdem der Hauptcharakter ca. 400 Seiten absurden Hinweisen hinterhergestolpert ist, in einem fragmentierten Plot, in dem sich alle zwei Seiten parallele Handlungsstränge abwechseln. Der Schreibstil ist dabei genau an das amerikanische Publikum angepasst und teils naiv-kindlich.

Die Zielgruppenanpassung sieht man z.B. an der ausführlichen Erklärung europäischer Orte und Gepflogenheiten, und das rund ein Viertel des Textes immer wieder ein redundantes “Was bisher geschah” ist.

Kindlich-naiv ist auch Browns Vorstellung von wissenschaftlicher Arbeit sowie der absurde Kniff, Exposition über die Gedanken der Figuren zu liefern. Beispiel: Da stürzt eine Frau aus dem Himmel, und sie denkt “Wie kommt es das ich, eine weltweit renommierte Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Noetik, die in den letzten Jahren in einem renommierten Privatinstitut forschte und lehrte, abstürze? “. – Solche Art von schlimmer Schreibe passiert nicht einmal, sondern alle 3 Seiten. Brown liefert Kontext und Fundament für seinen Plot, in dem er zu den unpassendsten Zeiten seine Figuren die Exposition denken lässt – das ist so doof, da muss man auch erstmal drauf kommen.

Auch ansonsten ist das Buch stellenweise ärgerlich. Etwa, wenn der Buchkonzern Random House, der zufällig auch im echten Leben Dan Brown verlegt, ausführlich vorgestellt wird – als Ort, in dem ausnahmslos Buchliebhaber und generell grundgute Menschen arbeiten und der seine Autoren auch mit “Military Grade Firewalls” und Leib und Leben schützt. Oder wenn wirklich jede Figur als modelhaft schön und sportlich beschrieben wird.

Lustig ist zudem, das Brown mit seinem eigenen Hauptcharakter nichts mehr anfangen kann. Robert Langdon darf nur noch Symbole wie das eines Notausgangs deuten (ja, wirklich jetzt!) und stolpert ansonsten nur einer Dame hinterher, die eine reine Expositionsmaschine ist und ihm ständig die Welt erklärt. Nunja. Dan Browns Bücher sind halt Trash. Edeltrash, aber halt Trash.

Immerhin ist “Secret of Secrets” ob seiner phantastischen These ab der Mitte recht spannend und deutlich plausibler aufgebaut als seine direkten Vorgänger “Inferno” oder “Origins”, mit 675 aber satte 225 Seiten länger als es sein müsste. (Silencer´sche Grundregel: Jede Geschichte lässt sich auf 450 Seiten erzählen, jede Seite mehr ist überflüssig). Satte 120 Seiten spielen übrigens nach der eigentlichen Handlung und sind nur noch Geblubber, und DANN kommt noch ein Epilog hinten dran. Das fühlt sich an wie die sechs Enden von “Death Stranding”: Überlanges Rumgewichse des Autors, bei dem der Leser nur noch wegdämmert.
Insgesamt: Kann man lesen, an langen und kalten Winterabenden. Man verpasst aber nichts, wenn man es im Buchladen liegen lässt.


Hören:


Sehen:

Long Way Home [2025, Apple TV+]
Ewan McGregor und Charly Boormann gehen noch einmal gemeinsam auf Tour.

Ach. Ach. Ach.

“Long Way Round”, die erste gemeinsame Reisedoku von Mcgregor und Boorman, war 2004 eine wegweisende Dokumentation über eine Weltumrundung von England über Europa und durch Russland bis nach New York. Die ließ nicht nur mich, sondern Motorradbegeisterte rund um die Welt von Motordadreisen träumen, und sorgte in vielen Fällen dafür, dass die Leute tatsächlich den Hintern von der Couch zu bekamen, zu reisen begannen und dann von ihren Erlebnissen schrieben oder sie filmten.

“Long way Down” führte 2007 einmal längs durch Afrika und war immer noch abenteuerlich, aber schon ein Bisschen peinlich (weil McGregors damalige Frau UNBEDINGT mitwollte und dann in jeder Kurve umfiel) und deutlich mehr Promo – McGregor und Boorman besuchten häufig Unicef-Lager oder gemeinnützige Projekte.

“Long Way Up” war 2020 ein nachgetropftes Apple TV-Exclusive, führte von Feuerland quer durch Südamerika bis in die USA und hatte als besonderen Twist, das die Strecke auf Elektromotorrädern zurückgelegt wurde. Das war schon ein wenig Altherrenfernsehen, nicht nur weil die Aufregung herbeigescripted werden musste und die Protagonisten halt mittlerweile älter sind, sondern auch weil “Mad Dog” Boormann sich zwischenzeitlich bei schlimmen Unfällen jeden Knochen im Leib zwei Mal gebrochen hatte, nur noch von Drahtklammern und Titanbügeln zusammengehalten wird und quasi auf´s Motorrad gehoben werden muss.

Nun also “Long Way Home”, und das ist Altherrenfernsehen mit Extra viel Fremdscham. Hier geht es wirklich um gar nichts mehr.

Früher waren die (echten oder inszenierten) Entbehrungen und Widrigkeiten einer Motorradreise das, was die “Long Way”-Reihe interessant machte. Das gibt es nun schlicht nicht mehr – Boorman und McGregor dödeln unter permanentem “Woohoo!!” und “Amaaaaaaaazing!”-Rufen einmal von England nach Skandinavien und zurück, nehmen dabei Volksfeste und Sportwettbewerbe mit, essen Fischbrötchen und hüpfen nackig in die Sauna. Das war´s, mehr passiert hier nicht.

Am Abenteuerlichsten ist noch, das ein Zündkabel an McGregors alter Motoguzzi nicht richtig sitzt, was sich aber dank Facetime-Anruf auf einem Apple iPhone beheben lässt. Ansonsten sieht man den beiden hier einfach nur noch dabei, wie sie sich von Apple eine kurze Vergnügungsreise finanzieren lassen.

Schön, dass McGregor und Boorman hier ihren Spaß hatten – als Zuschauer hat man den nicht. Man langweilt sich hier gepflegt zu Tode, während man sich über das dauernde “Wooohooo!/AMAZING!!!” ärgert. “Long Way Home” ist hoffentlich der letzte Teil der Reihe – zumindest ist kaum vorstellbar, das sich irgend jemand nach diesem Tiefpunkt noch einmal dafür interessiert.

Mission: Impossible: The Final Reckoning [2025, BluRay]
Tom Cruise muss zwei Dinge verhindern: Die Zerstörung der Welt durch den langweiligsten Bösewicht ever und das Ausrutschen auf ekligem Pathos. Spoiler: Er scheitert.

Als 1996 der erste “Mission Impossible”-Film rauskam, war ich sauer: Statt perfektem Zusammenspiel eines Teams aus Spezialisten, wie das in der TV-Serie der Fall war, stellte sich der Film als bloßes Tom Cruise-Vehikel heraus. Tom Cruise auf Alleingang und als Retter des Tages. Sehr beliebig, immerhin mit einigen spannenden Szenen, aber im Kern nicht das, was Mission Impossible ausmachte.

“M:I2” von 2000 war Jon-Woo-Bonkers und wieder Tom-Cruise-Show, brachte aber Bilder mit, die im Gedächtnis blieben.

Mission Impossible III von 2006 von J.J. Abrams war fast Meta, denn hier war alles runtergestrippt auf die Essentials des Franchises: Es gab wieder ein Team, es gab Heist-Sequenzen, es gab Spannung, aber der Bösewicht hatte kein Motiv und der McGuffin nicht mal mehr einen Namen (“Die Hasenpfote”? Echt jetzt?). Aber er zeigte, was bei Mission Impossible wichtig ist: Es gilt, möglichst kompliziert ein Ding zu klauen, dann gibt es Verfolgungsjagden und am Ende rettet Tom Cruise entgegen jeder Statistik doch noch den Tag. Simple as that. Ich war versöhnt und begann die Reihe zu mögen.

Ab Teil 4 (“Phantom Protocol”, danach “Rogue Nation”, “Fallout”, “Dead Reckoning, Part 1”) reduzierte man es wirklich auf dieses Rezept: Man überlegte sich für jeden Film zwei bis drei wahnsinnig gefährliche und spannende Actionpieces, die Tom Cruise dann selbst machte, und füllte die Zeit dazwischen mit Rennen, Fahren und Heist-Aktivitäten. Ein simples wie aufwendiges Konzept, das kurzweilig ist, Spaß macht, Schauwerte bietet, und das ich sehr feiere.

Was der Reihe nicht fehlte ist philosophischer Tiefgang, die Suche nach tieferem Sinn oder tiefenpsycholgische Analysen von Tom Cruise Charakter.

Genau das macht “Final Reckoning” aber, und zwar endlos und ausschweifend. Von den 170 Minuten Laufzeit werden die ersten 54 (ja, ich habe auf die Uhr geguckt!) nur für Rückblenden auf die ersten sieben Filme und als Exposition genutzt, in der nochmal von verschiedenen Figuren maximal ungelenk erklärt wird, warum Tom Cruise nun wirklich ein ganz besonderer Wunderwuzzi ist.

Nach dieser endlosen Stunde geht es dann endlich los, das Team zieht ins Feld und Tom Cruise rennt und taucht und macht absurde Dinge. Das wird aber immer wieder unterbrochen durch endlose Expositionsszenen und eine ungeschickt herbeifabulierte Bedrohung durch eine böse KI, die aber nie wirklich greifbar ist und so zum langweiligsten Bösewicht der ganze Reihe wird.

Die Retcon-Versuche, also die im Nachgang dahinkonstruierte Erklärung, warum ab Teil 1 alle Filme miteinander zusammenhängen, sind so ungeschickt, das es beinahe niedlich ist. Der ganze Summs endet dann wieder mit viel Lobhudelei per Voiceover auf Tom Cruise und warum er so besonders ist, während der “operierende Titan” (seine Scientology-Bezeichnung) im Gegenlicht auf einem Tafelberg in Afrika steht.

Nein, “Final Reckoning” ist leider kein guter Film. Er sülzt rum. Er nimmt sich viel zu ernst. Er hat ein schlechtes Pacing. Die Tom Cruise Beweihräucherung ist peinlich und langweilig.

Den direkten Vorgänger “Dead Reckoning” gucke ich gerne alle paar Monate wieder, weil der so geile Schauwerte hat. Der Nachfolger fällt dagegen deutlich ab. “Mission: Impossible Final Reckoning” ist freudlos, schwerfällig und rutscht auf seinem eigenen Pathos aus. Er ersäuft in seiner eigenen Wichtigkeit und ich behaupte: Man kann den Streifen um satte 90 Minuten kürzen ohne das etwas fehlt, und man hätte einen besseren Film.

Star Trek: Strange New Worlds Season 3
Jahre vor Captain Kirk: Die Enterprise unter Captain Pike erlebt Abenteuer im Weltraum.

Die zweite Staffel von “SNW” war genial, die dritte ist es nicht. Das liegt vor allem daran, das die Charaktere zu kurz kommen – in einer Plot-driven Show wie “Discovery” ist das Okay, aber SNW ist Charakter-Driven, und da ist das tödlich. Was es stattdessen gibt: Dauernd irgendwelche extravaganten Ausreisserfolgen: Mal verwandelt sich die komplette Kern-Crew in Vulkanier, mal spielen alle in einer Trash-SciFi-Show in den 50ern mit, mal gibt es ein Film-Noir-Mystery in Hollywoods 40ern.

Solche Episoden sind eine gelungene Abwechselung, wenn einer Serie so langsam die Ideen ausgeht und eine Staffel aus 20 Folgen besteht. Dann sind ein oder zwei Folgen mit völligem Nonsense auflockernd, das kann Spaß machen. Aber SNW Staffel 3 besteht insgesamt nur aus 10 Episoden, und die Hälfte davon ist Quatsch! Und nicht mal guter Quatsch, denn anders als die Musicalfolge aus Staffel 2, die etwas über die Charaktere verriet, treten die Bonkers-Folgen der dritten Staffel auf der Stelle und sorgen dafür, dass die Tonalität der Serie all over the place ist.

Dass das nichts war, wissen auch die Showrunner. Die haben schon während der Promo zu Staffel 3 immer wieder betont, wie schlimm der Writers Strike sie getroffen hat, und das Staffel 4 tonal ganz anders werden wird. Das glaube ich erst, wenn ich es sehe – im ersten Teaser zu Staffel 4 hat sich Pike in einen Muppet verwandelt. Das sieht schon wieder sehr nach Bonkers aus.


Spielen:


Machen:

  • Eine Herbsttour mit dem Motorrad.

Neues Spielzeug:

Hyundai Silent Kompressor SAC55752
Ich habe LANGE überlegt, ob ich einen Kompressor wirklich brauche. Seit Jahren schleiche ich da drum herum. Gleichzeitig war ich permanent, und zwar fast jede Woche, angenervt davon, wie lange doch die kleine Akkuluftpumpe für einen Motorrad- oder Fahrradreifen braucht, oder das ich die Dauerfilter in den Staubsaugern oder die Luftfilter von Auto und Moppeds nicht selbst ausblasen kann. Aber rechtfertigen diese wenigen, zugegeben regelmäßig wiederkehrenden, Aufgaben den Kauf eines Kompressors?

Albrecht brachte es am Ende auf den Punkt: “Das Leben ohne Kompressor ist denkbar, aber schwierig”, sagte er und ich nahm das mal als väterlichen Rat. Am Primeday dann für knapp über 100 Euro den gebrauchten Hyundai geschossen.

Mit 59 DB flüsterleise, gleichzeitig mit einem 24 Liter Kessel, 125 Litern Ansaugleistung und 10 Bar Arbeitsdruck leistungsstark genug für das Aufpumpen von Auto- und Motorradreifen, das Ausblasen von Luftfiltern oder auch für den Betrieb eines Schlagschraubers oder einer (langsamen) Nagelpistole. Macht sehr viel Freude, das Ding.

Weil ich noch einen gebrauchten 10-Meter-Druckluftschlauch auf einer selbstaufrollenden Trommel fand, hat die Garage damit nun sehr günstig ein Druckluftsystem bekommen.


Ding des Monats:


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

5.420

5.420

Die letzten Monate waren, nun, heftig. Was mich davor bewahrt hat irre zu werden: Der Gedanke, Ende September noch einmal in den Sattel der Morrigan zu steigen und einfach abzuhauen.

Eigentlich konnte ich mir das in der aktuellen Situation gar nicht erlauben, aber da schon zwei Schiffe und die Unterkunft gebucht waren, führte halt kein Weg drum rum. (Und eine gute Ausrede ist einen Taler wert).

Es ging über Sterzing nach Livorno und von dort mit einer Fähre nach Olbia auf Sardinien.

Es war erstaunlich viel los auf der Insel, ganz viele Schweizer und Franzosen. Die Einheimischen fragten sich schon, ob die diesjährige Saison nie enden würde.

Aber es gibt sie noch, die menschenleeren Landschaften auf Sardinien.

Ruhe genießen.
Energie auffüllen.

Nach zwei Wochen dann Retour, über Porto Torres und Genua und über eine gewisse Fischfarm. Ein Abstecher führt noch in die Toskana und dann ging es über Treviso, Passau und Weimar wieder nach Hause.

Schön war das. Und herbstlich.

5.420 Kilometer sind so noch einmal zusammengekommen. Damit war ich in diesem Jahr allein mit der V-Strom 800 rund 15.000 Kilometer auf den Straßen Europas unterwegs. Das war weit weniger abenteuerlich als es vielleicht klingt – in gefährliche Situationen bin ich, wie meistens, nur in Deutschland geraten.

Jetzt bin ich wieder da, und die Morrigan geht erst einmal ins Trockendock. Bevor am 31.10. der coole Suzukihändler seine Pforten schließt, bekommt sie dort noch ihre 24.000er Inspektion (24.000 Kilometer seit März 2024! und dabei bin ich vergangenes Jahr gar nicht recht zum Fahren gekommen!).

In der Inspektion enthalten: Ventilspieleinstellung, das wieder andengeln abgebrochener Zubehörteile und der Austausch der Bremsscheiben, denen ich hinübergeholfen habe 🙁

2025: 7.851
2023: 6.142
2023: 5.853
2022: 5.679
2022: 6.338
2021: 7.306
2020: 5.575
2019: 8.124
2018: 6.737
2017: 5.908
2016: 6.605
2015: 5.479
2014: 7.187
2013: 6.853
2012: 4.557

Momentaufnahme: September 2025

Momentaufnahme: September 2025

Herr Silencer im September 2025

“Non chini il capo. Tua madre ti ha insegnato a tirarti su le maniche e a darti. Da fare per i tuoi cari.”
(Lass´ den Kopf nicht hängen. Deine Mutter hat Dir beigebracht die Ärmel hochzukrempeln und für deine Lieben da zu sein)
– Giuliettas Mamma

Wetter: Als hätte die Natur einen Wecker gestellt und einen Hebel umgelegt, fallen exakt am 01. September die Blätter von den Bäumen. Immerhin ist es mit 17-24 Grad noch warm und manchmal auch sonnig. Am 20.09. gibt es ein letztes Aufbäumen des Sommers, mit Sonne satt und 27 Grad. Am Tag darauf halbieren sich die Temperaturen, es regnet und nun fühlt sich alles nach Herbst an.


Lesen:


Hören:


Sehen:

From the World of John Wick: Ballerina [2025, BluRay]
Als 5jährige muss Eva mit ansehen, wie ihr Vater von einer Kommandoeinheit gejagt und getötet wird. Sie wird in die Obhut einer Assassinenorganisation übergeben und zur Killerin und zur Ballerina ausgebildet.

15 Jahre später: Nach einigen spektakulären Einsätzen beginnt die erwachsene Eva Jagd auf die Mörder ihres Vaters zu machen – nur um herauszufinden, dass sie es mit einer Sekte zu tun hat, die tief in den Alpen ein ganzes Tal für sich beansprucht. Der Alleingang wirft Wellen, und John Wick wird ausgeschickt, die Ballerina aufzuhalten.

Ich mag die John-Wick-Filme. Vom Plot sind die knackedoof, aber in sich sind sie Kunst. Dabei meine ich nicht nur die wirklich krachenden Actionsequenzen, die es so in westlichen Filmen nicht nochmal gibt. Es ist das gnadenlose “Show, don´t Tell”-Prinzip, das viele Dinge zeigt und andeutet, ohne sie ausführlich zu erklären. Oder die Beleuchtung und der Artstyle, die häufig das Gefühlsleben der Protagonisten wiederspiegeln.

Und ich mag Ana de Armas, seitdem sie in “No Time to Die” einen sehr kurzen, aber im Gedächtnis bleibenden Auftritt an der Seite von Daniel Craig hatte. Die spektakuläre Kampfszene aus dem Bondfilm wird nun in “Ballerina” auf 120 kurzweilige Minuten ausgedehnt, und natürlich sieht auch hier wieder alles nach Hochglanz aus und ist super choreographiert. Für mich schon jetzt einer der Actionfilme des Jahres und einer der besten der John-Wick-Reihe.

Thunderbolts* [2025, Disney+]
Elaine aus “Seinfeld” hat sich in verschiedenen End-Credit-Szenen diverser Marvel-Filme und Serien eine Truppe moralisch fragwürdiger Supergeschöpfe zusammengesammelt, die sie nun anscheinend schon wieder loswerden will. Und dann ist da noch Bob aus Top Gun. Hallo Bob.

Ach naja. “Thunderbolts” ist kein Totalausfall wie der letzte “Captain America” und kein CGI-Quark wir “Quantumania”. Es wirkt, als hätte man hier zumindest schon ein Drehbuch gehabt, als man begann zu filmen. Viele Stunts sind handgemacht, und auch die Schauspieler sind gut aufgelegt und machen einen guten Job. Trotzdem: Ein Burner ist “Thunderbolts” nicht.

Der Streifen leidet nämlich an starken Stimmungsschwankungen. Irgendjemand sollte den Marvel-Autoren mal stecken, das es wirklich seltsam ist, wenn man in eine Geschichte über Depressionen, Missbrauch und häusliche Gewalt ständig ironische Brechungen und pseudocoole Oneliner einbaut. Das wirkt nicht Gen-X-Ironisch cool, sondern tonal völlig deplatziert. Hätte man sich das gespart und “Thunderbolts” tonal noch etwas gedimmt, es hätte einer der besten Marvel-Filme und ein Antidot zur grassierenden Superhero-Fatigue werden können. Aber so, und mit dieser seltsamen Volte am Ende, ist der Film doch schnell vergessen.

Ach ja: Auf Disney+ ist der Ton scheiße.

Der Pate [1972, BluRay]
New York, 1945: Al Pacino kommt aus dem zweiten Weltkrieg zurück nach New York und möchte ein ehrbares Leben führen. Das klappt nicht, denn sein Papa ist nicht nur Marlon Brando, sondern auch ein Don der sizilianischen Cosa Nostra. Als auf den ein Anschlag verübt wird, muss Pacino “die Famiiiiiliiiie” beschützen und selbst zum Paten werden. Schnell steht er vor schwierigen Entscheidungen: Soll die Famiiiiliiie in Drogenhandel einsteigen, was Papa immer ablehnte?

Eine epische und sehr verwickelte Geschichte, bei der man definitiv hingucken muss. Während in aktuellen Filmen alle Charaktere immer aussprechen was sie denken und fühlen, damit der Zuschauer es auch mitbekommt, wenn er am Handy daddelt, stammt “Der Pate” aus einer Zeit, wo ein ganzer Handlungsstrang mit einem einzigen Blick durch eine Tür aufgelöst wird.

Der Pate II [1974, BluRay]
Al Pacino ist als Pate erfolgreich, will die Famiiiiiliiiie aber von illegalen Geschäften weg und hin zu auf legalem Business führen. Das klappt aber nicht wirklich gut, an jeder Ecke gibt es Verrat. In Rückblenden wird erzählt, wie Marlon Brando, der jetzt von Robert de Niro gespielt wird, 1901 nach Amerika kam und zum Paten aufstieg.

Episches Meisterwerk. Über drei Stunden lang und in Sachen Kamera, Schauspiel und Handlung der absolute Kracher.

Der Pate III [1990, BluRay]
Michael Corleone hat es fast geschafft, die Familiiiiiie ist kurz davor aus illegalen Geschäften auszusteigen. Die Casinos werden verkauft, stattdessen will man Teilhaber an der Vatikanbank werden. Das gefällt den anderen Familiiiien gar nicht, und in der Oper von Palermo kommt es zum Showdown.

Deutlich schwächer als seine Vorgänger und wirkt so, als sei er nur des Geldes wegen gedreht worden. 16 Jahre nach “Der Pate II” hat Teil drei nicht wirklich interessantes zu erzählen und mäandert mit einer Laufzeit von fast drei Stunden vor sich hin, bis am Ende unvermittelt jemand vom Stuhl fällt und der Abspann läuft. Klingt unfokussiert und uninspiriert und fühlt sich auch so an.

Cleaner [2025, BluRay]
Daisy Ridley ist Fensterputzerin im One Canada Square-Tower an der Canary Wharf in London. Dort putzt sie auch, als Terroristen eine illustre Abendgesellschaft als Geiseln nehmen. Zum Glück war Ridley in ihrer vorherigen Karriere nicht nur Jedi, sondern auch Elitesoldatin und nimmt sich die Verbrecherbande vor.

Okay, der Plot klingt, als habe hier jemand “Stirb Langsam” in London neu verfilmen wollen und das Drehbuch für Jason Statham geschrieben (Der ist abonniert auf Filme mit Jobbeschreibungen im Titel, siehe auch “Transporter”, “Mechanik” oder “Beekeeper”). Statham hatte dann keine Zeit, und so kam Daisy Ridley an die Rolle.

Anders ist “Cleaner” kaum zu erklären. Ridley spielt normalerweise in progressiven Filmen, wie zuletzt dem tollen “Young Woman an the Sea”. “Cleaner” ist aber geradezu unerträglich reaktionärer Scheiß. Die Terroristen sind nämlich Umweltschützer, was hier gleichgesetzt wird mit Anti-Humanisten, die die Menschheit auslöschen wollen. Nun bin ich gerne bereit über solchen Quatsch hinwegzusehen, wenn ich wenigstens gut unterhalten werde, aber auch das findet hier nicht statt.

Die Actionszenen sind ultrakurz, unspektakulär und sehen nach ganz viel billigem Greenscreen aus, die Physik der Wolkenkratzerfenster erratisch, die Handlung verheddert sich in langweiligen Erklärbärszenen und die Charaktere sind entweder unglaubwürdige Klischees (der Terropapst, die liebe Polizistenfrau) oder werden völlig überladen. So schleppt Ridleys Charakter neben Daddy-Issues noch Sozialkritik, Sorgen um das britische Pflegesystem und einen Bruder mit Autismus mit sich rum, dessen Autismus sich aber darauf beschränkt Marvel-Filme zu mögen und ab und zu aus dem Hintergrund zu sagen “Ich habe übrigens Autismus”.

Daisy Ridley macht zwar einen tollen Job als Actionheldin, ist aber als Fensterputzerin höchst unglaubwürdig, und Clive Owen telefoniert seine Rolle nur durch. Schade – “Cleaner” hätte cool werden können, ist aber Cringe geworden.

Heretic [2025, Prime]
Zwei junge Mormonen-Missionarinnen klopfen an die Tür von Hugh Grant. Er bittet sie herein, aber noch bevor sie ihre frohen Botschaften verkünden können fällt die Tür zu – angeblich gesichert durch ein Zeitschloss. Der Hinterausgang ist nur durch einen Keller erreichbar, und dort unten wartet nicht nur eine Prüfung des Glaubens auf die beiden.

Ich verstehe die Grundidee: Ein Charmebolzen wie Hugh Grant versucht, junge Nonnen von ihrem Glauben abzubringen. Das gibt Stoff für interessante Szenen, allerdings fällt “Heretic” schnell nach allen Seiten auseinander. Das liegt zuerst an der schwachen Prämisse und den wenig kraftvollen Argumenten, mit denen Grant hantiert. Das liegt auch daran, dass der Film sich nach kurzer Zeit nicht entscheiden kann, ob er ein Psychothriller oder ein Mummenschanz/Tortureporn-Horrorfilm sein will. Psychothriller wäre besser gewesen, so wird es zu einem kruden Mix ohne echte Richtung.


Spielen:


Machen:

Fast nichts anderes als Arbeiten.


Neues Spielzeug:


Ding des Monats:


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

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Wait for it….

…YES!

Alles gute zum Jubiläum, liebe Renaissance!

Und wie es sich für eine ZZR 600 gehört, hat sie pünktlich zum 100.000sten die Lichtmaschine oder den Regler kaputtgemacht. 😡

In other News: Neues und unbenutztes Mopped mit nur, äh, 300 Metern auf der Uhr in pflegsame Hände abzugeben.

Momentaufnahme: August 2025

Momentaufnahme: August 2025

Herr Silencer im August 2025

Brbl Brbl Brbl

Wetter: Anfang des Monats mit um die 15 Grad kühl und sehr, sehr nass. Nach einigen Tagen mit Sonne und wärme gleiten die Temperaturen weiter in Richtung Herbst, wir sprechen von Morgens 4 und Mittags 13 Grad. Letzte Woche dann plötzlich wieder schwül, aber es lässt sich nicht leugnen: Die ersten Blätter fallen und es riecht nach Herbst.


Lesen:

Sebastian Fitzek: Der Augenjäger
Unmittelbar nach den Ereignissen von Teil 1: Alexander Dingsbums ist tot, der Augensammler auf freiem Fuß und nun ist auch noch ein neues Monster unterwegs: Ein Mann trennt Frauen die Augenlider ab, dann vergewaltigt er sie und lässt sie wieder frei. Die so traumatisierten Frauen können nie wieder schlafen und bringen sich nacheinander um. Der Täter wird gefasst, muss aber mangels Beweisen freigelassen werden.

Das blinde Medium aus Teil dem Vorgängerband wird in die Sache hineingezogen, und prompt droht ihr der Täter damit, sie wieder sehend zu machen und dafür zu sorgen, dass sie nie wieder NICHT sehen kann.

Ach, hm. Vielleicht liegt es daran, dass ich das hier nicht am Stück gelesen habe, aber ich mag die Story nicht. Jedes Ereignis ist einen kleinen Ticken zu sehr drüber, und das muss dann mit seitenlangen Erklärungen wieder eingefangen werden. Schwächer als Teil 1, sehr blutig und irgendwie nicht meins.


Hören:


Sehen:

Walk the Line – Die große Johnny-Cash-Show [Gandersheimer Domfestspiele]
Die Lebensgeschichte von Johnny Cash. Allerdings nicht als große Show, sondern als kleines drei-Personen-Stück. Ein Moderator erläutert in einer episodischen Erzählung die Stationen im Leben von Cash, eingeflochten sind kurze Spiel- und Gesangsszenen. Hat mich nicht bewegt, und schon gar nicht mitgerissen.

Ein Sommernachtstraum [Gandersheimer Domfestspiele]
Im Wald vor Athen, in den Nacht vor einer Hochzeitsfeier, richtet der Kobold Puck seltsame Dinge an.

Okay, DAS ist mal eine tolle Produktion. Zum ersten Mal habe ich die vier komplexen Handlungsstränge wirklich verstanden. Das liegt vor allem daran, dass die Domfestspiele um 22:00 Uhr enden müssen und deshalb nur zwei Stunden Zeit haben. Die starke Verkürzung des Stoffs (der normalerweise dreieinhalb bis vier Stunden auf der Bühne braucht) führt dazu, das die verwobene und komplexen Handlungsfäden viel besser verständlich sind.

Die Inszenierung ist fantasievoll, hier ist an jeder Ecke die Kreativität des Teams zu spüren. Netter Kniff: Viele Charaktere haben einen Genderswap erfahren, und konsequent treten alle Männer in Frauenkostümen auf und umgekehrt. Das stört nie, und ist eine nette Umkehr.

Cabaret [Gandersheimer Domfestspiele]
Ein amerikanischer Schriftsteller stolpert in das Berlin der frühen 1930er und verliebt sich in eine Cabaret-Tänzerin. Zur Miete wohnt er bei Fräulein Schneider. Die alte Jungfer scheint ihr Glück mit einem jüdischen Obsthändler gefunden zu haben, aber dann beginnt der Aufstieg der NSDAP.

Ich wusste vorher nichts über das Stück, außer, das Liza Minelli in der 1972er Verfilmung mitspielte. Erwartet hatte ich Showgirls in Las Vegas, stattdessen geht es im Kern um eine sehr ernste Geschichte über die Folgen von Faschismus und von Angst. Star der Inszenierung ist nämlich für mich klar die Figur des Fräulein Schneider, die sich das langersehnte Glück versagt, weil sie Angst vor Veränderung und Oppression hat. Toll gespielt, schön inszeniert, bitterer und aktueller Stoff.

Paddington in Peru [2024, BluRay]
Paddingtons Tante Lucy geht es nicht gut! Da der Brexit-Bär gerade seinen neuen (blauen!) Reisepass erhalten hat, jettet er nach Peru – und trifft dort auf Dampfschiffahrtskapitän Antonio Banderas, singende Nonnen und Waldgeister.

Herzallerliebst und Grundgut, das sind die Werte, die die Realverfilmungen aus den Büchern rübergerettet haben. Das kann man ihnen gar nicht hoch genug anrechnen, gerade bei den vielen Slapsticksequenzen muss die Verlockung bestanden haben in Plattitüden oder Pipikacka-Humor abzugleiten. Nicht so Paddington, der bleibt Gentleman.

Final Destination Bloodlines [2025, BluRay]
1969 stürzt ein Aussichtsturm ein und reisst hunderte Menschen in den Tod. Also, fast – eine junge Frau hat eine Vorahnung und verhindert das Unglück, womit sie dem Tod in die Quere kommt. Der hat nun alle Hände voll zu tun, um all diejenigen zu holen, die eigentlich bei dem Unglück hätten sterben sollen. Weil das Jahre dauert, bekommen die Überlebenden Kinder, die es nach dem Plan des Tods auch nicht geben dürfte und die nun ebenfalls Opfer einer unglücklichen Verkettung bizarrer Umstände werden müssen.

Ach, Final Destination! Ich mag diese Filmreihe ja, die Anfang der Zweitausender fünf Filme hervorbrachte und 2011 mit einem schönen Loop abschloss.

Die Grundprämisse ist dabei stets gleich: Menschen, die eigentlich sterben sein sollten, überleben durch eine Vorwarnung. Das mag der Tod gar nicht, der sie im Nachgang zu erwischen versucht, meist durch unnötig komplizierte Unfälle nach Art einer Rube-Goldberg-Maschine. Das ist häufig sehr interessant inszeniert und war seinerzeit prägend – meine Generation fährt nicht freiwillig hinter einem Holztransport her, und das liegt an Final Destination!

Nun, nach 14 Jahre, der sechste Teil. Der ist extrem clever geschrieben, sehr blutig und macht trotz des sehr schlechten CGIs einfach großen Spaß.


Spielen:

Mafia. The Old Country.
Sizilien im Jahr 1904. Die ersten Autos rollen über buckelige Schlaglochpisten, die Elektrifizierung beginnt und in der Ferne grollt der Ätna. Das bemerkt auch Enzo, der als Sklave in einer Schwefelmine schuften muss. Als er flieht, findet er unerwartet Schutz auf dem Weingut der Familie Torrisi. Enzo steigt in der Gunst des Familienoberhaupts, und bald erledigt er Aufträge der etwas anderen Art und wird selbst teil der “Ehrenwerten”. Doof nur, das nicht nur die Spannungen mit anderen Familien auf Sizilien steigen, Enzo verliebt sich zu allem Überfluss auch noch in Isabella, der Tochter des Don Torrisi.

Au was für ein feines Game. Gerade mal 12 Stunden lang und straff inszeniert, wie eine gute Serie. Zwar ist ein Teil Siziliens wirklich so fotorealistisch modelliert, dass es schon eine Freude ist durch die Weinberge und Zitronenhaine zu streifen und dabei zuzusehen, wie das Abendlicht durch das Blätterdach filtert, aber(!) das ist keine Open World – und das ist gut so!

Statt die Karte mit optionalen Aktivitäten vollzustopfen, konzentriert sich “The Old Country” auf seine Geschichte. Die ist gut geschrieben und dank Motion Capturing auch hervorragend eingefangen – meine Güte, Don Torrisi wirkt selbst in freundlichen Szenen immer latent bedrohlich, das muss man erstmal hinbekommen. Inszenierung und Story machen, dass man darüber hinweg sieht, dass das Gameplay sehr, sehr simpel ist. Entweder gibt es Schleichsequenzen, die dank dummer KI angenehm unkompliziert sind, oder es gibt Deckungsshooter-Passagen, oder man fährt ein geskriptetes Rennen oder macht ein Messerduell- mehr Abwechselung gibt es nicht.

Das ist aber nicht schlimm, im Gegenteil. “Old Country” spielt sich erfrischend kurzweilig, gerade weil es kein unnützes Fett hat. Das war sicher nicht so geplant. Die Welt hat eine Größe und Detailliertheit und besitzt Reste von Funktionen, die erahnen lassen, dass der ursprüngliche Scope viel größer war und dann zurückgefahren wurde. Das gilt leider auch für die Geschichte, die manche Schleifen aufweist, die offensichtlich nicht auserzählt sind und die einen noch größeren Impact gehabt hätten. Aber nun – “Old Country” ist ein sehr launiges und kurzes Game, dass genau deswegen auch nur zur Hälfte eines Vollpreistitels verkauft wird und sich definitiv lohnt.
Ach was, es lohnt sich schon, weil man durch die Oper von Palermo laufen kann!


Machen:

  • Ein Badezimmer abreißen und Dinge Entrümpeln
  • Sehr viel arbeiten
  • Das Blog hier entgültig umziehen
  • Sehr müde sein

Neues Spielzeug:

Ein GluePen. Das ist eigentlich nur eine Heißklebepistole, aber eine extrem clevere: So klein und leicht, dass man sie wrklich wie einen Stift halten kann. Mit der roten Taste appliziert man punktgenau den Klebstoff fahin, wo er hinsoll. Lässt man die Taste los, schlürft der Stift den Rest wieder ein – da tropft nichts, und Fäden zieht es auch weniger. Gamechanger ist das fehlende Kabel, der eingebaute LiOn-Akku heizt das Ding binnen 10 Sekunden auf Betriebstemperatur. Die Heißklebestifte gibt es auch mit Glitzer und farbig, für mich sind nur drei Sorten relevant: “Extra Stark”, “Transparent” und “Kunststoff”. Lustiges kleines Teil.

Witzig: Mein Vater unterstellte mir als Kind immer, ich würde ja alles mit Heißkleber basteln. Das lag daran, dass er mir nie beigebracht hat, wie man Schrauben benutzt oder anders Verbindungen herstellt. Der GluePen ist nun meine erste Heißklebepistole seit über 40 Jahren.


Ding des Monats:

Bosch GBH 18V-26F
Ein Boschhammer. Nicht der größte, aber auch nicht das kleinste Modell der 18V-Akkuserie und schon mit genug Schlagenergie zum Meißeln und Stemmen. Gekauft hatte ich den schon vor einiger Zeit, aber bislang nie richtig zum Einsatz gekommen – weil ich erst später gelernt habe, das die Wände meiner Mietwohnung aus einem Hohlstein bestehen, bei dem man nicht schlagbohren darf, weil er sonst im Inneren zertrümmert wird.

Nun standen und stehen ganz andere Sachen an, und man, dass Ding kann was. Die Carbidbeschichten Bohrköpfe haben vor Stahlbeton keine Angst und bohren auch durch die Armierung, und alte Fliesen wegstemmen geht damit so einfach wie Schorf abpulen.

Besonders schön: Die Absaugung, die ein kleiner Aufsatz ist. Einfach aufstecken, und schon läuft beim Bohren ein eigener Staubsauger mit und hält die Wohnung sauber.

Ebenfalls fein: In der LBoxx lag noch ein Wechselbohrfutter, damit passen neben SDS auch normale Rundbohrer.


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Quiet Earth

Quiet Earth

Ist gerade etwas ruhig hier. Das liegt an zwei Dingen:

1. Ich habe gerade einen Arsch voll Arbeit, entschuldigen Sie mein Französisch, sowohl Job als auch Privat. Wir reden hier von 12 Stunden Arbeitstagen, aktuell sechs bis sieben Tage die Woche, und wenn ich nicht mehr aus den Augen gucken kann geht es los mit Privatgedöns. Alle Sachen haben gemein, dass sie gleichzeitig erledigt werden müssen, Aufschub nicht möglich.

2. WordPress.com ist ein Arschloch (Sorry). Das Blog hier ist ja vor einem Jahr von der gehosteten Plattform wordpress.com auf einen eigenen Webspace umgezogen und ARGH das waren Schmerzen! Man verlässt WordPress.com nämlich nicht einfach so. Man kommt da nämlich an seine Daten nicht ran, nicht per FTP und auch nicht mit einem schlauen Umzugsplugin, das darf man nämlich nicht installieren. Nur einen ranzigen XML-Export gibt es, und der STINKT.

Wenn man nämlich versucht ein Blog in der Größe von silencer137.com umzuziehen, kackt (entschuldigung) der völlig ab und produziert Dutzende XML-Files, die nicht nur so groß sind, dass man sie nicht ohne Timeout wieder irgendwo importieren kann, nein, ER VERÄNDERT AUCH DIE ORDNERSTRUKTUR, VERGISST MEDIEN UND SCHREIBT NICHT ALLE LINKS UM.

So kam es, dass ein Teil der Bilder nicht umgezogen sind, sondern nach wie vor von silencer137.wordpress.com eingebunden wurden. Ich habe das nicht gemerkt, bis zu dem Zeitpunkt, als ich das alte Blog abschalten wollte. Zack, Bilder weg. Arschloch. (Verzeihung).

Jetzt also mal einen cleveren Entwickler engagiert, der nachgeguckt hat, wie schlimm es eigentlich wirklich ist. Stellte sich raus: Rund 1.800 Bilder fehlten oder waren nicht oder falsch zugeordnet. Das sind zwar “nur” fünf Prozent der insgesamt 40.000 Bilder und Filme hier im Blog, aber auch zu viel, um alles per Hand nachzutragen.

Weiteres Problem: Weil der verfickte (Pardon) WordPress-Export die Monatsordner verwürfelt hatte, ließ sich der Kram auch nicht einfach durch Umschreiben der Links in der Datenbank beheben. Stattdessen musste ein cleveres Skript geschrieben werden, das anhand des Jahresordners und des Dateinamens nach Bilddateien suchte und dann die Link entsprechend anpasste.

Das Skript auszutüfteln hat ein paar Tage gedauert, in der Zeit konnte ich hier nichts mache. Am Ende lief der Upload der neuen, verbesserten Datenbank in Beschränkungen des Hosters rein, aber NUN hat endlich alles geklappt. Lediglich 288 Bilder fehlen noch, die muss ich per Hand nachtragen. Und die Trailerfilme sind aktuell nicht verlinkt. Aber das kann ich alles mal irgendwann per Hand nachtragen.

Wenn ich mal Zeit habe.
Falls ich mal Zeit habe.

Momentaufnahme: Juli 2025

Momentaufnahme: Juli 2025

Herr Silencer im Juli 2025

“La Gente che ha una vita riconosci subito. Non ha il tempo di rompere i coglioni agli altri”
(“Menschen, die ein Leben haben, erkennt man sofort. Die haben nämlich keine Zeit, anderen auf die Eier zu gehen”)
– Giuliettas Mamma.

Wetter: Anfang des Monats sehr extrem heiß, mit bis zu 38 Grad. Ab der dritten Woche Regen und um die 15 Grad, letzte Woche bedeckt und ebenfalls kühl mit 13-20 Grad.


Lesen:

Sebastian Fitzek: Der Augensammler
Eine Mutter nach der nächsten wird ermordet, und ab dem Auffinden der Leichen läuft ein Countdown: 45 Stunden, dann sterben auch ihre Kinder. Ex-Polizist und jetzt Journalist Alexander Dingsbums bekommt Besuch von einer blinden Frau, die behauptet, sie habe nicht nur Kontakt mit dem Serientäter, sondern durch Berührungen auch Visionen seiner Taten empfangen. Da gerade wieder ein Countdown läuft, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Wieder ein typischer Fitzek: Hochspannend, Story-Driven, alle paar Seiten eine neue Wendung, Charaktere eher meh. Wirkt stellenweise wie aus der Millennium-Reihe von Stieg Larsson. Wieder fast am Stück weggelesen. Zwischendurch gibt es Szenen, die direkt aus einem “Saw”-Film stammen könnten. Ich mag die, ist aber nicht für jeden.


Hören:


Sehen:
Diesen Monat mit einem 7-Tage-Paramount+ Probeabo. Gratis, hat aber mit krass viel Werbung genervt.

Legende [1985, Bluray]
Der Herr der Finsternis will selbige über die Welt bringen. Dazu muss er das letzte Gute auf der Welt töten: Zwei Glitzereinhörner, die durch einen Märchenwald galoppeln. Prinzessin Lilyfee beauftrag Tom Cruise das zu verhindern.

Ich hatte den Film als “da läuft ein 16jähriger Tom Cruise ohne Unterbuchs´ durch den Wald” abgespeichert und wollte den nie sehen. Ein Fehler!

Meine Güte, ist das ein toller Film! Ridley Scott brauchte nach Blade Runner (1982) wohl einen Genrewechsel. Seine Fantasywelt bietet ähnlich opulente Bilder wie die Replikanten-Dystopie. Bei vielen Szenen frage ich mich, wie das ohne CGI überhaupt gedreht werden konnte.

Wobei hier alles over the Top ist: Hier funkeln und schimmern die Guten, während die bösen Schergen schwitzen und sabbern. Unglaublich ist aber die Maske von Tim Curry als Finsternis, eine Mischung aus Gremlin und Hellboy – ich habe noch nie einen so beeindruckenden Teufel gesehen! Das die Story an sich banal ist, merkt man ob der Opulenz der Bilder kaum.

Die Naivität muss man der Handlung letztlich nachsehen. Die Filme aus der Zeit – egal ob “Der dunkle Kristall” oder das von mir sehr geliebte “Labyrinth” – sind alle so simpel gestrickt.

The Sandman, Season 2 [Netflix]
Dream of the Endless, the Lordshaper, Morpheus – der Herrscher des Traumreichs hat viele Namen. Seit das erste Wesen begonnen hat zu träumen gibt es ihn, nur seine Schwester Death und sein Bruder Destiny sind älter als er. Stoisch erfüllt er seine Pflichten, seit Äonen, aber genau dieses Pflichtbewusstsein wird zu seinem Untergang führen.

Was geschieht, wenn die Hölle plötzlich schließt? Kann es ein Akt der Gnade sein, das Blut seiner Familie zu vergießen? Was hat es für Folgen, wenn die Verkörperung der Zestörung plötzlich keine Lust mehr hat seinem Job nachzukommen? Was tut man 3.000 Jahre lang, wenn einem der Körper abhanden gekommen ist und man nur noch ein lebendiger Kopf ist?

Diese und andere Fragen beantwortet die zweite und letzte Staffel von “Sandman” und nutzt dabei, genau wie die 2.000 Seiten umfassende Graphic-Novel-Vorlage, eine anthologische Erzählweise. Jede Geschichte für sich ist faszinierend, alle zusammen bilden einen übergreifenden Handlungsbogen. Folgen 1-6 sind dabei abgeschlossene Geschichten, Episoden 7-11 konzentrieren sich stark auf Dream.

Das ist wieder exzellent geschrieben und im wahrsten Wortsinn traumhaft gefilmt. Man kann in dieser Serie an einer beliebigen Stelle auf “Pause” drücken, einen Screenshot machen und das Ergebnis ausgedruckt an die Wand hängen, es wird wirken wir ein Gemälde. Every Frame a Picture.

Sehr, sehr toll – und das in 11 kurze Folgen fast alle Bücher, beginnend ab “Seasons of Mist” über “The Kindly Ones” bis hin zu “The Wake” enthalten sein können, hätte ich nicht für möglich gehalten. Eine Bonusepisode enthält sogar noch “The High Cost of Living” mit einer Story um Death. Das war als Buch eher meh.

Star Trek Discovery, The final Season [2024, Bluray]
900 Jahre nach Picard: Die Discovery entdeckt Spuren der Progenitoren, der Spezies, die laut “Next Generation” für alles Leben im Universum verantwortlich sind. Es beginnt eine Schnitzeljagd nach Hinweisen auf deren Standort und ein Wettlauf gegen die Breen.

Man kann und muss “Discovery” viel vorwerfen: Schlechte Drehbücher, Plotholes so groß wie eine Subraumspalte und eine unerträglich overactende Hauptdarstellerin, die immer so aussieht, als ob sie gleich anfängt zu heulen.

Als die Serie 2017 startete, war sie vor allem ein radikaler Bruch mit bisherigen Star-Trek-Gewohnheiten. “Monster of the Week”-Folgen gab es nur noch in Ausnahmefällen, stattdessen konzentrierte sich “Discovery” auf einen Handlungsbogen über eine gesamte Season, wie ein 13 Stunden langer Spielfilm. Dabei fokussierte man nicht mehr auf ein klassisches Ensemble um eine Brückcrew, sondern auf eine Person, die dann leider oft wie Space-Jesus wirkte. All das führte dazu, das ein ordentlicher Teil der Hardcore-Trekker “Discovery” bis heute inbrünstig hasst.

Aber: Gerade WEIL Discovery ganz anders war und sehr mutig alles über Bord beamte, was klassisches “Trek” war, hat es das Franchise grundlegend erneuert. Wäre “Strange New Worlds”, eine klassische Raumschiff Enterprise-Serie, als erstes an den Start gegangen, hätten viele gegähnt und gesagt: “Ach guck, sie machen GENAU das selbe wie in den letzten 50 Jahren, laaaangweilig!” Erst durch das radikale Anderssein hat Discovery Serien wie SNW (das ein Spin-Off von Discovery ist) überhaupt ermöglicht.

Ich persönlich hatte einen gemischten Start mit Discovery. Ich mochte die Prämisse der Show nicht zeitlich VOR Kirk angesiedelt zu sein, denn ich wollte endlich wissen wie es NACH “Next Generation” weiterging.

Die erste Staffel krankte zudem an schlechten Designs (diese Klingonen!), seltsamen Ideen (ein Warpantrieb auf Basis von PILZEN?!) und holperiger Erzählung. Trotzdem mochte ich ich die Story, war beeindruckt vom Production Value und den Tricks und bewunderte den Mut des Writing Rooms was Plot-Twists anging.

Staffel zwei machte dann ein spannendes Mysterium auf und ballerte am Ende die Discovery 900 Jahre in die Zukunft, und damit nicht nur in eine Zeit nach TNG, sondern auch nach dem Ende der Sternenflotte. Spätestens jetzt war ich hooked und verfolgte jede neue Episode. Die waren mal besser, mal schlechter, aber in Summe kam auf jedes schlechte Drehbuch drei gute.

Nun also die fünfte und letzte Season, und die ist wirklich sehr gut geschrieben und umgesetzt. Die anderen Charaktere bekommen etwas mehr Raum, die neue “Nummer 1” ist ein hervorragender Knurrhahn mit einer echten Entwicklung, und das Ende ist befriedigender als manche der vorherigen Staffeln.

Ich hatte viel Freude mit “Discovery”. Die BluRay-Box mit der ganzen Serie bietet exzellentes Bild und tollen Ton, leider ist die “Short Treks”-Anthologie nicht dabei. Schade, zeigt doch der Kurzfilm “Calypso”, wie es nach dem Ende der Show mit der Discovery weiter ging.

Section 31 [2025, Paramount+]
Michelle Yeoh ist die Ex-Imperatorin des Spiegluniversums von “Discovery” und gestrandet in unserem Universum. Als eine seltsame Waffe auftaucht, wird Yeoh von Section 31 rekrutiert, jener geheimen Organisation, die immer dann tätig wird, wenn die Sternenflotte sich nicht die Hände schmutzig machen will.

Dieser Film ist Schmutz. Alles hier ist schlecht. Soll wohl eine Art “Mission Impossible” oder so sein, aber das Ding ist reiner Dreck. Schlimmer Plot, mit Ausnahme von Michelle Yeoh und Jamie Lee Curtis (?!) schlechte Schauspieler, dazu schlechte Tricks, billige Sets, verwackelte Kamera und keinerlei durchgehende Handlung. Das Ganze ist eine episodenhafte Aneinanderreihung von schlechten Actionsequenzen. Warum man die im Schnitt dann auch noch völlig zersägt, was die eigentlich coolen Choreos und die Kampfkunst von Michelle Yeoh auch noch schlimm aussehen lässt, weiß man nicht.

“Section 31” benimmt sich tonal in fast jeder Szene anders (und nie gut), und wenn ich eine Vermutung äußern darf: Hier wurde versucht eine Miniserie zu drehen, die in der Qualitätskontrolle so dermaßen durchgefallen ist, dass man die einzelnen Episoden runtergekürzt hat auf die Actionsequenzen und die einfach hintereinandergeschnitten hat. Eigentlich hätte man alles wegwerfen und von der Steuer absetzen müssen, aber vermutlich hätten dann bis in alle Ewigkeit die Star Trek-Fans á là “Release the Snyder Cut” rumgeheult.

Mobland [2025, Paramount+]
Die Harringtons sind eine schreckliche Familie und alles andere als nett. Von ihrem Landsitz in den Cotswolds aus lenkt Patriarch Pierce Brosnan die Gangstergeschäfte in London, immer unterstützt von seiner Frau Helen Mirren und seinen ehelichen und unehelichen Kindern und Enkelkindern. Erzfeind der Harringtons ist eine andere Londoner Verbrecherfamilie, und als deren Sohnemann verschwindet, beginnt ein Krieg. Mittendrin: Tom Hardy, der stoische Fixer der Harringtons, der ein Problem nach dem nächsten abräumen muss.

Wollte ich gar nicht gucken, blieb dann nach einer Empfehlung von Bernd Sträter doch dran hängen. Das lag natürlich an den großartigen Schauspielern: Tom Hardy ist ein resigniert-cooler Badass, die 80jährige Helen Mirren hat sichtlich Spaß an ihrer Rolle als Giftspritze und Gangsterqueen, und der 72jährige Pierce Brosnan ist zwar immer noch kein guter Schauspieler, darf hier aber mal ein wenig ausrasten und versuchen furchteinflößend zu gucken.

Das ich die Serie mag liegt auch an London, wo die “Mobland” von Herbst 2024 bis Februar 2025 gedreht wurde.

Die Handlung ist für die 10 Episoden mal wieder zu dünn. Nach einem interessanten, Guy-Ritchie-mäßigen Auftakt folgen leider etliche Episoden die sich wie Füllmaterial anfühlen, dann geht es ab Folge 6 aber richtig krass los.

Leider gibt es tonal kaum einen Fokus. Beginnt das ganze als Murder-Mystery, fühlt sich die Serie im Mittelteil an als wäre sie gerne ein zeitgenössisches Game of Thrones, um am Ende sogar Ausflüge in die Regionen des Folter-Porns zu machen und mehr absurde Wendungen aufzufahren als ein Fitzek-Roman.

Das Ende ist leider gänzlich unbefriedigend und schreit nach einer zweiten Staffel, und auch das wirkt angeflanscht und falsch.

Nicht falsch verstehen: Ich hatte SEHR viel Spaß an der Serie, sehe aber leider die Einflüsse eines Streaming-Studios, das aus einer guten Geschichte wieder nur stundenlangen und verwässerten Content gemacht hat und sich alle Türen offenhält. “Mobland” hätte als Film oder als konzentriertere und abgeschlossene 5-teilige Miniserie intensiver funktioniert.


Spielen:

Keine Zeit dafür.


Machen:
Teurer Monat:

  • Auto durch große Inspektion
  • V-Strom neue Reifen, Kettensatz, Bremsbeläge hinten, Öl
  • Ausstattung und Werkzeug

Neues Spielzeug:
Ein Linienlaser für Bauarbeiten. Schon cool, er hilft nicht nur bei der exakten Ausrichtung von z.B. Fliesen, er verwandelt auch das eigene Wohnzimmer in ein Holodeck.


Ding des Monats:

Bosch GAS 18V-10
Ist der NIEDLICH! Und er sieht aus wie ein kleiner Saugdroide! – das war meine erste Reaktion auf den Akku-Werkstattsauger von Bosch.

Die kompakten Abmessungen täuschen, der kleine Staubsauger hat eine wirklich gute Saugleistung. Er steht der teuren Haushaltsstaubsaugern m.E. nicht nach, lässt sich allerdings nicht regeln – an oder aus, mehr Einstellmöglichkeiten gibt es nicht.

Dafür läuft er länger als die Akku-Haushaltsgeräte. Er wird mit den 18V Werkzeugakkus von Bosch Professional betrieben und kriegt aus den Standardakkus pro Ah ca. 4 Minuten Laufzeit heraus. Der GAS (“Gewerblicher Absauger”) saugt Staub und Späne genauso wie er Flüssigkeiten wegschlürft.

Die Teppichdüse ist sehr schmal, es passen aber die Standard-Düsen anderer Staubsauger auf das 35mm-Saugrohr. Ebenfalls passt das Bosch Click&Clean System dran, damit lassen sich Werkzeuge absaugen.

Das Gerät ist nicht nur kompakt, es ist auch sehr leicht – man kann es sich mit dem mitglieferten Schultergurt auch über die Schulter hängen und damit easy Treppenhäuser saugen. Zum Transport oder zur Lagerung lässt sich das ganze Zubehör ganz platzsparend am Gerät befestigen, bis alles zusammen nur noch so groß ist wie ein Putzeimer.

Der Sauger hat einen Klasse L-Filter und braucht keine Staubbeutel oder ähnliches, einfach den 10-Liter-Behälter ausleeren und ab und zu den Filter ausklopfen/auspusten reicht.

Das Beste aber ist: Er ist supergünstig. Ich habe meinen als Retoure gekauft und unter 100 Euro bezahlt, Neu kostet er um die 120 Euro.

Der kleine Bosch hat in meiner Wohnung den großen Kärcher Staubsauger abgelöst, der in den echten Baustelleneinsatz übergeht.


Archiv Momentaufnahmen ab 2008

Tanken verboten!

Tanken verboten!

Tanken mit dem Mopped.

Die einen steigen ab, heben den Ride auf den Hauptständer und halten dann den Rüssel rein, andere stellen sie auf den Seitenständer und lassen dann laufen.

Die dritte Methode ist die, die auch ich bevorzuge: Dicht an die Zapfsäule ranfahren und während des Tankvorgangs auf der Maschine sitzen bleiben. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen kann ich von oben genau sehen wie voll der Tank ist. Zum anderen bekomme ich, anders als auf dem Seitenständer, die maximale Menge rein.

Am Wichtigsten aber: In der Regel ist die Maschine gut bepackt, und dann bekomme ich sie einfach nicht auf den Hauptständer gehoben (Das liegt zum Teil an fehlender Größe und Kraft, aber auch am Ständer selbst. BMW-Hauptständer haben eine bessere Hebelwirkung als die von Suzuki). Also bleibe ich drauf sitzen und steige erst ab, wenn ich fertig getankte habe.

Einigermaßen irritiert hat mich dann dieser Aufkleber an der örtlichen Shell-Station. Keine Ahnung, wie lange der da schon klebt.

Ich habe den erstmal ignoriert und wie üblich im Sitzen getankt, das hat niemanden geschert. Das ist aber nicht überall so, es gibt im Netz Berichte von Leuten, die von den Tankwarten angepflaumt wurden und ernsthaft absteigen mussten.

Aber warum denkt sich Shell überhaupt so eine Regel aus? Haben die Angst, das man mit dem Benzin rumplörrt und es in Kontakt mit dem heißen Motor kommt und man sich selbst anzündet? Also DAS Risiko gehe ich ein, ich bin ja kein Amerikaner.

Oder hat Shell Angst, dass man mit dem Mopped umfällt? In dem Fall: Danke für die Fürsorge, aber die Gefahr ist für mich VIEL größer, wenn ich versuche, ein beladenes Motorrad auf den Hauptständer zu wuchten. DANN laufe ich Gefahr sie umzuwerfen. Und wenn es mir doch gelingt, bekomme ich die Maschine im schlimmsten Fall nicht mehr davon runter. Dann sitze ich auf der großen Suzuki und zappele hilflos mit den Beinchen.

Nee, nee, so einen Stress brauche ich nicht, also bleibe ich schön während des Tankvorgangs im Sattel. Falls Shell jemals auf die Idee kommt ihr Verbot flächendeckend durchzusetzen, kommt das für mich einem Tankverbot gleich. Finde ich aber jetzt nicht so schlimm – in der Regel gibt es auch andere Tankstellen in Reichweite, und die ziehen sich nicht absurde Regelungen aus dem Hintern.

Das Sterben der Motorradwerkstätten

Das Sterben der Motorradwerkstätten

Ich bin traurig.

Der geniale Suzukihändler, der es geschafft hat mir vor allen anderen eine V-Strom 800 zu besorgen, schließt. Nicht, weil sich der Laden nicht mehr lohnt – er verkauft immer noch ganz okay Neufahrzeuge, richtiger Umsatzbringer ist aber die Werkstatt. Die ist wirklich gut, nicht umsonst lässt die Polizeistaffel vor Ort ihre BMWs dort warten.

Nein, der Laden schließt, weil es keine Nachfolge gibt. Der Händler selbst ist 72 und so langsam bereit für den Ruhestand, und trotz jahrelanger Such möchte niemand den schmucken Laden und die super Werkstatt übernehmen. Das ist wirklich, wirklich schade, denn hier hatte ich vom ersten Moment das Gefühl, dass die Leute mit Leib und Seele und vor allem mit Herz bei der Sache waren. Hier wollte man nicht auf Teufel komm´ raus etwas verkaufen, und als ich bei der Ausrüstung der V-Strom mal Unfug als Vorstellung hatte, wurde mir das auch direkt so gesagt.

Aber nun, nützt ja nichts – der Werkstattmeister, ein junger Mann in den Zwanzigern, will den Laden nicht übernehmen und hat sich wegbeworben, und damit ist Ende des Jahres Feierabend.

Das Sterben der kleinen Motorradhändler und -werkstätten ist sicher zum Teil ein hausgemachtes Problem. Viele haben über lange Jahre nicht ausgebildet und hatten deshalb auch gar keine Möglichkeit, Nachwuchs zielgerichtet als Nachfolger aufzubauen.

Gleichzeitig wird die Ausdünnung des Händlernetzes aber auch von den Herstellern vorangetrieben. Die Vorgaben, wie ein Showroom auszusehen hat – also Größe, Farbgebung, Beleuchtung, Ausstattung – sind mittlerweile selbst bei den Japanern extrem. Hält man sich z.B. bei Kawasaki nicht daran, bekommt man schlechte Konditionen und entweder spät oder gar nie Maschinen, im schlimmsten Fall droht sogar Verlust der Händlerkonzession.

Im Schlimmsten Fall ist das Einhalten der Herstellervorgaben mit hohen Investitionen, bis hin zum Neubau eines Gebäudes, verbunden. Das können und wollen sich nicht alle leisten.

Andere Hersteller entziehen gezielt ihren Händlern die Zulassung oder drängen sie zur Aufgabe – Ducati scheint darin gerade ganz groß zu sein. Ob zugunsten ihrer Flagship-Stores oder um die Leute zu Online-Bestellungen zu pushen, weiß ich nicht. Ich weiß nur: Das ist Kurzsichtig. Flagshipstore hin oder her, wenn bei der Übergabe das Seidentuch von der neuen Maschine gezogen wurde und der Sekt getrunken ist, wünscht man sich doch eine Werkstatt, die nicht eine Tagesreise weit weg ist.

Für meine V-Strom bin ich jetzt immer eine Stunde und bis hinter Kassel gefahren, wo der Suzukimann saß. Jetzt, wo er aufgibt, muss ich noch weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen.

In Göttingen (immerhin 125.000 Einwohner) gibt es schon lange nur noch eine einzige Werkstatt, und die nimmt mittlerweile keine Neukunden mehr an und macht keine neuen Suzukis.

Aber so ändern sich die Zeiten. Der Suzukihändler erzählte, wie er als Mittzwanziger, also in den 80ern, von den Herstellern umworben wurde, die ein möglichst dichtes Vertriebs- und Werkstattnetz wollten. Als er sich dann für Suzuki entschieden hatte, wurde er weiter hofiert – große Events und Partys von Suzuki für seine Händler fanden alle halbe Jahr statt, und alle paar Jahre wurden alle zum Firmensitz eingeladen, nach Japan geflogen und durften dort in Luxushotels übernachten, wenn sie nicht gerade in Bentleys durch die Gegend gefahren wurden. Kein Witz, er hat mir vergilbte Fotos davon gezeigt.

Aber genau diese Händler, die in den 80ern angefangen haben und damit zur Boomer-Generation gehören, brechen nun weg und werden nicht ersetzt bzw. die Nachfolge völlig unattraktiv gemacht.

Ein dichtes Händler- und Werkstattnetz, das galt damals als Schlüssel zum Erfolg. Hat sich diese Weisheit tatsächlich binnen weniger Jahrzehnte überholt? Oder ist das Herstellergewollte Händlersterben doch nur eine kurzsichtige Strategie von Konzern-BWLern und Marketingpfeifen ohne Ahnung von der Praxis, und in wenigen Jahren fällt ihnen das auf die Füße?

Ich bin gespannt. Aber vor allem bin ich: Traurig.