Wahnsinn Brückentag
Wenn mitten in Göttingen ein unheiliger Feiertag hockt, kichert auch der Brückentag irre vor sich hin und reibt sich die Hände.
Dazu hat er allen Grund: gleich hat ER die MACHT.
Das Gleichgewicht verschiebt sich zu Gunsten des Bösen.
Der Brückentag weiß das und freut sich Blähungen in den Bauch. Er nutzt sein ganzes Können, um in der Stadt ein Vakuum zu erzeugen.
Er weiss genau: die Tore werden sich öffnen, die Prophezeiung wird sich erfüllen.
Die paar verbliebenen restnormalen Menschen, die nicht in den Kurzurlaub entflohen sind, können nichts, aber auch gar nichts dagegen unternehmen.
Bereits am Vorabend des ach-so-harmlosen Feiertags füllt sich die Lieblingskneipe, in der sonst gehaltvolle Gespräche über den Unsinn des Seins, Kantsche Vernunft und den alltäglichen Wahnsinn stattfinden, wie von Zauberhand mit 14jährigen, die an ihrer Cola-Light nippen und behaupten, dass da auch Whiskey drin sei. Diskussionen über das Outfit von der Model-Blinse-mit-den-großen-Tüten und blöde MatheleherInnen sind die Folge, die Streitigkeiten führen dann gelegentlich am nächsten Tag zu Krawallen.
Man/frau kann sich da nur fragen, wo um Himmels Willen eigentlich diese ganzen Kinder herkommen.
Nun, normalerweise verstecken die sich das ganze Jahr über in finsteren Mauernischen und in weiten Teilen der Göttinger Kanalisation, dämmern Rethalinbetäubt der Zeit entgegen, wenn ein eigener Führerschein die Flucht aus Göttingen endlich in greifbare Ferne rücken lässt.
Aber der bevorstehende Brückentag saugt sie aus ihren Verstecken, ins Zentrum des Vakuums.
Am Brückentag selbst wird es noch ärger: die Pforten zur Hölle bzw. zum Umland öffnen sich, die dort AnsässigINNen machen wie ferngesteuert in die Großstadt Göttingen rüber.
Wenn sie aus ihrer Trance erwachen, ist es auch schon zu spät: da sitzen sie benommen am Steuer ihrer Fahrzeuge mit EIC- oder ESW-Kennzeichen und fragen sich verzweifelt, was zum Geier sie eigentlich mitten in diesem höllischen Stadtverkehr machen.
Die weitaus meisten sind den Belastungen der Rush-hour nicht gewachsen, die Reaktionen sind panisch und kollektiv: schnell werden die KFZ irgendwo in die Landschaft gestellt, bloß nicht weiterfahren, und das Heil und ein wenig Ablenkung in Form von Schaufenstergucken und Eisessen gesucht. Sind die Nerven soweit beruhigt, werden noch schnell ein paar alkoholhaltige Getränke im Biergarten hinterhergekippt, solcherart betäubt stellt man sich dann in den Stau gen Heimat. Da wird schön langsam dem Vordermann/ der Vorderfrau hinterhergefahren, und wenn die Himmelsrichtung wenigstens grob stimmt, gibt es auch keinen Grund die Umleitung zu nehmen – alles andere würde nämlich schon wieder zu Panikreaktionen führen.
Die verbliebenen KämpferInnen für Recht und Ordnung sehen sich an Brückentagen in der Stadt nur um, schütteln mit dem Kopf und versuchen sich einen Weg durch die Flut der Auswärtigen zu bahnen, die zombiegleich die Straßen verstopfen.
Wie schön wäre dagegen doch die Einsamkeit.
Aber die Hölle, das sind die Anderen – und der Brückentag.
All jenen, die meinen am “Tag der Arbeit” (an dem Niemand, außer den armen Dienstleistern, arbeitet) durch die Innenstadt toben und Menschen wie Eigentum in Schutt und Asche legen zu müssen, nur weil sie Langeweile haben und mit dem Wohlstandsarsch zu fett in der Sahne von Mama und Papa sitzen: erfüllt bitte diesen Wunsch.
Danke.