Indiana Jones 4: Review (Test & Preisvergleich)

Indiana Jones 4: Review (Test & Preisvergleich)

„Tomb Raider“, „National Treasure“, „Sahara“ – ich habe mir alles davon angeschaut, den Großteil mag ich sogar. Mir ist auch klar wo das herkommt: ich war immer auf der Suche nach dem authentischen Indiana Jones Feeling. Nach einem würdigen Nachfolger.

Und heute also die Fortsetzung der Kindheitsabenteuer? Das Original tritt noch einmal gegen all diese jungen, frischen Nachfolger an?
In „Indiana Jones und der bescheuertste Filmtitel aller Zeiten“? Was würde das werden, außer der Demontage eines Helden der Kindheit?

Indiana Jones ist einer meiner absoluten Kindheitshelden.

Ich war das, was man heute einen Fanboy nennt. Wörtlich genommen. Als ich den ersten Indiana Jones Film sehen durfte, war ich vielleicht neun Jahre alt. Ich hatte großen Spaß im Kino und liebte den Film auch später – je älter ich wurde, desto mehr Ebenen entdeckte ich.

Dann kam “Temple of Doom”, von dem ich zuerst das Buch las. Das war großartig, ich habe es immer und immer wieder durchgeschmökert.

Irgendwann durfte ich den Film sehen (war frei ab 16) – und befand: das ist NICHT Indiana Jones. „Temple“ ist ein schwachsinniger und doofer Film. Jeder erinnert sich in der Nachschau nur noch an “Affenhirn auf Eis” – kein gutes Zeichen. Und kein Vergleich mit dem großartigen “Raiders”.

Als “Crusade” 1989 in die Kinos kam war ich zarte 14 Jahre alt. Ich mochte den Film. Die Tricks waren unterirdisch, die Story so lala – aber Sean Connery und Harrison Ford machten ihn zu einem echten „Jones“, ganz in der Tradition von „Raiders“.

“Crusade” lief noch vor dem Fall der Mauer. Und jetzt eine Fortsetzung?
Der Fanboy in mir will die natürlich unbedingt sehen, der Erwachsene warnt: Das kann doch nur eine Beinahe-Katastrophe werden.

Ein klappriger Indy auf der Suche nach seinem Gebiss, Shia LaBoeuf als Wesley Crusher und über allem ein irrer George Lucas, der die Story kaputtgespielt hat. Ob sowas funktioniert hängt letztlich auch von der eigenen Erwartungshaltung ab.

Wenn in den letzten Tagen etwas über “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” zu lesen war, dann hautpsächlich Interviews mit Beteiligten. Oder was Harrison Ford am Buffet in Cannes gegessen hat.
Oder Verrisse.
Die generell mit Vorsicht zu genießen sind, weil der Jäger, der als Erster den Elefanten erlegt, Ruhm erntet. Gerade auf Popcorn-Filme lässt sich leicht eindreschen.

Vor dem Kinobesuch hatte ich eine Checkliste im Kopf, was passieren müsste um den Film für mich zur Katastrophe zu machen:
1. Der junge Sidekick führt sich auf wie Wesley Crusher
2. Die Besetzung tattert durch die Gegend und ist zu alt
3. Nackte Eingeborene machen so was wie in „Temple“
4. Spielberg wäre anzumerken das er keinen Bock hatte (was er oft genug betont hat)
5. Lucas hat die Story verpfuscht

Um es vorweg zu nehmen: der Film ist keine Katastrophe.
Keiner der Kill-Break-Punkte tritt ein.

Ganz im Gegenteil: Er ist echt, wirklich gut.

Wer ihn noch nicht gesehen hat möge jetzt bitte ins Kino gehen, alle anderen klicken weiter.

Lucas-Bashing
Fangen wir mit dem lustigen Teil an: was funktioniert nicht? Ganz einfach: Alles, bei dem George L. “der Bestimmer” sein durfte.

Was wollten wir immer sehen? Na klar: die Verfilmung des Adventures „Indiana Jones and the Fate of Atlantis“, seinerzeit vom Drehbuchautor Hal Barwood geschrieben. Das war GROßER, EPISCHER Stoff und würdiger Nachfolger des ganzen Christentums-Reliquien-Blödsinns,

Stattdessen nun Kristallschädel? Urgh.

Lucas sorgt für etliche Momente in denen der Film NICHT funktioniert. Zumindest vermute ich mal das es seine Schuld war, denn seine Handschrift ist unverkennbar – schlecht.

Immer wenn das Gespinst der Illusion dünn wird oder sich ein Loch in er Handlung auftut meint man Georg L. da durchgrinsen zu sehen. Nicht nur, dass Georgieboy sich auf den Kristallschädel als Plot Device eingeschossen hat – nein, er hat auch Drehbücher weggeschmissen, die Spielberg und Ford übereinstimmend als besser empfanden – weil Sie nicht seinen “Visionen” entsprachen. Ach.

Was dabei rauskommt wenn Lucas seinen “Visionen” nachgeht, wissen wir alle spätestens seit Jar-Jar Binks. Lucas hat einfach überhaupt kein Gefühl für gute Stories, Figuren oder zwischenmenschliche Beziehungen. Eigentlich sollte man ihn im Keller der Skywalker-Ranch einschließen, damit er nur nie wieder seine Wurstfinger an einen echten Film legen darf. Stattdessen dürfte er mit Animationen rumspielen, dann ist er wenigstens beschäftigt.

Wer auch immer dem Mann ein Buch von Erich von Däniken gegeben hat gehört erschossen.
Denn genau die wurden hier verfilmt, inklusive abhebenden Ufos. Aber, seien wir ehrlich: ist das abgehobener als eine Bundeslade aus der Poltergeister schlüpfen?

Es gibt etliche weitere Szenen, denen man deutlich anmerkt, dass sich hier der Mann mit dem Dreifachkinn ausgetobt hat.
Lucas´ Visionen beschränken sich darauf, mal zu gucken wie viele animierte Affen man wohl in eine Sequenz rendern kann. Natürlich muss da eine Szene drum rumgebaut sein, also lässt man den Siedekick eine Tarzannummer hinlegen. Oder wie toll ILM jetzt wohl Wasser aussehen lässt, also wird fix mal einen Wasserfall runtergepoltert. Drei Mal hintereinander.
Oder wie wohl 8.000.000 ferngesteuerte Ameisen auf der Leinwand wirken.
Bah.

G.L. besitzt ausserdem überhaupt keinen Humor. Wie cool wäre es gewesen, wenn Jones im Zeltlager nur so getan hätte als würde der Schädel eine Wirkung zeigen? Aber nein, bloss nicht.
Was nicht heisst, das alles humorfreie Zone ist. Es gibt es viele humorige Referenzen, wie z.B. die Basic-Schrift (aus Star Wars) an der Zellenwand oder die Anspielungen auf „Tomb Raider“. Das ist gut gemacht.

Aber in der Summe kann Lucas nur heilfroh sein, dass ihm seine Schauspieler den Arsch retten.

Warum doch alles gut ist
Viel wurde im Vorfeld über das Alter der Schauspieler spekuliert und gefürchtet, dass die doch schon das Verfallsdatum überschritten hätten.

Ganz im Gegenteil: gerade die sind es, die den Film retten!
Namentlich Ford, Karen Allen, John Hurt und Shia Laboeuf. Der Rest ist nur Staffage, auch Kate „Galadriel“ Blanchett. Da wird lieblos mit den Leuten umgegangen, die Figur des Mac funktioniert noch nicht mal für 5 Cent.

Wenn Jones zu Beginn des Filmes in einer absurden Situation einer blassen Russentussi gegenübersteht, dann zeigt Ford in drei Szenen mit einer unglaublichen Ausdruckskraft nur mit seinem Gesicht, dass er Indiana Jones ist. Nicht spielt. Er verkörpert ihn.

Das der Körper noch gut in Schuss kommt gut rüber. In keinem Moment hat man den Eindruck, dass hier ein Opa sein Gebiss sucht. Hier ist jemand in Würde gealtert.

Shia LaDings ist einfach nur gut, und das Drehbuch nimmt ihn nicht nur Ernst, sondern baut ihn auch zum absolut würdigen Nachfolger auf. Nix Wesley Crusher. Der Mann ist so gut, wie es in „Disturbia“ den Anschein hatte.

Karen Allen – nun, die hat einfach einen Heidenspass an ihrer alten Rolle als Marion, die allen zeigt wo es lang geht – und das merkt man.

Story
Viele Details zur Story gab es bis vor ein paar Tagen ja nicht. Ist auch gut so, man will sich ja nicht wirklich vorher Spoilern. Nicht bei einem Film, auf den man 19 Jahre gewartet hat.

Sollte in so groben Zügen jedem bekannt sein, der nicht die letzten Wochen mit einer Decke über dem Kopf verbracht hat: Henry Jr. auf der Suche nach Kristallschädel, Russen böse, Sohnemann taucht auf, Nackte Uga-Uga-Eingeborene, alte Tempel im Dschungel, Area 51.
So weit, so Trailer.

Die Story ist nach altbewährtem Indiana Jones Muster aus Teil 1 und 3 gestrickt, für „Temple“ schämen sich anscheinend immer noch alle Beteiligten. Zu Recht.

Das Besondere: Jones bekommt eine Vergangenheit. Die letzten 20 Jahre sind nicht einfach so verflogen. Es war Krieg, und nach den lockeren Keilereien mit den Nazis konnte sich dem nicht mal Indiana Jones entziehen. Er hat beim OSS (dem Vorläufer der CIA) gedient, musste Brody und seinen Vater zu Grabe tragen, doziert fast nur noch. In Amerika werden Atombomben getestet und Kommunisten gejagt. Die Welt ist eine andere, Jones ist älter geworden.
Aber in Würde.

Hier wird niemand demontiert, hier hat jemand GELEBT, dabei Erfahrungen gesammelt, und nun ist er in einer Phase „In der das Leben uns nichts schenkt, sondern anfängt uns etwas wegzunehmen“.

Höchste Zeit, sich darauf zu besinnen was wirklich wichtig ist in diesem Leben.

Daher ist er vorsichtiger. Er ist nicht der unbeherrschte Abenteurer der Vorgängerfilme. Das ist glaubhaft und sehr gut umgesetzt

Es sind so gewisse Momente, die den Film zu etwas Besonderem machen. Als Marion ihn fragt, ob er viele Frauen nach ihr gehabt hat, zögert er einen Moment und sagt dann „Ja, so einige. Aber sie hatten alle ein Problem – sie waren nicht Du.“
Das mag sich platt anhören, aber es funktioniert. Er wirft ihr einen Blick zu, der 20 Jahre unausgesprochene Dinge und Sehnsucht beinhalten. Und sie funkelt ihn zornig und gerührt zugleich an. Das ist einer der magischen Momente, und von denen gibt es einige. Die Chemie stimmt.

Die „Rückbesinnung auf das was zählt“ war schon ein Thema im letzten Film. Diesmal wird es konsequent weitergetrieben. Vor diesem Hintergrund verzeihe ich auch den Schluss, der Spielberg-kitschig, aber dank der Hut-Szene erträglich ist.

Look & Feel
Was tönen die Macher doch rum: Wie sehr man sich doch Mühe gegeben habe alles im Look der alten Filme scheinen zu lassen! Beleuchtung! Analoge Stunts! Nicht digital gedreht! Gaaaanz wenige Effekte aus dem Computer!

Nun: Das ist alles nur Marketinggewäsch. Selten ist einem Film seit “Herr der Ringe” so deutlich anzusehen gewesen, dass in jedem Bild digital an den Farbwerten gedreht wurde. Und CGI gibt es in jeder zweiten Szene, sogar die Erdmännchen sind aus dem Rechner.

In der Summe stört das bis zum Ende aber erstaunlich wenig, der Film kommt optisch gut rüber.

„Ende“ meint hier nicht wirklich Showdown – den gibt es schlicht nicht. Es gibt einen Klimax, einen Start in ein neues Leben – und das war´s.
Der Höhepunkt wurde übrigens nach einem Zitat meines Opas gedreht („Kind, Du kannst zwar alles essen, aber nicht alles wissen“ – was hab´ ich gelacht!).

Fazit:
Ja, es ist ein Indiana Jones Film.
Ein besserer als ich erwartet hätte.
Danke!
Gibt´s noch mehr zu sagen?

Ach ja, der Preisvergleich:

“Raiders”: 8 Nominierungen, 5 Oscars (Art Driection, Schnitt, Sound, Effekte, Sound Achievement)
“Temple”: 2 Nominierungen, 2 Oscar (Effekte)
“Crusade”: 3 Nominierungen, 1 Oscar (Soundeffektschnitt)
“Crytull Skull”: ca. 3 Nominierungen, 1 Oscar (weiß noch nicht wofür)

6 Gedanken zu „Indiana Jones 4: Review (Test & Preisvergleich)

  1. Pfft. Wie gut, dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Eines möchte ich jedoch vorausschicken: Shia LaBoeuf ist meines Erachtens eine völlig überschätzter Darsteller. Nur weil Onkel Steven ihn in den Himmel der Schauspielkunst katapultiert, ist er noch lange kein Harrison Ford oder “würdiger Nachfolger”. Es tat dem Film sogar eher gut, dass auf einen Ausbau der Figur Mutt verzichtet wurde. Meine Meinung. Und die zählt. Natürlich.

  2. Nee, da muss ich Silencer zustimmen, Shia ist schon ein Guter. Der Meinung bin ich schon länger, eigentlich hat er mich vom ersten Moment an (damals bei Transformers) überzeugt.
    Wobei er durchaus noch etwas reifen kann, 4-5 sollten bis zum nächsten Film vergehen, damit er nicht zu milchgesichtig rüberkommt.

  3. Ich habe ihn mir gestern angesehen und war sehr zufrieden – er wirkt wirklich ziemlich retro und das ist gut so. Der Film ist ein guter Anschluß an seine Vorgänger, Harrison Ford ist nach wie vor in Topform, nur seine russische Gegenspielerin ist viel zu sympathisch – dafür war dieser russische Oberst mit dem James-Bond-Beißer-Image kultig. Einer geht noch für Herrn Ford, würde ich mal behaupten 🙂

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