Wenn zwei sich streiten…
Wenn Journalistinnen oder Journalisten über Jahre großes Lob erfahren (und sei es nur von Ihren Untergebenen) werden sie manchmal komisch.
Herr M., ist ein Prachtexemplar dieser Gattung. Am liebsten schreibt er über Patriotismus oder die Ungerechtigkeit der Welt. Dabei spickt er seine Artikel mit Verweisen auf sein Weltwissen und ist ständig auf der Suche nach etwas, wozu er seine “polarisierende” Meinung in die Welt tröten darf. Nach seinem Rausschmiss als Kulturch.ef eines großen Nachrichtenmagazins ist die Redaktion anscheinend genauso genervt von dieser Edelfeder wie ein Großteil der Leser, weshalb man ihm praktisch einen Jagdschein ausgestellt hat. Jetzt darf er machen was er will, z.B. ein eigenes Videoblog füllen, das, haha, lustig und bildend sein soll, sich aber meist als unkomische Selbstinszenierung präsentiert.
Ebenfalls in die Gattung der von sich überzeugten Selbstüberschätzerinnen fällt Frau S.
Über die Jahre zur Ikone gealtert, hat sie die Weisheit praktisch gepachtet. Daher kann es auch nicht schlimm sein, wenn sie Werbung für “Deutschlands größte Ta.geszeitung” macht, immerhin steht unter ihrem Konterfei ja “Jede Währheit braucht eine mutige die sie ausspricht” – und genau so gefällt sich Frau S., so sieht sie sich selbst. Sicherlich auch ein Grund, warum sie erst nach gefühlten 60 Jahren die Leitung der von ihre gegründeten Zeitschrift unter lautem Medien-Täteräh abgab, um dann wenige Monate später ihre Nachfolgerin zu feuern und den Platz der Chefredakteurin wieder selbst einzunehmen.
Weil Frau S. nun alle an ihrer Weisheit teilhaben lassen möchte, erklärt sie gerne mal ungefragt ihre Sicht der Welt. Und in dieser Welt ist die B.ild-Zeitung genauso wenig böse wie das Regime in Burma, für das sie Verständnis zeigt und den Nothelfern sinistre Motive unterstellt. Sie muss das wissen, sie verbringt schließlich ihre Ferien in Burma und wohnt da praktisch schon.
So liest zumindest Herr M. ihren Text, und schon schwillt ihm die Edelfeder dermaßen, dass er einen offenen Brief in den Spi.egel haut. In dem tut er erstmal kund, dass er auch schon In Burma Urlaub gemacht hat, um Frau S. dann sinngemäß zu fragen ob noch alle Latten am Zaun hat. Sicherlich nicht ganz unberechtigt, die Frage. Allerdings reitet er dann, genau wie Frau S., wieder auf seinem breiten Wissen und seinen Erfahrung und blabla rum, nur um am Ende ihr Ausscheiden aus einem Preisverleihungsgremium zu fordern. Uhm.
Wenn zwei so in sich selbst verliebte Menschen sich gegeneinander in Stellung bringen – dann kann man schon gespannt sein, wieviel Schlamm sie in ihrem Medienblässchen aufwühlen.
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
3 Gedanken zu „Wenn zwei sich streiten…“
Sehr, sehr schön. Ich wusste heute morgen in der Tat nicht, über welchen der beiden Artikel ich mehr Halbverdauten Mageninhalt erbrechen sollte. Ich glaube: über Alice. Oder doch Matthias? Na, auf jeden Fall wird das DER Skandal des Jahres. Und wie Du schon schreibst: Wahrscheinlich ist das den beiden sehr Recht.
Was mich ja sehr amüsiert: wer hat all das zuerst gewusst? Rambo. Sylvester hat seine Berater (glücklich, wer welche hat!) gefragt: wo ist es auf der Welt am schlimmsten? Die Antwort war: Birma. Und genau da musste John dann hin. Bleibt die Frage: hat Alice Rambo IV gesehen?
Gemischtes Schlammcatchen lässt am Ende keinen Beteiligten sauberaussehen.
(wirft lässig ein Leerzeichen hinterher)