Spielehersteller vs. Meinungsfreiheit
Spielemagazine, sei es nun im Print- oder Onlinebereich, leben hauptsächlich von Werbeeinnahmen. Durch Werbung, die von den Herstellern der zu testenden Spiele geschaltet wird.
Dadurch glauben viele Publisher, die Redaktionen in der Tasche zu haben: wir finanzieren eure Bude, also keinen schlechten Test zu Titel XY!
Wir hätten gerne diese oder jene Wertung, dafür schalten wir dann auch eine Werbekampagne.
Wenn man sich so manche Spielemagazine ansieht, in denen traumhafte Jubelnoten für Software vergeben wird, die sich nicht mal zum Budgetpreis verkauft, scheint das auch manchmal zu klappen.
Gegen solche Unterstellungen wehren sich größere Redaktionen, wie z.B. die von GameStar, mit dem berechtigten Argument, dass man durch so etwas Leser verprellt. Wenn die Spieler feststellen, das ein Magazin nur noch lobhudelt und sie zu Hause selbst rausfinden müssen das gerade 49,- Euro in Grütze investiert wurde, werden sie dieses journalistische Erzeugnis über kurz oder lang nicht mehr zur Kaufentscheidung heranziehen.
Relativ selten werden die Verflechtungen der Spielebranche offengelegt wie damals im Fall des Publishers Jow.ood, der tatsächlich mit Liebes- und Geldentzug drohte wenn das total verbugte Spiel “Gothik 3” nicht die erwarteten Traumwertungen erhielte.
Nun gibt es einen neuen Fall: Diesmal geht es um Atar.i und das, im Vorfeld sehr gehypte, “Alone in the Dark”. Das Online-Spielemagazin 4Players hat es getestet und in einem recht guten Test einige Kritikpunkte zusammengetragen, insgesamt gab es ein “befriedigend” – was prompt die Anwälte von Atari erregte. U.a. unterstellt man der Redaktion, die Testversion “illegal downgeloadet” und “Standards für Warentests mißachtet” zuhaben.
Der sehr offene und launige Kommentar des Chefredakteurs samt Ausschnitten aus dem Anwaltschreiben findet sich HIER und zeugt davon, mit welcher Dreistigkeit und Arroganz manche Unternehmen die Meinungsfreiheit zu untergraben versuchen.
Auch wenn es in diesem konkreten Beispiel “nur” um Spiele geht – es ist ein weiteres gutes Beispiel dafür, wie allerorten von Politik und Unternehmen versucht wird die “4. Gewalt im Staat” in die Tasche zu stecken.
Wer kann schon sagen, wie oft das klappt?
Ein Gedanke zu „Spielehersteller vs. Meinungsfreiheit“
ich schätze 4players sehr. Man hat eine sehr frische Art an viele Dinge heranzugehen. Und sich von den Riesen nichts bieten zu lassen ist doch wirklich schön. Das versucht jeder irgendwann immer mal. Wobei das für Printmagazine ja immer ein schmalerer Grat ist als bei Online Redaktionen.