Imperium der Andersons

Imperium der Andersons

Die männliche, leicht nerdig veranlagte Bevölkerung zwischen 14 und 29 befand sich Mitte der Neunziger in der Hand der Andersons. Nicht einer Anderson, sondern gleich zwei. Die Lager waren ungleich verteilt und koexistierten meist friedlich, zogen sich aber bei jeder Gelegenheit gegenseitig auf. Beim Bier in der Kneipe trat die Kluft gelegentlich etwas deutlicher zu Tage.

Geschätzte 97% der o.g. Zielgruppe guckte regelmäßig “Baywatch” und vergötterte Anderson Nr.1: Pamela, die angeblich noch heute gerne ihren roten Badeanzug trägt. Der Rest stand auch auf rot, aber eher auf dem Kopf, und guckte am laufenden Meter “Akte X”, um nur keinen Moment mit Gillian Anderson zu verpassen.

Ja, so war das damals. Und ich würde wetten, dass der weibliche Teil der Bevölkerung von der Herrschaft der Andersons kaum was mitbekommen hat.

Nun hatte Sexiness der Frau G. Anderson auch viel mit der Stimme zu tun. Zumindest in der deutschen Synchro, denn die wird von einer der Besten gesprochen: Franziska Pigulla. Heute, als Haussprecherin von ProSieben, vertont sie sogar Kurzfilme über die Herstellung von Molkereiprodukten. Damals kannte sie noch keiner. Und damit kommen wir zu einem Problem der Gegenwart: Man kann sich (leider) den Akte X Kinofilm nicht ansehen. Niemals. Geht nicht.
Wieso?

Nun, eigentlich muss man als deutscher Fan den Film in der Synchro gucken, eben wegen der hervorragend ausgewählten Synchronstimmen. Wer auch immer die Sprecher damals ausgewählt hat: Respekt! Die Stimmen gehören nach gefühlten 20 Serienjahren einfach zu den Figuren. Das leicht näselnde und rauchige Organ von Scully, das leicht resignierte Timbre von Mulder – perfekt!
LEIDER ist beim Film aus finanziellen Gründen (Pah! HUMBUG!) Benjamin Völz, die Synchronstimme von Mulder nicht dabei. Damit kann man den leider nicht auf Deutsch gucken, denn eine andere deutsche Stimme geht einfach gar nicht.

Problem: auf Englisch kann man ihn sich auch nicht ansehen, weil Mrs. Anderson im wirklichen Leben eine fürchtlich fiepsige, nervenzersägend hohe Zitterstimme hat!

Bliebe also nur noch der Aufbau von zwei DVD-Playern, einer spielt die englische Audiospur ab, einer die deutsche. Als Zuschauer muss man dann nur schnell genug mit den “Mute” Tasten sein, um in Passagen in denen Scully spricht die englische Tonspur stummzuschalten, an Stellen die Mulder gehören umgekehrt die deutsche. Oder ganz den Ton ausschalten und der Fanatsie die Arbeit, evtl. in Kombination mit Untertiteln, überlassen.
Ach.

20 Gedanken zu „Imperium der Andersons

  1. Ich habe mir damals abends immer ein X ins Fenster geklebt, wenn die Serie lief und ich zugeguckt habe. 😀

    Doch den neuen Akte X Film werde ich mir auch nicht ansehen. Aus genau den Gründen, die du genannt hast.

    Lieber noch mal die Serie gucken und ein X ins Fenster kleben. 😉

  2. natürlich haben auch frauen in den 90ern mitbekommen, dass es eine Herrschaft der Andersons gab. zum einen wurde Pamela beneidet um ihre äh… Intelligenz und das sie neben Tim Allen in Home Improvement spielte. 🙂

    Zum anderen gab es da noch Richard Dean Anderson, der ja bei der Damenwelt immer mal wieder für Entzücken sorgte.

    Den rest hab ich ja deutlich in meinem Blog seziert.

  3. Muss man ja auch nicht. Aber da sowohl das eine als auch das andere gewaltigen Einfluss auf unsere (Pop-)Kultur hatten/haben entgehen einem in allen Medien dann doch viele Anspielungen/Insidergags/Referenzen/Verbeugungen vor dem Original.

  4. Ich hab Akte X damals, als es erstmalig in D lief, auch nie geguckt. Weniger aus Mangel an Interesse als aus Mangel am Empfang des notwendigen Fernsehsenders. Hatte dafür eine Freundin, die sehr begeistert war und mir gelegentlich die Handlung einer sie besonders begeisternden Folge erzählte. Irgendwann in den letzten Jahren – mittlerweile konnte ich die nitwendigen Sender empfangen – blieb ich dann und wann beim unmotivierten Zappen bei einer Wiederholungsfolge hängen. Und hatte bei einer Folge die ganze Zeit das Gefühl, das schonmal gesehen zu haben. Teilweise konnte ich vorhersagen, was in der nächsten Szene passieren würde. Aber ich hatte es ja nachweislich nie gesehen. Nur eben sehr detailliert erzählt bekommen.

  5. Ich geh mir den Film ansehen. Leider war der erste Film nicht besonders gut, da man die blöden Verschwörungskisten thematisiert hat und nicht etwas aus den fantasievolleren X-Files (ich sage nur “Potatoes”, eine der schönsten Folgen aller Zeiten). Aber egal, der Film wird geguckt. Und Gillian Anderson ist eine der wenigen Schauspielerinnen, die ich auch als Zuschauerin gerne mochte.

    Ich sage JA! zu X-Files The Movie 🙂

  6. Ich gehe auch nicht am Dienstag ins Kino, versteht sich 😉

    Den Mulder fand ich auch ein bissel anstrengend, wie alle Fanatiker halt. trotzdem schön, auch mal ins Popcornkino zu gehen, mache ich ja selten.

    Schade, dass wir nicht gemeinsam in “Get Smart” gehen können, das wäre bestimmt eine lustige Sache!

  7. Ich finde die Originalstimme gruselig. Noch schlimmer ist nur “Cäpt´n Janeway”.
    Und “Small Potatoes” war wirklich Klasse. Solche Sternstunden gab es öfters in der Serie. Und der große Storyarch konnte auch begeistern – wir wollten IMMER wissen was das Geheimnis war. Problem: letztlich lief die Serie zu lange. Als alles aufgelöst wurde, interessierte es niemanden mehr. Und keiner erinnert sich noch an die Lösung.

  8. Ich fand, der große Handlungsbogen wurde zu verworren. Man merkte, dass Carter nie eine Lösung im Sinn hatte. Die meisten Serien werden genau eine Staffel zu lang gemacht. Bis alle das Interesse verloren haben.
    Ich habe weder die letzte Staffel von Janeway noch von Akte X gesehen. Lag auch an der irren Sendeplatzwechselei bei S*t1.

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