Was vom Tage übrig blieb
“Es war einmal ein kleiner Tag. Er lebte mit seinen Eltern und Geschwistern dort, wo alle Tage leben, bevor sie auf die Erde kommen, und wo sie auch nachher bleiben, wenn die Nächte sie wieder von der Erde verscheucht haben. Kein Mensch weiß, wo dieser Ort ist, denn wer könnte schon sagen, wo die Tage bleiben, wenn sie ihren Dienst erfüllt haben? Jeder von ihnen kommt nur ein einziges Mal auf die Erde. Ein Tag ist einmalig. Und so ist es natürlich der Höhepunkt im Leben eines Tages, wenn er auf die Welt zu den Menschen kommt. Unser kleiner Tag, von dem hier die Rede ist, war voller Aufregung und Freude, wenn er an den so wichtigen Zeitpunkt seiner Erdenreise dachte.”
Tja, und dann kommt so ein Tag auf die Erde, dauert 24 Stunden und erzählt dann bis in alle Ewigkeiten anderen Tagen, was in seiner Dienstzeit alles passiert ist. Anders als der kleine Tag aus dem Märchen von Wolfram Eicke, aus dem die Zitate hier stammen, hat der gestrige Tag so Einiges zu erzählen.
- Gefühlte 10 Prozent der Weltbevölkerung haben geheiratet. Das Datum ist traumhaft symbolbeladen: die Acht, das aufrecht stehende Symbol der Ewigkeit.
- Die olympischen Spiele in China wurden eröffnet.
- Deswegen wurden in Nepal 1.400 Protestler festgenommen.
- Georgien geht gegen seine Provinzen vor und löst einen Krieg mit Russland aus.
- In Afghanistan wird weiter geschossen.
- In Tschechien verunglückt ein Eurocity, es gibt viele Tote und Verletzte.
- Das Tief “Christine” verwüstet Norddeutschland.
- Bei einem Blitzeinschlag in Hessen sterben Fußballspieler
Wahrscheinlich geht es dem 08.08.08 gerade wie dem Tag im Märchen, nur aus anderen Gründen:
“Er wollte nicht hören, was die anderen Tage zu berichten hatten. Einsam saß er in seiner Ecke und machte sich bittere Vorwürfe. Dabei war es doch gar nicht seine Schuld.”
Ein Gedanke zu „Was vom Tage übrig blieb“
Ach der arme kleine Tag! Kann man den irgendwo Knuddeln und mal in den Arm nehmen?