Unter Decision Makern
Gerade auf der uh, Businessmesse für “Entscheider der Region” gewesen. Als Besucher.
War natürlich alles streng B2B, um zu Networken, Relations auszubauen und über gemeinsame Projects zu brainstormen. Da die Region so groß nun auch nicht ist haben sich alle Aussteller schon Wochen im voraus gegenseitig mit Freikarten zugeschmissen.
Alle buhlen um Attention. Auf besonders absurde Art und Weise versucht “Susi´s Schönheits-Stüb´chen” auf sich aufmerksam zu machen: vor selbstgedruckten Postern bietet das Hausfrauen Start-Up ein kostenloses Bleaching der Beißerchen an. Tatsächlich stehen da die Leute Schlange, um sich eine Stunde auf einem Zahnarztstuhl foltern und dabei von jedem Vorbeiflanierenden ins kariöse Maul gaffen zu lassen.
B2C ist bei der Businssmesse ausdrücklich nicht gewollt – huh, gruselig, Endverbraucher, igitt! Da suhlen sich die Businessmen lieber in ihrem eigenen Saft und ihrer eigenen Wichtigkeit.
So kommt es, dass Dank nicht vorhandenem Publikumsverkehr die immergleichen Nasen bei schönstem Wetter in der muffigen Stadthalle stehen und an ihren Notebooks oder dem eigenem Gemächt herumspielen.
Die Aussteller besuchen sich gegenseitig an den Ständen, man kennt sich und kann sich nicht leiden.
Alle quatschen wichtigen Businesstalk. Der besteht darin, sich gegenseitig die Hucke vollzulügen: wie toll der eigene Laden läuft, wie die Kunden einem doch die Bude einrennen ist und überhaupt will man demnächst mal irgendwas mit den Chinesen handeln. Ja, klar. Einmal die Nr. 84 Süß-Sauer bestellen, oder was?
Entscheiden tun die Entscheider auf der tollen Messe natürlich gar nichts, man klaut sich nur gegenseitig die Werbekulis und verspricht in Kontakt zu bleiben um Win-Win-Projekte anzuschieben.
Das dabei Null rauskommt wissen alle schon vorher, deshalb geht auf so eine Businessmesse in der Provinz auch außer den Ausstellern keiner hin.
Viel Geld für die Vorbereitung und den Messestand sowie ein Wochenende hat das Ganze gekostet, der Outcome ist, s.o., mehr als bescheiden. Das war absehbar, also muss die Frage erlaubt sein: warum rennen trotzdem alle auf solche Veranstaltungen?
Weil Angst das Geschäft regiert!
Wenn man nicht dabei ist, entgeht einem vielleicht was! Möglicherweise treibt sich ja irgendwer mit einem fetten Angebot in der Tasche auf der “Messe” rum und wenn man nicht im richtigen Moment da ist, stattdessen aber der Marktbegleiter…
Das ist natürlich so selten wie ein Sechser mit Zusatzzahl im Lotto, aber was wenn nun doch…?!
Am Ende spricht die Messeleitung von Aussteller- und Besucherrekorden und jubelt sich in den Himmel über der Region.
Aussteller und Besucher sind am rumnöhlen, dass es eine langweilige Veranstaltung ohne jegliche Perspektive ist. Und alle werden sie nächstes Jahr wieder dabei sein.
Aus Angst was zu verpassen.
Am Ende hat es für die Aussteller nichts gebracht außer einem Gespräch mit Wurst-Willi, der überlegt die Speisekarte seiner Frittenbude ins Internetz zu bringen. Das wird dann als gelungenes Networking bejubelt und “mal geguckt, was sich so ergibt”. Dabei ist schon im Gespräch klar, dass Willi nur Tips will, damit später der Enkel später die Homepage zu “Willi´s Wurstparadies” akurat aus dem Frontpage kurbeln kann.
3 Gedanken zu „Unter Decision Makern“
/me ist ein MesseHasser. Ich kann das ganze Gehabe einfach nicht ab und ich muss es jobmäßig auch nicht, nur manchmal.
Ganz besonders die Erfolgsmeldungen und Auslastungsphantasien…nach 10 Minuten erkennt man die Wahrheitsverbieger und Realitätsbeschöniger von alleine.
btw: bei der Menge an Buzzwords hier, könnte man fast Business-Wort-Bingo spielen. 🙂
Ich glaube, auf solch einer Messe bull.shit Bingo zu spielen, ist die einzige Möglichkeit, da mit einer intakten geistigen Gesundheit wieder heraus zu kommen. 😀
Ich glaube, auf einer solchen Messe BullBingo zu spielen, dauert ähnlich lange wie TicTacT.oe unter Erwachsenen.. Sekunden 😆