Review: “The Clone Wars” (2008)

Review: “The Clone Wars” (2008)

Die Geschichte der Merchandising-Kriege
“Star Wars” endet nicht mit den neuen Kinofilmen.
Das noch zu viel Geld im Franchise steckt, davon zeugt bspw. der Markt der Sekundäliteratur, in den wöchentlich neue Romane und Comics gehustet werden. Jeder Bereich wird auserzählt und gemolken bis es weh tut. Mittlerweile gibt es sogar Bücher, die die Geschichten der einfachen Angestellten auf dem ersten Todesstern erzählen.

Warum also, dachten sich die Marketingstrategen auf der Skywalker-Ranch, nicht noch ein paar Fernsehserien hinterherschieben, um die bisher größte Lücke in der offiziellen Story zu schließen? Diese Lücke beginnt mit dem Ende von Episode II, endet mit dem Beginn von Episode III und beherbergt eines der vielleicht wichtigsten Kapitel im Star Wars- Universum: die sagenumwobenen Klonkriege.

Die werden bereits im ersten Film (nach der Zeitrechnung von Leuten, die so alt sind wie ich, als dem Streifen von 1977) erwähnt, fanden aber auf der großen Leinwand bisher nicht statt. Der Kunstgriff, ausgerechet die Klonkriege NICHT verwurstet zu haben, tut gerade “Revenge of the Sith” sehr gut: die Figuren wirken im Gegensatz zu “Attack of the Clones” verändert und gereifter, gleichzeitig hat sich die politische Situation (ja, Star Wars war IMMER auch Politik!) in ein Desaster verwandelt. Und diese Veränderungen fanden in durch die Klonkriege statt, die, gerade durch die Auslassung, der Phantasie der Zuschauer überlassen und damit etwas Mysteröses wurden.

Die alte Zeichentrickserie “Clone Wars” erzählte einige kurze, unzusammenhängende Episoden aus dieser Zeit, führte ein paar neue Charaktere ein und bildete eine Brücke zum Kinofilm “Episode III”, u.a. dadurch, dass sie zeigt, woher General Grievous seinen wirklich schlimmen Raucherhusten hat. Die Klon-Soldaten wurden als echte Bad-Asses gezeigt, die auch storymäßig die coole Sau rauslassen durften.

Was Lucas alleine in der Hand hat, wird….

Nun soll also die Geschichte der Klonkriege in Gänze berichtet werden. Dazu hat Lucasfilm eine neue Serie produziert, wieder Zeichentrick, aber diesmal in 3D – allerdings ohne zuvor einen Abnehmer gesucht zu haben. Das ist insofern ein Novum, als das es normalerweise umgekehrt läuft: Erst suchen sich die Macher ein TV-Network für die Finanzierung und verhökern die Rechte, dann wird produziert. Stimmen später die Quoten nicht, sagt das Network “Njet” und die Serie stirbt. Im Fall von “The Clone Wars”, wie die neue Serie heisst, hat George Lucas persönlich das Geld vorgestreckt und versucht sie nun weltweit an einzelne Sender zu verkaufen. Damit die auch richtig heiß drauf werden und ordentlich Patte für die Rechte raustun, verfiel man auf die Idee, die ersten beiden Folgen der Serie als Film in die Kinos zu bringen.

…Murks?
Geniale Idee, wenn das Material denn kinotauglich ist und der Film bei den Leuten ankommt. Das klappt nur nicht so ganz, denn wenn man den bisherigen Rezensionen glauben darf, ist der Film eine absolute Katastrophe. Der SPIEGEL mokiert sich über den Zeichenstil, im Web heulen selbst Fanboys wie Harry “Ain´t it cool News” Knowles auf, hier würde Star Wars zu Grabe getragen.

Nun, Harry heult gerne mal rum, und unerschrocken wie ich nunmal bin, musste ich mich selbst von der Güte des Films überzeugen. Man darf nicht vergessen, dass George Lucas auch schon früher mit aller Gewalt versucht hat, seine Schöpfung zu beschädigen.
Ewok-Filme, anyone?
Oder die “Droids”-Zeichtrickserie?
Diesen Mist hat der Mythos Star Wars überlebt, und das wird auch diesmal der Fall sein.

Star Wars besteht vor allen aus riesigen Schlachten, gigantischen Maschinen, Lichtschwertern und dem Soundtrack von John Williams.

Wie schlägt sich denn nun “The Clone Wars”?
Nun, es gibt Schlachten, Maschinen und Lichtschwerter.
[Warnung: Spoiler, Fanboygequatsche und Föhne-im-Hintern nach dem Klick]

Look & Feel
Man merkt, dass die Serie ihren eigenen Stil mitbringen soll. Auf viele bekannte Elemente der Kinofilme, wie den Schriftlauf zu Beginn, wird gnadenlos verzichtet. Zumindest der Zeichenstil geht in Ordnung: Objekte sind wunderbar detailliert dargestellt und vernünftig textuiert – man sieht sogar die Kratzer auf Metalloberflächen, und insbesondere wenn Klonsoldaten in ihren Rüstungen gegen Droiden antreten oder Raumschlachten zu sehen sind, funktioniert das Ganze sehr gut.

Nicht ganz so schön ist es, wenn Menschen oder anderes organisches Leben gezeigt wird: hier hat man sich entschieden, die Figuren sehr stilisiert darzustellen. Letztlich geht aber auch das OK. Was nicht mehr in Ordnung ist: die Animationen wirken so, als hätten die Produzenten nicht mehr genug Zeit zu Fertigstellung gehabt. Gerade die Protagonisten bewegen sich, als hätten sie einen Föhn im Hintern. Hier bewegt man sich auf dem Niveau des PC-Adventures Grim Fandango – das 1998 erschienen ist.

Soundtrack
Nicht viel besser wird es bei der Musik: Herrgott, Lucasfim besitzt diese großartige Musik von John Williams – und verpflichtet für “The Clone Wars” ausgerechnet den Typen, der die Musik zu “Walker, Texas Ranger” gemacht hat? Hallo? Geht´s noch? Der weitgehende Verzicht auf bekannte Themen wirkt stellenweise frisch – aber meist fehlen einem die bekannten Klänge doch schmerzlich. HIer hat man Chancen vertan.

Aber sei´s drum, letztlich steht und fällt alles mit der Story. Wenn die gut ist, ignoriert man durchaus auch Mängel in der Darstellung. Leider patzt “The Clone Wars” hier auf ganzer Linie. Denn anstatt eine wirklich spannende Geschichte zu erzählen, wählten die Autoren kompletten Schwachsinn – wie so oft, wenn Lucas freie Hand hat.

Story(?)
In aller Kürze: Die Republik wird von einem Großteil ihrer Klontruppen abgeschnitten. Die sitzen irgendwo im Hinterland des Outer Rim rum und bohren in der Nase, während anderswo der Bär steppt.

Das tut der unter anderem auf einem Planeten namens Isdochegal, auf dem Kenobi und Anakin im ersten Drittel es Filmes einen “Bunker Hill” gegen doofe Droiden verteidigen dürfen. Warum? Keine Ahnung, wahrscheinlich einfach um Kämpfe zeigen zu dürfen. Auf Isdochegal bekommt Anakin auch noch eine Padawan namens Nervende Bratze, die fortan die hanebüchenen Dialoge um dämliche Frechheiten bereichern und allen Personen Spitznamen verpassen (“SkyGuy”, “Errr-Zwochen”) darf.

Aber es kommt noch schlimmer: Ein Ausweg für die abgeschnittenen Truppen wären die Hyperraumrouten die in der Nähe der Separatistenblockade verlaufen – aber die werden ausgerechnet von den Hutt kontrolliert, namentlich von Jabba. Als wäre dieser Einfall nicht schon schlimm genug, setzen die Drehbuchschreiber noch einen drauf. Jabba hat einen Sohn (uh) der entführt wird (herrje) und was macht Jabba? Er heult ausgerechnet bei der Republik rum wie böse das alles ist! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Jabba! Der böse Mega-Kriminelle! Bittet um Hilfe! Bei den Jedi!! Letztlich ist die ganze “Jabbas Sohn”-Chose nur ein lahmes Vehikel damit überhaupt mal jemand was zu tun hat.

Also ziehen Anakin und Bratze los um den Huttling (der sich als kaulquappiges Baby entpuppt und von Bratze “Stinky” getauft wird) zu befreien – nur um auf ein Komplott von Dooku und Ventress zu stoßen, große Kämpfe anzuzetteln und letztlich auf eine Hutt-Tunte zu stoßen. Die spricht auch noch deutsch und wie Martin Semmelrogge – spätestens hier, zu Beginn des letzten Drittels, verkommt der Film zum Kindergeburtstag – obwohl er für Kinder nicht geeignet, weil zu düster, ist.

Wenig Licht…
“The Clone Wars” hat durchaus seine Momente.
Immer dann, wenn großes Kriegsgerät auf´s Feld geführt wird, macht der Film durchaus Spass. Wenn Walker und Clonetrooper senkrechte Felswände hochmarschieren und den Blödmannsdroiden zeigen wo der Hammer hängt, guckt man gerne zu. Leider reicht das aber nicht. Zumindest nicht für einen Kinofilm.

…viele dunkle Seiten
Was als TV-Serie noch halbwegs durchgehen würde scheitert im Kino kläglich. Das Kinopublikum will Wiedererkennungswerte – die “The Clone Wars” teils bewusst, teils aus Doofheit meidet und dafür andere (Jabba) einführt, die aber Niemand sehen will. Jabbas Sohn ist nur ein lahmes Plot Device, die Story als solches kann man getrost als nervenzersetzend, im Sinne von nervig und überflüssig, bezeichnen. Die neuen Charaktere, allen voran Bratze, funktionieren nicht für 5 Cent. Selbst die Bad-Ass-Attitüde der Klonsoldaten ist fast gänzlich verschwunden, meist sind selbst die coolen ARC-Trooper (Aggressive Reconnaisance Command) nur Staffage oder Kanonenfutter.

In der Summe bleibt – ja, was eigentlich?

Es kracht, es bratzt, es ist Clone Wars. NICHT wirklich Star Wars.
Das hätte er aber sein müssen, zumindest im Ansatz. So aber fällt die ganze Kiste schneller zusammen als ein Hutt pupen kann.
Dieser Film ist im schlimmsten Fall überflüssig, wenn man es wie Harry Knowles betrachtet, weil dadurch die geradezu übermächtigen Klonkriege zum Teil auf Kindergeburtstagsgröße demontiert werden. Im besten Fall ist er Futter für unerbittliche Fanboys, die sich durch die DVD skippen werden um ein paar nette Schlachten im Star Wars-Universum sehen zu können. Denn davon wollte wir schon immer mehr, und das bekommen wir hier auch.

Das ist die einzige Stärke des Films, und vielleicht – nur vielleicht – wird die Serie noch irgendwann mal so groß wie erhofft. Das Potential schimmert an allen Ecken und Enden durch, allein: hier fehlte es am guten Drehbuch sowie ein wenig LIEBE. Dieser Film hätte nie in die Kinos kommen dürfen, weil er seelen- und lieblos runtergekurbelt ist.

Aber das sind recht viele Pilotfilme (wir erinnern uns an die jüngeren “Star Trek”-Serien). Eine TV-Serie braucht meist ein Jahr, um zu sich selbst und zum eigene Rhythmus zu finden. Und mit sehr viel Glück (und wenn jemand G.L. in den tiefsten Keller der Skywalker-Ranch einsperrt) geschieht dies auch mit der “The Clone Wars”-Serie.

Fazit
Das vorläufige Fazit zu “The Clone Wars” muss dennoch lauten:
Krieg ist nicht schön. Dieser Film auch nicht.

Nur angucken, wenn man zugleich Fanboy und tolerant ist.
Eine seltene anzutreffende Mischung.

Zum Preisvergleich: 8,50 Euro muss man für´s Kino nicht ausgeben. 5 Euro für die DVD vom Grabbeltisch reichen. Und dann: Skippen, skippen, skippen!

16 Gedanken zu „Review: “The Clone Wars” (2008)

  1. Klar – die Prothesen jucken, der Umhang bleibt immer in der Tür hängen, die appen Arme eitern, die Stümpfe kriegen Ausschlag, auf dem Helm sieht man jeden Fingerabdruck, Essen muss durch den Mundschlitz geprokelt werden, beim Versuch Machtblitze zu werfen (Sith-Grundkurs) verbrutzelt er sich den Hintern, ….ach, dann lieber gleich Space Balls.

  2. Ich habe mich sehr auf den Film gefreut, aber war dann nicht 100&ig begeistert. Er ist jedenfalls besser als das alte geclonewarse… Und so schlimm ist der Soundtrack auch nicht – passt halt zum “eckigen” Stil von TCW. Ich denke auch, es wäre besser gewesen, den Film so zu belassen und in zwei, drei Episoden aufzuteilen, als einfach drei Episoden aneinanderzuhängen und es als Film zu verkaufen (EP I – Schlacht von Christophsis (Istdochegal) / EP II – Schlacht von Teth / EP III – Rottas Entführung & Zurückgabe… oder so was)

    1. “Rekruten” fand ich gar nicht so schlecht – dort durfte man zumindest mal sehen, was die ARC Commander drauf haben, wenn´s sein muss. Ich hatte schon befürchtet, dass die Clone Trooper ähnlich albern dargestellt werden wie die Droiden. Übrigens ist in der Serie wieder ein Anklang an die klassischen Themen der Musik da – sehr fein. Vielleicht machen die ja doch was richtig.

      Sehr schön auch die Idee, altbekannte Schiffe und Waffen als “brandneu” einzuführen. Y-Wings als Geheimwaffe gegen, damals unbekannte, Ionenkanonen? Großartig.

  3. o_O Woher du das weisst? Wissen ich es muss… (Ich weiss, sagen du wirst, Ungeduld der erste Schritt zur dunklen Seite er ist) =)

    Ahja… Schleichwerbung: Ich bin durch deinen Blog auf den Geschmack gekommen und habe einen Fanblog zu Star Wars gemacht (http://fanblogsw.blogspot.de)

    Lieben Gruss und nachträglich guten Rutsch Graval

    1. Dir auch GUzNeus!
      In der Sekundärliteratur gibt es mittlerweile so einiges zur Zeit der Klonkriege. Die Malevolence wird in einigen Romanen und Comics zumindest indirekt erwähnt. Die “Hand” kommt später ins Spiel. Mittlerweile gibt es aber zu viel Sekundärmaterial, ich komme gar nicht mehr dazu alles zu lesen.
      BTW: Für Ideen wie den Kampf der Astromech-Droiden in der 7 Folge muss man “Clone Wars” schon lieben.

      Schön, wenn Du inspirierst wurdest. Um es mit Palpatine zu sagen: “Wir werden eure Entwicklung mit Interesse verfolgen”. Ab wann ist Fanblogsw erreichbar? Aktuell bekomme ich nur einen 404, “Nicht gefunden”

  4. Hey keine Spoiler! xP Ich freue mich auch auf diese Folge, da die erste mir bereits gut gefiel (also die erste der Droiden-Doppelfolge)…
    Ich lese vorwiegend die Comics, die Bücher interessieren mich weniger.
    Glücklicherweise darf ich die Filme alle nochmal schauen (ich musste meinen Vater überzeugen, dass SW doch kein Blödsinn ist), daher mag ich mich an das Zitat erinnern, sonst hätte ich das nicht mehr gewusst!

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