Review: “The Dark Knight” (2008)

Review: “The Dark Knight” (2008)

(Test & Preisvergleich)

Quelle: whysoserious.com

Viel ist über diesen Film schon geschrieben worden – manch Richtiges, viel Falsches, wenig Relevantes. Der Film läuft in den USA schon ein paar Wochen und bricht dort alle Rekorde. Warum eigentlich, fragt man sich nach dem Kinobesuch unweigerlich. Denn “The Dark Knight”, die Fortsetzung von “Batman Begins”, verlangt den Zuschauern körperlich und geistig so Einiges ab. Körperlich, weil es gilt 152 Minuten abzusitzen – da schmerzt schonmal die Rückseite. Mental ist der Streifen fordernd, weil es für eine Comicinterpretation verhältnismäßig wenige Actionsequenzen gibt. Stattdessen gibt es Handlung satt: Politik, Plotwists und sogar eine Lektion über Moral und Wirtschaftskriminalitität in einer globalisierten Welt. Ob wohl mit den Amerikanern alles OK ist, dass die solche Filme machen und gucken?

“Let´s put a smile on this face!”

Zur Handlung sage ich nicht viel. Jeder, der nicht die letzten Wochen auf einem Baum verbracht hat, weiß, dass in dem Film Batman, der Joker, das (schlecht-)organisierte Verbrechen und Harvey Dent vorkommen. Worauf das hinsteuert weiß jeder, der nicht die letzten Jahrzehnte auf einem Baum verbracht hat. Das Thema der Handlung hat zudem das Ende von “Batman Begins” vorgegeben:
Eskalation.
Und wie es eskaliert:

“Some People just want to watch the world burn”

Der Joker taucht aus dem Nichts auf und beginnt stante pede die Stadt zu zerlegen. Angelegt als eine Mischung aus Hans Gruber (dem Bösewicht aus “Die Hard”), Jason (aus “Freitag der 13.”) und Hannibal Lecter ist dieser Joker das wohl Bösartigste was man in den letzten Jahren im Mainstream-Kino zu Gesicht bekommen konnte. Das liegt weniger an Heath Ledger, der zwar nicht schlecht ist, aber auch keine Jahrhundert-Perfomance abliefert, wie man es ihm posthum hinterherdichtet. Nein, es liegt letztlich an der Arbeit der Nolan-Brüder, die Charaktere wie Story mit sehr viel Fleiß, Begabung und Gespür geschrieben und umgesetzt haben. Hatte ihnen im letzten Teil noch das Studio fesseln angelegt und darauf bestanden, dass zum Reboot des Franchise UN-BE-DINGT nochmal die Entstehungsgeschichte des Mannes mit den Ohren verfilmt werden musste, hatten die Nolans und Co-Autor David S. Goyer nun alle Freiräume und konnten aus dem Vollen schöpfen.

“Why so serious?”
Ein Held definiert sich über seine Gegenspieler – und dieser Joker ist im wahrsten Sinne des Wortes ein irrsiniger Bösewicht. Ihm zuzuschauen ist keine Freude, da einige Szenen doch wirklich sehr brutal geraten sind – aber er trägt den Film entscheidend mit. Genau wie die Figur des Commisioner Gordon, dessen Interpretation man einfach lieben muss. War Gordon in bisherigen Geschichten bestenfalls ein Statist, wird der Charakter hier als jemand gezeigt, der mehr als nur anpackt. Gary Oldmans´Gordon ist ebenso Stratege wie Tough Guy, der sich von Niemandem, nicht mal der Fledermaus, die Wust vom Brot zuppeln lässt.

Eigentlich sind fast alle Charaktere schön ausgestaltet und vom Cast hervorragend gespielt – mit Ausnahme von Maggie Gyllenhaals´Rachel Dawes. Das liegt aber weniger an Gyllenhaal, die die glücklose Cruise-Spusi Katie Holmes ersetzte, sondern ist eine der generellen Schwächen des Films: Wie bereits in “Batman Begins” weiß das Drehbuch mit weiblichen Figuren schlicht nichts anzufangen. Irgendwie braucht man Rachel Dawes als Plot Device, daher eiert sie etwas unmotiviert durch die Handlung, letztlich findet Romantik in “Dark Knight” aber nicht statt.

Bis auf das Verhältnis Wayne/Pennyworth gibt es keine glaubhaften, zwischenmenschlichen Beziehungen. Nirgends. Fühlt sich fast an, als hätte den “Love Interest”-Subplot George “Ich habe keine Ahnung von Sowas” Lucas geschrieben.
Das zieht sich leider durch: Die Handlung ist nicht nur unromantisch, sondern der Film als Ganzes wirkt etwas steril, manchmal episodenhaft, ohne ein emotional verbindendes Ganzes zu werden.

Was erstaunt, da die Handlung ansonsten erstaunlich vielschichtig ist und im Film sogar immer wieder Platz für Miniaturen der Marke “Morgan Freeman besorgt´s dem Steuerprüfer” ist.

“It´s all part of the plan”

Hatte der Vorgänger zumindest noch comicartige Aspekte (wie die Narrows oder den Zug) und Bilder, die sich am “Dark Deko” Stil der “Animated Series” orientierten, entfallen diese Elemente in “Dark Knight” komplett. Hier wird eine Jason-Bourne-Realität gezeigt, was ebenso konsequent ist (Gotham als Melange der schlimmsten Großstädte der Welt) wie – langweilig. Ja, die Realität ist langweilig, und stellenweise wünscht man sich schon schönere, dunkel durchkomponierte Bilder mit einem leichten Touch der alten Burton Filme.

Der hätte auch der Musik gut getan: Hans Zimmer fliegt hier, wie eigentlich schon seit “The Rock”, auf Autopilot, düdelt mal hier mit dem Soundtrack rum, plänkelt da einen Accord gegen die Wand – aber von den geschickt eingesetzten großartigen Themen eines Danny Elfman ist er so weit entfernt wie Oz von Kansas. Hier schleift also -schon wieder!- ein guter Film einen schlechten Zimmer-Soundtrack mit. Die einzig originelle Idee ist die Soundtextur für den Joker. Die sticht regelrecht aus dem ganzen Mittelmaß heraus. Zudem ist es der erste Soundtrack, der mir wegen Overactings negativ auffällt: Teilweise wird jede Armbewegung eines Schauspielers vom Soundtrack umgesetzt. Bah. Doof.

“Fazit”
Letztlich sind diese Kritikpunkte Gejammer auf sehr, sehr hohem Niveau. “The Dark Knight” ist kein Meilenstein, aber ein sehr gut gemachter, spannender Film. Eine so groß angelegte Story so episch lang umzusetzen hätte leicht zu Hängern führen können. Nicht so hier: Nach den 150 Minuten ist man NICHT froh das es vorbei ist – man will mehr sehen, gerade weil das Ende offen ist und einen Ausblick auf die Zukunft gibt.

Batman-Fans können sowieso zufrieden sein: Vergessen ist die Schmach der Schumacher-Filme.
So kann es von mir aus weitergehen.

9 Gedanken zu „Review: “The Dark Knight” (2008)

  1. Hmmm.
    Einspruch in mehreren Punkten:

    1) Wie ich schon richtig schrieb trägt eigentlich nur Ledger diesen Film. Richtig führst Du aus, das es eigentlich keine emotinalen Beziehungen der Figuren gibt. Das dennoch so etwas wie Spannung und Empathie aufkommt ist einzig und allein Ledger zu verdanken – jede Szene ohne ihn wirkt blutleer und wie en Vakuum. Spielt eigentlich Batman in dem Film mit? Meine Erinnerung lässt mich da etwas im Stich, hängen bleiben nur die Joker Szenen. Was die Performance von Ledger so außerordentlich macht sind die vielen kleinen Manierismen die er seiner Figur angedeihen lässt – etwa der Gang.

    2) Der Soundtrack von Zimmer ist ausgezeichnet, sein bester seit ich weiß nicht wann. Leider bist Du hier dem alten “Früherwarallesbesser Schleimmonster” auf seinen klebrigen Leim gegangen – der Soundtrack von Elfman geht gar nicht. Damit diese Wahrheit nicht unbewiesen im Blog stehen bleibt, hier der “ich probiers mal selber aus” Link:

    Hörbeispiele

    Hier kann man wunderbar die beiden Leitmotive (Elfman/Zimmer) gegeneinander hören. Zwei Noten (Akkorde) – mehr braucht es nicht. Der Joker braucht nur einen. Das zeigt einmal mehr wer in diesem Film das Sagen hat.

    3) Was war denn hier eklig?

    In meinem Fazit ein sehr relevanter menschzweinull Film, der deutlich zeigt wo es mit der Menschheit hingeht.

  2. 1. Das steht genau so in obigem Text.
    2. Das die Musik nicht 1:1 passen würde ist ganz klar. Es geht um das Thema: Dunkel, bedrohlich, in unglaublich vielen Variationen ausspielbar. Immer wieder neu, immer wieder anders. Was mich an Zimmers Soundtrack stört ist die Beliebigkeit: alles wird zu einem überlagerten Teppich oder Brei von “TExturen” wie er das nennt. Und damit vollkommen belanglos
    3. Was meinst Du mit ekelig?

  3. 1) Im obigen Text steht genau: “Das liegt weniger an Heath Ledger, der zwar nicht schlecht ist, aber auch keine Jahrhundert-Perfomance abliefert, wie man es ihm posthum hinterherdichtet.”
    Dem ist zu widersprechen.

    2) Nun über Geschmack lässt sich nicht streiten. Im Direktvergleich zeigt sich m.E. aber eines doch recht deutlich: Elfman macht im Kern Kirmesmusik. Der Zimmer-Ansatz ist viel erwachsener und – für mich – inhaltlich fordernder und interessanter.

    3) Sorry: Terminus war nicht eklig sondern brutal: “Ihm zuzuschauen ist keine Freude, da einige Szenen doch wirklich sehr brutal geraten sind”. Kann ich nicht finden – finde das Maß an Brutalität sehr angemessen (“dies hier ist ein Stift.”)

  4. 1. Ich meinte eher den Satz “er trägt den Film entscheidend mit.”
    2. Wenn man nur das eine Stück kennt, kann man in der tat den Eindruck gewinnen. Ich fürchte, Zimmer kannte auch nicht mehr, anders lässt sich sein Satz mit dem “Happy Jolly Theme” nicht interpretieren. Außer mit schlechtem englisch.
    3. Das ist beeindruckend, angebracht, passt zur Figur. Perfekt, allein der Bleistift wird ewig im Gedächtnis bleiben als Charakterisierung der Figur. Hier wird in drei Sekunden auf den Punkt gebracht was den Joker ausmacht, besser geht es nicht.
    Nichtsdestotrotz ist es fies und brutal, sowas gucke ich nicht mit Vergnügen im Sinne von Spass-an-der-Freude. Mag auch keine Slasher-Filme.

  5. ich bin da ja auch zu ähnlichen shlüssen gekommen in meiner Kritik. NUr fnde ich den Zimmer Soundtrack auch recht gelungen. Nicht brillant aber angemessen. Bale selbst ist auch mir zu blass in der Rolle und einige Effekte zu überzogen.

    Und doch sehe ich auch Batman als Meisterwerk an. Ein gnialer Streifen, der Maßstäbe setzt

  6. batman DK ist der mit abstand beste batman aller zeiten. ich schließe mich all den lobeshymnen auf diesen film an (und das mache ich selten). die schauspieler sind so gut wie alle super ausgewählt und spielen ihre rolle perfekt. vor allem joker, der fast zu viel platz einräumt. ich hoffe es wird noch weitere batmanfilme von nolan geben!
    hier noch eine weitere kritik zu dem film:
    http://www.resurrection-dead.de/dailydead/the_dark_knight

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