Von “Öhm” und zersägten Filmen
Moderator: “So, und nun zum, öhm, Gewinnspiel, öhm, ich bitte mal drei Zuschauer nach, öhm, hier vorne. Öhm.”
Drei Gestalten schlurfen durch die Reihen des Kinosaals
Moderator: “Also, öhm. Timur, öhm, Timur Bek…, öhmöhmöhm, also, äh, dieser Regisseur von dem Film den ihr gleich, öhm, sehen werdet. Der hat schon zwei, öhm, Filme gedreht. Derjenige von euch, der mir einen davon nennt, gewinnt, äh, so Freikarten. Also, öhm, wie hießen die?”
Drei Gestalten: “???”
Moderator: “Also, öhm, so zwei Filme. Hat der gemacht. Das eine war die Fortsetzung vom anderen.”
Drei Gestalten: “???”
Moderator: “Die spielen in, öhm, Russland. Meistens nachts”
Drei Gestalten (verdrehen angestrengt die Augen und kauen auf der Unterlippe rum): “???”
Vereinzelte Stimmen im Publikum (unter Armheben und Fingerschnipsen): “Hier ich! Ich! Ich weiß es!”
Silencer (laut): “Vollpfosten! Nichtskönner! Matschbirnen!!”
Moderator: “Die Filme fingen mit “Wächter des…” an”
Drei Gestalten: “???”
Ok, um das an dieser Stelle abzukürzen: Am Ende wurden die Karten verlost, an die Matschbirne die am schlauesten geguckt hat.
Derart ignorantes Pack findet sich am “Männerabend” übrigens zuhauf im Kino.
Die Idee der geschlechtsspezifisch getrennten Previewabende im lokalen Multiplex ist an sich schon bescheuert genug. An “Männerabenden” werden in der Regel Kabumm-Filme gezeigt, dazu gibt es BOGOF (“buy-one-get-one-free”) auf Bier und eine Wichsvorlage für Adoleszente (“FHM”) gratis, was erklärt warum solche Fruchtfliegen wie die o.g. Doofköppe am Start sind.
Bei Frauenabenden gibt es vermutlich eine Vanit.y Fair, Piccolöchen und Filme, bei denen Frauen um Couchtische tanzen, was weiß ich.
Als wäre das nicht schlimm genug, dürfen in “Ladies Night”-Vorstellungen keine Männer in den Kinosaal (“Habt Bitte Verständnis, dass die Frauen unter sich sein wollen”), Frauen wird der Zutritt zu Männerabenden aber nicht verwehrt. Ja, die Gleichberechtigung treibt manchmal merkwürdige Blüten. Ist das eigentlich schon ein Fall für´s AGG?
Zu allem Überfluss wird ein normallanger Film an solchen Abenden jetzt auch noch an der spannensten Stelle durch eine 20-minütige Pause zersägt. Warum?
Nun, die Kinoleitung befragt regelmäßig die Frauen nach ihren Wünschen und Verbesserungsvorschlägen. Und die haben sich sich eine Pause gewünscht. Das Konzept wird natürlich am Männerabend getestet. Great.
Mal ehrlich: Das ist doch alles Quatsch. Genauso wie sich Frauen “Dark Knight” ansehen, gibt es Männer, die gerne “Mamma Mia” gucken. Mal 2 Stunden auf dem Hintern sitzen bleiben ohne zwischendurch 20 Minuten durch die Gegend zu lamentern sollte auch drin sein. Gerade der Aussetzer im Film versaut das Kinoerlebnis komplett. Und auf Altpapierlieferungen in Form von Printprodukten, denen jegliche Daseinsberechtigung abgesprochen werden muss, kann man getrost verzichten. Mein Vorschlag daher: Gleichberechtigung! Nennt die Previews wieder Previews, lasst 1. diese blöde Differenzierung nach Geschlechtern und 2. während des Films das Licht aus. Kann man bestimmt auch ganz toll vermarkten, als Gleichberechtigungsabend oder so. “CineMurks reisst Geschlechterbarrikaden ein”, könnte die Pressemitteilung jubeln. Und Freibier für Alle wäre zur Feier des Tages dann auch angebracht.
6 Gedanken zu „Von “Öhm” und zersägten Filmen“
Kann ich so nicht bestätigen, bei der “Ladies Night” zu “Liebe braucht keine Ferien” saßen auch so einige Herren mit drin. Piccolöchen und irgendeine komische Zeitschrift (nicht die aktuellste Ausgabe) gab’s allerdings auch.
Und ein Publikum, das mir und meinen Begleiterinnen in seiner Zusammensetzung das Interesse an weiteren derartigen Preview-Abenden weitgehend vergehen ließ…
War Mensch 2.0 vorne mit dabei?
😉
ich geh morgen dark knight gucken – freu mich schon 🙂
Viel Spass, Kalesco! Bin gespannt auf Deine Meinung.
Gefiel mir richtig richtig gut der Film. Die Schauspieler, die Story, die Atmosphäre… Werde ihn mir aber noch ein paar Mal ansehen müssen. Auf der großen Leinwand bei den schnellen Schnitten hab ich manchmal den Überblick verloren. Außerdem muss ich Heath Ledger unbedingt im Original hören.
Durch den Originalton gewinnt er nochmal, ganz eindeutig. Die deutsche Synchro ist nicht schlecht, aber eben nicht das Original.