Rhetorik-Seminar
Ein Samstag voller Weiterbildung.
Ich habe vor Kurzem erst gelesen, dass angeblich der Großteil der Bevölkerung davon träumt, einmal ein Wochenende in der Möbelausstellung eingeschlossen zu werden. Kann ich nicht nachvollziehen, aber dieses Vergnügen hatte ich heute: Das Seminar fand nämlich in einem, für´s Publikum geschlossenem, Möbelhaus statt. Hatte was Unwirkliches. Egal, das Seminar war Klasse.
Zur Einstimmung durften wir aus dem Stehgreif, vor Publikum und Kamera, in EXAKT zwei Minuten (Benutzung Uhr nicht erlaubt) unser Leben erzählen. Erstaunlich, dass das gar nicht leicht ist – und das bei einem Thema, in dem man ja eigentlich der weltweit größte Experte ist. Ich kam zum Glück erst recht spät damit dran, und konnte mir so eine Strategie ausdenken, wie ich um den immer gleichen “Ich bin dort geboren, war beim Bund und habe dann dies und das studiert und dann da und dort gearbeitet und jetzt mache ich jenes und habe einen Hund”-Blabla meiner Vorredner rumkam: “Ihr müsst nur 4 Dinge von mir wissen: 1. Ich bin ein Junge vom Dorf, 2. Ich bin gut in dem was ich tue, 3. Ich bin ein Spielkind” – damit war zumindest das Interesse geweckt, das Publikum ist nicht weggedöst. Schließlich wollte man ja wissen was Punkt Nummer 4 wohl seien würde. Zeit: 1 Minute 35. Mein Gefühl sagte mir: zu schnell geredet, mitten drin Faden verloren weil nervös. Erstaunlicherweise haben weder Dozent noch Plenum das bemerkt und die Vorstellung als “Sehr gut” bewertet. Nunja.
Die nächsten Übungen waren nicht viel einfacher: Mit drei Minuten Vorbereitung eine exakt dreiminütige Rede über ein fremdes Thema halten. Oder: In 30 Minuten eine 5-minütige Rede über eine Thema eigener Wahl schreiben, Rede halten und Publikum überzeugen (Morgen kaufen die sich alle Apple-Rechner, hehehe). Abschließend: Einen fremden Begriff, den man nicht kennt, erläutern, danach eine Debatte mitmachen und argumentieren (“Sollte der Minirock abgeschafft werden?”).
Leider sind wir nicht auf die eingeschickten Präsentationen eingegangen, dazu war zu wenig Zeit. Der Teil “Präsentationswerkzeuge” wurde ebenfalls fast ganz weggelassen Schade, hätte ich den Teilnehmern doch gerne mal eine meiner Präsentationen mit Apples “Keynote” vorgeführt. Den gleichen Teilnehmern, denen der Dozent noch mit auf den Weg gab: “Powerpoint zeigt euch eure Notizen nicht an”. Jaha, deswegen liebe ich ja auch den Moderatorendesktop von “Keynote”: Weil dort nicht nur der Text meiner Rede angezeigt wird, sonder auch die aktuelle und nächste Folie. Ich weiß also immer, was das Publikum gerade auf der Leinwand sieht und was nach dem Klick kommt. Außerdem bekomme ich angezeigt wie lange ich schon Rede, so dass ich genau timen kann wann Schluss ist. Redner, die überziehen, verscherzen es sich nämlich mit ihren Zuhörern. Geht gar nicht.
Anyway, zwei Tips gab es noch: “Nicht mehr als 6 Worte pro Folie. Niemals.” (halte ich für zu radikal, gerade bei Zusammenfassungen) und “sucht nach Really Bad Powerpoints”, womit das hier gemeint war:
Quelle: Sethgodin.comm/sg
Good stuff. Sollte JEDER lesen, der Präsentationen halten muss.
Alles in allem: Launige Runde, bisschen was gelernt, Reden geübt – es hat sich gelohnt, den Samstag im Möbelhaus zu verbringen.
5 Gedanken zu „Rhetorik-Seminar“
Natürlich bleibt hier auch die Frage, was eigentlich Punkt 4 war…
Und: Es schreibt einer der größten Verachter von PowerPoint, aber: Notizen kann man sich in PowerPoint ohne weiteres anzeigen lassen. Es gibt auch einen Modrationsbildschirm, den nur irgendwie keiner kennt. Auch dieser zeigt die nächste Folie an, sogar alle. Nur nicht sehr schön.
Welche Menschen geben eigentlich diese Schulungen?!
Ja, die Nummer 4, das würde mich auch interessieren 🙂
Um zu erfahren was die 4 war hätte man dabei gewesen sein müssen. 😉
Ja, Powerpoint hat seit der 2003er-Ausgabe einen Moderatorendesktop. Der funktioniert aber nicht mit jedem externen Ausgabegerät, warum auch immer. Ausserdem werden die Notizen kaum lesbar angezeigt Vielleicht ist bei Office 2007 weniger Glücksspiel angesagt und das Ganze etwas besser gemacht, das habe ich noch nicht gesehen.
Spannend! Danke! Da wäre ich gern dabei gewesen.
Warum braucht ein so fundiertes Seminar so eine exotische Location? War das vorher schon so ausgeschrieben?
Ja, war es. Ich bin in einem Verein, die Fortbildung war vereinsintern und die Räumlichkeiten wurden von einem Vereinsmitglied gestellt. Zufällig leitet er ein Möbelhaus.