Bahn, das war knapp!

Bahn, das war knapp!

Wenn einer eine Reise tut…
Mal wieder beruflich unterwegs durch Deutschland. Diesmal aber nicht allein, sondern in Begleitung von einem Kollegen einer andern Firma. Er kennt und schätzt dieses Blog und hat sich köstlich über die Bahncard-Geschichte amüsiert.
Ca. 50 Km nach der Abfahrt:

Zugbegleiterin: “Guten Tag, die Fahrscheine, Bitte!”
Kollege (Wühlt mit beiden Händen und kopfüber im Rucksack herum. Aus der Tiefe dringen Satzfetzen, der sich anhören wie): “Schmeiss schon mal das Blog an. Das wird ein Lacher hier.”
Zugbegleiterin: “Und Ihre Bahncard bräuchte ich bitte noch.”
Kollege (mit zusammengebissenen Zähnen): “Ich weiß. Komme gerade aus dem Urlaub wieder, da hatte ich alle unnützen Karten ausgelagert. Wird ja eh´nur geklaut, das Zeug. Die Bahncard liegt wohl zu Hause.”

Gebanntes Schweigen. Wir alle wissen, was jetzt passieren wird.

Sie lächelt und flötet: “Kein Problem! Zeigen Sie mal Ihren Persolausweis, das reicht mir schon.”
Ich: WTF????
Kollege (zeigt seinen Ausweis)
Ich: WTF????
Abgang Zugbegleiterin.

Ich: “WTF?? Lag das jetzt an Deinem jungenhaften Charme? Oder sind die seit dem Mädchen mit dem Cello gehalten alles durchgehen zu lassen?”
Kollege: “Welches Mädchen? Was für ein Cello?”

Vor ein paar Wochen macht die Bahn einen Heidenaufriss wegen einer Bahncard, erhebt wasweißichwasfür Anschuldigungen und lässt mich durch die Hölle gehen – und nun reicht der Personalausweis? Die Bahn wird vernünftig? Meinen Forderungen wird Bedingungslos nachgegeben? Ich kann es nicht glauben – ich bekomme wackelige Knie.

Ich verstehe die Bahnwelt sowieso nicht aber anscheinend ist die Parallelweltblase, in der sich der Bahnkosmos befindet, in den letzten Wochen noch ein paar Grad näher an die Realität herangedriftet.Mein Weltbild wankt. Muss ich mich jetzt etwa von einem meiner Lieblingsklischees verabschieden? Wenn das der Fall sein sollte: Wenn sich die Bahn tatsächlich ändern kann – dann kann das jeder und ich muss ALLES in Frage stellen, was in bequemen Denkschubladen steckt!
Ich habe Angst.
Mir ist kalt.
Irgendwo bellt ein Hund.

20 Minuten in der Zukunft:

Zugbegleiterin: “Entschuldigung? Also, mein Chef sagt, Ausweis reicht doch nicht. Ich muss Ihnen jetzt…”
Kollege (knurrt): “Ja, ich weiss”
Zugbegleiterin: “Zahlen Sie…”
Kollege: “Nein
Zugbegleiterin: “Haben Sie…”
Kollege: “Auch nicht. Urlaub.”
Zugbegleiterin: “Das ist…”
Kollege: “Ich weiß! Ich habe diesen Dialog schon mal gelesen!
Zugbegleiterin: “…?”

Uff. Und ich dachte schon, die Bahn hätte wirklich mal was geändert. Nach dem serviceorientierten Totschweigens von ungerechtfertigten Reklamationen hätte das mir fast den Rest gegeben. Ich fühl einen leichten Druck auf den Ohren, als mein Weltbild mit einem “Zupp!” wieder in sein Fundament einrastet und alle Klischees wieder an ihren Platz purzeln. Ich bin erleichtert.

Dem Kollegen kann ich zum Glück mit Zahlungsmitteln aus der Patsche helfen, so bleibt ihm zumindest die Schmach des “Kommen-sie-mal-mit-vor-die-Tür” erspart.

Seit diesem Erlebnis nehme ich jetzt nämlich immer eine Kreditkarte als Zahlungsmittel für Notfälle mit. Genau wie ein paar Goldmünzen, die in den Schulterriemen meiner Notebooktasche eingenäht sind. Und Traveller-Checques, die ich in meinen Schuhen verstecke.

Man weiß ja nie, was der Bahn so als Nächstes einfällt.

12 Gedanken zu „Bahn, das war knapp!

  1. Ich glaube die Bahn steht kurz vor der Selbstauflösung. Reiche vor zwei Minuten dem Schaffner mein Online Ticket, zusammengefaltet. Er sieht nur den 2D Scan, noch nicht mals die Reisedaten.
    Ich fange an das Portemonaie rauszukramen für Mastercard und Bahcard. Er:
    “nicht nötig” und stempelt das immer noch ungeöffnete Ticket.
    Irgendwo draußen bellt ein Hund.

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