Kurzreview: “Ein Quantum Trost” (2008)

Kurzreview: “Ein Quantum Trost” (2008)

Eine lange und ausgewogene Kritik ist der Film einfach nicht wert.
Daher in aller Kürze: NICHT REINGEHEN!

OK, macht ja doch jeder, daher noch etwas ausführlicher.
Eines vorweg: Ich mag Bond-Filme. Ich verstehe, wie und nach welchen Regeln sie funktionieren. Mir gefällt auch das Reboot des Franchise, das mit “Casino Royale” begonnen hat.
Und dennoch ist “Quantum” ein schlechter Film.

Hier die 10 wichtigsten Gründe:

1. Wer “Casino Royale” nicht gesehen hat, wird “Quantum” nur zur Hälfte verstehen. Ich mag die Idee, eine filmübergreifende Geschichte zu erzählen, aber hier werden die Zuschauer, die den Vorgänger nicht kennen oder nicht mehr präsent haben, mehr im Regen stehen gelassen als nötig. Ohne “Casino” funktioniert “Quantum” nicht, und das stinkt.

2. Regisseur Marc Foster verhaut grundsätzlich seine Filme und macht nicht das daraus, was sie sein könnten (“Stranger than Fiction”, “Monsters Ball”). Einen Bond-Film wollte er schon gar nicht machen, und das merkt man: Er kann nichts mit den Figuren oder dem Konzept anfangen. Oder mit Actionszenen. Oder einer Story. Hergott, der Mann dürfte nicht mal Werbespots drehen.

3. Die Affinität Fosters zu Parallelmontagen NERVT. In “Quantum” wirken diese Szenen zudem beliebig, unmotiviert und lieblos. Was aber passt, da alles andere auch beliebig, unmotiviert und lieblos ist.

4. Es gibt keine Spannung, keine Story, keinen Humor. Nirgendwo. Alles passiert unmotiviert und dabei toternst. An einigen Ecken und Enden meint man Elemente alter Drehbuchversionen durchblitzen zu sehen. Das am Ende verfilmte Buch enthält keine Story mehr, der Film versucht darüber hinwegzutäuschen indem er so tut als GÄBE es eine, die aber um der Spannung Willen noch nicht enthüllt wird. Und dann ist er vorbei.

5. Es gibt genau EINE, zwei Sekunden lange, optisch beeindruckende Szene mit Wow-Effekt. Und die kennt man aus dem Trailer. Alles andere ist billiger, beliebiger Mist. Das fängt bei den Zwischentiteln an, bei denen die Designer Amok gelaufen sind, und hört bei dem bescheuert explodierenden Brennstoffzellenhotel in der Wüste auf.

6. Die Actionszenen sind so schnell geschnitten, unverständlich und verwackelt, dass man genauso gut in der Zeit ein Testbild einblenden könnte. Welches Auto fährt hinter welchem? Was macht der da mit dem Flugzeug? Wo befinden sich die Leute da gerade? Alles egal. Es gibt keine Kameraführung, vielmehr wirkt es, als habe der Kameramann sein Arbeitgerät einfach in die Luft geworfen und später geguckt, ob vielleicht Bilder vom Set drauf sind. Von den tollen Drehorten ist dadurch wenig zu sehen, hätte man auch alles im Studio drehen können.

7. Insbesondere die weiblichen Charaktere sind absurd und tun noch absurdere Dinge. Bis auf Dench sind die Damen zudem extrem miserable Schauspielerinnen. Wurden die aus einem Katalog für sedierte Stand-Ins gecastet?

8. Der “Bösewicht” froschaugt durch die Gegend wie ein Buchhalter auf Koffein. Nicht böse, nicht für fünf Cent. Wenn es keinen Bösewicht gibt, funktioniert auch der Held nicht. Punkt.

9. Daniel Craig hat im Vergleich zum Vorgängerfilm noch einmal 0,5 Gesichtsausdrücke eingespart und kommt nun mit genau EINEM aus.

10. Bond kennt nur noch zwei Modi: Leute abmurksen und rumheulen. Ersteres ist doof und schlecht umgesetzt (siehe Punkt 6), Letzteres zum Fremdschämen peinlich. Trägt in Kombination mit Punkt 8 dazu bei, dass die Figur in diesem Film überhaupt nicht mehr funktioniert.

Ein Quentchen Trost bleibt am Ende: Marc Foster wird NIE WIEDER einen Bondfilm drehen.

10 Gedanken zu „Kurzreview: “Ein Quantum Trost” (2008)

  1. Hm ja alles richtig. Das wirklich faszinierende an diesem Film ist: Handlung war in Bond-Filmen eigentlich noch nie wichtig. Dieser hier tut aber so als sei sie es doch, aber auch wenn man Casino gesehen und gut verstanden hat, macht Solace keinen Sinn. Wirklich sehr, sehr skurril.

  2. Darum geht es ja bei dem “Reboot”: Ihn wieder zeitgemäß zu machen. “Casino” war da ein gewagtes Experiment, dass sich aber in “Quantum” zwei Schritte zurück bewegt hat.

    Das alte Womanizer-Gadegt-Bond-Ding mit fliegenden Autos und Superschurken mit Katzen und Todeslasern gibt es nicht mehr.

  3. Ach was, in Zeiten von Retrotrends und Maxwell Smart hätte das wenigstens einen gewissen Charme 😀 Mir waren die Bondfilme immer zu lang, zu unlogisch, zu viele Ortswechsel und zu wenig Handlung. Aber ich mag Filme eben auch wegen ihrer Geschichte und nicht wegen der Actionsequenzen 😀

    (Und nein, ich fand Das Piano SCHEUSSLICH!)

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