Sollen wa´se einlagern?

Sollen wa´se einlagern?

…fragt Meister Rüddeck im Tonfall von “Wollen wa´se roilasse!?”

Einlagern? Meine Sommerreifen? Was für ein Quatsch. Das kostet bestimmt Unsummen, 5 Euro pro Reifen und Monat oder so. Das spare ich mir doch lieber. Einlagern! Sowas kennt man gar nicht, da wo ich herkomme.

Klar ist das Prozedere alle halbe Jahr nervig: Auto ausräumen, Hutablage demontieren, Kopfstützen abnehmen, von hinten in die Scheune laufen, Schlüssel holen, wieder einmal ums ganze Anwesen rumrennen, Scheune vorne aufschliessen, Reifen in 50 Meter bis zum Auto schleppen (dabei von oben bis unten einsauen, weil die eingestaubt sind), Scheune vorne zusperren, wieder ums ganze Anwesen rumlaufen, Scheunenhintertür absperren, wieder nach Vorne laufen, zur Werkstatt fahren und nach dem Umstecken das ganze Spiel nochmal in umgekehrter Reihenfolge.

Aber Einlagern? Sowas Ähnliches hatte mir die “Schnell”-Werkstatt mit den drei großen Buchstaben auch mal versucht anzudrehen.
Und das, nachdem sie mehrere Schoten geleistet haben, die dazu führten, dass ich sie boykottiere. U.a. haben die sich als zu doof erwiesen Reifen umzustecken. Im Ernst! Die Sommerreifen brauchten andere Radbolzen als die Winterreifen. Trotz dreimaligem Hinweis haben die das nicht auf die Reihe bekommen und mir damit die Alufelgen kaputtgebogt. Tja, gute Werkstätten sind schwer zu finden.

Das Kleine Gelbe AutoTM hatte schon eine Stammwerkstatt bevor es zu mir kam. Die habe ich einfach mal übernommen.

Ich mag die ja sehr: Der ganze Betrieb ist nicht der Neueste – man sieht, dass das ein kleines Familienunternehmen ist. Hier wird Wert auf gute Arbeit gelegt. Zu fairen Preisen. Bunte Glitzerwelten und jugendlich-gegelte Schleimverkäufer findet man hier nicht, da “investiert man nicht rein”, wie der Chef sagt. Gut so. Besser als andersrum.

Wenn man kurz warten muss gibt es Kaffee, Snacks und Zeitungen. Wenn man mehr als eine Stunde warten muss gibt es einen Leihwagen. Alles kostenlos, selbstverständlich.

Auch die Leute sind sympathisch: Meister Rüddeck ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Die Chefin macht die Buchführung und Telefontermine und hat ein elefantöses Gedächtnis. Der Chef sitzt immer hinter seinem Schreibtisch, wahrscheinlich ist er mit ihm verwachsen. Lagerist Waschinowski tut so, als wäre das sein Betrieb, lächelt nie, bekommt die Zähne nicht auseinander und steht ständig rauchend am Durchgang zur Werkstatt, weil sich von da aus die Azubis am Besten anbölken lassen.

Es ist ein Familienbetrieb, und auch die Mitarbeiter sind eine Familie. Die sich um Ihre Kunden kümmert, und nicht nur als Zahlvieh behandelt. Und nun wollen Sie mir gegen teuer Geld die Einlagerung von Reifen aufschwatzen? Sehe ich so aus als würde ich auf dem Baum übernachten? Fangen die jetzt auch schon so an wie die Deppenwerkstatt mit den drei Buchstaben? Abzocke wo es nur geht? An jedem Pups verdienen wollen? So nicht! NICHT MIT MIR!

“Was kostet denn das?”, frage ich mit stark gerunzelter Stirn.
“Achtzehnfuffzich”, entgegnet Meister Rüddeck.
“Achtzehnfuzzich für was? Einlagerung pro Reifen? Pro Monat? Pro Jahr?”
“Nee, Umstecken und Einlagern”
“Wie? Das Umstecken mit Wuchtkontrolle kostet doch auch 18,50 Euro?”
“Eben! Kost´nix extra! Is Service! Noch´n Kaffee?”

Als ich wieder in mein Auto steige die nächste Überraschung: Die Werkstatt hat die Hutablage und die Kopstützen wieder montiert, die Rückbank zurückgeklappt und – weil man ja gerade dabei war – den Kofferraum ausgesaugt.

Ich glaube, bei DER Werkstatt bleibe ich noch länger.

7 Gedanken zu „Sollen wa´se einlagern?

  1. Festhalten sag ich, unbedingt festhalten. So Läden findet man heutzutage nicht mehr oft. Das wird erst wieder, wenn den großen Werkstätten aufgeht, dass 350 Euro für einen simplen Ölwechsel und ein dreckiges Auto zurückzugeben, dann doch negative Auswirkung auf die Kundenbindung hat. 😉

    Wir haben auch so eine “kleine Klitsche” für unsere beiden Autos, herzlich hessisch geht es da zu. 🙂

  2. Auch bei den Klitschen habe ich schon Murks und Abzocke erlebt.

    Ich kann aber insbesondere die großen Werkstätten in den Autohäusern nicht ausstehen – die ganze Kiste besteht zu 9/10teln aus Showrooms, die Verkäuferattrapen sind gelackte Schnösel und bedienen nur, wenn man die passenden Klamotten trägt, und die Werkstatt verlangt entweder unglaubliche Preise oder findet immer noch 8 Sachen “die noch unbedingt gemacht werden müsen, SO können wir sie ja nicht auf die Strasse lassen”

  3. Trotz guter Werkstatt: bitte nicht vergessen, wie man selbst die Reifen wechselt. Nichts macht eine Frau mehr an, als wenn ein Mann bei einem Platten unterwegs kurz anhält und innerhalb von 10 Minuten die Reifen wechseln kann. Ist natürlich nicht besonders emanzipiert, sich das als Frau einfach genüßlich anzusehen – aber egal – Männer suchen doch gerade wieder nach Wegen, ihre Männlichkeit neu zu entdecken – hab ich gehört….

  4. @Silencer
    full ack.

    @Nadine
    Warum emanzipiert sich frau nicht auch hier? *just teasing* 😉

    Ich wechsle unsere Reifen auch lieber selbst, weil ich die 20 Euro pro Auto nicht ausgeben mag. Da bin ich geizig. Wenn man Platz dazu hat, ist es 30 Minuten gemacht.

  5. Jo, wenn man den Platz hat und der auch geeignet ist (schon mal versucht einen Reifen einzuholen, der den abschüssigen Platz runterrollt?) UND die Biester noch richtig gewuchtet sind. Ist nicht ganz unwichtig und für mich der Grund das gleich beim Wechseln checken zu lassen.

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