Was ist eine Digital Bonus Copy?

Was ist eine Digital Bonus Copy?

…fragte ich mich neulich schon, als ich die DVD von “Keinohrhasen” in der Hand hielt. Auf einem fetten Aufkleber warb Warner Bros: “Inkl. Digital Bonus Copy”!

Ich verbringe ja nicht gerade die meiste Zeit hinterm Mond, wenn es um technische Spielereien geht, aber davon hatte ich noch nichts gehört. Was bitte sollte das denn sein?

Beim Öffnen der “Dark Knight SE”-DVD flatterte ebenfalls ein Zettel heraus: “Holen Sie sich jetzt Ihre Digital Bonus Copy! Gehen Sie auf www.wbdigitalcopy.com und geben Sie Ihren Code ein.” Warum und wozu diese Digitalcopy gut sein soll, erklärt der Zettel aber auch nicht. Das übernimmt die Website.

Das Prinzip lässt sich in drei Piktogrammen zusammenfassen und vermitteln:

wbdbc
Quelle: http://www.wbdigitalcopy.com

Man kann sich also einen Film für seinen tragbaren Player herunterladen und direkt nutzen.
Coole Idee! Auf diese Weise kann man die Filme auch unterwegs genießen. Ohne sie vorher mühselig umzurechnen (was eh kaum jemand beherrscht und meist illegal ist, da für einen der notwendigen Arbeitssschritte ggf. ein Kopierschutz umgangen werden müsste).

Aber: So gut die Idee, so vermurkst die Umsetzung. Die DBC gibt es nur mit einem Digital Rights Management, zertifiziert nach dem Standard “Plays for Sure“, dem wahrscheinlich am wenigsten nützlichsten Zerifikat ever.

Stammt von MicroSoft, wird aber nichtmal von deren eigenem Player, dem “Zune” unterstützt. War zudem einer der größten Lacher aller Zeiten, denn MicroSoft vertrieb ab 2004 “Plays for Sure”-Musikdateien über seinen MSN-Marketplace, entschied sich dann aber in 2008 dazu, die DRM-Server abzuschalten. Der Name “Plays for Sure” wurde damit ad absurdum geführt – ohne die Authentifizierungsserver hatten Kunden kein Recht mehr, ihre teuer gekaufte Musik abzuspielen. Plötzlich hiess es: Plays for sure plays surely not. Daher wurde das Zertifikat fix in “Certified for Windows Vista” umbenannt, wobei der Zune auch “Certified for Windows Vista” ist, aber keine “Certified for Windows Vista”-Dateien abspielt. Alles klar?

Zurück zur Digital Bonus Copy: Warner setzt hier also auf ein Microsoft-Zertifikat, das nach Einschätzung mancher Experten schon längst tot am Boden liegt.
Die Windows Media-Dateien, die man über das “Digital Bonus Copy”-Programm bekommt, müssen auf einem “Plays for Sure”-zertifizierten Gerät abgespielt werden. Davon gibt es so einige (Sony Walkman, Windows-Mobile 6.1 Telefone), aber der Nutzerkreis ist doch arg eingeschränkt. Die allermeisten Geräte dort draußen können mit diesen, sehr speziellen, Windows-Dateien eben nichts anfangen. Dazu gehören auch die am weitesten verbreiteten mobilen Abspielgeräte, die iPods. Generell werden Mac- und Linuxnutzer ausgesperrt – fairerweise steht das berits auf der DVD-Hülle, macht die Situation aber auch nicht besser.

Bleibt die Frage: Wenn Warner Bros. eine so dermaßen gute und kundenfreundliche Idee hat – warum traut man sich dann nicht, diese auch vernünftig umzusetzen?

Eine Digital Bonus Copy könnte ein Argument sein, um zu einer etwas teureren Variante eines Films zu greifen. In ihrer jetzigen Form ist sie aber ein Ärgernis, zumal Mitbewerber wie Disney, 20th Century Fox und Lionsgate vormachen, wie man es besser machen kann: Deren “Digital Copies” muss man sich nicht aus dem Netz ziehen – sie liegen der Filmpackung bei und laufen sowohl mit dem Windows Mediaplayer als auch mit itunes und den korrespondierenden Abspielgeräten.

In der jetzigen Form fällt mir zur Warner Bros. Variante nur der alte Spruch “Gut gemeint ist nicht gut gemacht” ein.

8 Gedanken zu „Was ist eine Digital Bonus Copy?

  1. @skriegel: Ja, genau in dem Forum stand, dass der Entwickler nicht mehr dazu kommt, die Software weiter zu entwickeln, da kaum jemand ihm das in Spenden vergütet. Oder gibt es da einen neuen Stand? Die letzte Version, die überhaupt programmiert wurde, ist schon eine gewisse Zeit alt…

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