Silencers Jahresrückblick (1): Das war 2009

Silencers Jahresrückblick (1): Das war 2009

Sucht man bei G.oogle nach “Jahresrückblick 2008” findet man “ungefähr 1.600.000” Treffer. Ich schreibe hier nicht den ungefähr 1.600.001sten, denn: Wen interessieren schon alte, abgenutzte Jahre? Stattdessen gibt es hier was viel Nützlicheres: Einen Rückblick auf das brandneue 2009.

Los geht´s mit dem ersten Quartal:

01. Januar
Eigentlich soll Tschechien heute den EU-Ratsvorsitz übernehmen. Zur Schlüsselübergabe taucht allerdings niemand auf: Die tschechische Delegation liegt noch im Koma. Das ist wiederum Nicolas Sarkozy ganz recht: Carla Bruni hat den Schlüsselbund verbaselt. Ein Trupp Fremdenlegionäre macht sich auf eine Suchexpedition in die Untiefen ihrer Handtasche.

12. Januar
Der SPIEGEL vergleicht die Lebensmittelpreise der ersten 12 Tage des Jahres 2009 mit Mittelwerten der Jahre 1896-1957 und stellt nüchtern fest: Alles teurer geworden! Daraus folgert er: Die Rezession greift um sich, in Kürze geht alles den Bach runter.

18. Januar
Vorgezogene Landtagswahl in Hessen. Roland Koch wird mit 68% aller Stimmen gewählt, da die Wählerinnen und Wähler nicht wussten, dass es auch andere Kandidaten gab. Die SPD zieht sich Folgerichtig ganz aus Hessen ganz zurück, nur Schäfer-Mümbler sagt das keiner. Der freut sich auf die Opposition, erklärt er, nackich vor einer Schrankwand stehend, in einem dreistündigen Internetvideo.

20. Januar
Barak Obama fängt endlich offiziell als Präsident der USA an zu arbeiten. Er delegiert alle anstehenden Aufgaben an Jack Bauer. Nach 24 Stunden ist alles erledigt, Obama geht zufrieden in den Urlaub.

05. Februar
Der SPIEG.EL hat seinen Lieblingsdiktator auf dem Titelblatt. Warum, versteht niemand, im Heft findet sich nicht eine Zeile zu Hitler, sondern nur Katastrophenberichte über die Wirtschaftslage. Auf Nachfrage ist aus der Redaktion zu erfahren “Das das eben so sein muss, das letzte mal war Hitler vor 6 Wochen auf dem Titelblatt.”

09. Februar
Eine Penumbral-partielle Okkultation lässt sich beobachten. Nach Meinung vieler Eichsfelder gehört so ein Schweinkram verboten. Alle anderen finden die Mondfinsternis toll.

12. Februar
Der 200. Geburtstag von Charles Darwin. Amerikanische Kreationisten zweifeln das an.

18. Februar
Tschechien hat die Ratspräsidentschaft noch nicht übernommen. Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher, dass man aktuell Wichtigeres zu tun hat: Die Nordische Skimeisterschaft im eigenen Land angucken.

20. Februar
Irgendeine B-Prominente kriegt ein Kind. Die B.UNTE jubelt, für die BIL.D ist es ein Skandal. Mit dieser Meinung steht sie nicht allein da, sondern erhält Rückendeckung von Alice Schwarzer. Das Fachorgan GA.LA hat dazu keine Meinung und wird deshalb von Schwarzer angegriffen. Glücklicherweise eilt Elke Heidereich dem Blatt zur Hilfe. Es kommt zu einem wortgewaltigen Krieg der Edelfedern, in dessen Verlauf aufgezählt wird wer schon mal wo Urlaub gemacht hat. Das gelangweilte deutsche Feuilleton wendet sich anspruchsvolleren Themen zu und guckt lieber “Ich bin ein Star – holt mich hier raus”.

03. März
Auf Spie.gel-Online werden stündlich die neuesten Ergebnisse der IFO-Geschäftsklimaumfragen veröffentlicht. Die sind recht positiv, aber der Spiegel traut der Sache nicht und titelt provokant “Quo Vadis, Deutschland?”. Auf dem Cover ist eine knochenübersäte Wüste abgebildet, über der Geier kreisen. Hält man das Heft schräg gegen das Licht, sieht einer der Kakteen ein wenig wie Hitler aus.

11. März
Aus Protest gegen sog. “Killerspiele” läuft ein 63jähriger Rechtsprofessor schwer bewaffnet Amok. Glücklicherweise tut er das auf einem Acker in der Mark Brandenburg und gefährdet so kein intelligentes Leben. Als er das herbeigerufene SEK-Team sieht, brüllt er “Kommt doch her, Ihr Counter Striker!”. Betroffene Gutmenschen unterschreiben daraufhin den “Kasseler Aufruf” und bestellen noch einen Tee.

27. März
Tragischer Unfall: In Köln Hürth/Kalscheuren brennt das “Big Brother”-Studio samt Container ab. Abgesehen von einer kleinen Meldung im Kölner Abendblatt bleibt dies aber von Medien und Öffentlichkeit unbemerkt.

31. März
Die Tschechen feiern immer noch das Ende der Nordischen Skimeisterschaften in Tschechien. Die dezente Erinnerung an den EU-Ratsvorsitz wird mit bösen Blicken
und einer weiteren Lokalrunde quittiert.

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