Brenn mich!
Rätselhafte Poltergeistsymptome im Hardwarelabor:
Brenne DVD mit 16-facher Geschwindigkeit.
Schutz vor Pufferüberlauf aktiviert.
Brennvorgang gestartet.
Schreibe Lead-In.
Schreibe Daten.
*Klick*
Mein privater PC fing vor einiger Zeit, nach einem Austausch von Mainboard, Prozessor und Grafikkarte, an, heftig herumzuzicken. Während er im normalen Betrieb stabil lief, ging der Rechner beim Brennen einer CD oder DVD mit einem *KLICK*, gefolgt von einem Geräusch wie dem absterbenden Triebwerk des Millenium Falcon, einfach aus.
Er stürzte nicht ab, blieb nicht hängen – nein, der Rechner ging beim Brennen einer CD oder DVD einfach aus. Ein Neustart liess sich erst einleiten, nachdem die Kiste mehrere Minuten vom Stromnetz getrennt war.
Das alles deutete auf ein überfordertes Netzteil hin, obwohl das mit 400 Watt ganz Okay dimensioniert war und auch bei 3D-Berechnungen, wenn die Grafikkarte unter Last so richtig Strom zieht, keine Probleme bereitete. Aber nunja, vielleicht hatte es ja irgendwann mal einen Schaden wegbekommen? Vielleicht, als mal ein Kabelbaum angefangen hatte zu brennen?
Vor Kurzem wurde es gegen ein 550 Watt-Netzteil ausgetauscht. Der PC lief ohne Probleme, und in Erwartung völliger Problemlosigkeit steckte ich eine externe Platte an, startete Nero und wollte ein paar DVDs brennen.
Die erste Scheibe wurde erfolgreich gebrannt.
Die Zweite auch.
Bei der Dritten: *KLICK*
WTF?
Was soll das denn?
Ist etwa auch das neue Netzteil am Limit? Das kann doch nicht sein!
Gut, der Rechner ist mit 3 Platten, 2 optischen Laufwerken und ein wenig Peripherie schon ganz gut bestückt, aber: WTF?
Also Fehlersuche, 1. Stufe: Alle USB-Peripherie abstecken.
Neuer Versuch.
Schreibe Daten… *Klick*
Urgh!
Okay, jetzt mal nur mit 8-facher Geschwindigkeit.
Schreibe Daten… *Klick*
Wah!
Jetzt mal nur mit 4-facher Geschwindigkeit, ausserdem das Watchgate und alle Gehäuselüfter abstecken.
Schreibe Daten… *Klick*
GNH!
Jetzt mal alles an Software aus, was im Hintergrund läuft. Und nur 2-fache Geschwindigkeit.
Schreibe Daten… *Klick*
Mittlerweile geht mir das ständige unter-den-Schreibtisch-kriechen-und-PC-vom-Stromnetz-trennen sowie die langen Neustarts mächtig auf den Sack. Also Radikalkur: Rechner aufschrauben, 2 Platten abstecken, Brenner an anderen Kabelstrang hängen.
Schreibe Daten… *Klick*
MANN! DAS WAR JETZT DER FÜNFTE ROHLING!
Thermisches Problem kann es auch nicht sein, das Gehäuse war gerade noch offen. Also, WAS? Zieht die Externe Platte zu viel Strom? Das KANN nicht sein, trotzdem: Diesmal wird von intern gebrannt.
Schreibe Daten… *Klick*
GRGH! Ich werde hier noch irre!
Was sagt denn das Internet dazu? Etliche Leute scheinen das gleiche Problem zu haben, aber keiner hat eine Lösung.
Hm.
Woran könnte es noch liegen? Brenner kaputt? Aber der liest doch einwandfrei.
Das Board vielleicht? Aber das zickt doch sonst nie rum.
Vielleicht liegt´s an der Software? Aber wie sollte das denn gehen? Nunja, Versuch macht kluch.
Gibt´s eigentlich schon Open-Source-Brennsoftware? Oh ja! Fix die Open-Source-Software CDBurnerXP aus dem Netz gezerrt, installiert und kurz gestaunt: Die sieht besser aus als mein altes Nero Express, und kann genauso viel.
Erster Probelauf:
Schreibe Daten.
Schreibe Lead-Out.
Brennvorgang abgeschlossen.
Die DVD wird anstandslos gebrannt.
Um es kurz zu machen: Mit der Open-Source-Software brennt der Rechner wie eine Eins.
Kein *KLICK*, keine Instabilitäten.
Was nur einen Schluss zulässt: Ein altes Nero Express, wie es auch imme rnoch Brennern beiliegt, kommt mit so halbmodernen Boards und Mehrkernprozessoren (bevorzugt AMD X2) nicht zurecht und lastet das System so aus, dass das Netzteil zum Selbstschutz abschaltet. Die im Internet dokumentierten *KLICK*-Fälle nutzen ebenfalls X2s.
Hört sich wie Voodoo an, aber eine andere Erklärung habe ich gerade nicht zur Hand – und diese Hypothese erklärt alle Symptome.
Bessere Erklärungen können gerne in die Kommentare. Allen, die vom gleichen Problem geplagt werden, empfehle ich einstweilen den Wechsel zu CDBurnerXP, zumal das Ding sogar BluRays und, ganz komfortabel, bootfähige Scheiben brennen kann.
Rechner wollen einen doch nur in den Wahnsinn treiben.
9 Gedanken zu „Brenn mich!“
Oh, ich glaube, ich kann mir vorstellen, wie das geklungen haben muss:
“Scheiße, Mist, Kacke, Verdammt, Ich krieg die Krise! Blödes Mistding!”
In etwa so, ja? 😉
Gut, dass einfach nur ein Softwarewechsel die Lösung brachte. 🙂
Ja, genau so, holde Maid.
Da brauchte es jetzt nicht viel Fantasie für, oder? 🙂
Phantasie nicht, aber ein gutes Gehör. Das schallte ja durch ganz Gö-town! 😀
Ui, sorry.
Hmm, Theorie: Nero macht (aufgrund von wahnsinnig elaboriertem Treiber) irgendwas dolles im Brenner, sagen wir, den Laser mal voll aufdrehen, Turbine auf volle Leistung testen usw. Nur, um heruaszufinden, uhm, was das Laufwerk alles NICHT kann. Dabei geht irgendwas im Brenner an die Leitungsgrenze und das Netzteil schaltet ab.
Der Open Source Brenner nimmt einfach ein paar Standards und gut.
Spannend wäre noch folgender Test: Nimm einen zweiten Rechner und versorge den Brenner allein darüber. Ich vermute, dann geht der andere Rechner aus 🙂
Moderner Nerd: Wäre eine Möglichkeit. Aber ein solcher Test ist eigentlich nicht nötig, weil das Programm alle Infos zu Treiber und Medien schon vor dem Start ausliest, einen Test kann man manuell anstoßen. Selbst wenn es den automatisch machen sollte: Dann doch bestimmt nicht mitten während des Brennvorgangs, oder?
Naja, schon: “Moderne” Brenner lesen ja aus, was das für ein Rohling ist, was der kann, schätzen dann ab, was der Brenner kann und legen dann (vielleicht) los.
Das alles passiert dann nachdem das Brennen begonnen hat, da sich wohl die Scheibe drehen muss, damit man sie erkennen kann. Oder so.
Egal.
Mein Nero treibt mich gerade auch in den Wahnsinn…doch ein Wechsel fällig, wenn ich das so lese…
Nerd: Das passiert aber alles, wenn das Medium eingelegt wird und bevor der Brennvorgang startet. Die Infos sind nämlich schon da und werden angezeigt, bevor man auf “Brennen” klickt.
Katha: Probier mal dieses Open Source Dings, das ist wirklich gut gemacht.