Filmflut

Filmflut

“Ich habe nichts anzuziehen” sind magische Worte.
Zwar eine uralte und böse Magie, aber immerhin: Magie.
Wer davon befallen wird und sie ausspricht, kann nur hoffen, dass er/sie von einem freundlichen Anwesenden zum eigenen Kleiderschrank gefĂŒhrt wird. Bei manchen Betroffenen hilft das – nach einem kurzen Blinzeln und Augenreiben verfliegt der böse Fluch.

Mir erging es gerade Àhnlich, allerdings nicht mit Klamotten.
“Ich wĂŒrde so gerne einen Film schauen, aber ich habe nicht zum Gucken!”.
Der Satz ist an sich schon ein Hohn, angesichts eines ĂŒberquellenden DVD-Regals mit rund 350 Film- und Serienscheiben darin.

Ich liebe Filme, fast jede Art von ihnen.
Schon vor Jahren habe ich angefangen, DVDs am Zeitschriftenregal zu kaufen. Das denen gelegentlich absurde Hefte beiliegen (SFT, Computerbild, TV Movie) stört mich nicht, die werden ohne Umweg dem Altpapier ĂŒberantwortet. Und 3 Euro fĂŒr einen Film auf DVD, warum nicht?
Dabei habe ich nie nur Filme gekauft, die ich schon kannte oder von denen ich wusste, dass sie mich interessieren. Im Zuge von Horizonterweiterung und Bildung von soliden Filmkenntnissen (beides bequeme Ausreden um Filme zu schauen) hat schon einiges an SkurrilitÀten Einzug gehalten.

Irgendwann kam ich gar nicht mehr dazu alles zu schauen, viele der Heft-DVDs verschwanden ungeguckt. Aber wohin eigentlich?
Ich habe mich letztens mal auf die Suche gemacht und geschaut, wo die Dinger eigentlich hin sind.

Einge hatten sich in Stapel zusammengerottet, auf und unter dem Schreibtisch. Andere hatten sich schon mal in DVD-Mappen verzogen. Wieder andere hatten sich an exotischen Orten versteckt, z.B. in der EtagĂ©re in der KĂŒche, ins BĂŒcherregal oder, in einem Fall, sogar hinter den Heizkörper im Badezimmer.
Wieviel mögen das wohl sein, dachte ich schon wÀhrend der Suche.
Einhundert, mindestens.
Zweihundert? Vielleicht schon.
Mehr als zweihundert? Ach, bestimmt nicht.

Höchste Zeit, dass ganze Kram mal zu sortieren und in einer Datenbank zu erfassen. Sonst findet man ja gar nichts mehr wieder.
Mit der Bestandsaufnahme bin ich jetzt gerade fertig geworden.
Das Ergebnis erstaunt mich dann doch ein wenig.

Blinzelnd stehe ich vor dem neuen Regal mit den DVD-Mappen.
“Ich habe nichts zum Gucken”, So bald wird mir der Satz nicht mehr ins Hirn schießen.
Es sind insgesamt 468 Filmscheiben.

Vier.
Hundert.
Acht.
und.
Sechzig.

WTF?
Ich liebe Filme, und anscheinend lieben Filme mich. Denn offensichtlich manifestieren die sich einfach so in meiner Wohnung. Oder sie vermehren sich in den dunklen Ecken unter dem Schreibtisch. Das ich die alle gekauft habe, halte ich fĂŒr unwahrscheinlich.
468! Davon rund 120, die ich noch nicht gesehen habe.

Jetzt steht einer großen Anzahl gemĂŒtlicher Filmabende nur noch ein neues Problem im Weg: Ich weiß nicht, was ich gucken soll.
Zu viel Auswahl.
Ich sollte eine Videothek aufmachen.

21 Gedanken zu „Filmflut

  1. Hmm.

    Umgerechnet also 1.200 € investiert fĂŒr unbekannten Gegenwert. Und das ohne HD. Was mich an diesen Heft-DVDs vor allem immer abgeschreckt hat: es ist NIE die englische Tonspur drauf. Damit fallen 90% fĂŒr mein Interesse aus dem Raster.

    Und, ganz im Ernst: ich glaube nicht mehr an DVDs. Auch nicht an Blueray. Das wird alles Online geschehen, wie jetzt schon bei Musik – und das binnen der nĂ€chsten 5 Jahre. Da spare ich mir lieber das Geld…

  2. Von einem finnischen Film will NIEMAND die englische Tonspur hören. Aber zumindest weiß ich was Du meinst.
    NatĂŒrlich wird irgendwann alles online kommen. Zu dieser Prophezeiung gehört nun wirklich nicht viel Weitsicht.

    Irgendwann werden sich auch eBooks durchsetzen. Was aber niemanden davon abhĂ€lt JETZT BĂŒcher zu kaufen.

  3. Was ist denn der “Peter-Film”?

    from my point of view… ganz normale, unterhaltsame Filme (Greenaway, Lynchs, DĂ€nisches und englisches Filmgut, Japanisches (außer mangas), ĂŒberhaupt asiatisches, also auch Korea, Vietnam, China Hongkong, spanisches usw. usw usw.) auch alles, was sich dem Genre SF zuordnen lĂ€ĂŸt, obwohl davon 90% totaler Mist ist.

    from ehefraus point of view…
    hmmm, ich werd mal fragen, ob sie das nicht selbst schreiben will :mrgreen:

  4. Hape & Ehefrau: Danke fĂŒr de AufklĂ€rung. Auch wenn ich Lynch nie als “normale Unterhaltung” klassifizieren wĂŒrde. Der letzte “Peterfilm” den ich gesehen habe und auf den beide Definitionen passen (und der zudem SF nach P.K. Dick ist) war ĂŒbrigens “Impostor” mit dem großartigen Gary Sinise. Wieder so eine B-Movie-Perle, garantiert Happy-End-frei.

    Graval: Danke, den Suchbegriff wollte ich immer schon mal im Blog haben 🙄

  5. Ich kann diese Sammelleidenschaft verstehen. An die 1200 DVDs und Blue Rays nenne ich mein eigen. Wobei mir die DVD trotz der SD-Auflösung am liebsten ist. Die Dinger laufen einfach stabil. Viele behaupten ja die DVD ist tod. Aber todgesagte leben bekanntlich lÀnger. Ich organisiere meine Sammlung mit My Movie Pro.

  6. Achgott, der Artikel ist ja schon 10 Jahre alt! Gerade mal nachgeguckt: Seitdem habe ich die Exceltabelle nie wieder aktualisiert. Gute VorsĂ€tze und so… Kleiner geworden ist die Filmsammlung aber nicht – hier auf dem Dorf ist es nicht so mit Online, nur Scheibe macht glĂŒcklich.

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