Dilletantischer Regionalquark

Dilletantischer Regionalquark

Die Vorsitzende (“Citymanagerin”) des Vereins “Lang lebe unser Innenstadteinzelhandel” (oder so) im Interview mit einer Praktikantin Journalistin:

Regionalzeitung: Kommt Ikea in unsere Stadt? Diese Frage treibt die Innenstadt-Kaufleute um. Wären Sie froh, wenn aus der Ansiedlung nichts würde?

Citymanagerin: Ich sage ganz klar: Der Verein und die City-Managerin sind für Ikea. Ein Oberzentrum wie unsere Stadt braucht eine gesunde Konkurrenz. Wir wissen auch, dass sich viele Menschen ein Ikea-Haus wünschen. Von der Größe her muss es aber verträglich sein. Das Haus allein, also die blau-gelbe Insellösung, ist nicht das Problem. Wenn aber das Möbelverkaufszentrum hinzukommt, dann wird die Ansiedlung wegen der konkurrierenden Sortimente zum Problem.

Wie jetzt? Hat man jemals davon gehört, dass irgendwo ein IKEA-Center aufmacht das KEINE Möbel verkauft? “Wir sind ganz klar für Ikea, so lange die nichts verkaufen” – Oder wie soll man den verschwiemelten Satz sonst deuten? Was sollte sonst mit der “blau-gelben Insellösung” gemeint sein? Bonuspunkte für besonders Schlimm: Warum fragt Tante Journalistin nicht nach, was so ein kryptischer Satz bedeuten soll?

Ah, es ergibt DOCH einen Sinn, wenn man jahrelange, lokalpolitische Streitigkeiten verfolgt und am besten noch Insiderwissen besitzt. Danke an Wortkomplex für die Aufklärung in den Kommentaren. In Zukunft wird es hier keine Posts mit regionalem Bezug mehr geben.

12 Gedanken zu „Dilletantischer Regionalquark

  1. Das ist nicht dilettantisch. Hier braucht es schlicht auch für den Leser mal Hintergrundwissen. Unser alller herzlich-liebste City-Managerin (ja, ich habe derzeit so meine – aber andere – Probleme mit ihr), meint das früher FCC genannte Konzept: Furniture Competence Centrum. Hier im zweiten Absatz nachzulesen.

    Das hat dann mit IKEA per se nicht mehr viel zu tun. Und genau daran hängt sich die Diskussion in unserem beschaulichen Städtchen seit Jahren auf: IKEA ja, FCC nein. Das war schlicht schlecht ausgedrückt.

  2. Hier soll es so ein Haus geben. Die verkaufen dann nur das, was die meisten Menschen zu IKEA treibt: Kerzen, Grünpflanzen und Co. Ob man das braucht? Keine Ahnung.

    Aber vor Leuten, die von sich selbst in der dritten Person sprechen, sollte man sich ohnehin hüten.

  3. Die ersten beiden Jahre wurde das sicher noch täglich (GT), mittwöchlich (Blick) und sonntäglich (Extra Tip) aufgeführt. Es war zunächst, vor gefühlten Jahrmillionen, eine IKEA-Grundforderung, dass man nur unter der Bedingung eines FCC komme (was daraus geworden ist, weiß ich nicht). Nach ständiger Berichterstattung hat man aber als Journalist auch mal das Recht, nicht mehr jeden Neu-Hansel bei so einer leidigen Diskussion abholen zu müssen. Das ist hier vor Ort nun wirklich schon so lange präsent, dass es erstaunlich ist, dass ein regelmäßiger Lokalpresse-Leser nichts davon wüsste.

    Ich persönlich finde das “IKEA kommt, IKEA kommt nicht”-Blümchenrupfspiel in den Lokalzeitungen extrem nervtötend. Alleine nach der “City-Runde” letzte Woche schrie die Qualitätspresse schon wieder “IKEA kommt nicht!” (wovon im Artikel dann übrigens nichts mehr stand…).

  4. Hmm.
    Falls ich hier mal schlichtend eingreifen darf. In der Tat ist der Diskurs um das FCC wohl jedem hier bekannt der die IKEA Debatte auch nur ansatzweise verfolgt hat.
    Auf der anderen Seite ist “Möbelverkauszentrum” hier schlicht ein komplett falscher Begriff. Wie meistens trägt hier Google zur Wahrheitsfindung bei:

    http://www.google.de/search?q=ikea+M%C3%B6belverkaufszentrum&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a

    IKEA + Möbelverkaufszentrum ergibt im Wesentlichen zwei Treffer: ein Trnasskript des Interviews und Silencers Blogeintrag. Sprich es GIBT kein Möbelverkaufszentrum bei IKEA, NIRGENS.

    Und da liegt dann Silencer nicht ganz so falsch, das bei einer so emotionalen Sache – ich meine hey wir BRAUCHEN IKEA hier wirklich – man schon auf jede zusätzliuche Art von Verwirrung verzichten sollte.

    Da ist dann wiederum Wortkomplex zuzustimmen: in den Medien wird das unerträglich plattgewalzt und mit den Urängsten der Bürger gespielt (oh Gott, IKEA kommt nicht!), ich würde mich hier mal über klare ENTSCHEIDUNGEN unserer Herren Politiker freuen.

  5. Sehr tüchtig fand ich in dem Zusammenhang die Reaktion einer Bürgermeisterin eines unbedeutenden Winz-Dorfes in der Nähe: “Hey, IKEA, kommt zu uns, wenn G-Town euch nicht will, wir schenken Euch auch das Bauland” – cooler PR-Stunt. Danach war´s das aber auch, das war der Punkt, an dem ich mich aus der Diskussionsverfolgung ausgeklinkt habe.

  6. Hm…. Insiderwissen. Hätte ich ja gerne mal. Zum Thema IKEA ist hier aus niemandem etwas rauszukriegen. Ich habe nur Extra-Wissen. Wobei alles, was man dem Extra Tip und ähnlichen Publikationen entnimmt, nicht unbedingt das Label “Wissen” verdient…

    Und ja, es ist verständlich, dass man sich irgendwo aus der Diskussion aushakt. Sie ist auch bescheuert. Göttingen braucht kein IKEA. Da würde ich Herrn M2.0 stark widersprechen… Ganz pragmatisch betrachtet ist Kassel zu gut zu erreichen, für das Eichsfeld ist Erfurt der nächste Markt. Und die Einwohnerzahlen hier sind dann schlicht doch zu niedrig.

  7. So ähnlich wird sich Ikea das auch gedacht haben, sonst hätten die die Ansiedlung nicht in Betracht gezogen. Vermutlich lehnen viele so ein Zentrum vor der Haustür einfach nur ab, weil sie ums eigene Portemonnaie fürchten (Der Ikea Effekt: “Ich wollte nur Kerzen kaufen – wo der Kofferraum voll Krempel herkommt, kann ich mir gar nicht erklären”)

  8. Nur um das noch zu betonen: Ich habe ganz und gar nichts gegen ein IKEA vor der Haustür. Ich fände das selbst sogar sehr schön. Wer meine Wohnung oder meine Vorliebe für “Ich fahre zu IKEA und kaufe ein….” (aka “Ich packe meinen Koffer….”) kennt, weiß warum.

    Ich bin nur gleichzeitig der Meinung, dass sich der Standort Göttingen für IKEA nicht lohnen würde. Denn so schön die Grafik von Herrn M2.0 auch ist, ist sie doch ziemlich fadenscheinige Augenwischerei, solange hier nicht auch knallharte Beweise in Form von Einwohnerzahlen und demografischer Struktur im Vergleich zu anderen IKEA-Standorten erbracht werden. Ich bin nach wie vor nicht überzeugt, dass in Göttingens Peripherie die ultimative IKEA-Klientel sitzt.

    Und nur weil ein M2.0 sieben Mal die Woche mit der Family-Card (=Kaffee kostenlos) zum Frühstücken bei IKEA aufläuft, haben die noch nicht den benötigten Umsatz.

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