*Peng* (V): Streifenhörnchen
Die Murphy-Woche ist noch nicht vorbei und hat noch mal einen draufgesetzt.
Die Frontscheibe ist wieder okay.
Dafür ist das Kleine Gelbe AutoTM nun ein Streifenhörnchen. Oder ein Fleckenzebra. Wie auch immer, es sieht Scheiße aus, denn die Werkstatt hat es geschafft, zwei große Lackstreifen aus dem Dach rauszureißen.
Das kleine Gelbe ist schon schon ein paar Jahre alt, und die Lackierung ist ebenfalls gealtert, sprich: Ein wenig ausgeblichen. Es hat die Farbe einer gesunden Zinane, was ein Farbton irgendwo zwischen Zitrone und Banane ist.
Wenn eine neue Scheibe eingeklebt wird, muss die während des Trockungsprozesses mit Klebebändern am Dach fixiert werden. Beim Ablösen der Klebebänder hat die Werkstatt nun auch gleich die oberste Lackschicht mit abgerissen – an den entsprechenden Stellen fehlt auf einer Fläche von 10 mal 25 Zentimeter rund ein halber Millimeter Lack, und darunter schimmert es Sonnengelb. Ein Schöneres als das Zinanengelb, aber die ausgefranzten Streifen sehen einfach nach Müll aus.
“Uh”, sagt der Werkstattbesitzer, ein gemütlicher und eher unsicherer Mann, dazu.
“Gut, das wir das nicht waren.”
Mir fällt fast das Essen aus dem Gesicht. “BITTE WAS?! WER DANN?”
“Na, wir hatten so viel zu tun, und dann haben wir das an den Scheibendoktor von drei Geschäfte weiter vergeben. Der macht das ja hauptberuflich und nichts anderes und mit dem gab´s noch nie Probleme und….”
“Ja, und nun?”
“Moment, ich probier mal was.”
Das “Probieren” sieht so aus, dass der Chef des Autohauses Lackpolitur über das Dach, die Seitenscheibe und seine Hose verteilt und mit einem Lappen darin rumwischt. Natürlich lassen sich die Stellen nicht rauspolieren – ein fehlender, halber Millimeter und ein ganzer Farbton Unterschied, das kann man nicht so wegrubbeln.
“Müssen sie sich überlegen, was sie nun machen”, meint er und guckt verlegen, während ihm die Politurpaste über die Schuhe rinnt. Ich sage in ruhigem und deutlichen Tonfall:
“ICH muss da gar nichts überlegen. Ich habe IHNEN den Auftrag zur Reparatur erteilt, Sie haben den ohne mein Wissen delegiert, ihr Subunternehmer hat Mist gebaut.”
“Vielleicht rufen Sie den einfach mal an?”, meint der Chef und wringt das Poliertuch in den Händen.
“Bestimmt NICHT. Der Vertrag ist zwischen uns zustande gekommen. Hören Sie, ich brülle hier ja niemanden an und will niemanden verklagen. Aber sie sehen, dass hier Murks gemacht wurde. Ich möchte einen Wagen zurück, der so ordentlich aussieht wie ich ihn abgegeben habe.”
Beim anschließenden Telefonat zwischen Chef und dem Scheibendoktor lässt dieser Sätze fallen wie “Das Dach ist bestimmt mal nachlackiert worden, und das nicht fachmännisch” und “In 4.000 Austauschfällen gab´s das noch nie” und “Soll der Kunde erst mal mit einem Gutachten und dem Rechtsanwalt kommen.”
Wäre das technisch möglich, ich würde den Kerl übers Telefon erwürgen. Dummerweise reicht meine MACHT dazu nicht aus.
Das Gehabe des Scheibenarztes geht aber auch dem Autohauschef etwas zu weit. Er will am Montag erstmal Gutachter befragen, ob die schon mal ähnliche Fälle hatten, und sich nochmal mit dem Scheibenkleisterdoktor besprechen. Im Notfall wird ein Gutachten auf Chefs Kosten erstellt, die Haftpflicht vom Subunternehmer ist dann dran.
Schön, wenn es so laufen würde. Ich habe weder Lust auf einen Rechtsstreit, noch eine Rechtsschutzversicherung.
Nur: Was soll die Haftpflicht des Glasers eigentlich zahlen? Wenn das Dach ausgebessert und neu lackiert wird, passt das nicht mehr zum Rest des (ausgeblichenen) Wagens. Eigentlich müsste der rundrum neu gestrichen werden, und darauf werden die sich wohl kaum einlassen.
So oder so, heute hat das Kleine Gelbe AutoTM seine Unschuld und sein gutes Aussehen verloren. Bei allen anderen Fahrzeugen, die ich bisher besass, war mir die Optik absolut egal. Beulen? Kratzer? Störte mich nur am Rande oder gar nicht.
Beim kleinen Gelben ist das anders, und diese Aktion, die ärgert mich einfach nur.
Meine Laune ist noch weiter im Keller als den Rest der Woche. Ich will nicht mehr, ziehe mir jetzt die Decke über den Kopf und verkrieche mich die nächsten Tage im Bett.
8 Gedanken zu „*Peng* (V): Streifenhörnchen“
Ohje! 😯 Armes kleines gelbes Auto!
Hoffen wir das Beste, auch für das kleine GelbeTM.
Das tut mir leid! Armes Gelbes Auto. Armer Silencer. An manchen Dingen hängt man einfach, denen darf kein Leid widerfahren 😯 !
Ich drücke die Daumen!
Danke.
Im Moment bin ich nur irrsinnig…
traurig.
“Gut das wir das nicht waren” ist in der Tat köstlich. Es ist und bleibt halt so: ALLE Autofritzen haben am Ende einen Schaden. Die gehören nicht zu uns.
Oh, da muss ich widersprechen, ich habe eine Werkstatt, die ich liebe und immer weitermpfehlen würde. Und wir haben ja nun echt mal ein sehr leidgeprobtes Fahrzeug und die machen das jedes mal ganz schick 🙂
Tut mir leid Silencer, ich kanns nachvollziehen…doof sowas.
Die Werkstatt des Vertrauens ist normalerweise auch sehr zuverlässig. Das die aber Aufträge an Unternehmen delegieren, die ich explizit meide, macht mich aber schon ziemlich sauer.