Kein Balg an Bord!

Kein Balg an Bord!

Bekanntes Thema, neuer Dreh am Ende:
“Was geht in diesen Eltern eigentlich vor”, frage ich mich immer, wenn ich hinter einer dieser Familienkombis herschleiche, von dessen Heckscheibe es stolz verkündet: “Balg an Bord”. Das steht da natürlich nicht in dieser Form.

Angefangen hat das vor Urzeiten, als die “Ein Herz für Kinder”-Sticker von den “ACHTUNG! Baby an Bord”-Aufklebern abgelöst wurden. Bei denen wusste man ja auch schon nicht, was das eigentlich sollte. Ist das Kleinkind im Auto der Vorausfahrenden eine solche Gefahr für die Allgemeinheit, dass davor gewarnt werden muss? Greift es während der Fahrt ins Lenkrad, pisst es dem Fahrer ins Auge oder wirft es gar mit Schnullis aus dem Fenster?

Oder glaubt eines der Elternteile allen Ernstes, ohne diesen Aufkleber käme ihre doofe Karre nicht heil durch den Stadtverkehr, weil alle anderen Verkehrsteilnehmer nichts besseres zu tun hätten, als die Kiste zu rammen, wenn da kein Aufkleber dran ist? Neulich gesichteter, besonders krasser Einzelfall: Ein Kombi, dessen Rückseite mit solchen Stickern in allen möglichen Größen quasi tapeziert war PLUS der handgemalten Beschriftung “FOR MY CHILDS SAKE, PULL BACK!!!”, die sich über den gesamten Stossfänger zog.

In den letzten Jahren ist ein Trend zur Personalisierung und damit zur Verschlimmerung zu erkennen. Immer öfter dröhnen die Papperl vom Heck der Familienschleuder auch die Namen der, seien wir ehrlich: In den meisten Fällen missratenen, Brut: “Anna-Jaqueline on Tour”, “Kevin Maria an Bord” oder “Leon-Jochen-Lukas unterwegs”.

Die Bedeutung der Aufkleber scheint sich also gewandelt zu haben, vom Äquivalent der außen angebrachten Christophorus-Plakette hin zum Auswuchs elterlichen Mitteilungsbedürfnisses.
Nur: Was genau soll da mitgeteilt werden? Die abartigen Namen der verzogenen Brut? Bisschen viel Aufwand, nur um vor aller Welt schlechten Geschmack zu demonstrieren.

Nein, ich vermute, es geht eher, wie fast immer, um die Darstellung der eigenen Leistung. Wenn es politisch korrekt wäre, würden die Elterntiere sicherlich auch ein “Seht her, hier kommt eine Familie, die schon brav für die Rente kopuliert hat – und DU?” ins Heck kleben, in der Hoffnung, dass dem kinderlosen Single im Auto dahinter so richtig der Tag versaut wird.

Was auch immer dahinter steckt, was auch immer die erfolgreichen Nachwuchserzeuger kommunizieren wollen, nun haben alle Kinderlosen ebenfalls die Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen. Rene Ade hält in seinem Blog einen entsprechenden Aufkleber bereit, auf Wunsch auch zum Download als PDF. Einfach ausdrucken, ausschneiden und in die Heckscheibe friemeln:

13 Gedanken zu „Kein Balg an Bord!

  1. Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Hätte ich ein Auto, würde ich mir so ein Ding gleich ausdrucken. So muss ich halt überlegen, wo ich es am Fahrrad befestigen kann. Da könnte ich nämlich abkotzen über die immer größer werden Fahrradkinderwägen, die den ganzen Fahrradweg blockieren.

  2. Ich würde da differenzieren wollen: ACDC-Logo zeigt: Ich bin Fan der Gruppe.
    Sylt-, Denon- und Hunde-Aufkleber sollen m.E. Status anzeigen.
    Damit haben wir auf die schnelle schon zwei Kategorien, vermutlich fallen die Kinder-Aufkleber in letztere.

  3. Wenn man noch genauer sein möchte, muss man noch unterschieden in Stolz und Status. Zum Beispiel der Unterschied zwischen Dackel- und Dobermann-Bildchen. Oder Rügen- und Australien-Profil. Und diese Namen-Aufkleber haben wahrscheinlich den selben Effekt für Mütter und Eltern wie Baby-Fotos in gewissen Blogs.

  4. Tja also mir ist diese Debatte etwas zu – hmm – deutsch?!

    Soll doch jeder an sein Auto pappen was er für richtig hält, wir sind (noch) ein freies Land. Und wenn frischgebackene Eltern ihre Freude in die Welt hinausschreien möchten finde ich das erst mal ganz ok.

  5. @ 2.0: Ist schon richtig: Leben und leben lassen ?!

    Ich hatte als Vater übrigens keinen Aufkleber an der Heckscheibe, obwohl er direkt beim Welcome-Kit als Beitrag von Hipp im Krankenhaus mitgeliefert wurde (vielleicht inzwischen schon personalisert?) Der ist nach der glückseligen Geburt schnell drangepappt.

  6. Dann ist alles die Schuld von Hipp.
    Wenn auf dem Kleberchen stehen würde “Juhuu, wir haben ein Kind bekommen” würde sich keiner aufregen. Wenn Sinn und Zweck der Ausdruck von Freude sein soll, wäre das damit erfüllt. Aber vielleicht wäre das zu direkt. Zu Persönlich. Und es käme kein “ACHTUNG!” drin vor.
    Da waren sie wieder, die “deutschen” Merkmale der Debatte 🙂

  7. Ursprünglich war wohl mal der Gedanke da, dass ein Auto mit einem Baby drin wohl etwas vorsichtiger unterwegs ist und so um Verständnis und Rücksicht wirbt.

    Das mal zu einer Theorie, die mir anhand manch tieffliegender Baby Kutschen komisch vorkommt.

    Zu 90% ist es doch so ein : ich hab nen Aufkleber und der sagt was über mich aus Ding.

    Danke an Hipp, Bild und wer noch Schuld hat

  8. Tauschlade: Schöner Aufkleber. Wenn sich Eltern den nur von innen in die Brille kleben. Kinder brauchen Lob und die Bestätigung, dass man an sie glaubt.

    Gerade auf fmylife.com gefunden:

    “Today, I was a TA for a history class and the class was taking a test. About halfway through, I noticed one kid had a small piece of paper in his hand. I ran up the row, grabbed his test, and ripped it into four pieces. Then I took the note from him. It said “I believe in you, -Mom.” FML”

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