RIP, Brockhaus
Brockhaus, Enzyklopädie, die (weibl.): bis zu 30 Bände, bis zu 25.000 Seiten, bis zu 70 Kilo Gesamtgewicht
Der Brockhaus, die unzeitgemäße toter-Baum-Edition einer Enzyklopädie, wird eingestellt. Die Marke lebt eventuell weiter, die wurde Anfang des Jahres schon an Bertelsmann verhökert.
Das Handelsblatt wird darüber ganz gefühlig. Als mitteljunger Netznutzer fragt man wahrscheinlich nur “Wie? Den Brockhaus gab´s noch zu kaufen? Wer stellte sich denn heutzutage noch 4,5 Meter stets veraltete Informationen ins Regal?”
– Eben, das tut keiner mehr. Deswegen lohnen sich Krokodilstränen auch nicht.
3 Gedanken zu „RIP, Brockhaus“
Oh ich hatte tatsächlich gedacht, dass die das letztes Jahr schon eingestellt hatten. Von daher war ich jetzt dann doch überrascht. Das Web ist eben doch eine Killer Applikation.
Ehrlich gesagt…. finde ich das sehr traurig. Sicher ist es der richtige Schritt und sicher will auch keiner mehr einen wahnsinnig teuren, bei Kauf schon veralteten Totschläger im Regal haben. Ich hatte zu Schulzeiten schon immer Encarta und das war doch um einiges komfortabler.
Aber ich hatte (trotz aller Computer, iPhones und vernetzter Kühlschränke) immer ein Bild meiner Zukunft vor Augen, in dem alles voller Bücherregale steht. Und in denen stand auch stets die umfangreichste, hübscheste zu habende Brockhaus-Edition. Das hatte etwas von Bildung und Wissen zum Anfassen, von ganz klischeehaftem, anachronistischen Bildungsbürgertum.
Dazu kommt der Nostalgie-Faktor: Früher saß ich bei Opa auf dem Schoß und er hat mir Sachen aus seiner Enzyklopädie vorgelesen und die Welt erklärt. Es hat doch irgendwie nur halb so viel Charme, wenn ich mir vorstelle, dass meine Kinder mit mir vor dem Mac sitzen und ich ‘was google… Aber das ist wohl Teil der Welt, die wir heute bzw. morgen unseren Kindern erklären müssen. *seufz*
Irgendwie macht es mir auch Angst. Einige sagen ja, dass von unserem elektronischen Zeitalter nicht viel an Information für die Nachwelt übrigbleibt.
Beruhigend ist aber, dass der Trend ja eh zu „nach uns die Sinflut“ geht. Mit dem erhöhen des Meeresspiegels sind wir ja auch schon zielstrebig dabei es zu verwirklichen. 😀