Tag des Dilettantismus
1. Es ist unprofessionell, im Fernsehen Moderatoren das Wort abzuschneiden, Fragesteller plattzureden und auf Sachfragen mit persönlichen Gegenfragen zu kontern. Will keiner hören. Aber Steinmeier will ja auch niemand als Kanzler, anscheinend nicht mal er selbst.
2. Es ist unprofessionell und Gefährlich, einen Artikel im Lokalblättchen über kulturelle Spannungen mit einem Satz einzuleiten, der gleich mal die unverblümt die Lager aufmacht: “Angst, Wut und Sorge um das geliebte Wohnumfeld auf der einen Seite – Unverständnis, kulturelle Besonderheiten, Rassismusvorwürfe und überfüllte Primitiv-Wohnungen auf der anderen.” Der Artikel steht auch online, die Kommentare darunter werden offensichtlich nicht moderiert. Da kann man Deutschem Qualitätsjournalismus beim Absaufen in brauner Kacke zusehen.
3. Es ist unprofessionell wenn ein Firmenchef eine automatisierte Duz-Mails mit dem Inhalt “Sieh Dir meine Fotos auf Facebook an” an 300 Leute verschickt. Und dann genau ein Bild vorhanden ist.
4. Es ist unprofessionell und irgenwie ein kleines Bisschen doof auf Wahlkampfveranstaltungen “Den Wechsel” zu fordern, wenn man seit vier Jahren die Regierung stellt. Hat dem Bundeskanzler Frau Merkel keiner gesagt, was das bedeutet? Man kann Obama halt nicht eins zu eins kopieren.
5. Es ist unprofessionell als Bedienung in einem viel frequentierten Restaurant ein Tubetop zu tragen. Nicht nur, dass alle paar Sekunden überprüft werden muss, ob sich alles noch an der richtigen Stelle im Inneren des Textils befindet – nein, allein schon die Wahl dieses Kleidungsstücks ist zur Schau gestellte Arbeitsverweigerung nach dem Motto “Konnte ja keiner ahnen, dass ich mich in dem Job (schnell) bewegen muss.”
Mal sehen, was der Tag noch so Erschreckendes bringt.
Wer hat heute noch Dilettanten bei der Arbeit beobachten dürfen?
7 Gedanken zu „Tag des Dilettantismus“
4. gefällt mir ganz gut. Ausser meiner Mutter, die wollte, dass ich ihre PP-Präsentation ausdrucke, gab es keine Dilettanten… 😛
@graval: Ach, Power Point-Präsentation ausdrucken… das wäre schön. Ich musste – man darf es gar nicht so laut sagen – das Internet ausdrucken. Blogs! Sogar in Word musste ich die Texte vorher kopieren. Und das für eine Prüfung über Online-Journalismus!
Hehe. Und? Hast du wenigstens bestanden? 😀
Und da fällt mir noch ein, dass vor kurzem so ne Dating-Sendung am Fernsehen lief, wo die eine gefragt wurde, was sie sich denn für die Zukunft wünsche. Sie antwortete, dass “sie eine Familie gründen wolle und dann vielleicht Kinder haben wollte” … Autsch! 😀 Die blieb dann aussen vor…
Die Dilettantenfront meldete heute mal wieder ein schönes Argument dafür, im Internet einzukaufen. Grundsätzlich.
Verkäuferin: „Ja, 80 g/m² haben wir momentan nicht mehr im Regal.“
bee: „Das sehe ich selbst.“
Verkäuferin: „Wir müssten aber im Lager…“
bee: „Fein, ich warte hier.“
Verkäuferin: „Worauf?“
bee: „Dass Sie mit dem Kopierpapier aus dem Lager zurückkommen.“
Verkäuferin: „Aber dann müsste ich ja ins Lager.“
bee: „Lauert da irgendein Monster, das Verkäuferinnen frisst, oder warum sind Sie noch nicht weg?“
Verkäuferin: „Ich gehe doch nicht für ein Paket Kopierpapier ins Lager!“
Weil wir ja gerade Aufschwung haben. Und lauter sichere Arbeitsplätze. Oder irgendwie so.
Herrlich, Bee. Wir halten also fest: Dem Schreibwarenfachhandel geht es auch zu gut.
Wortkomplex & Graval: Ihr bannt lebendige Elektronen auf tote Bäume. Wie lange soll das noch gut gehen? Denkt denn niemand an unseren Planeten??
Ich? An Planeten denken? Nö.
zu 1.
du siehst zuviel Anne Will im zwangssteuerfinanzierten Qualitätsfernsehen.
#3 und 5 finde ich dagegen recht lustig
🙂