Tori Amos Frankfurt 2009
Bevor es verjährt: Am 05.10. gab Tori Amos im Rahmen ihrer “Abnormally Attracted to Sin”-Tour ein Konzert in Frankfurt.
Diesmal nicht in der Alten Oper, sondern in der Jahrhunderthalle in Frankfurt/Hoechst. Vorteil: Besser mit dem Auto zu erreichen. Äußerlich und innerlich ist die Halle deutlich schöner als der Durchschnittszweckbau.
Mit dem Bus kommt man gut zum Bahnhof Höchst und von dort in 20 Minuten mit der SBahn nach Frankfurt Hauptbahnhof. Von da aus ist es ein Katzensprung bis zur Zeil. Erstaunt hat mich das Viertel dazwischen. Ich habe nicht gewusst, dass es einen ganzen Strassenzug gibt, den ich, Mangels besseren Wissens, hier mal “Little Turkey” (das Land, nicht das Tier) nenne: Ein türkisches Restaurant reiht sich einen türkischen Friseur, der an einen türkischen Gemüseladen, der an einen türkischen Handyshop und der wieder an ein Restaurant, usw. usf.
Beeindruckend.
Weniger beeindruckend was der Nieselregen, der beim Überqueren der Landesgrenze nach Hessen einsetzte und nicht mehr aufhören wollte. Am Ende waren meine Begleitung und ich nass bis auf die Knochen, das Wasser schwappte in den Schuhen umher. So quatschten wir kilometerlang durch Frankfurt.
Zum Konzert ans sich: Wow. Tori hatte gute Laune, dass Publikum bestand aus Fans. Sowas merkt man einfach. Ich habe mich ja Anfang der 90er in die Alben “Little Earthquakes” und “Under the Pink” verliebt. Leider hat Frau Amos zwischendurch etwas die Bodenhaftung verloren, um nicht zu sagen: Sie hat mittlerweile nicht mehr alle Latten am Zaun. Das äussert sich in unverständlichen Texten, Esoterik-Spinnerei gemischt mit an Feminismus erinnernden Geschwafel und unmelodischer Musik. Glücklicherweise wurde letzteres in den vergangenen Jahren wieder besser, so dass ich sie heute wieder hören mag.
Als Supporting Act war Foy Vance dabei. Ein Künstler mit unglaublicher Stimme, der auf der Bühne mit Gitarre und Notebook arbeitet. Er nimmt live Musikschnipsel auf und legt die in Loops übereinander. So entsteht Schicht für Schicht ein immer komplexerer Songteppich, bis es sich am Ende so anhört als stünde eine große Band auf der Bühne. Foy´s Gag des Abends: Die Ansprache auf Deutsch und der Vergleich des Wortes “glücklich” mit dem Geräusch von Wein, der eingeschenkt wird: “glucklickglucklickglucklich”.
Leider hat er nur 25 Minuten gespielt, dann passierte satte 40 Minuten gar nichts. Erst nach 21.00 Uhr trat endlich Tori auf die Bühne. Mit eingezogenem Kopf, rundem Rücken und Trippelschritten watschelte sie wie eine Quasimoda zum Bösendorfer. Erst als sie hinter dem Instrument Platz genommen hatte straffte sich die Körperhaltung.
Im Konzert selbst hat mich mal wieder beeindruckt wie man mit einem recht minimalistischen Bühnenbild die unterschiedlichsten Stimmungen zaubern kann.
Lichtstimmungen der Bühne, vom iPhone aus aufgenommen.
Der Bassist/Gitarrist und der Schlagzeuger waren ebenfalls gut dabei – erst im Kontrast zu diesen beiden Instrumenten wird Toris Performance m.E. nach erst gut. Beeindruckend ist es zudem, wenn sie zwischen zwei bis drei Tasteninstrumenten sitzt und mit jeder Hand eines der Instrumente spielt und dazu noch singt. Wahnsinn.
Fast unheimlich war es, als, wie auf Kommando, beim vorletzten Song ein Großteil des Publikums aufsprang und zur Bühne rannte. Tori stand kurz auf und tat etwas, das wie eine Segnung aussah. Dann ging das Konert weiter, während die Menge schweigend und entrückt am Bühnenrand wogte. So war das ach schon vor zwei Jahren in der alten Oper während der American Doll Posse-Tour. Spooky. Wie die Rituale einer Sekte.
Die Setlist des rund zwei Stunden langen Abends:
Give
Body & Soul
Cornflake Girl
Flavor
Sweet Dreams
Girl
Little Amsterdam
Concertina
Space Dog
Hey Jupiter
LL
Apollo’s Frock
Goodbye Pisces
China
Tear in Your Hand
Talula
Precious Things
Strong Black Vine
Caught a Lite Sneeze
Big Wheel
Und ein paar Videoimpressionen: Videos auf Youtube
Nachtrag: War ja klar. Das letzten Tour-T-Shirt war so klein, dass ich es nicht tragen kann. Das diesjährige ist so groß, dass ich es als Nachthemd anziehen kann. Beide sind in der gleichen Größe. Seufz.
Ein Gedanke zu „Tori Amos Frankfurt 2009“
Konzertabend also. Prima. Ich auch. Aber nicht Frankfurt, sondern EnergySolutions Arena in Salt Lake City, Home of the Utah Jazz. Gespielt hat das Star Wars Symphony Orchestra, durch die Veranstaltung geführt hat Anthony Daniels, vielen besser bekannt als “C3PO”. Auch nicht schlecht, mehr dazu später in meinem Blog.