Batman: Arkham Asylum

Batman: Arkham Asylum

Die weitläufigen Anlagen der Elizabeth Arkham Heilanstalt für Kriminelle
Die weitläufigen Anlagen der Elizabeth Arkham Heilanstalt für Kriminelle

Was ist eigentlich aus Mark “Luke Skywalker” Hamill geworden? Lebt der noch? Oder haben die Jedi eine so gute Rentenkasse, dass der nicht mehr arbeiten braucht?
Als Europäer hat man ihn nach Star Wars nur noch zwei Mal wahrgenommen, als Spielfigur in “Wing Commander” und als peinliche Karikatur seiner Selbst im unrühmlichen “Jay & Silent Bob schlagen zurück”. Was kaum jemand weiß: Hamill ist ein Star in der Synchronisationsszene. Vom Computerspiel (Lucasarts “Vollgas”) bis hin zur Zeichentrickserie: Wenn man eine markante, wandlungsfähige Stimme braucht, dann ruft man Hamill. Wenn man ihn sich denn leisten kann. Seine Paraderolle ist der irre Joker in den animierten Batman-Serien. Hamill flüstert, kichert, kreischt und murmelt vor sich hin, dass einem schon beim belauschen der Audiospur Angst und Bange wird. Genau so was braucht Batman.

Langweilige Fledermaus
Wenn man mal genau hinguckt ist Batman ein ziemlich undankbarer Charakter für Geschichten. Er ist mürrisch, schleicht nahezu depressiv durch die Gegend, redet wenig, und wenn es Ärger gibt haut er Leuten einfach auf´s Maul. Wenn man mit so einem Griesgram spannende Geschichten erzählen will, muss man ihn mit würdigen Gegnern und ausgearbeiteten Charakteren umgeben. Sonst fällt alles schneller auseinander als man “Fledermaus” sagen kann.

Fieser Charakter
Genau in diesem Punkt macht “Arkham Asylum” alles richtig, und das kann man dem Spiel gar nicht hoch genug anrechnen. Dabei ist die Story schnell erzählt, sie orientiert sich grob an dem Buch “Arkham Asylum: A serious House on serious Earth” und der Story “The long Helloween”.


Batman hat den Joker erwischt und bringt ihn in die Nervenheilanstalt Arkham zurück, wo die Irren von Gotham verwahrt werden. Wegen eines Brandes im Blackgate-Gefängnis wurden hunderte Strafgefangene in die viktorianischen Gebäude von Arkham verlegt. Und die brechen aus, als der Joker dort ankommt. Abgeschnitten von der Außenwelt versucht Batman im Alleingang herauszufinden, was Joker eigentlich auf Arkham Island vorhat. Dafür muss er sich detektivisch Betätigen, mit Jokers Schergen prügeln und aus dem Dunkel heraus für Angst und Schrecken sorgen.

Dabei begegnet man keinesfalls nur Gegnern, die ohnehin alle wie geclownt (haha) aussehen, sondern immer wieder auch wohlwollenden und bekannten Charakteren. Das beginnt bei Familie Gordon (dem Commisioner und Barbara als Oracle), geht über bekanntere Nebencharaktere (Gefängniswärter) und endet bei Anspielungen wie den Namen von behandelnden Ärzten.

Ehemals Psychologin, jetzt Psychopathin: Dr. Harleen Quinzel passt als Jokerfreundin mit dem Künstlernamen Harley Quin auf den gefangenen Commissioner Gordon auf.
Ehemals Psychologin, jetzt Psychopathin: Dr. Harleen Quinzel passt als Jokerfreundin mit dem Künstlernamen Harley Quinn auf den gefangenen Commissioner Gordon auf.

Überall hat man den Eindruck, man sei nicht von doofen Pixelhaufen, sondern von Personen mit echten Motiven und ganz eigenen Handlungsoptionen umgeben. Die Reaktion und Interaktion dieser Figuren auf und mit Batman tragen maßgeblich zur Entfaltung der Story bei.

Hau drauf
Erstaunlicherweise funktioniert das Frankenstein-Mix aus Beat´em up, Schnitzeljagd und etwas, was ich in Ermangelung eines Fachausdrucks Aggressive Stealth Gameplay nenne, nicht nur es – macht auch einen Heidenspass. Wenn man in einer dunkelen Bibliothek minutenlang kopfüber lauernd von der Decke hängt, um dann in Sekundenschnelle auf einen Gefolgsmann des Jokers zu fallen, ihn zu packen und ins Dunkel zu verschwinden, dann treibt das nicht nur den Puls des Spielers hoch – auch die anderen Gangster werden nervös, wenn sie bemerken das ihre Zahl schon wieder dezimiert wurde. Herrlich.

In Spielemagazinen ist immer was von toller Grafik zu lesen (stimmt, auch wenn stellenweise ein seltsamer Plastik-Look durchschimmert), von geschmeidigen Animationen (stimmt auch), einem super Soundtrack (stimmt ebenfalls – eine sehr gelunges Crossover zwischen Danny Elfmann und Hans Zimmer) – den meiner Meinung nach essentiellen Punkt der Charaktere im Spiel hat bisher noch niemand beschrieben. Dabei trägt er wesentlich zum Spielerlebnis bei.

Sicher, man kann auch einfach so durch Arkham rennen ohne nach links und rechts zu gucken, dann sieht man nach ca. 15 Spielstunden den Abspann. Man kann sich aber, und dazu wird man überall eingeladen, auch ganz auf das Spiel einlassen und Dinge abseits der Story erkunden. Erst dann wird einem klar, dass die Macher von Arkham Asylum aus dem Vollen, und damit meine ich 70 Jahre Batman-Geschichten, geschöpft haben. Das Spiel ist vollgestopft mit Anspielungen, Hinweisen, Referenzen und Details.

In Albtraumhaft (SPOILER)
Dazu enthält Arkham Asylum so viele gute Ideen, dass andere Entwickler daraus drei separate Spiele gemacht hätten. Bewundernswert: Keine davon ist zum Selbstzweck eingebaut, alles trägt zur Atmosphäre bei. Im Laufe der Handlung wird Batmans Äußeres immer ramponierter. Blutende Schnittwunden gesellen sich zu einem zerlöcherten Cape. Das ist technisch toll umgesetzt und macht die Figur ein Stück greifbarer und realer.

Eines der Highlights sind die ScareCrow-Sequenzen. Batman wird zu Beginn des Spiels mit einem Angsttoxin vergiftet, dessen halluzinogene Wirkung immer mal wieder unvermittelt einsetzt. Die Inszenierung dieser Angstsequenzen ist toll gemacht. Beim ersten Mal weiß man als Spieler gar nicht was los ist. Beim zweiten Mal setzt alles so schleichend ein das man gar nicht merkt wie man ins Reich der Angst abrutscht. Und wenn man denkt, man kennt jetzt alles und ist vorbereitet, dann setzen die Macher von Arkham Asylum einen oben drauf und verwischen die Grenzen zur Realität vollständig, indem Sie dem Spieler vorgaukeln, sein Rechner wäre defekt. Um anschliessend das Spielintro noch einmal zu zeigen, diesmal allerdings mit subtilen Änderungen…

Wenn alles vorbei ist, fängt es erst an. Es gibt auf Arkham Island noch zwei weitere Kriminelle, denen man nach dem Ende der Haupthandlung nachspüren kann. Der Riddler hat Rätsel hinterlassen und stellt schlimme Dinge an, wenn man ihm nicht auf die Spur kommt. Und wer verbirgt sich hinter dem “Geist von Arkham”? Anders als überall geschrieben sind es übrigens NICHT 240 Rätsel, die man zur Auflösung der Parallelhandlungen lösen muss.
Es sind 241.

Fazit
Als jahrzehntelanger Batman-Fan stand ich dem Spielaufguss skeptisch gegenüber. Zu Unrecht. Batman: Arkham Asylum ist ein großes Spiel. Im Bereich der Superhelden-Lizenzspiele ist es das beste, was es aktuell auf dem Markt gibt. Gameplay und Steuerung sind sehr gut gelungen, sowohl mit Tastatur/Maus als auch mit einem Gamepad*.

Bestens eingefangen ist die Atmosphäre von Arkham und die Charaktere, die die Spielwelt bevölkern. Das hervorragende Voice-Acting, allen voran Mark Hamill als Joker und Kevin Conroy als Batman, macht alles furchteinflössend lebendig. Die deutsche Synchro kommt dem Original zum Glück recht nahe. In Kombination mit dem ungewöhnlichen Gameplay machen diese Punkte “Arkham Asylum” für mich zum besten Actionspiel seit Bioshock.

* Achtung: Das Spiel arbeitet auf dem PC von Haus aus ausschliesslich mit einem XBOX 360 Controller für Windows zusammen. Man bekommt aber so gut wie jedes Gamepad mit einem kleinen Open-Source-Programm und ein wenig Frickelei zum Laufen. Mehr dazu später.

3 Gedanken zu „Batman: Arkham Asylum

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