Nicht lustig

Nicht lustig

Spiegel Online hält sich ja seit einiger Zeit eine eigene Satireecke, die gelegentlich auch lustig ist.


Quelle: SPAM auf SPON

Das hier ist es nicht.

Ich kann darüber nicht lachen, zumal es sich hier fast nicht mehr um Satire handelt, sondern nur um eine leichte Überzeichnung eines gesellschaftlichen Phänomens: Der Verharmlosung der Gefahren von Alkohol bzw. des Fahrens unter Alkoholeinfluss. Günther Beckstein war einer der ersten der sich im Fall Käßmann zu Wort meldete, mit dem gleichen Tenor wie seine wohl bekannteste Aussage: “Nach zwei Maß Bier kann man noch Autofahren”. Man sollte sich wohl bloss nicht erwischen lassen.

Nennt mich humorlos, aber für sowas habe ich kein Verständnis. Wer fährt, trinkt nichts, und wer Alkoholfahrten als Kavaliersdelikt abtut oder Witze darüber reisst ist hohl im Kopf. So einfach ist das. Wenn es nach mir ginge, hätten wir schon lange die 0,00 Promillegrenze.

10 Gedanken zu „Nicht lustig

  1. Auf der Heimfahrt im Deutschlandfunk haben sie berichtet. Bei den vorgelesenen Kommentaren aus ihrem Umfeld hätte ich kotzen können, weil man fast hören wie die Öffentlichkeit ihr wegen ihrer Verdienste/Bedeutung doch bitte verzeihen sollte. “Ist doch nicht so schlimm” schwang quasi überall durch. Widerlich. Sich besoffen ans Steuer zu setzen ist kein Kavaliersdelikt. 0 Promille – nicht mehr und nicht weniger. Wenigstens hat sie von sich aus die Konsequenzen gezogen.

  2. Also ich finde nicht das es “Nicht so schlimm ist”. Ich finde das schrecklich das so etwas immer wieder passiert und das selbst Leute die es so offenkundig besser wissen müssten so etwas grob fahrlässiges tun. Für 20 Euro Taxi Kosten gespart? Für am nächsten Morgen nicht das Auto abholen müssen? Es gibt keinen Grund mit Alkohol Auto fahren zu müssen. Und mit Alkohol am Steuer (auch mit wenig) find ich immer schlimm denn es geht ja nicht nur um sich selbst. Und es ist auch in der Tat nicht lustig, auch wenn die Tatsache das die höchste Würdenträgerin der EKD mitten in der Fastenzeit mit 1,5 Promille erwischt wird durchaus eine gewisse Art an böser Ironie hat.

    Nichts desto trotz war Frau Käßman eine wichtige Person der evangelischen Kirche und ihr Rücktritt schmerzt natürlich. Nicht nur für die Kirche, allgemein war sie schon eine sehr hervorstechende Persönlichkeit die sich nicht scheute ihre Meinung kund zu tun. Ich halte sie für bewundernswert. Das sie sich so einen großen Fehltritt geleistet hat ändert nichts daran das sie eine starke Persönlichkeit ist. Aber ihr Rückzug war konsequent, sie hat an Glaubwürdigkeit verloren und das geht in dieser Position nicht.

  3. lustig finde ich ja, gestern sagte man noch, sie sollte doch bloß von allen Ämtern zurücktreten, heute heißt es, wie schade das doch ist.

    zum anderen immer die Rede von wegen Vorbildfunktion der Kirche.
    häh, wo?
    glücklicherweise sehen das heutzutage doch die meisten Leute realistisch und ignorieren diese Leute weitestgehend.

    wobei ich persönlich kleine Jungs poppen tragischer finde wie besoffen Auto fahren, aber irgendwo müssen sich die Katholen und Evangelen ja unterscheiden.
    nochmal kurz drüber nachgedacht, kann beides ein Leben so ziemlich zerstören, also unentschieden.

    Deppen alles, blöde.

  4. Ich bin auch absolut für 0 Promille. Was Rüdiger sagt, trifft nicht nur auf den DLF zu, sondern viele öffentlich-rechtliche Medien (private kann ich nicht beurteilen, höre ich nicht).

    Am schlimmsten jedoch fand ich die Person, die im Fernsehen ebenfalls um Verzeihung für K. warb und dann die Bibel zitierte: “Und wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.”

    Widerlich. Mit der gleichen Begründung entschuldigen wir jetzt alles. Fangen wir mal mit den sexuellen Übergriffen bei den Katholen an. HALLO?

    Aber ganz abgesehen davon: Ich finde den Bildwitz trotzdem lustig.

  5. ich finde es lustig und bin auch gegen 0,0 Promille Grenze, da ich durchaus der Meinung bin, dass der Bürger ein wenig Eigenverantwortung besitzen können darf. Ich selbst gestehe das sogenannte Fahrerbier oftmals ein und gestehe es auch den Leuten um mich herum zu ohne ihnen Vorschriften zu machen.

    Lustig finde ich den Kommentar deswegen, weil es viel weniger um das eigentliche Delikt, sondern um das vorherige Predigen ging. So sehe ich das zumindest. Die Dame hat sich immer als moralisches Vorbild dargestellt und hat diese Hürde nun wirklich massiv gerissen.

    Das Frau Käßmann selbst versucht ihr tun zu bagatellisieren macht das Ganze in meinen Augen noch lustiger, weil genauso in den letzten Tagen von ihrer Seite eben argumentiert wird.

  6. Interessante Diskussion. 0,00 Promille finde ich vor allem deswegen sinnvoll, um ein selbstüberschätzendes “Geht noch” zu vermeiden. “Sind bestimmt erst 0,4 Promille. Ups, doch schon 1,2?”, fällt so flach. Sonst sehe ich das etwas entspannter. Wer hat sich nicht schon mal mit cleanen 0,00 Promille aber extrem müde (oder gar übermüdet) hinters Steuer gesetzt? Auch kein Kavaliersdelikt?

    Den Witz finde ich nicht lustig, weil er doof ist. Sonst empfinde ich ihn nicht verharmlosend. Man muss wegen dieses Aussetzers nicht mit betretener Mine durch die Gegend laufen. Da gibt es andere Gründe.

  7. Wenn man der Sichtweise von Schon-Zeit folgt und den Bilderwitz darauf bezieht, dass sich hier ein vermeintlich moralisches Vorbild demontiert und damit die Bigotterie angeprangert wird – OK, dann ist es schon ganz witzig.

    Nichstdestotrotz folge ich bei meinem 0,00 Promille Ansatz dem Gedanken von Donkeys Freund, zum einen was die genannten Einschätzbarkeit angeht, zum anderen weil ich da der Maxime – Achtung, Bibelzitat! – “Und führe mich nicht in Versuchung” folgen würde. Denn mit der Eigenverantwortung ist es bei den meisten Leuten in Launiger runde nach dem ersten Bier nicht mehr weit her.

  8. ich begrüße es auch durchaus sehr, wenn Leute für sich die 0,0 Promille Grenze setzen, ebenso gibt es auch Leute, die sagen: Ich möchte, dass du heute fährst und ich möchte nicht, dass du ein Bier trinkst. Dann ist das für mich auch in Ordnung. Denn letztendlich übernehme ich auch für meine Mitfahrer (und den Rest der Teilnehmer im Verkehr) Verantwortung. Dabei will ich mich weder jetzt als moralisch einwandfrei noch als unmoralisch darstellen. Ich bin eben ich.

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