Drei Finger

Drei Finger

Ooooch, na sowas: Da kaufen die Amerikaner lieber Militärflugzeuge vom US-Hersteller Boing als vom europäischen Airbus-Konsortium EADS. Weiß jeder, überrascht keinen. Nun steigt EADS medienwirksam aus einer Ausschreibung aus, weil die angeblich ganz auf die Miesen Klapperkisten von Boing zugeschnitten ist.

Reflexhaft reagieren europäische Politikern, allen voran der deutsche Minister für Misswirtschaft, Rainer Brüderle, ganz empört darüber. “Man zeigt sich enttäuscht” und jammert jeden, der´s nicht hören will, damit voll, dass der Obama ja nun doch gar nicht so nett sei, auch wenn er schwarz ist. Und überhaupt, wo gibt es denn sowas, eine Ausschreibung so hindrehen, dass der Hersteller im eigenen Land bevorzugt wird! Wo gibt es denn sowas?

Ja, wo gibt es denn sowas? Außer in den USA und Taka-Tuka-Land? Welche Bananenrepublik macht denn sowas?
Welche Regierung kauft denn für 20,5 Millionen Euro mehrere Tausend Dienstwagen eines siechen Unternehmens im eigenen Land, auch wenn andere Hersteller qualitativ bessere und günstigere Fahrzeuge hätten liefern können? Na, wer macht sowas?

Oder, wie es Andras Schwarzkopf in der FR schön formuliert hat: “Wann kapieren Brüderle & Co endlich, dass sie immer mit drei Fingern auf sich zeigen, wenn sie mit einem auf ihr Gegenüber deuten”.

5 Gedanken zu „Drei Finger

  1. Interessante Aussage. Schließlich gehört Opel ja zu General Motors. Und die sitzen wo? Richtig, in den USA. Und was haben wir während des Opel-/GM-Desasters gelernt? Richtig, Gewinne begeben sich direkt zu GM… Außerdem steht selbst im RP-Artikel sehr deutlich, dass das Opel nur einen Anteil an der Fahrzeugflotte erhält. Dass die Dienstwagen hübsch über viele Marken verteilt werden, finde ich sehr gut – was ich nicht gut finde ist, dass die Bundesregierung überhaupt so viele Dienstwagen für so viel Geld permanent neu anschafft. Das wäre der eigentliche Aufreger für mich.

    Denn die Reaktionen der gesammelten Politik sind meist in der Art Mist, da gebe ich dir absolut rech – in der Sache sind sie aber richtig. Wie mit EADS/NGC verfahren wurde, die den Auftrag ja schon gewonnen hatten, ist wirklich eine Frechheit – und das würde ich auch sagen, wenn es sich um zwei amerikanische Unternehmen handelt. Oder zwei deutsche. Fassen wir doch mal zusammen: Ausschreibung gemacht, Auftrag vergeben, Protest, Ausschreibung wegen Verfahrensfehlern für ungültig erklärt, neue Ausschreibung gemacht, die auf einen Konkurrenten des eigentlich erfolgreichen Unternehmens abgestimmt ist, Konkurrent bekommt auch noch Einsicht in Angebot, um seines abzustimmen. Ich kenne jemanden, der in seinem Blog sehr an die Decke gehen würde, würde ihm das in seinem Berufsalltag widerfahren.

  2. Unfaire Ausschreibungen sind immer Mist, aber leider Alltag. Auf allen Ebenen. Mit der zeit bekommt man ein Auge für Ausschreibungen, die eigentlich nur pro Forma oder ganz auf eine bestimmtes Produkt zugeschnitten sind.

    Natürlich steckt hinter Opel GM, die auch einen Großteil des Gewinns einstreichen dürften. Aber man muss sich nicht einbilden, das Opel durch einen 20 Millionen Umsatz gerettet wird. Hier geht es um die Außenwirkung: Guckt, wir kaufen und fahren Opel, wir stehen zu unseren Rüsselsheimern.

    Wenn es im RP-Text einen Aufreger gibt, dann doch in dem Satz “14 Fahrzeuge für 1,6 Millionen”. Was bitte bestellten die da für Kisten? (Wobei RP-Online nicht dafür bekannt ist, das sie Agenturmeldungen, geschweige denn Zahlen, auch nur richtig abschreiben können)

  3. “buy american” ist vollkommen in Ordnung, nur dann sollen sie es auch von vorne herein so machen und nicht im Rückwärtsgang. Besch**en auf sehr hohen Niveau. Machen die Verantwortlichen hierzulande sicher auch so, nur nicht so offensichtlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.