Schlüsselgeschichten (1)
Rüdiger möchte gerne wissen, was ich als Glücksbringer oder ähnliches an meinem Schlüsselbund habe. Nun gut. Zunächst mal: Ich mag keine Schlüsselanhänger. Mein Schlüsselbund ist auch so schon groß und schwer, wenn ich da noch irgend einen Tinneff dran bömsele, bekomme ich ihn nicht mal mehr in die Jackentasche. Aus genau diesem Grund sind auch die Fahrzeugschlüssel von meinem Hauptschlüsselbund getrennt – wären sie daran befestigt, würden sie beim Fahren stören.
So ein Schlüsselbund etwas sehr persönliches. Man hat ihn ständig bei sich (wenn alles nach Plan läuft), er ist ein jahrelanger Begleiter und nimmt irgendwie die persönliche Note des Trägers an. Manchmal hängt auch nicht nur Gebömsel dran, sondern auch Geschichten.
Mein Hauptschlüsselbund.
Wohnungsschlüssel, Firmenschlüssel, Schlüssel zum persönlichen Geldspeicher, usw. Bemerkenswert sind hier zwei Dinge. Zunächst mal das Schlüsselband. Mit Schlüsselbändern wird man ja heute an jeder Ecke zugeschmissen, meist mit doofer Werbung bedruckt. Sowas ist nichts für mich. Ich laufe für niemanden Werbung ohne Geld dafür zu bekommen, weder auf Schlüsselbändern, Caps oder sonstigen Klamotten. Ausserdem sind Schlüsselbänder unpraktisch, wenn man einen großen und schweren Schlüsselbund hat. Sowas WILL man nicht um den Hals hängen haben. Warum ich trotzdem eins verwende? Weil es eine Spezialanfertigung ist. In Handarbeit in einer kleinen Druckwerkstatt von einem lieben Menschen im Auftrag von lieben Menschen NUR FÜR MICH angefertigt.
Der Satz “11 ist lauter als 10” stammt aus Zeiten der legendären Gitarrenverstärkerkriege. Damals beschriftete die Firma Marshall die Lautstärkeregler seiner Verstärker mit einer Einteilung von 1 bis 11 statt, wie üblich, von 1 bis 10. Die Dinger waren deshalb nicht lauter, aber die Fans führten darum einen Glaubenskrieg. So entstand der o.g. Satz, der immer wieder als Ladebildschirm im allerersten “Guitar Hero” auftaucht. Es ist also ein Insidergag, an dem sich Plastikrocker erkennen.Aber obwohl das Schlüsselband meistens aus meiner Jackentasche raushängt – es hat mich noch nie jemand drauf agesprochen.
Das zweite bemerkenswerte Ding an meinem Schlüsselbund ist der Verschluss bzw. der Schlüsselring selbst. Den habe ich nämlich selbst gebastelt, weil normale Schlüsselringe entweder zu labil oder zu klein sind. Er besteht aus einem Stück Stahlseil, dass in einer kleinen Platte verschraubt ist. Sowas benutzt man normalerweise bei hängenden Halogenlampen.
Jahrelang hatte ich an der Stelle den Schlüsselanhänger der taz, bis sich das Stahlseil auflöste und mir die Finger zerbiss. Gerne hätte ich so einen wie den taz-Anhänger neu gekauft, aber das war gerade zu einer Zeit ärgerte mich die Zeitung gerade so dermaßen, dass ich selbst kein taz-Anhänger mehr sein wollte.
Autoschlüssel
Als nächstes der Autoschlüssel, an dem auch der Fahrradschlüssel hängt. Und eine kleine Maglite. Die funktioniert nicht mehr richtig und funzelt nur noch, aber durch sie liegt der Schlüsselbund besser in der Hand.
Ausserdem erinnert sie mich daran, dass ich mal unglaubliches Schwein gehabt habe. Mir ist nämlich mal beim Moppedfahren mein Schlüsselbund, an dem die hing, aus der Jackentasche gefallen. Irgendwo zwischen Takka.Tukka-Land und zuhause. Also bin ich die ganze Strecke mehrfach abgefahren und habe ihn tatsächlich gefunden, mitten auf einer vierspurigen Bundesstrasse. Die Bergung war lebensgefährlich. Danach die Überraschung: Obwohl über Stunden hunderte von Autos und LKWs darüber gefahren waren und die Maglite total abgeschrabbelt aussah, funktionierte sie ohne Probleme. Nicht verzogen, nicht mal das Glas war kaputt.
Und zu guter Letzt folgt noch ein weiterer Schlüsselbund. Dessen Geschichte ist interessant, aber etwas länger, deshalb säge ich den Artikel an dieser Stelle mal in zwei Hälften und sage einfach: Schalten Sie auch morgen wieder ein, zu Teil 2 der Schlüsselgeschichten.
5 Gedanken zu „Schlüsselgeschichten (1)“
merci fürs verarbeiten. 🙂
11 ist lauter als 10, nun verstehe ich das auch endlich. 😉
Wenn du mit Schlüsselbändern zugeschmissen wirst und sie gar nicht willst, gib sie mir, ich sammele die Biester. Also nicht professionell mit katalogisieren und so, aber ich halte mir halt mehrere Schlüsselbundbüschel. 🙂
Genau, und deshalb brauchen wir bald eine größere Wohnung… 😉
“11 ist lauter als 10” ist eigentlich ein Filmzitat aus “This is Spinal Tap”, einer Rockband-Doku-Verarsche aus den 80ern, in denen der Gitarrist eben einen Amp hat, dessen Einteilung bis 11 geht, der selbst nicht checkt, dass das nichts bringt und deshalb voller Ernst meint “It’s one louder”, “This go up to ELEVEN!!!”
Viele der Zitate sind geflügelte Worte unter Musikern.