Caro Emerald
Neulich, als ich so auf 3.000 Fuß Höhe in McKeowns Pub rumhing und auf das vierte Guiness wartete, flimmerte ein exzentrisches Musikvideo über die alten Röhrenfernseher mit der dicken Patina aus undefinierbarem Zeugs. Eine Dame, die mit netter Gesangsstimme eine eingängige Melodie intonierte, optisch alles schwer im Stil der amerikanischen Endvierziger Jahre aufgemacht. Ich mag den Stil dieser Jahre, so wie er über die Film Noir Bewegung romantisiert transportiert wurde und wie er später immer wieder in der Popkultur widerhallte, bspw. im Spiel Bioshockhock oder den vielen Spoofs (“Tote tragen keine Karos”).
Bevor ich hier aber abschweife und von Femme Fatale und einsamen Privatschnüfflern erzähle, zurück in McKeowns Pub: Da lief also dieses Video, und ich mochte es. Die Künstlerin heisst Caro Emerald, ist Niederländerin und zur Zeit der heisseste Act in unserem platten Nachbarland. 26 Wochen ist ihr Album “Deleted Scenes from the Cutting Room Floor” auf Platz 1 der niederländischen Charts gewesen, womit sie erfolgreicher ist als Michael Jackson, der bis dahin am längsten diese Position besetzt hielt. Caro Emerald wurde zum “Best dutch and belgian act” bei den MTV Award nominiert.
Erstaunlicherweise gibt es aktuell in Deutschland keinen legalen Weg, um an eine digitale Distributionsform des Album der swingenden Niederländerin zu gelangen. Während der US-Itunesstore sowohl Album als auch Singles bereithält, gibt es im deutschen nur das Video. Bei Amazon lässt sich nur die Single laden, und im Youtube-Channel von Emerald ist gleich mal alles “In Deinem Land nicht verfügbar”.
Musikindustire, ihr seid soooo doof. Ich möchte euch ja so gerne Geld geben. OK, das stimmt nicht, aber ich bin in einem Alter, in dem man lieber mit one-Click Dinge kauft als sich nächtelang den Thrill russischer Warez-Seiten zu geben. Wenn es mir allerdings nicht möglich ist in unserer globalen Welt etwas legal zu erwerben, dass ich in einem anderen Land kennengelernt habe – nun dann, und das muss man in Deutschland doch noch sagen dürfen, stimmt mit dem Vertriebsmodell immer noch etwas nicht.
Vielleicht erscheint das Album hier im Oktober. Vielleicht auch nicht. Die seelenlose, deutsche Internetseite protzt nur damit rum, wie erfolgreich die Künstlerin ist, gibt aber KEINERLEI Anhaltspunkte wo und wie man an die Musik kommt. Sehr gelungen, ihr Blödnasen.
Aber wenigstens kann man auf der Seite das Video angucken, dass im McKeowns flimmerte.
9 Gedanken zu „Caro Emerald“
joah, die Dame lässt ansprechende Musik hören. Merci für den Tip.
Und in Sachen Musikindustrie wäre wohl die einzige Möglichkeit wirkliche Aufmerksamkeit zu erzeugen, massiver Konsumverzicht. Leider nicht umsetzbar, sich ausschließlich aus Indie-Quellen zu versorgen. Bei eMusic ist die Dame jedenfalls nicht. Ich könnte Bekannte in Holland fragen oder Du zeigst Wiesel auch mal Amsterdam. 😉
Die Musikindustrie ist besetzt mit Idioten. Die konnten noch nie um die Ecke denken.
Rüdiger: Irgendwann kommt das Album auch hier raus, aber danke für das Angebot.
Olli: Stimmt. In meinen Augen sterben die nicht schnell genug.
Hmm, zumindest kann man die CD bei Amamzon normal bestellen. Nur Download ist nicht, was wirklich schade ist.
Modnerd: für über 20 Euro? Das ist nicht normal, das sind Importe.
Sag mal Silencer, auf http://www.caroemerald.de/releases/ kann man das mp3 für 1,49 € über umusic.me beziehen, und Amazon hat das Album vorbestellbar für 14,99 Euro im Katalog. Worüber regst du dich eigentlich auf? 😉
http://www.amazon.de/Deleted-Scenes-Cutting-Room-Floor/dp/B00410C1KM/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=music&qid=1285609555&sr=8-1-spell
Mein Punkt ist: Das Album ist seit Januar draussen, ich würde jetzt sofort Geld dafür ausgeben – und darf es nicht. Ist es so schwer, dass komplette Werk über Amazon oder iTunes oder Musicload verfügbar zu machen?
Hallo zusammen, dieser Tage ist das Album ja endlich in DE rausgekommen. Wer im Oktober mit dem ICE fahren sollte: Kopfhörer mitnehmen, im Bordprogramm gibt’s das Album zu hören. Sehr schöne Musik!
Guter Tipp, besten Dank!
ICE: Ha. HA. Von wegen. Der Start wurde mal spontan auf den 7. Januar verschiben, vermutlich 2011.