Im Wiki liegts

Im Wiki liegts

Herr Silencer hat auch eine Meinung zu den Vorgängen um Wikileaks und Assange.

Ich bitte um Entschuldigung für das schlechte Wortspiel im Titel. Aber ich konnte nicht anders, so unfassbar schlimmen Dingen wie jetzt gerade passieren, muss man mit einer Portion Albernheit begegnen, sonst wird man irre.

Ich hatte es ja befürchtet, aber jetzt, wo es eingetreten ist, bin ich ja doch erschüttert. Der DeutscheQuaitätsjournalismus plappert die Propagangda der Amerikaner nach und vergleicht die Idee hinter Wikileaks mit einer terroristischen Vereinigung wie der RAF und unterstellt zwei Absätze weiter gleich noch “sektenähnliche Verhaltensweisen” bei der “Assange-Gemeinde”. Unfassbar. Wirklich. ICH FASS ES NICHT.

Journalisten, zumal DeutscheQualitätsjournalisten, LEBEN doch von Leuten, die ihnen Informationen zutragen. Die also “Infos leaken”. Wie kann man denn bitte als Journalist Wikileaks nicht gut finden? Oder anders: Wenn man Wikileaks nicht gut findet, wieso darf man dann DeutscherQualitätsJournalist sein?

Das einzig lesenswerte Stück, dass beim DeutschenQualitätsjournalismus hinten rausgefallen ist, stammt ausgerechnet von der Süddeutschen. Es beschäftigt sich bemerkenswert unaufgeregt mit den Ideen, die Assange antreiben. Lesenwert: HIER.

Money Quote:

(Assange:) “Je geheimniskrämerischer und ungerechter eine Organisation ist, desto mehr lösen Lecks bei ihrer Führung und in ihren Planungszirkeln Angst und Paranoia aus. Das muss zu einer Minimierung der effizienten internen Kommunikationsmechanismen (und einem Anstieg der kognitiven ,Kosten der Geheimhaltung’) führen, sowie zu einem daraus folgenden systemumfassenden kognitiven Rückbau, der wiederum dazu führt, dass ihre Fähigkeit, sich an der Macht zu halten abnimmt, da die Außenwelt ihnen Anpassung abverlangt.”

Am Dienstag hat das amerikanische Außenministerium angekündigt, den Zugang von Pentagon und Armee zu seinen Datenbanken zumindest vorübergehend auszusetzen und in Zukunft strenger zu kontrollieren. Die Fäden der Verschwörung sind ein Stück dünner geworden. Oder in Assanges eigenen Worten: “Leaking ist eine inhärent antiautoritäre Tat. Es ist eine anarchistische Tat.”

Dafür wurde der Mann jetzt rund um den Globus verfolgt und schliesslich in Haft genommen. Ihm wird Vergewaltigung vorgeworfen. Schlimmes Ding. wenn es denn stimmt. Denn anscheinend hat sich Assange mit einer Frau und christlichen Fundamentalistin eingelassen, die sich vorgenommen hat ihn zu zerstören, nachdem sie merkte, dass er sie betrogen hat. Nichtsdestotrotz muss man sich fragen, ob eine mutmßliche Vergewaltigung die Grundlage für eine internationale Zielfahndung sein kann.

Ist aber unwichtig ob Assange im Knast sitzt. (Vielleicht ist das auch ganz gut, sonst wäre er vielleicht noch auf der Flucht erschossen worden oder sonstwas). Wikileaks und Internet sind Ideen, die man nicht einfach so durch Verhaftungen oder Abschaltungen von Servern in den Griff bekommt. Das haben weder Politiker noch der Deutsche Qualitätsjournalismus verstanden. Wikileaks verändert Dinge. Bis in die kleinste Einheit der Gesellschaft hinunter. Möglichweise nicht nur zum Guten, kann sein, dass wir nach dieser Nummer das total kontrollierte Netz bekommen. Mit Öffnungszeiten. Aber auch das wird sicherlich irgendwer bejubeln.

Und wer noch einen Beweis braucht, dass Wikileaks für die Gesellschaft gut und nur für herrschende Kungelei-Cliquen schlecht ist, der möge sich hier weiter informieren: http://sowhyiswikileaksagoodthingagain.com/

P.S.: Assangsch? Aßang? Ässänsch? Assänsch? Assängsch? Essennsch? Lieber Qualitätsjournalismus, kannst Du Dich bitte auf eine Aussprache einigen? Nein? Ach, das erfordert die Nachfrage bei wem, der sich damit auskennt? Sorry, sowas wie “Recherche” will euch ja keiner zumuten.

7 Gedanken zu „Im Wiki liegts

  1. Aber die Amerikaner haben in ihren Dokumenten eine grosse Unordnung, und darin liegt noch Hoffnung. Mit so viel Unordnung in den Papieren kann keiner klar sehen. Es ist eine Schlamperei und schwerfällig, auch gefährlich und nicht berechenbar, aber glaub ich doch nicht so gefährlich wie ein luzider Bösewicht.

  2. Ich habe Wikileaks vor einer Weile entdeckt, als sie ein Video gepostet haben, das eine US-Mission im Irak zeigt, wenn ich mich nicht irre. Jedenfalls sieht man, wie ein Helikopter mehrere Leute auf der Strasse aufspürt, die verdächtige Apparaturen und Gurte tragen. Der Exekutionsbefehl erfolgt nur Sekunden später und im Nachhinein stellt sich heraus, dass es US-Journalisten waren, und die Gurte etc. ihre Kameras und Gerätschaften. Das hat mich echt schockiert und ich war froh, so etwas mitbekommen zu haben. Dass solche Dinge unter den Teppich gekehrt wurden ist Horror, und dass Wikileaks sie aufgedeckt hat, finde ich gut.

    Ich finde deshalb Wikileaks eine gute Sache, solange sie sich darauf beschränken, nur Dokumente und Machenschaften aufzudecken, die niemanden (oder niemanden Unschuldigen) in Gefahr bringen. Also keine Kriegstaktiken etc. Wikileaks lässt sich durch die Gefangenschaft Assanges nicht stoppen, die Sache hat sich längst verselbständigt.

  3. Ouh, Herr Silencer. Das war’s mit eventuellen Dienstreisen nach Disney-Land. Dir wird doch jetzt sicher die Einreise in die USA, das große Land der Meinungs- und Pressefreiheit, untersagt. Ach ne, das war ja China…

    Zu Weihnachten wünsche ich mir übrigens Weltauswanderung.

    P.S.: Die SZ bzw. einer ihrer Autoren kann auch anders… http://www.sueddeutsche.de/politik/wikileaks-enthuellungen-inszenierung-der-politischen-fratze-1.1033368

  4. deinem Beitrag ist nicht hinzuzufügen.

    außer:
    du solltest dir die Ausdrücke DeutscheQualitätsjournalisten und DeutscherQualitätsjournalismus schützen lassen und jedes mal wenn die (Zeitungs)Verlagsfuzzis was veröffentlichen, auch und hauptsächlich von wegen kostenpflichtigen Angeboten, denen eine Rechnung zukommen lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.