Gruppenreise
Man sollte ja meinen, das in Zeiten von Interweb und Brieftauben alles so einfach sei. Eine Fahrkarte bei der Bahn buchen, zum Beispiel. Kann doch nicht so schwer sein. Auch nicht für eine Gruppe.
Um bei der Bahn eine Gruppenreise zu buchen sind lediglich folgende Schritte notwendig:
1. Man geht auf Bahn.de, sucht die gewünschte Verbindung für seine Gruppe und klickt auf “Weiter”. Aber dann geht es nicht weiter. Die Seite ist nicht etwa kaputt – nein, die Minimalanzahl für eine Gruppe beträgt 5 Personen. Das heisst, nach Bahnlogik, man muss wenigstens 6 Personen in das Kästchen eintragen. Sonst hat es sich was mit “Weiter”.
2. Man muss alle persönlichen Daten des “Gruppenorganisators” per Hand erfassen, inkl. Privatadresse, Adresse der Organisation, usw. AUCH dann, wenn man als Organisator bereits Bahnkunde ist und die Bahn schon alle Daten hat. Selbst wenn man in die Bahnseite eingeloggt ist – die gefühlten hundert Felder wollen per Hand gefüllt werden.
3. Am Ende der Klick- und Ausfüllorgie steht nicht etwa eine Schaltfläche mit der Aufschrift “Buchung durchführen” sondern “Antrag stellen”. Also stellt man einen Antrag.
4. Nach Klick auf “Antrag stellen” kommt eine Anzeige, dass sich die Bahn in Kürze mit einem in Verbindung setzen wird. Was irgendwie wie eine Drohung klingt. Oder als ob man Besuch von Bahnbediensteten bekommt, die einem subversiv kleine Zettelchen unter der Tür durchschieben. Oder so.
5. Am nächsten Tag klingelt das Telefon und eine freundliche Dame verkündet, dass die Bahn dem Antrag stattgegeben habe und sie nun “mit einem buchen wolle”. Was sich irgendwie schon versaut anhört. Ich buche nur sehr ungern mit wildfremden Frauen. Buchen ist für mich Vertrauenssache. Ich buche nicht mit jeder.
Egal. Sie wolle also mit mir buchen, obwohl wir uns gar nicht kennen, dazu bräuchte sie lediglich noch einmal alle personenbezogenen Daten, Zahlungsmittelangaben und ggf. zusätzliche Reiseinfos. Den Einwand, dass sie das doch schon haben müsse, wird mit Gelächter und der Belehrung, das “Die Buchungswege Internet und Telefon haben doch nichts miteinander zu tun haben” quittiert. Aha. Ich Dummerchen. Vermutlich FAXT der Webadmin der Telefonursula die “Anträge”.6. Kreditkarte als Zahlungsmittel geht nicht, deshalb Lastschriftverfahren. Um an dem teilzunehmen, faxt die Bahn ein Formular, dass man aber nicht zurückfaxen kann, sondern per Post schicken muss.
7. Wenn die Bahn das Formular zurückerhalten hat, dann bearbeitet sie den Antrag auf eine Gruppenreise. Nachdem Sie zuvor noch die Bonität geprüft hat. Muss ja alles seine Ordnung haben.
8. Wenn die Bahn zu Ende bearbeitet hat, dann schickt sie die Karten für die Gruppenreise. Per Post. Nicht per Brieftaube oder per Fax. Per Post. Muss man nur aufpassen, dass der Umschlag nicht in den 100 WErbeschrieben untergeht, die die Bahn so pro Woche schickt, und die immer gleich ungeöffnet entsorgt werden.
Das ist DIE DEUTSCHE BAHN im Jahr 2011.
Ganz einfach, oder?
6 Gedanken zu „Gruppenreise“
Wow. Ich würde jetzt ja gern einen Vergleich starten, ob es bei der ÖBB besser läuft, aber ich will dann nicht mit einer Gruppe Bahn fahren müssen 🙂
Danke für den Bericht, ich hab sehr schmunzeln müssen, was der Erfahrung dann ja einen positiven Aspekt abringt 😀
Das ist bestimmt schon die optimierte Version; vor 5 Jahren hättest Du die KArten wahrscheinlich nur am Infoschalter bekommen, wenn alle GRuppenteilnehmer gleich dabei sind.
darf ich einen Vorschlag machen?
MiniBus mieten.
oder, wenn es nicht soviel Gepäck hat, einfach einen 7 Sitzer PKW beim Vermieter des Vertrauens.
🙂
Kalesco: 🙂
Gusteau: 😀 Vermutlich, ja. Ich find´s nur schlimm das es heute noch so läuft…
Markus: Ja, hast vollkommen recht. Hatte ich auch in Erwägung gezogen, ging in diesem Fall aber aus Zeit- und Orgagründen nicht.
Deine gesammelten Bahnerlebnisse könntest du auch gut als Buch rausbringen. Ich schreib dann auch das Vorwort. 😀
Und das alles ohne Postidentverfahren? Eine Sauerei ist so was.