Tag der Pressefreiheit
Heute ist der Tag der Pressefreiheit. Ein kostbares Gut, diese Pressefreiheit. Wie jede Freiheit bekommt man sie nicht geschenkt, und wenn man sie hat, muss man sie verteidigen. Das gilt nicht nur für irgendwelche Bananendiktaturen oder Eselstreiberländer, sondern auch für unsere, ach sooo zivilisierten, europäischen Kernländer. Die Rangliste der Reporter ohne Grenzen ist da schon ganz schön erschreckend.
Das Italien auf Platz 49 liegt, verwundert nicht wirklich – in Italien wird so berichtet, wie Berlusconi es wünscht: Über seine eigenen Fernsehsender und Zeitungen oder den Öffentlich-Rechtlichen Regierungssender RAI 1 kommt nur Propaganda, und vermeindlich unabhängige Medien müssen bei kritischer Berichterstattung mit Repressalien rechnen. Gleichzeitig nutzt Berlusconi, um Politik in den Medien zu inszenieren. Italien ist keine Diktatur, aber es hat sich schon weit von seriösen Staatsformen entfernt. “Unterhaltungsdemokratie”, wie die Journalistin Barbara Schönau das nennt, trifft es recht gut.
Aber nicht nur in Berlusconien sieht es pressefreiheitsmäßig nicht so toll aus. Das Frankreich nur auf Platz 44 kommt, hat mich schon ziemlich erschreckt. Damit liegen unsere europäischen Nachbarn hinter Südafrika, Trinidad oder Namibia. Deutschland kommt nur auf Platz 17 und liegt damit hinter Japan, Estland oder Litauen. Wer hätte das gedacht? Bei diesem Ranking werden übrigens m.W. die Einschränkungen der journalistischen Arbeit ermittelt. Nicht in das Ranking einfliessen tut die Gefährdung der Pressefreiheit durch Hofberichterstattung von Journalisten, die im vorauseilenden Gehprsam im Sinne von Politik und Lobbygruppen berichten. Und die Gefährdung durch Qualitätsjournalisten, die schlicht zu faul für anständige Recherche und vernünftige Darstellungen sind, wird ebenfalls nicht erfasst. Dabei sollte solche Form der Verdummung eigentlich unter Strafe gestellt werden. Pressefreiehti ist ein kostbares Gut, das es zu verteidigen gilt. Jeden Tag. Das sollten wir uns immer vor Augen halten