Ich querte das Land von Osten nach Westen und von Süden nach Norden und sah auf dieser Reise magische Orte und Dinge, so wunderbar und schön oder hässlich und absurd, das ihnen Bilder nicht gerecht werden.
Ich sah eine Krone, die einstige Herrscher einer Landschaft aufsetzten.
Ich besuchte die Weiße Stadt auf dem Berg des Engels, wo die Menschen zur Andacht in die Tiefe steigen. Ich durchstreifte ein nächtliches Labyrinth, das wirkt, als hätte M.C. Escher eine Stadt gebaut, und erhaschte einen Blick auf die Seele des Landes. Ich sah verbrannte Erde und Ruinen in dem armen Landstrich mit den Menschen, die so reich an Lebensfreude sind.
Ich bestieg die Höhen von Ravello, wo Wagner „Parsifal“ schrieb und die Priester von Löwen getragen werden. Ich nahm am Fest der Sinne in Minori teil, wo eine kubanische Nacht lang Essen, Tanz und Handwerk gefeiert wurden. Ich erlebte die staubigen Strassen Neapels, der Stadt des Verbrechens am Fuß des Vesus, wo das Vieh Müll frisst.
Ich sah, wie Künstler von Musen geküsst werden und wo Häuser wie Vogelnester in den Felsen kleben. Ich bestieg die Berge im Rückgrat Italiens, wo noch Bären und Wölfe leben. Ich war auf dem Dach des Vatikans und sah die ewige Stadt brennen, den Beginn der Befreiung Roms.
Ich kehrte im Haus der Waschweiber ein und sah die Lichter der nächtlichen Stadt durch das Auge der Vergangenheit. Ich nächtigte in der Stadt der schönen Frauen, die über dem Tal der Dunkelheit liegt. Ich badete in den Schwefelquellen bei Saturnia und fand Dämonen in den Hügeln der Maremma.
Ich sah den Tod und das Mädchen, den Platz der Wunder, den brennenden Himmel und den Mond über den Bergen der Toskana.
An all diesen Orten fand ich kleine Stücke von mir selbst wieder.
Jetzt bin ich wieder da.
Jetzt bin ich wieder ich.

Karte: Googlemaps.- A.: Bari, B.: Monte Sant´Angelo, C.: Minori, D.: Minori, E. Neapel, F.: Castel di Sangro, G.: Anticoli Corrado, H.: Rom, J: Parrana di San Giusto, K.: Marina di Castagneto, Carducci, L: Pisa.
Insgesamt 1.600 km in 7 Tagen.
Kleine Bilderserie zur Reise nach dem Klick. Mehr zu Rom kommt im Bericht zur „Assassins Creed Brotherhood“-Tour. Alle Bilder sind unbearbeitet.
Apulien

Apulien ist das zweitgrößte Anbaugebiet für Wein und Oliven in Italien. Die Region ist arm und lebt von der Landwirtchaft.

Die Weiße Stadt überblickt die Adria am Sporn des italienischen Stiefels. Tagsüber ist es hier so heiss, dass die Stadt wie ausgestorben ist. Erst nach Einbruch der Dunkelheit erwacht die Stadt und das Leben pulst durch die Gassen.

Kurz nach einer der schönsten Küsten der Welt: Neapel. Dreckig, hässlich, kriminell. Ich habe mir nicht die Zeit genommen, die schönen Ecken der Stadt am Fuße des Vesuv zu finden.
Latium

Das "Il Lavatoio" ist ein altes Waschhaus, direkt an der Kirche des Ortes Castel de Sangrio in den Bergen des Latiums. Vor zwei Jahren wurde das Haus in ein Designhotel umgebaut.
Der Ort Anticoli Corrado überblickt eine Landschaft, die so schön ist, das sie über die Jahrhunderte immer wieder Maler anlockte. Diese waren nicht nur von der Gegend fasziniert, sondern auch von den Frauen des Ortes. Viele heirateten und blieben dort. Der Ort ist bekannt als "Stadt der schönen Frauen".


Der Dorfplatz von Anticoli Corrado erwacht erst bei Nacht zum Leben. Dort kann man hervorragende Pizza mit Pecorino-Käse essen.
Sieht friedlich aus, wird aber in wenigen Minuten eskalieren: Krawalle auf dem Piazza Navioni in Rom. Ich bin aus Versehen da reingeraten und kam dann erst aus dem Polizeikessel nicht mehr heraus. Eine Stunde später brannte es in etlichen Gassen, überall hasten schwer bewaffnete Polizeieinheiten herum. Rom brannte, und für einen Augenblick fragte ich mich, ob Berlusconi irgendwo auf einem Balkon stand und dazu Geige spielte.
Toskana

Die kargen Hügel der Maremma. Hier gibt es noch Cowboys. Alte Männer, die Viehherden über das Land treiben.
Bei Saturnia entspringt 38 Grad warmes Wasser aus natürlichen Quellen. Die liegen auf dem Gebiet eines Luxus-Ressorts auf einem Plateau. Im Tal darunter, inmitten steiniger Felder, sprudelt es allerdings auch. Das Gelände dort ist frei zugänglich, und dort aalen sich Badende in natürlichen Sinterbecken. Bei Vollmond soll es dort besonders geschäftig zugehen. Das ganze wird von keinem kontrolliert, kostet nichts und ist ein Geheimtip. Das Wasser enthält Schwefel. Es soll angeblich alles heilen, hauptsächlich riecht man aber noch Tage später dezent nach faulen Eiern.
Inmitten der Toskana, bei Capalbio, hat die Künstlerin Niki de Saint-Phalle ihren "Garten des Tarot" (Giardano dei Tarocchi) in die Landschaft gebaut. Ich mochte das, was ich von Saint Phalle kannt, nicht besonders. Der Garten hat mich aber überaus beeindruckt. Die Statuen sind z.T. wunderschön, zu einem anderen Teil so leicht deutbar, das ich mir die Frage gestellt habe, was die arme Frau alles erlebt und erlitten haben muss. Gemäß des Tarots gibt es für jede der 21 Karten eine Staue. Und eine Katze namens Richard.
Wikepedia: Giardano di Tarocchi, Niki di Saint Phalle.
eine schöne Tour…
LikeLike
eine sehr schöne Tour – aber für Urlaub schon fast zu anstrengend…
🙂
LikeLike
Ja, das war schon viel Holz auf einmal. War aber auch Sinn der Sache – eine Druckbetankung für die Sinne. Um den Kopf wieder freizupusten.
LikeLike