Eine schöne, und von mir gern gepflegte, Tradition ist es, alle zwei Jahre die Konzerte von Tori Amos in Frankfurt zu besuchen. Die finden meistens in der Alten Oper statt, diesem von Außen wunderschönen und von Innen pottenhässlichen Bau mitten in Frankfurt.
Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, das ich Frau Amos Texte nicht verstehe und sie nicht mehr alle Latten am Zaun hat. Aber wie das so ist mit Künstlern, die man einmal für gut befunden hat: Man trennt sich so schnell nicht wieder von ihnen.
Tori Amos lernte ich Anfang der Neunziger über ihr erstes Album, „Little Earthquakes“ kennen und lieben. Das Folgealbum, „Under the Pink“, war auch nicht schlecht. Das war 1993, die Tour zum Album war mein erstes Konzert. Danach nahm der Grützeanteil auf den Alben immer mehr zu und die Anzahl der hörbaren Songs nahm rapide ab, so heftig, dass ich Tori Amos schon fast abgeschrieben hatte. Irgendwann vor ein paar Jahren hat sie sich dann wieder so halbwegs gefangen und wieder hörbare Sachen gemacht.
Das Konzert an sich war super, Tori gut drauf und die Stücke wurden mit Klavier und -neu!- drei Violinen und einem Bass begleitet. Das neue Album, „Night of the Hunter“ ist eher klassisch angehaucht und hat diese Instrumente in jedem Lied, aber auch die alten Perlen des Repertoires wirken, so interpretiert, ganz anders. Ausserdem war wieder die hohe Kunst des Pianospielens zu beobachten. Toris Specialmove ist es ja, breitbeinig zwischen zwei Klavieren zu sitzen, eines mit einer Hand zu spielen und sich mit der anderen Hand auf dem anderen Klavier zu begleiten während sie gleichzeitig dazu singt. Wahnsinn, diese Hirnleistung.
Sehr schön auch wieder die Stimmungen, die mit ein paar gezielt eingesetzten und gleichzeitig im wahrsten Sinne des Wortes traumhaft wirkenden Lichteffekten erzielt wurden. Je nach Beleuchtung vermittelte die Bühne den Eindruck ein warmer oder ein kalter Ort, ein nebelverhangener Wald oder eine plüschige Lounge zu sein.
Tori Amos redet selten (und wenn dann wenig) mit dem Publikum. An diesem Abend war es mal wieder so weit. Sie meinte, in Frankfurt zu sein sei wie nach Hause kommen. Als sie Anfang der Neunziger in England nicht spielen durfte, kam sie nach Deutschland. „No one wanted me, except for Wiesbaden. I remember sitting there, drinking wine from the Rheingau. Have any of you been there, in this house, downstairs in the small room? Really?! How old have you been, then? Like… two years?“
Die Setlist:
1. Shattering Sea
2. Scarborough Fair (Simon & Garfunkel cover) (Solo)
3. Suede
4. Way Down (Solo)
5. Cloud On My Tongue
6. Snow Cherries From France
7. Jamaica Inn (Solo)
8. 1,000 Oceans (Solo)
9. Edge of the Moon (Solo)
10. Fearlessness
11. Winter
12. Star Whisperer
13. Taxi Ride (Solo)
14. Imagine (John Lennon cover) (Solo)
15. Velvet Revolution (Solo)
16. Spark
17. Baker Baker
18. Siren
19. Cruel
Zugabe 1:
20. A Multitude of Shades
21. Your Ghost
Zugabe 2:
22. Strange (Solo)
23. Mr. Zebra (Solo)
24. Precious Things
25. Big Wheel
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