Einzelhändler: Gehen Sie ins Internet!

Einzelhändler: Gehen Sie ins Internet!

Den folgenden Text bitte ausdrucken und den Einzelhändlern der eigenen Wahl überreichen.
Sonst gibt es die bald nicht mehr.

Liebe Einzelhändlerin, lieber Einzelhändler,

Lesen Sie diesen Text.
Er ist Liebeserklärung an ihr Geschäft.
Und ausserdem ist er die Bitte, mich als Kunden zu gewinnen und auch morgen noch für mich da zu sein.

Die Ausgangssituation ist folgende:
Sie betreiben ein Blumenfachgeschäf oder ein Schreibwarenlädchen oder ein Bücherstübchen oder sonst irgendeine Art von Geschäft, das Publikumsverkehr ausgesetzt und auf ihn angewiesen ist. Sie haben ein Sortiment für den gängigen Geschmack, dazu Artikel, die man schnell so nebenher kauft, aber auch Dinge, die schon etwas spezieller sind und die man eigentlich nur bei Ihnen bekommt.

Ich wohne in Ihrer Nähe und habe bisher noch nicht bei Ihnen gekauft. Das ich jetzt gerade hier war, war rein zufällig. Denn:

Warum machen Sie sich für mich unsichtbar?

Als Kunde kaufe ich sehr gerne in kleinen Geschäften ein. Ich schätze Unternehmen vor Ort, gerade die kleineren, die vielleicht noch Inhabergeführt sind. Ich mag die auch deshalb, weil die Menschen, die diese Geschäfte führen und dort arbeiten, in der Regel wirklich Ahnung haben und noch mit Herz und Seele ihren Beruf ausüben. Leute, die mich beraten können. In einem Geschäft, in dem ich Dinge direkt ansehen und vielleicht ausprobieren kann. Dafür gebe ich im Zweifelsfall auch gerne ein paar Euro mehr aus.

Das Problem ist aber, das sich mein Kaufverhalten in den letzten Jahren geändert hat.
Früher, da hatte ich als Kunde keine andere Wahl als in ein Geschäft zu gehen und das zu kaufen was da war. Oder zig Geschäfte abzuklappern, auf der Suche nach dem richtigen Artikel oder der richtigen Dienstleistung.

Heute bin ich viel besser informiert, weil ich dafür das Internet nutze. Damit komme ich an die gleichen Informationen wie die Händler- Wenn ich heute etwas kaufen möchte, weiß ich in der Regel schon sehr genau, was ich möchte. Ich habe technische Daten, Testberichte und Meinungen gelesen und möchte einen ganz speziellen Artikel kaufen oder ansehen. Meist muss ich nur noch einen Blick auf das Objekt der Begierde werfen und kann sofort mein Geld dagegen eintauschen. Ich muss nur noch wissen, wo ich es kaufen kann. Und damit kommen wir zu der Sache mit der Unsichtbarkeit.

Wenn ich etwas kaufen möchte, gucke ich im Internet nach, wo es das wohl gibt. Das Internet zeigt mir dann im besten Fall Geschäfte in meiner nähe und sogar eine Karte, wie ich da hin komme. Das Problem ist nur: Wenn das Einzelhandelsgeschäft das Internet ignoriert, dann ist es quasi unsichtbar. Es taucht nicht auf, wenn ich es suche. Sicher, irgendwelche dubiosen Verzeichnisdienste, die das Telefonbuch abgeschrieben haben, beinhalten gerade noch die Geschäftsadresse und die Art des Unternehmens, aber das reicht nunmal nicht. Das ist vergleichbar mit einem jemandem, der sich mitten im Wald ein Tarnnetz umhängt. Ich weiß, das es kein Baum ist, aber was sich darunter wirklich verbirgt kann ich auch nicht sagen.

Was ich als Kunde heutzutage brauche (bitte achten Sie auf die Wortwahl: nicht benötige oder will sondern brauche) sind zumindest Informationen über Ihre Öffnungszeiten. das ist wichtig! Wenn ich morgens um 9 oder nach 18.00 Uhr oder in Ihrer Mittagspause vor verschlossener Tür stehe dann ist das für mich verlorene Zeit und großer Frust. Das mache ich einmal, aber nie wieder, und damit bin ich dann als Kunde für Sie verloren.

Ganz toll ist es natürlich, wenn Sie im Internet generell mal schreiben wer sie sind und was Sie anbieten. Das macht einen guten Eindruck und, weil es persönlich ist, bindet es mich als Kuten vielleicht schon. Das mag sich komisch anhören, aber so ticken wir Menschen: Erzählen Sie was von sich. Das bleibt bei mir hängen. Vielleicht sind Sie, wenn ich nur einmal Ihre Internetseite besucht habe, schon nicht mehr der austauschbare Blumenladen. Sondern eben die Dana, die es mit Mitte Vierzig nochmal wissen will und Ihren Traum vom eigenen Blumenmädchen verwirklicht hat. Beim nächsten Blumenkauf werde ich an sie denken und dann vielleicht zu Ihnen kommen und nicht den Industriestrauss an der Tankstelle kaufen.

Das Nonplusultra wird natürlich sein, wenn Sie jede Ware in Ihrem Sortiment listen und tagesaktuell angeben können, ob sie auch verfügbar ist. Dann könnte ich nämlich sofort nachgucken, ob Sie den silbernen Füller mit der schwarzen Kappe, den das Nachbarskind sich so sehr wünscht, vorrätig haben. Und in meiner Mittagspause gehe ich dann schnurstracks zu ihnen und kaufe den. Das mache ich gerne. Aber um erst bei Ihnen auf Verdacht vorbeizulaufen und dann evtl. noch die 5 anderen Schreibwarengeschäften am Ort abzuklappern und überall erst zu fragen, ob sie den Füller da haben, dafür reicht die Zeit in der Mittagspause nicht. Da habe ich auch kenne Lust drauf.

Hört sich alles nach Zukunft an? Ist es aber nicht. Firmen wie IKEA zeigen Sortimente und aktuelle Bestände in den Filialen direkt aus den Warenwirtschaftssystemen im Internet an. So weiß ich als Kunde, ob sich die Fahrt dahin lohnt, oder ob mein Wunschartikel gerade vergriffen ist.

Das ist eine Nummer zu groß, denken sie? Damit wollen Sie sich nicht befassen und wissen auch gar nicht wie das geht? Na, da gibt es Leute die man fragen kann. Von mir aus den Enkel. Und später dann eine Firma, die macht dann Ihren Internetauftritt mit Ihnen. Das kostet für den Einstieg nicht die Welt. Aber es ist IST DRINGEND NOTWENDIG. Denn, wissen Sie was? Wenn Sie sich nicht darum kümmern, das ihr Geschäft ins Internet kommt, dann machen das andere. Verzeichnisdienste stellen Ihre Adresse rein und verdienen an den Informationen. Leute wie ich gucken dann im Internet nach ihrem Laden und finden nur Murksinformationen. Außerdem: Das, was sie in einen vernünftigen Netzauftritt investieren müssen, bekommen sie durch neue Kunden schnell zurück.

Das toll eist ja: Ihre Kunden sind schon im Netz. Vielleicht reden Sie dort schon über ihr Unternehmen und tauschen Meinungen, gute wie schlechte, aus. Wenn Sie das Internet ignorieren, dann läuft das alles an Ihnen vorbei!

Schlimmer noch: Das Internet macht Ihnen Konkurrenz. Wenn Sie als Einzelhändler im Netz nicht sichtbar sind, dann tun die Kunden heute das naheliegendste. Und das ist eben nicht mehr, in die Stadt zu fahren und jedes Fachgeschäft nach dem Wunschartikel (Dem einen, der es sein muss! Wir Kunden sind fürchterlich informiert!) abzuklappern. Sondern wir bestellen den im Internet und freuen uns, wenn er am nächsten Tag geliefert wird.

Das muss doch der Albtraum für jedes Ladengeschäft sein. Das die Kunden sich woanders informieren und kaufen. ABER: Das Internet kann ihr Freund sein. Nutzen Sie es. Denken Sie daran: Es gibt KEINE Branche die, die es sich leisten kann, nicht im Internet zu sein. JEDE Art von Geschäft muss im Netz sein. Bieten Sie Kunden wie mir eine Orientierung, geben Sie uns Informationen. Je mehr, desto besser. Damit holen Sie uns zu sich in den Laden. Und wenn Sie sich dort dann geschickt anstellen und ihren Job mit Herz und Seele machen, dann haben Sie einen treuen Kunden gewonnen, der wieder kommt und auch einen etwas höheren Preis in Kauf nimmt.

Danke, das sie diesen langen Text bis zum Ende gelesen haben. Und jetzt: Sehen Sie zu, das Sie ins Internet kommen!

3 Gedanken zu „Einzelhändler: Gehen Sie ins Internet!

  1. Ach ja… *seufz*
    Ich bin ja hier in meiner alten Heimatstadt gestrandet. Und bin jedesmal, wenn ich so durch die Kleinstfußgängerzone (Kleinstadt) laufe, erschrocken, wieviele Geschäfte leerstehen. Oder in wievielen Geschäftsräumen nicht mehr das Geschäft meiner Kindheit, sondern der ichweißnichtwievielte Billigramschladen ansässig ist. Die Geschäfte, die seit meiner Kindheit unverändert unter gleichem Namen und in den gleichen Geschäftsräumen immer noch da sind, die kann ich an einer Hand abzählen. (Dafür hat die Optikerin in dem alteingesessenen Familiengeschäft, in dem ich – noch von ihrem Großvater – schon meine erste Brille bekommen habe, mich sofort wiedererkannt, trotz 1 1/2 Jahrzehnten Abwesenheit. Auch schön.)
    “Dieses Internet” benutzt glaube ich keiner von denen. Das ist hier generell sehr… wenig verbreitet. Und Leute, die das benutzen, “dieses Internet”, werden ausgesprochen misstrauisch beäugt. (Da guckt man sich doch nur unanständige Sachen an und so…)

  2. grundsätzlich hast du Recht.
    wobei das mit dem tagesaktuellem Sortiment wird bei zB dem von dir angesprochenen Blumenladen (oder allen anderen Geschäften die mit verderblicher Ware arbeiten) schon schwierig, weil das Sortiment täglich, wenn nicht sogar stündlich, wechseln kann. und das zu erfassen und präsentieren kann sich, glaube ich, zeitlich (und damit auch finanziell) niemand erlauben.

    aber grundsätzlich sollte man wenigstens eine Homepage haben um sich vorzustellen, was bei unseren Kunden (Blumenläden halt) vielleicht von ~30-40% genutzt wird.

    ich versuche nun allerdings auch schon seit über 2 Jahren unseren Kunden den Einkauf per Internet schmackhaft zu machen, was wir mit unserem holländischen Exporteur zusammen anbieten und was ein recht gut gemachter Shop ist, die Resonanz ist allerdings gleich Null. unsere Kunden möchten die Ware sehen und in der Hand haben bevor Sie das kaufen. außerdem könnte man ja gar nicht mehr motzen dass ein Artikel fehlt wenn man den vorher bestellt, das geht ja gar nicht… 😐

    (wir selber machen unseren Einkauf seit 10-11 Jahren per Internet, mittlerweile ungefähr 95%. problemlos.)

  3. Zimt: Aus Gründen der persönlichen Bindung bin ich noch bei meinem Optiker. Auch wenn ich für einen Besuch 60 KM weit fahren muss.

    Markus: Sehr vorbildlich. In der Tat war der Besuch in einem Blumenladen und die Diskussion mit der Besitzerin der Auslöser für diesen spontanen und daher nicht wirklich ausgereiften Artikel. Bei einem Blumenladen brauche ich als Kunde gar nicht jeden Artikel gelistet zu haben. Was für mich wichtig ist: Öffnungszeiten und Art des Angebots. Ich wusste, das man bei denen Blumen in Pötten kaufen kann. Aber machen die Wohl auch Sträuße? Hm…

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