Caro Emerald Live in Frankfurt 2011

Caro Emerald Live in Frankfurt 2011

“This is my first international tour. No, wait – actually, it is my first tour ever. Because, you know, the netherlands are so small… whereever you perform, you can always drive home, afterwards. Maximum is three hours. And now I am living in a bus for two weeks – with these guys!”

Ich erzähle immer wieder gerne die Story, wie ich im September 2010 auf 3.000 Fuß in “McKeown Irish Pub” in Selvino herumlungerte und nach dem fünften Guiness schon so langsam im Begriff war, gemächlich von der Bank und unter den Tisch zu rutschen, als ich plötzlich schlagartig wieder hellwach war. Grund war der Fernseher am anderen Ende der Kneipe, der ganz plötzlich meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Dort lief ein Musikvideo, dessen Optik genauso ungewöhnlich war wie der Song, der auf eigentümliche Weise Jazz mit modernen Elementen, Beats und sogar Scratching verband. Es war “Back it up” von Caro Emerald, und seitdem mag ich die Musik der Niederländerin. Auch, wenn Sie schlagartig die Wirkung von fünf, sehr teuren, Guiness zunichte macht.

[vimeo http://vimeo.com/15981548]

Für mich wird dieser Song immer der Soundtrack des letzten Tags einer großartigen Zeit in Italien sein. Ein Tag, der zugleich das Ende einer Ära und den Übergang in eine neue, aufregende wie schwierige Zeit darstellt. Nach diesem Song änderte sich alles. Caro Emerald und ihre Musik sind daher etwas sehr Besonderes für mich.

An diesem Samstag hatte ich das Glück sie live in der Frankfurter Jahrhunderthalle zu sehen und sie nach der Show zu treffen.

“What happens here is still like… I am living a dream. You know, this song everything started with, this song you like so much – it was not written for me. It was made for someone else. I am doing the carreer of another person”.

Wahrscheinlich fühlt sich Caro Emerald tatsächlich manchmal, als hätte sie einer anderen Sängerin die Karriere weggenommen. In meinen Augen stimmt aber nur der erste Teil des Satzes: Ja, der Song “Back it up” wurde nicht für sie komponiert. Aber sie war es, die ihn beim Testsingen für die Produzenten mit Leben gefüllt hat. Sie war es, die ihn so interpretiert hat, das allen irgendwann klar wurde, dass sie hier etwas ganz besonderes haben. Und sie war es, die gemeinsam mit den Komponisten die Band zusammengestellt, ein eigenes Label(“Grandmono”)gegründet und den ganzen, nennen wir es mal “Markenauftritt” kreiert hat. Ohne diese harte Arbeit würde es nicht Platinauszeichnungen in jedem Land regnen, in dem das Album “Deleted Scenes from the cutting room floor” rausgekommen ist- und das für eine unabhängige Künstlerin, die nicht den Vermarktungsapparat und die Beziehungen eines großen Labels hinter sich hat. Allein das hat Respekt verdient.

Der Name des Albums ist dabei Programm. Die Songs auf “Deleted Scenes” weisen fast durchgehend Anspielungen und Hommagen an Filme der 40er und 50er Jahre auf, Komödien und Liebesfilme genauso wie solche aus der “Film Noir”-Bewegung. Stets wird dabei Emeralds Gesang mit fast schon lateinamerikanischen Tanzrythmen unterlegt, von Trompete, Saxophon und Posaune sowie Klavier, Bass und Gitarre begleitet und dann noch mit Elementen wie Loops und Scratching angereichert. Folgerichtig steht auf der Bühne, neben Candy Dulfers Bläsern, der beste DJ der Niederlande am Mischpult. Der daraus entstehende Mix ist durchaus einzigartig.

[vimeo http://vimeo.com/12980477]

Bemerkenswert ist auch die Sorgfalt, die in Optik und Design gesteckt wird. Dazu gehören Emeralds Bühnenoutfits, die, mit Handschuhen, Perlenkette und Blume im Haar, direkt aus einem amerikanischen Jazzclub der 40er kommen könnten. Aber auch das Grafikdesign des Labels, der Videos und der Einblendungen in der Liveshow ist so sorgfältig abgestimmt, als würde es direkt aus der Zeit stammen. Überall ist Liebe und Sorgfalt zum Detail zu entdecken. Die Sängerin und die Band LEBEN ihre Musik und ihre Marke, und begreifen sich als Einheit. Klar steht die Sängerin dabei im Mittelpunkt, aber man merkt sogar in den Videos wie alle bemüht sind klarzustellen, das die Caro-Emerald-Musik das Produkt mehrerer, enorm talentierter Künstler ist.

[vimeo http://vimeo.com/31571117]

Die künstlerische Einheit und die Freude am eigenen Werk merkte man auch in der rund zweistündigen Bühnenshow, in der Emerald mal energiegeladen über die Bühne tobte und den Saal zum Tanzen brachte, mal nachdenklich und ergreifend sang und manchmal auch ein wenig verrucht interpretierte. Am Ende des Abends lag ihr das Publikum zu Füßen – und das, nachdem der typische Ablaufplan* des Managements der Jahrhunderthalle zuvor, wie eigentlich IMMER, für wirklich schlechte Laune beim Publikum gesorgt hatte.

Einer der Highlights des Abends: Caro Emerald interpretiert “Bad Romance” von Lady Gaga:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=it_L9mo6XgI&feature=related]

Das Caro sich nach der, wirklich großartigen und für sie anstrengenden, Show noch Zeit für ihre Fans nahm, macht sie nur noch sympathischer. Auch wenn sie nicht viel sagte (“You know, I need to save my voice for the tour“) – Bei der Geschichte mit McKeowns Pub musste sie doch kichern.

Und hier geht es zu den Videos von Caro Emerald. Für “Back it up” und “Stuck” sollte der Grafikdesigner Daniel Mareveld einen Oscar bekommen.

Back It Up
Stuck
That man
(Schlechte) Martini-Werbung: A Night like this

* Ich weiß nicht hundertprozentig ob wirklich das Management der Jahrhunderthalle schuld ist, aber ich vermute es ganz stark: Irgendjemand hält es dort für eine total tolle Idee, die Vorgruppe für eine halbe Stunde spielen zu lassen, DANN aber das Licht wieder einzuschalten und das Publikum 30-60 Minuten warten zu lassen. So lange, bis es Stürme von Buhrufen gibt. Habe ich da jetzt schon zum zweiten Mal erlebt.

10 Gedanken zu „Caro Emerald Live in Frankfurt 2011

  1. Überforderung kommt ganz schnell. Ich glaube fest daran, dass auch Abgrenzung von Inhalten und Ereignissen eine neue Kulturtechnik ist. Ich habe das auch nicht immer im Griff und muss des öfteren bewusst abschalten. Im wahrsten Sinne des Wortes: Weniger Informationen und Reduktion auf das Wesentliche. Manchmal schaffe ich das nicht. Oder merke nicht, wenn es zu viel wird.

  2. sehr schön, das hat sicherlich Freude bereitet!
    🙂

    mit den Musikern von Candy Dulfer, DER sagenhaften, fast legendären Saxofonistin Candy Dulfer?
    die ist doch gerade in den US of A und Südamerika unterwegs, spielt die denn da alleine? nein, Scherz, ein sicherlich sehr gutes niederländisches Tauschgeschäft.
    und nach der Vorgruppe wieder Licht an und lange Warten istja nun wirklich reichlich äääh, doof.

  3. Ja ich denke auch, dass das mit der Vorband und dem Licht aufkeinenfall von Caro kommt. Ich war jetzt schon 3 Mal bei ihr zum Konzert und da hatte sie nie eine Vorband, und soweit ich weiß zu den ganzen anderen Konzerten auch nicht. Und ja du hast recht Caro ist wirklich eine sehr freundliche, sie hat sich nach den Konzerten auch gern zeit genommen für Autogramme. Die Band von Caro Emerald leistet auch eine wirklich große Leistung. Das sind alles Außnahmemusiker, die ihr Handwerk echt verstehen. Ich durfte Caro auch schonmal treffen, ich hatte ein meet and greet mit ihr, sie nahm sich eine halbe Stunde Zeit um sich mit mir und meiner Freundin zu Unterhalten und unterschrieb fleißig unsere 10000 Fanartikel 🙂 Ich habe die Fotos der Konzerte und des Meet and greets auf meiner Facebbokseite veröffentlicht, wer mag kann ja mal reingucken. Aber abschließend lässt sich sagen, dass das Geld für eine Karte für ein Caro Konzert immer gut angelegt ist, man erlebt eine fantastische Stimmung. Und ich habe meine Karte für das nächste Konzert auch schon wieder gekauft 🙂

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