Internationaler Allergiepass
Es gibt so Dinge, die gibt es gar nicht. Wortwörtlich gemeint. Ein solches Ding ist ein internationaler Allergiepass. Den gibt es nämlich wirklich nicht. Zumindest habe ich bei meinen Recherchen keinen gefunden, und schlimmer noch: Anscheinend gibt es noch nicht mal eine amtliche Vorlage für einen nationalen Allergiepass. Was erklärt, warum die Namen von Pharmafirmen auf diesen “medizinischen Dokumenten” stehen. Die Firmen verteilen die Vorlagen an die Arztpraxen, als Werbemaßnahme, amtlich ist daran mal gar nichts. Und mehrsprachig gibt es die erst recht nicht.
Dabei wollte ich so gerne die fast zwanzig Jahre alte, große Nasspappe mit dem inliegenden Papyrus loswerden:
Das einzige, was ich im Netz zum Stichwort “Internationaler Allergiepass” gefunden habe, sind Websites dubioser Firmen, in die man seine Daten eintragen kann, um dann einen Allergiepass seiner Wahl zu bestellen. Für Preise zwischen 5 und 29 Euro bekommt man dann per Post einen laminierten Zettel oder eine geprägte Plastikkarte in Deutsch und einer Fremdsprache der Wahl zugeschickt. Wahlweise sogar mit einebauten USB-Stick, auf dem eine Textdatei mit jenen Daten liegt. Das ist in meinen Augen ärgerliche Bauerfängerei. Nehmen wir ein Beispiel aus der Praxis: Mich.
Ich habe ein Immunsystem aus Titan, das absolut resistent gegen Pollen, Staub, Tierhaare und andere Geschütze der Natur ist. Alles, was andere für Wochen komplett niederstreckt, neutralisieren oder ignorieren meine körpereigenen Abwehrkräfte schlicht. aber auf exakt drei synthetische Betäubungsmittel reagiert mein Körper heftig allergisch. wie sie z.B. beim Zahnarzt oder in Notfällen verwendet werden.
Kann man sich nun ernsthaft vorstellen, dass bei einem Unfall, wenn ich aus einem Wrack gezogen werden, die Ersthelfer innehalten und sagen: “Oh, guck mal, er hat einen USB-Stick in der Brieftasche! Hol mal den Laptop aus dem Rettungswagen und lass mal gucken was da drauf ist bevor wir ihm die Spritze geben!”
Wohl kaum. Das Anästhetikum aber, was bei Schocks in ganz leichter Dosierung verabreicht wird, könnte bei mir zum Herzstillstand führen. Ich glaube auch nicht, dass diese Allergikerschmuckstücke, Armband und so, funktionieren. Danach guckt doch kein Ersthelfer, oder?
Zusammengefasst: Alles doof. Offizielle Allergiepässe gibt es nicht, obwohl das ECHT mal wichtig wäre. Stattdessen gibt es nur Werbematerial oder teuren, nutzlosen Unfug.
Aber hey, warum nicht aus der Not eine Tugend machen? Wenn offensichtlich jeder Hinz und Kunz Allergiepässe ausstellen kann, dann kann ich das auch! Ausgedruckt, laminiert, fertig ist der Original internationale Silencer Allergiepass auf Deutsch und Englisch:
10 Gedanken zu „Internationaler Allergiepass“
Ähm, wie darf man sich bei solch einem Pass eigentlich die Grenzkontrolle vorstellen?
Wenn man die Grenze nach Allergien (an dieser Stelle auf die Betonung achten: Aller-gi-en, hahaha) überschreitet, dann merkt man das recht deutlich. Eine Passkontrolle gibt es nur in der form, dass man die Papiere vorzeigen muss. Wie aussehen ist aber egal, Hauptsache Papiere.
… bleibt die Frage, wie der Zoll dieses Landes auf den Schmuggel von Cetericin reagieren würde 😉
Mal Spaß beiseite, es gibt (oder gab) solche Ketten mit Anhängern auf denen das Medizin-Symbol abgebildet ist. In diesem Anhänger befindet sich ein Faltblatt auf dem man die wichtigsten medizinischen Infos (Blutgruppe, Allergien, etc. eintragen kann. Danach wurde zumindest in den 80-ern, als die Ketten aufkamen, geschaut.
Alternativ kann man Allergien im internationalen Impfpass eintragen.
Danke für die Hinweise. An diese Ketten und Armbänder glaube ich nicht – oder gucken Ersthelfer WIRKLICH danach? Kann ich mir kaum vorstellen.
Mein Impfbuch ist noch aus den 80ern – und spätestens nach dem Unfall mit dem geplatzten Heizungsrohr nicht nur zu lang und breit, sondern auch zu dick, um es auf Reisen mitzuführen… zumindest nicht in der Brieftasche.
USB – ich wäre dabei. Habe zwar keine Allergie, aber ein schönes Bildchen oder Filmchen könnte schon aufpoppen – so als Dank im Voraus für eine gute Versorgung… 🙂
Wo würdest du denn die Spritze mit den nicht-bekömmlichen Inhaltsstoffen hinbekommen? Einfach ein Tattoo dort hinstechen (lassen):
“Bitte Allergieausweis beachten”
🙂
Silencer, wenn Du auf einen Ersthelfer (Sprich, irgendjemanden auf der Straße, der erste Hilfe leistet) triffst, der Betäubungsmittel dabei hat, ist er wahrscheinlich eh ein Junkie …
Wieder etwas ernster: es wird in der Regel nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Selbstverständlich wird in der Regel mal nachgeschaut, wer der jenige ist (Pass), ob er z. B. einen Marcumar-Ausweis bei sich führt (schreibt man dieses blutverdünnende Medikament wirklich so?) oder sonst irgendwelche Tablettenschachtelabschnitte etc im Geldbeutel hat. Außerdem wird man versuchen, einen Angehörigen zu verständigen, der dann ja auch i. d. R. bescheid weiß.
Und die blanke erste Hilfe, also die lebensrettenden Sofortmaßnahmen, nun für die sind Allergien ja wirklich nicht so wichtig. Egal ob der Betroffene eine Pflasterallergie hat oder nicht, mit Verband stirbt er nicht, ohne vielleicht schon…
Und sonst kann man meistens die erforderlichen Angaben sowieso selber machen.
Braucht man also wirklich einen Allergieausweis?
St3fan: Die üblichen Stellen sind bereits tätowiert 🙂
Pi: In der Regel stimmt das natürlich. Ob jemand gegen Hausstaub allergisch ist oder nicht, interessiert im Notfall erstmal nicht. Interessant bzw. gefährlich wird es in der Tat dann, wenn man gegen Mittel allergisch ist, die in Notfällen gegeben werden könnten, und zwar dann, wenn man des Redens evtl. nicht mächtig ist. Ein Sonderfall, sicherlich, trotzdem einer, für den ein einheitliches Dokument nützlich wäre.
Hallo Silencer,ich kenne dein Problem denn das habe ich auch;ich reagiere auf alle Schmerzmittel absolut allergisch,bis auf Opiate:-)Kein Witz!!!Wenn du eine Kette oder Armband hast mit einem Medizinischen Symbol darauf wird der Rettungsdienst oder Notarzt dies beachten,denn bevor du irgendeine Spritze bekommst da dein Leben in Gefahr ist,nach Unfall etc. wirst du eh fast komplett entkleidet und da fäält deine Kette oder Armband auf.
Unschön, das. Bei mir hat sich das mitterweile übrigens erledigt. Nach einem mehrtägigen Provokationstest steht fest: Ich bin nicht (mehr) allergisch.