Messe: Wie man es nicht macht
Jaja, die Cebit. Die hält ja immer noch das Schild “Ich binne nicht tot” in den kalten Fingern und weigert sich beharrlich zu verschwinden, aber man merkt doch allerorten den Schlunz und die Lieblosigkeit. Ich weiß, ich habe mich schon mehrfach über Messen in der Jetztzeit und die Cebit im Besonderen (2009, 2010, 2011) ausgelassen, aber jetzt gibt es wieder einen aktuellen Anlass.
Cebit, das scheint mittlerweile auch für die Macher der Messe etwas zu sein, was man halt machen muss, weil das halt schon immer so war. Für die Besucher ist das ja nicht anders: Cebit, da fährt man halt hin, weil man das halt schon immer so macht, und nicht etwa, weil es da Innovationen zu bestaunen gäbe. Die finden auf der Cebit schon lange nicht mehr statt, sowas wird heute anders kommuniziert: Über das Netz. Schon ironisch – wenn man es zugespitzt formuliert, dann ist die Cebit eine Messe, die sich selbst abschafft, weil die Technologie, die über sie kommuniziert werden soll, zur Kommunikation eben jener neuer Technologie genutzt wird. Und Trends hechelt die Cebit sowieso zielsicher zwei Jahre hinterher, setzt sie aber nicht mehr. Was, zugegebenermaßen, in der heutigen Zeit, in der ständig alle mit allen kommunizieren, auch nicht mehr wirklich möglich ist.
Eigentlich darf man es sich nicht so einfach machen und auf jemanden einprügeln der ohnehin schon am Boden liegt. Denn auch wenn es im letzten Jahr wieder leicht aufwärts ging, bietet die Cebit immer noch ein leichtes Ziel. Denn: Für eine gewisse Sparte hat sie eine existentielle Bedeutung. Der “Planet Reseller” ist für viele überlebenswichtig. Das ist eine Halle, zu der normale Besucher keinen Zutritt haben Dort sitzen chinesische Hersteller, trinken mit Einkäufern aus der ganzen Welt Kaffee, geben Gutscheine für Escortservices aus und verhökern schiffsladungsweise… Dinge, meist. Das sind die berühmten “vollen Auftragsbücher” über die sich in der Berichterstattung im Nachgang immer alle so freuen.
Die grassierende Unlust der Messeverantwortlichen ist in diesem Jahr schon an der Website zu bemerken. Es ist schon eine verdammt großartige Negativleistung, wenn mit einem Mal die Accounts der Besucher nicht mehr funktionieren. Meinen Login habe ich schon viele Jahre, und plötzlich tut er nicht mehr. Und noch besser: Bei der Anforderung eines neuen Passworts wird man gebeten in Hannover anzurufen. Wie toll ist das denn? Da bin ich ja froh, das ich kein Fax schicken muss. Oder einen Brief.
Hat der Deutschen Messe am Ende jemand weiß gemacht, dass der neuste heisse Scheiß “Hevelingen” ist und man daher alle Besucher unbedingt hevelingen muss?
Nee, da registriere ich mich lieber neu. Aber was ist das denn? Bei der Frage nach der Branche kann man sich Architekturbüros, dem Gesundheitswesen, dem Finanzsektor oder auch der Tabakindustrie zuordnen. Aber nicht der IT. Weder IT-Entwicklung noch -Dienstleistung oder -Forschung oder sonstwas. Alles, was mit Computern und Software zu tun hat, findet bei der Cebit nicht statt. Wegabstrahiert, sozusagen:
W.T.F.
Cebit. Die Messe, die sich selbst abschafft.
Mein Tip: Nur noch die “Planet Reseller”-Halle an die Chinesen vermieten und ansonsten den ganzen Quatsch lassen. Oder: Ein Großes Meet & Greet draus machen, aber dann bitte mit Außenbestuhlung und im Sommer, nicht im kalten Märzwind in Hannover.
Ein Gedanke zu „Messe: Wie man es nicht macht“
Cebit, Cebit …..
das war die Messe wo man 3 Jahre alte Herde und Wäschetrockner ankucken kann, oder?