Katalogartikel
Früher, als es noch kein Internet gab, da konnte man absolut sicher sein, dass wirklich JEDER dörfliche Haushalt im Besitz von ca. 6 Kilo Katalogen war. Ich fand die Dinger als Kind ja doof. Die Spielzeuge waren immer nur auf wenigen Seiten, und Star Wars-Sachen sogar nur auf einer halben. Stattdessen viel zu viel Anziehsachen und merkwürdige Dinge wie “Massagestäbe” (“Entspannung pur für SIE” – hihi, ich hätte fast mal meiner Mutter einen zu Weihnachten geschenkt, weil sie immer so einen verspannten Rücken hatte. Na, DAS wäre eine Bescherung geworden).
Neckermann, Otto und Quelle gehörten einfach zum Leben dazu, denn Kaufhäuser gab es nur in der Kreisstadt, und die war eine Tagesreise entfernt und wurde nur alle paar Monate mal besucht. Oder nie, denn ich kenne tatsächlich noch Frauen (ja, ALLE waren Personen weiblichen Geschlechts), die aus diesen Katalogen lebten. Da wurde dann hemmungslos bestellt, gern auch das gleiche Kleid in 5 verschiedenen Größen und 3 Farben, dann zu Hause in Ruhe anprobiert und Probegetragen, und am Ende alles bis auf eines wieder zurückgeschickt. Oder ALLES zurückgeschickt, weil “bei dem Licht im Wohnzimmer das ganz anders wirkt als im Katalog”. Ach, aber beim Sommerfest, bei dem das Kleid getragen wurde, war das Licht OK oder wie?
Ich fand die Praxis des massenhaft bestellens-und-sieben-Achtel-zurückschickens wieder ja immer ein wenig merkwürdig. Mir liegt das nicht. Wenn ich was bestelle, bezahle und behalte ich das. Meine sechzigseitige Amazon-History (letzte 24 Monate) spricht da Bände. Dementsprechend unwohl war mir, als ich vorhin Handschuhe im Wert von über 400 Euro bestellt habe:
Natürlich brauch ich nur ein Paar, aber was soll ich machen? In den Filialen war ständig eine Größe oder ein Modell nicht da, und je nach Uhrzeit und Tagesform sind meine Finger mal dicker und mal schlanker. Also habe ich zum ersten Mal Zeugs bestellt, von dem vier Fünftel wieder zurückgehen werden. Aber die nette Dame an der Bestellhotline meinte, das sei Gang und Gäbe und sie könne nur jedem raten das so zu machen. Trotzdem: Ungutes Gefühl. Hoffentlich geht das glatt, ich habe keine Lust ein paar Hundert Euro für ein verlorenes Paket zu bezahlen.