Navigationsgerät an ZZR 600
Die ZZR 600 ist ein “Sporttourer”, eine Kategorie, die Kawasaki flugs erfand, nachdem auch die Marketingabteilung begriffen hatte, dass sich die Maschine nicht mehr als Supersportlerin verkaufen liess. Anfangs hatte das Label “Supersportler” noch gut gezogen, aber kurze Zeit nach der Markteinführung der ZZR 600 kamen Motorräder auf den Markt, die unter 200 Kg (und damit 20 weniger als die ZZR) wogen und irrwitzige 300 Stundenkilometer fuhren. Da kam die kleine ZZR mit ihren gemütlichen 240 hm/h Spitze nicht hinterher.
Also zog man sich die Tourensportlerkategorie aus dem Hintern, was bei genauerem Hinsehen tatsächlich weniger absurd ist als es zunächst klingt: Auf der ZZR kann man, anders als bei der neuen Generation der hochgezüchteten Supersportler, sehr aufrecht sitzen, und das auch über Stunden. Ausserdem hat die Maschine genug Befestigungspunkte um ein Koffersystem aufzunehmen. Das ist durchaus eine interessante Kombination: Ein Motorrad, was für Touren und Reisen geeignet ist, mit dem man aber auch mal die sportliche Sau rauslassen kann.
Motorradreisen sind toll, und meine ZZR (Codename: Renaissance) soll konsequent auf Reise getrimmt werden. Zu meinen geheimen Superkräften gehört die Fähigkeit, sich immer und überall verfahren zu können. Und Kartenlesen während der Fahrt oder die Benutzung von Tankrucksäcken liegt mir auch nicht. Für Leute wie mich wurden Navigationsgeräte erfunden (vermutlich von Leuten wie mir), und glücklicherweise gibt es die auch für Motorräder.
Logischerweise ergibt sich daraus eine Konsequenz: Ja, ich habe vor ein Navi an mein Mopped zu schrauben. Das ist nicht unmännlich – das zeigt Größe und Sicherheitsbewusstsein, denn es kann mir NIEMAND erzählen, das es der Sicherheit förderlich ist, wenn man während der Fahrt auf die Karte am Tank glotzt anstatt die Augen auf der Strasse zu haben. Mit Navi geht das. Man hat den Blick dort, wo er hingehört, während das Gerät einem die Fahrtanweisungen per Bluetooth in den Helm säuselt.
Komme mir jetzt bitte niemand mit “Aber ein Navi kann nie eine schöne, kurvenreiche Route so gut finden wie ein Mensch”. Ich brauche das Navi um von A nach B zu kommen ohne mich zu verfahren, ich gehöre zu den wenigen Moppedfahrern die Kurven nicht unbedingt mögen, ein Mensch findet auch keine “schöne” Route nur durch Karte angucken und überhaupt ist “Schön” eh immer subjektiv.
Da wir das geklärt hätten, kommen wir zum Kern dieses Artikels: Ein Navi an der ZZR 600 befestigen. Das ist nämlich gar nicht so einfach, denn die Maschine hat, aufgrund der Supersportlerin-DNA, keinen Lenker. Zumindest keinen richtigen Rohrlenker, sondern nur zwei kleine Lenkerstummel, die direkt an der Gabelbrücke befestigt und mit Armaturen vollgehängt sind. Da kriegt man kein zusätzliches Instrument dran.
Viel wurde von ZZR-Piloten schon probiert und im Forum auf zzr-600.org geschrieben, von abenteuerlichen Konstruktionen mit durchgehenden Bügeln an der Windschutzscheibe (die dann aber die Armaturen verdecken) bis hin zum selbstmörderischen Durchbohrens tragender Teile wie der Gabelbrücke. Das geht natürlich viel besser, mit etwas Mühe und Recherche nach Möglichkeiten und Anbauteilen von Drittherstllern kommt man auf genau zwei gut funktionierende Befestigungsmöglichkeiten, die exakt die Anforderungen an eine Navihalterung erfüllen, die Forenlegende Oppa postuliert hat:
1. keine Instrumente abdecken
2. bei Montage am Lenker nirgends anschlagen (was den Lenkkreis einschränken würde)
3. in allen Situationen gut lesbar sein, u. a. auch wenn man einen großen Tankrucksack benutzt.
Ich möchte noch hinzufügen: Die Befestigung sollte auch wirklich FEST sein, Lösungen wie “Handy in Tasche an Spiegel gebunden” oder “Navi im Tankrucksack” sind Faxenkram der verboten gehört. Um diese Anforderungen im Cockpit der ZZR umzusetzen, gibt es diese beiden Befestigungspunkte:
Eine der beiden Möglichkeiten hat Cheetah bereits beschrieben, er ist nur leider in Details etwas schwammig geblieben, daher wird das hier nochmal detailliert vorgestellt.
Grundset
Für meine Basteleien habe ich mich für ein TomTom Urban Rider Central Europe entschieden, durch die Anbauteile von Ram Mount kann man aber auch jedes andere Navi an den beschrieben Punkten anbringen.
Das ist Vorkriegstechnik, die schon mal 10 Minuten für die Berechnung einer längeren Strecke braucht, aber wenigstens ist sie wasserdicht, zuverlässig und günstig. Bei diesem Modell muss man normalerweise die Aktivladeschale, die das Navi über das Bordnetz mit Strom versorgt, zusätzlich kaufen. Eine Frechheit. Beliebt ist daher die Special Edition, die Louis regelmäßig raushaut: Navi, Aktivladeschale und Ram Mount-Universalhalterung in einem Paket, für ca. 249,- Euro. Gibt es regelmäßig im Frühjahr und zu Weihnachten.
Für ein Navi was anderes zu verwenden als die massiven Ram Mount Halterungen ist quatsch, deshalb wird, trotz der exorbitanten Preise, im folgenden nur damit gebastelt (Preise und Links Stand 4/2012). die RAM Mount Teile sind die Lösung aller Probleme, allerdings gibt es hunderte davon – daher ist diese Anleitung ganz wertvoll, weil sie die Suche erspart.
Das sind die Basisteile, die man für die ZZR braucht:
– Ram Mount-Platte mit Kugelkopf (ca. 14 Euro, Gerätespezifisch, gibt es für jedes Navi)
– Kurzer Ram Mount Arm (ca. 14 Euro)
Hier die Ram Mount-Platte mit Kugelkopf (Im Universalpaket enthalten), schon befestigt an der Aktivladeschale:
Außerdem braucht man einen kurzen Raum Mount Arm:
Lösung 1
Hierfür braucht man Teile aus dem Universalset “Lenkerhalterung”, die es m.W. nicht einzeln gibt.
Die Befestigung erfolgt nicht neben, sondern exakt AN der Armatur des Kupplungshebels. Dafür werden die vorhandenen Imbusschrauben der Kupplungsbefestigung entfernt und durch die längeren aus dem Ram Mount Universalset ersetzt. Zusammen mit den beiden, ebenfalls beiliegenden, Distanzhülsen wird der Kugelkopfhalter, der eigentlich für Rohrlenker gedacht ist, einfach auf die Befestigung aufgesetzt.
Diese Teile werden so montiert:
Mit Ram Mount-Arm, der das Navi hält:
Vorteile:
– Das Ganze ist in fünf Minuten erledigt
– Wenn man das Komplettset hat, dann braucht man keine zusätzlichen Teile
– Erfüllt alle der von Oppa aufgestellten Anforderungen
Nachteil:
– Das Navi hängt relativ weit außen im Blickfeld und steht recht hoch. Das KANN gut sein, denn der Bildschirm ist ja recht klein, und so sieht man mehr. Ich persönlich mag es aber nicht, wenn da dicht an meinem Gesicht was in der Peripherie des Blickfeldes hängt.
Lösung 2:
Hierzu braucht man, neben den o.g. Basisteilen Ladeschale, Befesigungsplatte und Arm, auch noch diesen Ram Mount Kugelkopf (ca. 20 Euro). Wichtig: Den gibt es in zwei Ausführungen, die ZZR braucht den mit den M8er Schrauben!
Die Lenkerstummel sind an der Gabelbrücke mit je zwei Schrauben befestigt, auf denen verchromte Blindstopfen sitzen. Von einer der Schrauben hebelt man den Blindstopfen ab (geht wirklich, am besten mit einem WINZIGEN Uhrmacherschraubendreher) und entfernt die Schraube. Ich habe mich, wie Cheetah, für die Schraube hinten rechts entschieden. In das Gewinde setzt man nun den Kugelkopf und schraubt den mit der kürzeren der beiden beiliegenden M8ern fest. Fertig.
Das Ergebnis überzeugt auf ganzer Linie:
Im obigen Bild liegt der Haltearm flach an, bei Verwendung eines Tankrucksacks stellt man ihn aufrecht.
Vorteile:
– Erfüllt alle der Oppa-Anforderungen
– Sitzt mittig im Blickfeld
– Profitiert vom Windschutz der Scheibe
Nachteile:
–
Bei mir wird das Ding über eine wasserdichte Steckdose an der Lenkkopfbrücke mit Strom versorgt, da der TomTom-Stecker ohne angeschlossene Ladeschale nicht wasserdicht ist. ein stromführendes Kabel ohne Wasserschutz will ich nicht am Mopped baumeln haben, und so kann ich alles schnell demontieren.
Disclaimer: Die folgende Galerie ist eine Quelle für die Anleitung wie sie auf http://zzr-600.org veröffentlicht wurde.
2 Gedanken zu „Navigationsgerät an ZZR 600“
Hallo, dein Beitrag ist wirklich mehr als Interesant. Ich habe auch eine ZZR 600 BJ 95 und möchte mir ein Navi für die Touren dazuholen. Was ich nicht gelesen habe, evtl. habe ich es auch überlesen, wäre, wie du die Stromversorgung für das Navi bereit gestellt hast. Wurde eine Bordsteckdose installiert, und wenn ja wie.
Grüße
Michael
Hallo Michael,
Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten:
1. Kann man das Stromkabel für den TomTom direkt unter dem Tank langlegen und an die Batterie klemmen.
2. Kann man an die Beleuchtung gehen, damit das Navi nur Strom bekommt, wenn die Zündung an ist.
3. Kann man eine Steckdose ans Mopped bauen.
Ich habe mich für die Stteckdose entschieden, weil man bei 1. immer den Stecker rumbaumeln hat, wenn man das Navi nicht benutzt, bei 2. wusste ich nicht wie es geht (und auch da baumelt der Stecker).
Ich habe jetzt links neben dem Zündschloss eine Bordsteckdose (sowas hier: http://www.polo-motorrad.de/de/bordsteckdose-zigarettenanz-verdrahtet-1-2m-kabel.html). Die Dose wird einfach mit den mitgelieferten Befestigungen, ähnlich wie Kabelbinder, am Lenker befestigt und das Stromkaleb unter dem Tank zur Batterie durchgeführt. Das TomTom-Stromkabel habe ich stark gekürzt und einen Borddosenstecker angeschraubt. Vorteil: Wenn ich das Navi nicht brauche, ziehe ich den Stecker aus der Dose und alles überflüssige ist Weg.
Übrigens: Wenn man nur Tagestouren fährt, braucht man evtl nicht mal ein Stromkabel. Der Urban Rider hat einen sehr guten Akku und das Gerät eine Einstellung, die zwischen Ansagen das Display abschaltet. Damit hält das Gerät 8 Stunden durch.