Wegabstrahierte Bücher

Wegabstrahierte Bücher

Im Blog um die Ecke fragt Kalesco, wie es andere wohl mit diesem eReader-Gedöns halten, die als Buchersatz dienen können, und bittet um Erleuchtung. Sie schwankt gerade zwischen Romantik und Technik.

Mit Erleuchtung kann ich nicht dienen, nur mit subjektiven Eindrücken. Mir ist nämlich die Romantik inzwischen abhanden gekommen, zumindest wenn es um Bücher geht. Ich bin der Meinung, dass die ganzen “romantischen Aspekte”, und an dieser Stelle wird stets die Haptik echter Bücher herangezogen, absolut überbewertet wird. Im Kern ist es nur ein Notlügekonstrukt der Verlage, die gerne tote Bäume verkaufen. Die gleichen Verlage übrigens, die Taschenbücher seit Jahren nur noch auf billigstem, sich nass anfühlenden Dünnpapier drucken, mit kaputtem Beschnitt und billigstem Cover. Ich hatte sogar schon Bücher die GESTUNKEN haben, keine Ahnung wie die Verlagsromantiker das hinbekommen haben. Vielleicht Tinte aus Gülle gemacht, weil´s billiger war.

Nachdem ich im vergangenen Jahr gleich zwei Mal umgezogen bin und dabei 40 Kisten Bücher, DVDs und Spiele bewegen musste, bin ich radikaler Verfechter der “Gehört alles wegabstrahiert”-Fraktion. Wie kann es sein, dass Medien bzw. Datenträger so viel Wohnraum wegnehmen? Ironischerweise habe ich, trotz dieser Haltung, noch keinen ebook-Reader. Werde ich mir vermutlich auch nicht mehr gesondert zulegen, sondern warten bis sich vernünftige, offene Standards etabliert haben. Dann wird auf einem, noch anzuschaffenden, iPad oder ähnlichem gelesen.

Bücher mit auf Reisen zu nehmen habe ich mir bereits abgewöhnt. Pragmatismus überwiegt auch dort. Ich komme eh nur im Café und Abends im Hotel zum Lesen, da kann ich das Buch auch im iPhone mitnehmen, das habe ich eh immer dabei. Auf diese Weise wird Platz und Gewicht gespart, beides meist kostbar.

So ganz komme allerdings auch ich nicht von der Buchromantik weg. Ich gebe es zu, meist steckt das iPhone in dieser Hülle:

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Und DIE hat eine Haptik, sagenhaft!

3 Gedanken zu „Wegabstrahierte Bücher

  1. Nein, romantisch finde ich Bücher nicht – bestenfalls deren Inhalt, oder vielleicht, dass man seiner Freundin etwas vorließt.

    Und ja, ich kenne das “e-Book-Lesen” schon eine ganze Weile, denn im Studium war ich darauf angewiesen. Skripten gab es damals schon eigentlich immer nur online, und manche Fachbücher konnten ebenfalls als pdf via VPN von zu Hause aus abgerufen werden.

    Deshalb will ich nun auch sachlich auf die Frage nach e-Readern antworten:

    E-Bücher sind ungemein praktisch, was deren Masse und Verfügbarkeit betrifft. Aber angenehmer zu lesen empfinde ich gedruckte Texte. Auch bieten sie den Vorteil, unabhängig von Elektrizität, und Technik zu funktionieren.

    Ein anderer Vorteil der e-Versionen zeigt sich insbesondere in Nachschlagewerken etc., da hier die Möglichkeit der Verwendung einer Suchfunktion oder Verweisen (Link) wie sie z. B. in Anleitungen im PDF-Format heute üblich sind, bieten.

    Damit wäre dann aber nur die Hälfte des Themas abgehandelt, die Inhalte. Denn die andere Hälfte wären ja nun die Medien, sprich: Papier oder Gerät. Im Grunde wäre zunächst zu klären, was unter e-Reader zu verstehen ist, ob damit nur Kindle and Co. gemeint sein sollen, oder jedes Gerät, das in der Lage ist, Texte anzuzeigen oder anderweitig wiederzugeben – wobei ich grundsätzlich zu der umfassenden Definiton neige. Ich sehe keinen Grund, sehr viel Geld für ein kleines Gerät auszugeben, welches dann nur in der Lage ist, Texte anzuzeigen! Insbesondere, nachdem es ja auch andere Möglichkeiten gibt, eBücher mit bereits vorhandenen Geräten zu nutzen. (Nur Nebenbei: eBook-Reader sind nicht so neu, wie man vielleicht denkt, ich habe einen Taschenrechner, auf dem ich schon vor 10 Jahren einne eBook-Software installiert hatte, allerdings hat sie sich nicht durchgesetzt – auch ich habe sie eigentlich nie benutzt, weil mir das Lesen am Taschenrechner zu unkomfortabel war).

    Insgesamt finde ich, dass beide Gattungen ihre Berechtigung haben. Ob romantisch oder nicht – wer lieber Papierbücher ließt, der soll das soch tun (Und ja, auch Altpapier ist umweltfreundlich, jedenfalls umweltfreundlicher als die Materialien, aus denen ein PC oder Reader besteht). Meine morgentliche FAZ würde ich z. B. ungern auf einem Mini-Bildschirm lesen müssen – und es gibt auch keinen Grund, mich dazu zu nötigen. Viel schlimmer finde ich hingegen, wenn man Leute ganz im Sinne Weltbilds übers Ohr haut, und so tut, als wären Bücher eine Vermögensanlage. Bücher haben ideellen Wert, und das genügt auch vollkommen.

    Was nun den Wert (im sozialwissenschaftiichen Sinne) Buch betrifft, so wird die Gesellschaft sich wohl auch langsam erst darauf einstellen müssen. Früher war eben das Buch die ultimative Informationsquelle bzw. Medium (neben Fachzeitschriften etc.), und in einem Haushalt, in dem gebildete Menschen wohnten, konnte man üblicherweise auch haufenweise Bücher finden.

    Einen Vorteil hat das auf Papier geschriebene Wort aber immer noch: es ist unveränderlich. Im Internet lässt sich schnell mal eine Information im Nachhinein verändern, zentral, anonym und jederzeit. Das auf Papier geschriebene Wort hingegen nicht – zwar kann man soetwas berichtigen, oder in zukünftigen Auflagen ändern, aber nicht im Nachhinein, nicht ohne Spuren.

    Aber ich glaube, das ist nun genug für eine Antwort auf Scilencers Beitrag und implizite Frage, sonst fordert er mich wieder auf, doch lieber einen eigenen Blog aufzumachen… 😉

  2. Blog um die Ecke, das mag ich 🙂

    Ich habe es eh schon beschrieben, ich mag meine Bücher als Gefährten und mit einem Kindle hab ich dann nur noch einen Gefährten und nicht viele…
    Ich finde es super wie du erkannt hast, dass es um Romantik versus Technik geht – das ist mir gar nicht aufgefallen!

    Zu den eBooks: mir geht es nur um jene mit eInk Display, auf LCDs lese ich nicht gerne. Und auch mit dem Smartphone mag ich keine Romane lesen, dabei ist mein Bildschirm sogar größer als der vom iPhone.
    Was ich am Kindle auch mag, ist das eingebaute Wörterbuch, da ich das meiste auf englisch lese und ab und zu schon noch ein neues Wort entdecke, finde ich das praktisch.

  3. Pi: Taschenrechner mit eBooksoftware? Das war mir neu! Genauso neu wie die Feststellung, dass die schnelle Veränderbarkeit von Texten im Netz ein Nachteil sein soll. Ich sehe das als unschätzbaren Vortel, der aber auf eBooks, die ja meist auf Offline-Dateien beruhen, nicht durchschlägt.

    Kalesco: Als hoffnungsloser Romantiker habe ich selbst lange darüber nachdenken müssen, was mich anfangs so hin- und hergerissen hat. Es ist exakt dieser Gegensatz Technik/Romantik, repräsentiert von zwei Stimmen in meinem Inneren: “Wow, cooles Gadget UND mehr Platz in der Wohnung” vs. “Mimimi, aber weißt Du nicht mehr wie wir Bücher mochten? Guck mal, hier klebt noch der Sand des Nordseestrands zwischen den Seiten”

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