Gasthöfe!

Gasthöfe!

Vier Auswärtsübernachtungen in den letzten sechs Tagen.

Keine schlechte Quote, und allesamt in Gasthöfen. Von denen bin ich mittlerweile ein großer Fan und ziehe die einem Hotel jederzeit vor. Wenn man mal genau hinguckt, gibt es (oder gab es) in jedem noch so kleinen Dorf einen davon.

Gasthof, das geht so: Ein Haus, oft ein alter Bauernhof oder nur ein Wohnhaus, im Erdgeschoss ist ein Restaurant oder eine Kneipe (Die “Gaststube”), oben drüber oder im Hinterhaus ein paar Gästezimmer. Die Einrichtung ist nicht immer supermodern, aber meist funktionell und gut in Schuss und auf einem Level mit zwei Sterne Hotels. Handtücher und basale Kosmetika werden, genau wie im Hotel, gestellt, und Frühstück gibt es auch.

Manche Gasthöfe sind auch so top ausgestattet, mit Pool u.ä., dass sie es problemlos mit 3 bis 4-Sterne Hotels aufnehmen könnten. Der definitorische Unterschied zu Hotels ist, dass Gasthöfe nicht primär vom Übernachtungsgewerbe, sondern von der Gaststätte, also dem Restaurant unten drin, leben, und die Zimmer nebenbei vermieten. Weil sie nicht drauf angewiesen sind, sind die Übernachtungskosten oft erstaunlich günstig – 25 bis 30 Euro pro Nacht in der Nähe großer Städte und weniger als 20 Euro auf dem Land sind keine Seltenheit, dazu kommen 4 bis 7 Euro für das Frühstück. Meistens gibt es gratis WLAN, etwas, was “Businesshotels” sich mit bis zu 5 Euro pro Stunde vergüten lassen.

Der Hauptunterschied für mich ist aber das andere Gefühl. Gasthöfe sind meist familiengeführt, oft in der umfzigsten Generation. Den Leuten liegt die Dienstleistung in der DNA, und sie behandeln einen als Gast. Nicht, weil sie es in einer Ausbildung so eingtrichtert bekommen haben, sondern weil man wirklich in IHR Haus kommt, wo SIE Gastwirte sind und sie einen als GAST willkommen heißen. Meist merkt man das sehr deutlich an der Freundlichkeit oder der Aufmerksamkeit, die einem zuteil wird. Außer in Gasthöfen habe ich es noch nirgends erlebt, dass einem nach einer langen Anreise nochmal die Küche aufgemacht, oder ungefragt das beste Essen empfohlen wird. Oder das neben dem obligatorischen Duschgel auch Rasierer bereit liegen. Oder das einem Morgens punktgenau das Frühstück, inkl. ganz frisch zubereitetem Spiegelei, bereitgestellt wird. Oder der Gastwirt einem abends ein “Schöppsche Wein” anbietet oder die Gastwirtin sieht, dass man allein reist und fragt, ob man Gesellschaft wünscht.

Sicher gibt es auch weniger schöne Erlebnisse – mal eine ausgefallene Dusche, mal vertrockneten Käse zum Frühstück, aber positiven Erfahrungen überwiegen, bei mir aktuell im Verhältnis 12:1 (auf 12 hervorragende, supertolle Übernachtungen kommt eine, die nicht so toll war).

Sie gehören zur Infrastruktur irgendwie dazu, und ebenso irgendwie haben sie es geschafft, meiner Aufmerksamkeit bis jetzt zu entgehen. Ein Gasthof, dass ist ein Stück urdeutscher, gelebter Historie.Das ich nun ein großer Fan von Gasthöfen bin, haben die übrigens dem Internet zu verdanken. Über Booking lassen sich einige, aber nur der geringste Teil, reservieren, und dadurch bin ich nicht nur auf den Geschmack gekommen, sondern auch mutig geworden. Ich stelle mal die These auf, dass man in Deutschland einfach irgendwo hinfahren und nahezu überall, in fast jedem kleinen Ort, ad hoc eine Übernachtungsmöglichkeit in einen Gasthof finden wird. Es sei denn, es ist Weinfest. Dann könnten die Schöppsche anderweitig vergeben sein.

Also: Einfach mal ausprobieren, die “Fuchsbergklausen”, “Öhlmühlen”, “Lindehöfe” und “Zum Dorfkrüge” des Landes. Gasthöfe sind toll!*

*(Ohne Gewähr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Dieses Blog ist nicht für entgangene Urlaubsfreuden, Spinnen im Klo oder aus dem Mund riechende Gastwirte verantwortlich oder kann dafür haftbar gemacht werden.)

12 Gedanken zu „Gasthöfe!

  1. Noch ein kleiner Tipp: Während des Oktoberfestes (also bald) ist um München herum alles mehrfach so teuer und oft ausgebucht.

    Ich war grad “unten” und da unsere Partnerfirma in einem kleinen bayrischen Dörfchen in der Nähe des Flughafens residiert bin ich dort beim “Metzgerwirt” untergekommen. Der heißt so, weil sie da eben neben dem Hotel (ja, schon etwas größer als ein Gasthof) auch noch ein nettes Dorfrestaurant / eine Kneipe haben. Dort ist abends auch noch die ganz alte Generation anwesend und guckt fern oder wie es den Gästen geht. Total angenehm, eine gute Küche und das Weißbier steht ruck zuck auf dem Tisch 🙂

  2. Alter Käse – weiß ich schon lange. 😉 Trotzdem: WORD!

    Mittlerweile hasse ich Hotels. Es geht zwar nichts über eine Nacht unter freiem Sternenhimmel, aber ab und an muß eben auch mal ein Dach über dem Kopf sein. Sei es wegen der Dusche (geht aber ab und an auch mal auf einem Campingplatz wenn man das Wasser zahlt – D ist da übrigens sehr rückständig, in Skandinavien geht das leichter) oder um diverse Akkus aufzuladen. Bei mir auf allen Touren sind immer die “Privaten” erste Anlaufstation. Zumal man nur dort Land & Leute kennenlernen kann (der Schnaps abends vor dem Zubettgehen 😉 ) und auch nur dort die Geheimtips der Sehenswürdigkeiten erwähnt werden.

    Kleiner Tip: fahr mal ins Elsass – die können das noch besser als in D. Sind bei mir auf Platz zwei in Europa (Platz 1 ist Schweden).

  3. Oh, habe ich mal wieder Allgemeinwissen für mich entdeckt? 🙂 Man lebt und lernt….
    St3fan: Oktoberfest ist Krieg, da wundert mich nix.

    Markus: “Siegerland Hotel” ist one of my Favorite – demnächst wieder, für 3.10. ist gebucht 🙂

    Broken Spirits: Ich bin ein großer Fan von Camping! Allerdings bin ich gerne mit dem Motorrad mit täglich wechselnden Stationen unterwegs, da kostet mich das zu viel Zeit und ich mag es, nach einem langen Tag auf der Kiste und mit zig Kilometern zu Fuß bei Stadtbesichtigungen in ein Bett zu fallen. Zum anderen bin ich (gerade akut) beruflich viel unterwegs. Die Firma würde mir auch 5Sterne Hoteös bezahlen, wenn nötig – aber ich mag Gasthöfe deutlich lieber, und das nicht nur, weil ich an das Wohl meines Unternehmens denke 😉

  4. Für mich ist das Neuwissen und sehr interessant. Wir waren gerade in diesem Jahr einige verlängerte Wochenenden unterwegs und primär bremst uns vor noch mehr Aktivitäten die satte Hotelrechnung, die da leider immer dazu gehört.

    Wo hast du denn deine ersten Onlineerfahrungen gemacht? (Oder findet man die einfach bei b**king.com?) Ich glaube, ganz so mutig, direkt auf’s Geratewohl loszufahren ohne zu wissen, wo ich übernachten kann, bin ich (zumindest noch) nicht.

    Ach und: muss man da ‘nen Föhn mitbringen? 😀 Nicht lachen, aber ich hab mir das erst vor kurzem abgewöhnt, meinen mit in Hotels zu schleppen, weil die ja wirklich immer einen haben. Wie ist denn da die Quote bei Gasthäusern?

  5. Gerade bei Wochenenden kann man die Kosten gut senken. Ich bin über Booking drauf gestoßen, Prämisse war aber immer: Ich bin mobil, da darf die Unterbringung gerne ein paar Kilometer weiter weg sein, Hauptsache günstig. Ich mag auch nicht ohne Reservierung losfahren, mittlerweile suche ich immer zuerst bei Booking oder gehe auf Goglemaps in die Region und mache eine Umfeldsuche nach “Gasthof”, “Gasthaus” oder “fremdenzimmer”.

    Fest installiert sind Föhne selten, man kann aber meistens einen leihen. Habe ich mir sagen lassen. Ich trage meine Frisur sehr kurz, da brauche ich nie einen Föhn 🙂
    Drauf verlassen würde ich mich aber eher nicht.

  6. Ich glaube, ich werde dann wirklich die Suchkriterien demnächst mal erweitern.
    Die kleineren inhabergeführten Hotels fand ich auch schon in der Vergangenheit meist besser als die großen Häuser, genau wegen dieser Gastfreundschaft, die du auch beschreibst, aber Gasthöfe hatte ich bisher nicht auf dem Schirm. Danke für die Anregung! 🙂

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