Clean IT

Clean IT

Saubere IT? Hört sich gut an, nicht war? Ist leider ACTA in neuem Gewand. Lawblog fasst es zusammen als erneute Bestrebung der ACTA-Fraktion, das reale Leben UND das Internet in allen Bereichen so zu kontrollieren, dass wir auf Internetebene quasi irakische Verhältnisse haben. Und auf real life Ebene die Verhältnisse von Orwells 1984, möchte ich hinzufügen. Die Bürgerinnen und Bürgerinnen sollen vorbeugend beobachtet und kontrolliert werden, also dauerhafte Überwachung zur Entgegenwirkung einer undefinierten Terrorismusgefahr. Richtig gelesen: Es geht nicht mehr um Kinderpornografie, wie beim letzten Versuch, eine Zensurinfratruktur zu rechtfertigen, sondern diesmal angeblich gegen Terrorismus.

In einem geleakten Dokument zu CleanIT wird u.a. gefordert:

– Aufhebung aller gesetzlichen Bestimmungen, die der Filterung/Überwachung der Internetanschlüsse von Angestellten in Betrieben entgegenstehen
– Strafverfolgungsbehörden sollen die Möglichkeit erhalten, Inhalte zu entfernen, “ohne [dass sie sich an] die arbeitsintensiven und bürokratischen Prozeduren wie Notice&Takedown halten” müssen
(…)
– Schaffung gesetzlicher Grundlagen für einen “Klarnamen”zwang, um eine anonyme Nutzung von Onlinediensten zu unterbinden
– ISPs sollen haftbar gemacht werden, wenn sie keine “vernünftigen” Anstrengungen machen, technische Überwachungsmaßnahmen zur Identifizierung einer (unbestimmten) “terroristischen” Nutzung des Internets zu setzen
(…)
– Regierungen sollten die Hilfsbereitschaft von ISPs als Kriterium für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen heranziehen

(…)

Quelle: Unwatched.org

Insbesondere den Mittelteil muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Die Serviceprovider, die am besten darin sind, ihr Kunden zu bespitzeln, zu überwachen und bei Anfangsverdacht zu melden, SOLLEN BEI ÖFFENTLICHEN AUSSCHREIBUNGEN BEVORZUGT WERDEN!!!

WAS SOLL DENN SOWAS?

Ich kann mir gut vorstellen, woher da der Wind weht bzw. wer EU-Kommissarin Cecilia Maelström zu sowas treibt: Zum einen möchten Verwertungsunternehmen (Musik, Filme, usw.) gerne wissen, was die Kunden so über die Leitung schieben, zum anderen braucht man für Überwachung und Zensur spezielle Software, und deren Hersteller – so könnte ich mir vorstellen – betreiben auch massiv Lobbyismus, damit alle ihre Spitzelsysteme kaufen müssen.

Und wer jetzt denkt: Der Silencer spinnt doch Verschwörungstheorien, hier geht es doch nur gegen Terrorismus, nicht gegen Filesharer, dem sei gesagt: Wenn eine Überwachungs- und Filterinfrastruktur erst einmal da ist, dann wird sie hemmungslos für alle möglichen Zwecke eingesetzt, dafür gibt es – gerade in jüngster Vergangenheit – sehr viele Beispiele.

Ich bin langsam müde. Aber der Kampf muss wohl weitergehen. Der Preis der Freiheit ist ewige Wachsamkeit.

3 Gedanken zu „Clean IT

  1. Moin Silencer. Aus meiner Sicht ist es ja nicht ausreichend die ewige Wachsamkeit zu zitieren. Eigentlich muesste man was tun. Aber was?

    Die Piratenpartei, der ich vor noch nicht so langer Zeit etwas in dem Bereich zugetraut hatte, demontiert sich (leider) gerade auf breiter Front selber. Und wenn man mit Freunden/Bekannten spricht, werden viele Dinge entweder hingenommen, verharmlost oder nicht verstanden.

    Der verlinkte Artikel zu unwatched.org zeigt meiner Meinung nach aber auch ein Problem im Hinblick auf die Kommunikation. Wenn ich etwas vermitteln will, dann muss ich erst mal kurz, knapp und ruppig die Fakten praesentieren. Und zwar so, dass die Leute haengen bleiben. Eine 5000 Zeichen lange Einleitung interessiert niemanden, der mit dem Thema nicht vertraut ist. Sowas muesste man besser darstellen. (Man ist immer so leicht gesagt, ich weiss).

    Ich habe in meinem Blog auch immer wieder mal Datenschutzrelevanten Themen angesprochen. Aber, unabhaengig vom ueberschaubaren Leserkreis, ist sowas alleine halt auch immer Arbeit.

  2. Hi Ramón,
    Ich sehe das Dilemma genau wie Du. Vor einigen Monaten habe ich mit den Piraten sympathisiert, mittlerweile finde ich sie unwählbar. Mein Weg, etwas zu tun: ich schreibe. Hier, undanchmal per Mail an zuständige Politiker. Kommunikation ist alles: Je mehr Menschen informiert sind, desto besser. Und Politiker sollen wissen, was ich denke – und das ich sie beobachte…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.