Saisonende

Saisonende

Also höret und preiset den Herbstpinguin, der Euch wissen lässt, dass nun die Zeit für lange Abende bei guten Büchern und Heißgetränken der eigenen Wahl angebrochen ist, auf das alles kuschelig sein möge und gemütliches Einmuckeln zelebriert werde! Auf der Couch rumliegen und Videospiele spielen ist nun keine Sünde mehr, denn die Zeit des Motorrads ist für dieses Jahr vorbei.

Da das Wiesel immer noch auf Weltreise ist, darf Huhu (der Pinguin, der hier im Blog hinter dem Kommentarkasten wohnt) die Ehre übernehmen, das Ende der Motorradsaison zu verkünden.

Ich gehöre nachweislich nicht zu denen, die nur bei schönem Wetter von hier bis zum nächsten Café fahren oder gar ein Saisonkennzeichen haben, aber da ich nun bis Monatsende unterwegs bin, bot es sich an, diesen Sonntag zu nutzen und das Motorrad einzuwintern. Das ist schade, aber so ist es nun Mal.

Übrigens ist die ZZR heute auf den Tag genau seit einem Jahr in meinem Besitz. Zeit, dem Vorbesitzer ein paar Bilder zu schicken. Der hatte bei der Übergabe nämlich rumgeunkt, wie sein perfekt gepflegtes Schätzchen wohl in einem Jahr aussehen würde, als er hörte, dass ich noch nie ein so leistungsstarkes Motorrad gefahren bin. Damals hatte ich mit den Zähnen geknirscht und mir den heutigen Tag in den Kalender notiert. Dem wollte ich es zeigen. Und ich würde sagen, wir haben uns gut geschlagen, die Maschine und ich. Wir sind sofort Freunde gewesen und respektvoll miteinander umgegangen. Bis auf zwei Kratzer am Spiegel, beim großen Umfall (mehr dazu in Kürze in den Reisetagebüchern) hat sie keine Schäden aus Year One davongetragen.

Und was haben wir alles erlebt in diesem Jahr! Städtereisen, DIE REISE und ganz viel unterwegs im Alltag. 13.600 Kilometer haben wir gemeinsam zurückgelegt, davon 11.500 in den letzten 7 Monaten. Wir waren am Meer und in den Bergen unterwegs, im strömenden Regen und in brütender Hitze, auf Feldwegen und auf Autobahnen. Dabei hat mich die ZZR wirklich überrascht – sie arbeitet absolut zuverlässig, keine Mucken, keine Zicken, nix. Allein dafür hat sie sich ihren Namen auch redlich verdient.

Namen bekommen bei mir grundsätzlich nur Dinge, die ihn sich verdient haben. Das hat die ZZR, deswegen wurde sie in diesem Sommer auf “Renaissance” getauft – passenderweise in Siena. Der Name passt in doppelter Hinsicht: Zum einen stellt ein Motorrad per Definition die Hinwendung auf den Menschen im Mittelpunkt dar, zum anderen sind die kurvenbetonten Formen der ZZR nachgerade wie ein Werk alter Meister im Gegensatz zur Formensprache aktueller Motorradmodelle, die nur noch aus Dreiecken und Kanten zu bestehen scheinen und aussehen wie magersüchtiger Rantz.

Mir gehen all die Orte durch den Kopf, die ich mit der ZZR im wahrsten Wortsinn erfahren habe, während ich die Maschine ordentlich sauber mache, auf wichtige Teile ein wenig Konservierung und Öl auftrage und die Vergaser leerlaufen lassen. Dann verschwindet die Silberne unter einer großen Abdeckplane. Ein letzter Blick zurück, noch ein stummes “GoodBye”, dann geht das Licht aus und das Tor fährt runter. Nun schläft die ZZR in der unterirdischen Lagerhalle und träumt von der Strasse. Und ich überlege, welche Länder und Orte wir im nächsten Jahr besuchen werden.

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