Wiesels Reisen: Florenz (Oktober 2012)
Das Wiesel und Herr Silencer haben sich einen Tollsten Oktober aller Zeiten in Florenz, der Wiege der Renaissance, gemacht. Dabei haben sie ganz viel gelernt, sind weit gelaufen und sind im bestgehütetsten Geheimnis der Stadt gewesen. Außerdem gab es Leonardo da Vinci, Supertoskaner, Brüste, Müll, Francesca, mehr Brüste und – Hitler.
Neulich, also genauer gesagt, letzten Mittwoch, dengelte es plötzlich in der Küche. Das Wiesel war in seiner fliegenden Wunderkiste erschienen und hatte schöne Dinge mitgebracht, unter anderem ganz doll bunte Bonbons. Nachdem wir beide von denen probiert hatten, wurde es uns auch ganz bunt und wild und Musik schwebte durch die Luft. Darüber mussten wir ganz doll lachen, und weil das so komisch war, tanzten wir ein wenig im Kreis herum, warfen die Arme in die Luft und rollten durch die Küche, einfach weil die Welt so schön war.
Dann beschlossen wir, dass es mal wieder an der Zeit für eine Reise war, denn ich war schon drei Wochen und das Wiesel eine Stunde nicht mehr weg gewesen. Also fiel das Wiesel aus seiner Wunderkiste direkt in den großen Rucksack…
…den griff ich mir, und dann sprangen wir beide in den Zauberbus, der vor unserer Haustür abfährt.
Der Zauberbus ist das Tor von Mumpfelhausen in die Welt, und nach nur zwei Mal umsteigen waren wir in Italien. Dazwischen lagen lediglich 16 Stunden, 1.165 Kilometern und eine Nacht mit zwei österreichischen Hipstermädels und ihrem Opfer aus den tiefsten Tiefen der Friendzone (Fragen Sie nicht!). Dann standen wir mitten in Florenz. Da war es dunkel, weil wir ganz früh am Morgen ankamen.
Zum Glück war ich ja schon mal für ein paar Stunden in der Stadt gewesen, deshalb kannte ich einen Weg auf einen Berg. Dort angekommen saßen das Wiesel und ich im feuchten Nebel herum. Und dann ging die Sonne auf.
Florenz und ich hatten einen schlechten Start. Ich hatte mich 2010 sehr auf die Stadt gefreut. Natürlich auch, weil sie in Assassins Creed II so wundervoll nachgebildet ist, aber auch, weil ich gelesen hatte, wie voll die Stadt von Kunst und Architektur ist und wie schön sie sei, trotz der vielen Touristen. Bei meinem Besuch empfing sie mich dann aber mit Nieselregen und dunklen und schmutzigen Gassen ohne jeglichen ästethischen Wert. Überall dem lag der Gestank von Urin.
Diesmal wollte ich die schönen Ecken der Stadt entdecken, die bis heute einen eigenen medizinischen Dienst unterhält, der sich um Leute kümmert, die vor lauter Pracht und Reizüberflutung in Tateinheit mit dem Wissen, nicht ALLES sehen zu können, verzweifeln und kollabieren.
Großzügig, wie ich nunmal bin,war ich gerne bereit, der Stadt der Blumen eine zweite Chance zu geben. Und falls sie nicht wollte, hätte ich noch Plan B: Weiterbildung. Ich mag ja diese mehrtägigen Städtetrips. Sie geben Gelegenheit, eine Stadt wirklich gut kennenzulernen, zu hören wie sie schlägt und ihre Stimmung aufzusaugen.
Fünf Tage sind außerdem genug Zeit, um sich in was Speziellem weiterzubilden. Im Februar, bei der Reise nach Venedig, war ich an Kunst und Sakralbauten interessiert. Diesmal wollte ich mehr über die Renaissance erfahren, über Profanbauten und über Wein und Olivenöl.
Aber erstmal wanderten das Wiesel und ich durch die leeren Strassen von Florenz und guckten der Stadt beim Aufwachen zu. Das Wiesel versuchte auch gleich, neue Freunde zu finden.
Dann gab es eine Stadtführung – Florence Walk & Talk, ein rund zweistündiger Rundgang durch die Stadt, bei der die wichtigsten Gebäude, Plätze und Denkmäler erklärt werden. Der Stadtführer hieß Omar, ein Halbitaliener mit arabischen Vorfahren, der lustigerweise exakt so aussah wie Desmond Miles in den Assassins Creed-Spielen. Nur nicht auf diesem Bild:
Bei dem Rundgang lernte ich noch so einiges, z.B. das im Mittelalter zwischen Gildenhäusern Brücken gebaut wurden, damit die Gildenmitglieder nicht durch die dunklen Strassen laufen, sondern über die Köpfe des Gesindels hinweg laufen konnten. Ts, auf was für Ideen die Leute kommen…
In Florenz war übrigens keine Spur vom goldenen Oktober. Keine bunten Blätter, dafür sah es aus wie im Sommer. Und fühlte sich mit 27 Grad auch so an. Herrlich! Die Stadt war voller Amerikaner. Amerikaner von der sonnengebräunten, Fitnessstudioschlanken Variante, mit gebleichten Zähnen, die alle was in “Finance” machen, plus ihre Trophywives, die alle “Artisan” oder “Therapist” sind.
Nachmittags ging es dann in die Schule, genauer gesagt: In die Tuscany Wine School. Dort lernte ich von Maurizio, einem weltweit gefragten Consultant und Önologen, der ein wenig aussieht wie ein irrer Gallier, etwas über das richtige Kosten von Wein, über toskanische Weinsorten und über Anbaugebiete. Nebenbei probierte ich mich gemeinsam mit Ally, einer Lektorin aus San Francisco, und drei weiteren Amerikanerinnen durch Chianti Classico, Riserva, Supertoskaner und diverse andere ITP, DOC und DOCG-Weine. Hicks.
Am nächsten Tag machten das Wiesel und ich einen kleinen Ausflug. Noch vor dem Frühstück ging es los, mit dem Zug nach Westen bis in den kleinen Ort Empoli. Von dort mit dem Bus in die Berge, in einen noch kleineren Ort namens Vinci…
…und von dort zu Fuß weiter in die Berge.
Eine Wanderung durch Olivenhaine, bei strahlendem Sonnenschein und fast 30 Grad, mitten im Oktober. Das Wiesel jagte kleine Eidechsen im Gras links und rechts des Weges, und ich genoß die Stille der Berge.
Nach einer Stunde über Stock und Stein hatte ich gefunden, was ich hier oben gesucht hatte: Das Geburtshaus von Leonardo da Vinci.
Dort drin erzählt einem ein Hologramm von Leonardo seine Geschichte, und man kann sich mit einer Kinect durch das Letzte Abendmahl hampeln. Das funktioniert gar nicht, leider. Egal was man macht, die Kinect vergrößert nur. Nach zwei Bewegungen hat man sich so tief ins Gemälde gezoomt, dass man nie wieder raus kommt.
Dann kletterte ich wieder runter vom Berg und wanderte zurück nach Empoli. War aber schon ein merkwürdiges Gefühl, an einem Ort zu sein, an dem vor 500 Jahre Leonardo da Vinci stand.
Mit dem Zug machte ich dann einen Ausflug an die Küste, nach Livorno.
Ich bin bereits drei Mal da durchgefahren, hatte aber nie Zeit und Lust mir die Stadt anzusehen. Auch diesmal wurde ich mit ihr nicht warm: Livorno ist eine schmutzige, hässliche, verfallene Stadt.
Der Bahnhof ist noch mit am hübschesten anzusehen.
In diesem Supermarkt legte ich mir eine neue Kaffeemaschine zu.
Dann wanderte ich einige Kilometer durch die Stadt und bis zum Hafen. Die tollen Festungen kann man nicht besuchen, die verfallen da vor sich hin.
Livorno ist nicht schön, also schnell in den Zug gesprungen und lieber was anderes gemacht. Eis essen, zum Beispiel, oder darüber amüsieren, dass der Nestlé-Konzern allen ernstes versucht den Italienern, den Zeremonienmeistern der Kaffeekunst, diesen unsäglichen Alukapselscheiss anzudrehen:
Statt mich in grauen Städten rumzutreiben, machte ich lieber eine Tour durchs Chianti, der Region südwestlich von Florenz. Das Wiesel hatte darauf keine Lust und außerdem noch Bauchschmerzen, weil es am Vorabend zwei Tüten Sternchenkekse…
…ganz allein aufgefressen hatte.
Mein Mitleid hielt sich da doch sehr in Grenzen, also brach ich alleine auf. Also, nicht ganz alleine, bei mir waren Kimberly, Moira, Myra und Greg, die sich auf der Tour kennenlernten und feststellten, dass sie quasi Nachbarn in Chicago sind. Ausserdem noch Dino, der uns in einem Kleinbus den ganzen Tag durchs Chianti fuhr. Das ist übrigens die Region zwischen Florenz und dem 50 Kilometer entfernten Siena.
An verschiedenen Orten probierten wir Wein, während uns erklärt wurde worauf wir achten sollten. Moira und ich hatten viel Spass, denn wir genossen uns mit allen Sinnen durch eine ganze Reihe Weine – im Gegensatz zu den anderen Amerikanern, die nach der Duftprobe und einem winzigen Probeschlückchen und noch vor Ende der Erläuterungen ihren Wein ausspuckt und weggeschüttet hatten, was zu leichter Irritation bei den gastgebenden Winzern führte. Neben diversen Chiantis und Supertoskanern (das sind Weine, die sich nicht an die alten Spielregeln halten) probierten wir noch Olivenöle, Essige und – Brotsuppe, die berühmte Ribollita.
Beim Mittagessen stellte Kimberly dann eine Frage, die in mir Zuckungen auslöste. Voller Ehrfurcht hauchte sie “Have you ever seen… the Autobahn?”. Genauso, wie ich es mir in diesem Artikel neulich vorgestellt hatte. Aus purem Reflex hielt ich daraufhin einen viertelstündige Vortrag, in dem ich meinem amerikanischen Mitreisenden mal die Wahrheit über German Autobahn verklickerte. Besonders Kim war darauf hin enttäuscht: “You destroyed the dream of my life.” Tja, so ist da. Wenn man mit mir unterwegs ist, muss man sich unter Umständen danach neue Lebensziele suchen.
Wieder zurück in Florenz stellte ich fest, dass dem Wiesel langweilig geworden war. Ein unhaltbarer Zustand, den wir durch den Besuch eines Flohmarkts zu kompensieren suchten. Der ganze Park rund um die alte Festung war ein Flohmarkt!
Das war schon spannend, aber das Wiesel wollte unbedingt hoch hinaus. Ich verwies auf die Erfahrungen mit großen Höhen in Venedig, aber das stieß beim Wiesel auf taube Ohren. Also begaben wir uns zum Dom, und kletterten im Inneren der Kuppel, eingekeilt von schwitzenden Amerikanern, bis ganz nach oben auf die Spitze. Von dort kann man auf den Glockenturm hinuntersehen.
Das Wiesel fand das alles ganz toll, vor allem wegen der vielen Amerikaner und Asiaten, die es bestaunten und ankicherten.
Als es dann aber unvorsichtigerweise einen Blick hinunter warf, bekam es doch wieder Höhenangst und wollte ganz schnell runter auf die Erde…
Also kletterten wir wieder runter, unter viel Aua und Ächz und Stöhn, weil die Gänge, die eigentlich schon für eine Person schmal sind, gerade in beide Richtungen benutzt wurden. Das Personal, das normalerweise für die Einhaltung einer Einbahnregelung zuständig ist, hatte nämlich gerade Besseres zu tun.
Das Wiesel und ich aber auch. Wir trafen uns mit Michèle, der uns in die Uffizien brachte. Die Uffizien, das waren zu Zeiten der Medici die Büros der städtischen Bediensteten. Heute ist es eine der größten Kunstsammlungen der Welt. Dort hängen insbesondere Renaissancegemälde, wie Botticellis “Geburt der Venus”, aber auch ganz viele andere Bilder, die jeder schon mal in Reproduktion gesehen hat.
Allein Botticelli und Leonardo da Vinci haben zwei eigene Säle, und ganz viele Besucher wollen die wunderschönen Bilder sehen. Deswegen ist es in den Uffizien auch immer rammeldicke voll, und man muss stundenlang anstehen, nur um eine Karte zu bekommen.
Wiesel und ich mussten nicht anstehen. Michèle führte uns durch einen unscheinbaren Seiteneingang in das Gebäude, dann zwei Treppen hoch und durch eine Holztür, und PUFF standen wir mitten im Botticellisaal und mitten im Gedränge. Michéle zeigte uns die wichtigsten Gemälde und versuchte dazu ein wenig was zu erläutern, aber im Geschnatter der Horden von Amerikanern und Asiaten war der leise sprechende Historiker kaum zu verstehen. War aber auch nicht so wild, ich wusste das meiste über die Bilder ohnehin, und außerdem waren wir heute wegen was ganz anderem hier.
Nach 90 Minuten Gedränge und Geschiebe durch die Besuchermassen trafen wir auf Gianna und Sophia, zwei Damen reiferen Semesters in der Uniform der Uffizien. Sophia schloss uns eine unscheinbare Holztür zwischen zwei Sälen auf, und als die hinter uns wieder ins Schloß fiel, verstummten Schlagartig die Geräusche des Museumsbetriebs. Ganz still war es, als Wiesel und ich unter Führung von Michéle und unter den strengen Blicken unserer Aufpasserinnen tiefer in einen Gang vordrangen. Hier waren wir nun, im bestegehütetsten Geheimnis des Florenz der Renaissance: Dem legendären Corridoio Vasariano, dem Vasari-Korridor.
Beim Vasarikorridor handelt es sich um einen fast zwei Kilometer langen Geheimgang, der vom alten Rathaus, dem Palazzo Vecchio, durch die Uffizien, über die Brücke Ponte Vecchio bis in den Palast Pallazzo Pitti auf der anderen Seite des Arno reicht. Der Gang wurde gebaut, damit Großherzog Cosimo I di Medici ungesehen und ohne Berührung mit der Öffentlichkeit zwischen seinem Arbeitsplatz im Rathaus und seinem Wohnpalast hin- und herwandeln konnte. Die Idee zu dem Gang hat Architekt Georgio Vasari von Leonardo da Vinci geklaut, der Ähnliches in Mantua gebaut hatte. In nur 5 Monaten baute Vasari 1564 den Geheimgang, durch Wohnhäuser hindurch, über die Brücke und sogar an einer Kirche entlang.
Heute enthält der Gang, der nur nach langer Vorreservierung zu unglaublichen Preisen und nur in Begeltung examinierter Führer und Aufpasserinnen der Uffizien begehbar ist, die größte Sammlung an Selbstbildnissen von Künstlern. Über 1.000 Gemälde säumen die Wände, und selbstverständlich ist fotografieren strengstens verboten.
Der Gang ist übrigens nicht klimatisiert, im Sommer hat es dort 40 Grad, im Winter um die Null. Das ist genauso ein Riesenproblem wie das undichte Dach, aber im System Berlusconi gibt es für so etwas kein Geld.
Das erklärte uns Michéle, während wir verborgen über den Köpfen der Touristenmassen wandelten, die sich ahnungslos unter unseren Füßen durch die Strassen von Florenz schoben. Der Korrdior selbst hat kleine, runde und vergitterte Fenster.
Nur an einer Stelle nicht: Mitten auf dem Ponte Vecchio sind plötzlich große Panaromafenster. Die hat Benito Mussolini dort für Hitler einbauen lassen, damit der besser gucken konnte.
Und tatsächlich lobte der die Aussicht so dermaßen, dass sich die Deutschen beim Rückzug aus Florenz gegen Kriegsende nicht trauten, die Brücke zu zerstören. Alle anderen Brücken wurden gesprengt, um es den anrückenden Alliierten schwer zu machen, aber der Ponte Vecchio wurde verschont, aus Angst man könne den Führer verärgern.
Für mich war es ein komisches Gefühl, an einer Stelle zu stehen und zu wissen, dass exakt am selben Ort einst Hitler und Mussolini standen und die Aussicht genossen.
Nach dem Panoramafenster führt der Geheimgang an einer Kirche entlang. Hier kann man durch ein verborgenes Fenster in die Kirche sehen und durch eine Tür die Geheimloge der Medici betreten.
Zwei Biegungen und über eine Strassenschlucht hinweg führt der Gang durch Wohnhäuser hindurch bis in den Palazzo Pitti.
Als Besucher, bedeutete mir Sophia, muss man aber vorher raus. Gianna nickte grimmig, und so verließen Michéle, Wiesel und ich den Geheimgang durch eine unscheinbare Holztür neben einer Statuengrotte von Bernardo Buontalenti, mitten in den Boboligärten, dem größten italienischen Garten der Welt.
Die Statuengrotte ist interessant, weil sie wie eine Tropfsteinhöhle aussieht. Aber wenn man genau hinschaut, sind die vermeintlichen Tropsteine Schäfchen und Wolken, dazwischen gibt es immer wieder Bäume und Schäfer.
Hier ein paar Impressionen im Bewgtbild. Nicht mir meiner Gruppe, aber mit Michele!
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Florenz ist wirklich voll mit Menschen, zu fast jeder Tageszeit. Zumindest in den Hauptstrassen, wenn man ein paar Strassenzüge von der historischen Altstadt weg geht, wird es ruhiger, ist aber auch gleich massiv weniger hübsch. Umn es trotzdem hübsch zu haben, aber ohne die ganzen Amerikaner, nahmen das Wiesel und ich Bus Nummer 7 Von San Pira nach Fiesole.
Fiesole, das ist ein kleiner Ort in den Bergen im Hinterland von Florenz. Dorthin zog es früher die reichen Florentiner, wenn im Talkessel der Stadt mal wieder die heisse Luft stand und man etwas Erfrischung wünschte. Dem Wiesel war es nicht zu warm, aber es war verrückt nach der Aussicht.
Irgendwann waren wir genug ausgeruht und fuhren mit dem Bus zurück in die Stadt. Dort shoppten wir noch ein wenig in der Gegend herum, aßen ein Eis in der besten Gelateria von Florenz an der Ponte Santa Trinita und das Wiesel verabschiedete sich von seinem neuen Freund, dem Porcellino. Wenn man die SChnauze des Wildschweins streichelt, so heisst es, kehrt man eines Tages nach Florenz zurück. Was passiert, wenn man als Wiesel gedankenverloren in den Fuß des Schweins beisst, darüber schweigen sich die Legenden aus.
Irgendwann waren wir ganz doll kaputt, aber unser Zug fuhr erst in der Nacht. Also kletterten wir den Berg
zum Piazzale Michelangino hinauf, setzten uns auf eine Bank, spielten das alte “Touris beobachten”-Spiel und sahen den Strassenkünstlern bei der Arbeit zu, während langsam die Sonne unterging.
Dann wanderten wir durch die nächtliche Stadt am Arno entlang zum Bahnhof Santa Maria Novella, wo wir fast den Zug verpassten, weil auf den Anzeigen nur “ÖBB Wien” als Bestimmungsort stand, von den drei anderen Wagenteilen, die ganz woanders hin fuhren, aber nichts.
Dann rumpelte der Zug los und fuhr hinaus in die Nacht, und während draußen die Lichter der kleinen Dörfer der Alpen vorbeiflogen und ich nicht schlafen konnte, hatte sich das Wiesel in unserem Rucksack ein Nest aus meinen neuen Krawatten gebaut und schnarchte vor sich hin.
Und damit waren unsere fünf Tage in Florenz auch schon wieder um, und eine Nacht mit fünf phillipinischen Pilgerinnen (Fragen Sie nicht! – Waren aber sehr interessante Gespräche!) und zwei Mal umsteigen später setzte uns der Zauberbus wieder vor unserer Haustür in Mumpfelhausen ab.
Dort packte ich erstmal aus, während das Wiesel sofort in seine Wieselhöhle hinter meinem Schreibtisch flitzte.
Das Wiesel hält seitdem Winterschlaf. Vielleicht träumt es schon von den nächsten Reisen, oder dem, was es in diesem Jahr alles erlebt hat.
5 Gedanken zu „Wiesels Reisen: Florenz (Oktober 2012)“
“Das Wiesel war in seiner fliegenden Wunderkiste erschienen und hatte schöne Dinge mitgebracht, unter anderem ganz doll bunte Bonbons. Nachdem wir beide von denen probiert hatten, wurde es uns auch ganz bunt und wild und Musik schwebte durch die Luft. Darüber mussten wir ganz doll lachen, und weil das so komisch war, tanzten wir ein wenig im Kreis herum, warfen die Arme in die Luft und rollten durch die Küche, einfach weil die Welt so schön war.”
Und ich dachte immer, Sie hielten nichts von Drogen 8-0
Tja, gerne ist das Wiesel in Italien, wie ich mich noch dunkel erinnere 😉
WDW: Ach, mit bunten Dingen kriegt man mich immer.
Rufus: Ja, das hat die Infektion mitgebracht und mich angesteckt mit Italien. Du bist also schuld daran… (…das mein Leben besser geworden ist)
Ich hachze hier gerade in großer Begeisterung! Vielen Dank für diesen spannenden Bericht und die tollen Fotos.
Florenz steht schon lange auf der Liste der Städte, die ich gerne mal besuchen würde und da ist es gerade noch ein bisschen weiter nach oben gerutscht. Und das nicht nur wegen der Aussicht auf Sternchenkekse. 😀
Muss man durch den Korridor sehr durchhetzen oder bleibt auch Zeit, um die Portraits zu betrachten?
Kannst du eigentlich Italienisch und wie hilfreich und nötig ist das denn bei Italienbesuchen?
Katja: Dankesehr! Florenz kann ich nur empfehlen. Ich muss da auch nochmal hin, jetzt habe ich gerade erst an der Oberfläche gekratzt. Im Korridor schlendert man rund 1,5 Stunden herum. Das reicht, um viel zu sehen, aber nicht, um jedes Bild eingehend zu studieren. Die wichtigsten aber schon – und da hängen wirklich Schätze wie Dürer, Tizian und andere.
Ich lerne italienisch. Ich kann noch nicht viel, aber genug für Reise, Einkaufen und für´s allgemeine Durchkommen. In Florenz ist das nicht nötig, jeder spricht perfekt englisch, weil die Stadt 4.000 amerikanische Studis PLUS die Horden an Touris hat. Italienisch können bringt m.E. vor allem, dass die Leute schlagartig netter sind, weil sie den Versuch, italienisch zu sprechen, honorieren. Ich habe dadurch schon mal ein besseres Zimmer, ein anderes Mal einen guten Wein und einmal ein riiiiesiges Eis statt einer normalen Portion bekommen.