Protect me
Immer wenn ich einen Motorradfahrer sehe, der in einer engen Lederkombi mit Protektoren steckt, muss ich innerlich kichern und denken: “Oh guck mal, Beulenpest”.
Es sieht wirklich teilweise absurd aus, wenn (insbesondere sehr schlanke und große) Leute durch die ganzen Knubbel an den Gelenken so aussehen, als hätten sie sich halbe Handbälle unter die Klamotten geschoben.
Früher gab es Protektoren nur in diesen absurden Rennkombis, und wir Brot-und-Butter-Motorradfahrer verachteten die Beulenpestler und fuhren in einfachen Lederklamotten herum, ohne zusätzlichen Schutz. Das Leder schützt natürlich gut gegen Abriebverletzungen wenn man über den Asphalt schlittert, aber es schluckt keine Energie bei einem Aufprall.
Nun hat sich im Bereich Motorradkleidung VIEL geändert. Heute gibt es u.a. Textilanzüge und sogar Jeans mit Protektoren. Die sehen nicht mehr ganz so sehr nach Beulenpest aus – sondern nur noch, als wäre der Träger aus der Blutlinie Quasimodos. Ob das Verstecken der Protektoren in einem weiteren Schnitt immer gut ist, sei mal dahingestellt – denn das kann zur Folge haben, dass bei einem Sturz die Protektoren u.U. nicht dort bleiben wo sie hingehören.
Außerdem ist die Textilkleidung meist nicht so abriebfest wie Leder. Aber das allein die Verbreitung solcher Schutzkleidung zugenommen hat, weil sie bequemer zu tragen ist, und weniger Leute in Shorts und Badelatschen durch die Gegend fahren, ist natürlich schon an sich eine sehr begrüßenswerte Entwicklung. Bei Textilkombis besteht das Außenmaterial meist aus Cordura oder einem Cordura-/Ledermix, die Protektoren selbst sind außen aus abriebfesten Kunststoff und innen aus energievernichtendem Schaum.
Wen es interessiert: Als Beulenpest bzw. Textilanzugträger sieht man deshalb so knubbelig aus, weil man heutzutage mindestens neun Protektoren mit sich herumschleppt. Da mein Anzug gerade gereinigt wird, habe ich die mal ausgebaut:
Gut zu sehen: Protektoren für Schultern, Ellenbogen, Rücken, Hüften und Knie.
Nicht im Bild: Die Schutzpanzer für die Schienbeine und Knöchel, die stecken in den Stiefeln, meist haben auch die Handschuhe Protektoren und Kunststoffschale, oft aus Karbon oder Kevlar.
Zusätzlicher Bonus: Die Sachen haben Hochreflexionsmaterial eingearbeitet, damit leuchtet man in der Dämmerung wie ein Weihnachtsbaum.
Und das alles zusätzlich zum Regenschutz, der Wärmedämmung und den Belüftungsklappen, die die Dinger ja auch mitbringen. Dazu später mehr, aber es ist echt schon was anderes als die Lederjeans von damals.
Mit dem ganzen Kram am Leib stelle ich mir manchmal vor ich wäre ein moderner Ritter. Oder der Typ aus Crysis… “MAXIMUM ARMOR”, wissen schon. Hat ja auch was von einer Rüstung.
Hoffentlich muss ich nie testen, wie gut die wirklich schützt.
3 Gedanken zu „Protect me“
Und wenn es einmal soweit ist, dann bist du froh nicht gespart zu haben. Einem guten Bekannten hat seine Schutzkleidung bereits das Leben gerettet. Sonntags, ein lauer Sommerabend, eine schöne Landstraße und eine Ninja. Fuhr sich wohl super bis ein Trecker aus einem Feldweg kam. Er hat seine Maschine nur noch gekippt, ist bei über 100 unter dem Trecker durch gerutscht und unverletzt wieder aufgestanden. Nur die Schutzkleidung war hin.
Blöderweise hat man durch die Protektoren zwar Maximum Armor, leider aber trotz Reflektoren auch häufig die Cloack Engaged.
Ich wünsche Dir allzeit sichere Fahrt.
lieber Beulenpest wie kaputte Knochen 🙂
wobei ich es immer wieder faszinierend finde wenn bei einem Moppedrennen di Jungs 100 Meter über Asphalt schlittern und danch ich Mopped nehmen und weiterfahren.
Kenny: Ja, das stimmt, an Klamotten sollte man nicht sparen. Dein Bekannter hat echt Glück gehabt! Und Du hast recht, wenn dann CLOAK ENGAGED und MAXIMUM SPEED zusammenkommen, dann wird es RICHTIG gefährlich…
Markus: Die sind echt hart im nehmen. Mein Kurvenfahrtrainer hat da auch Sachen erzählt… das könnte ich nicht.