Einkaufsstress

Einkaufsstress

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“Ist das meine BILD?”
“Wem gehört denn die Tasche da? Die Tasche?”
“Entschuldigen Sie, ich habe hier noch Pfand!”

Im SPAR-Laden von Mumpfelhausen geht es heiss her. Es ist kurz vor Weihnachten. Winzig klein ist das Lädchen, aber vollgestopft mit 6.000 Artikeln. Es gibt fast nichts, was es hier nicht gibt, von der Tütensuppe über Zeitschriften, Alkoholika, Fleisch- und Backwaren bis hin zu einer winzigen Spielzeugecke wird die gesamte Bandbreite des Einzelhandels abgedeckt. Nur eben in sehr kleinen Mengen und in begrenzter Auswahl. Es gibt halt nur eine Sorte Salami und nicht 20; und von der Sternchennudelsuppe gibt es nur drei Tüten zu kaufen, dann ist das Regal leer.

“Ist das MEINE BILD?”
“Ja, meine BILD Ist das bestimmt nicht! Die BILD nehm´ich nicht mal für den Po”, dröhnt Frau Ahrends von hinter der Kasse. Die Endfünfzigerin und ihr Mann schmeißen das Lädchen. Sie trägt viele Lachfältchen im freundlichen Gesicht spazieren und hat hier alles im Griff: “Die Tasche ist vom Adolf, der hat noch was vergessen. Und geben se das Pfandkram mal her.”

Eine halbe Minute war Aufregung und Weihnachts-Einkaufsstress im Mumpfelhausener Tante-Emma-Laden. Jetzt ist wieder Ruhe und die drei marodierenden Senioren sind zufrieden. Ich greife mir meine Brötchentüte aus dem Regal mit den Vorbestellungen und grinse. Zehn Minuten hat der Einkauf gedauert, davon habe ich drei mit Herrn Ahrends verschnackt. Jetzt werde ich nach Hause gehen und ganz entspannt frühstücken, Internet lesen und dabei derer gedenken, die sich just in diesem Moment in den großen Supermärkten der nahen Stadt in lange Schlangen einreihen, auf Parkplatzsuche sind oder es schaffen, sich sonst irgendwie selbstverschuldet in Stress zu stürzen.

Ein Gedanke zu „Einkaufsstress

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