Motorradreise 2012, Tag 5: Der Gesang der Strasse, Fuchsbauten und Werwölfe
Herr Silencer war im Juni 2012 mit dem Motorrad in Europa unterwegs. 4.500 Kilometer, über 30 Orte, 16 Tage. Dies ist das Tagebuch der Reise. Am fünften Tag geht es quer durchs Land, von Rimini über San Marino nach Siena, und das Wiesel versucht vehement Freunde zu finden.
Dienstag, 5. Juni 2012, Bellaria Igea-Marina, Rimini
Die Nacht ist unruhig, der Schlaf schlecht, warum auch immer. Gegen 7:45 Uhr gehe ich zum Frühstücksraum. Es gibt, landestypisch, ein Kuchenbuffet, dazu Caffé (Espresso). Um 8.00 Uhr ist der Frühstückssaal schlagartig gerammelt voll. Anscheinend sind die Italiener WIRKLICH alle pünktlich und diszipliniert bei den Mahlzeiten, zumindest wenn sie Urlaub haben.
Ich packe sorgfältig die Koffer und mache die Kawasaki startklar, die mittlerweile wieder trocken, aber dreckig wie Sau ist.
Heute geht es nach San Marino. Vor der Strecke habe ich Respekt, weil sie in kurzer Zeit sehr viele Höhenmeter überwindet. Enge Kurven und Kehren sind manchmal nicht ganz einfach mit einem Motorrad zu fahren. Wenn man nämlich in einer Kehre mit starkem Gefälle zu langsam wird, dann – fällt man einfach um. Im schlimmsten Fall kollert man mitsamt der Maschine den Berg runter. Diese Gedanken schiebe ich beiseite, steige auf die ZZR, werfe noch einmal einen Blick auf den Piaggo von Paolas Bappo und rolle aus der Einfahrt auf die Landstrasse.
Bei herrlichem Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad fahre ich die Küstenstrasse der Adria hinunter, um dann kurz hinter Rimini ins Landesinnere abzubiegen.
Nur wenige Kilometer von der zubetonierten Adriaküste findet sich ein freundliches Hinterland. Sanfte Hügel und weite Felder vermitteln vermitteln Agrarromantik. Hier wird viel Getreide angebaut, stellenweise ist die erste Ernte schon durch. Der Duft nach frisch gemähtem Gras liegt in der Luft, und auf den Feldern liegen Heuballen herum wie vergessenes Riesenspielzeug. Als ich um eine Kurve biege, bleibt mir die Luft weg. Vor mir liegt eine weite Ebene, aus deren Mitte sich majestätisch der Monte Titano erhebt, ein riesiger Felsenkamm, auf dessen Spitze La Gaita, die Festung von San Marino, liegt. Der Anblick ist erhaben, leider ergibt sich die Gelegenheit für ein Foto aber erst, als ich schon halb den Berg hoch bin.
Die Straße ist breit und gut ausgebaut. Ich fahre das Sonnenvisier im Inneren des Helms herunter und rolle gemütlich dahin, als ich plötzlich in einer Gruppe italienische Motorradfahrer gerate. Die fahren in enger Formation und haben es offensichtlich eilig, denn sie überholen mich links und rechts und plötzlich bin ich in ihrer Mitte. Mir ist das sehr unangenehm. Ich fahre nicht gerne in Gruppen, und mit diesen Möchtgern Harleyfahrern schonmal gar nicht.
Zum Glück haben sie kein TomTom, sondern fahren nach Wegweiser gen San Marino, während mein Navi mich auf eine abseits gelegene Nebenroute schickt. Es geht eine Straße mit fast 20% Steigung hinauf. Die Kawa wird heiß. Nicht kritisch, aber man merkt, dass sie ordentlich schuften muss, die Motortemperatur liegt ein Viertel höher als normal und der Lüfter schnauft vor sich hin. Die Straße schraubt sich nun in engen Serpentinen und Schleifen den Berg hoch. Hinter einer Kurve stehe ich plötzlich meiner Albtraumsituation gegenüber: Vor mir ist ein großer Reisebus, der unmittelbar in einer Rechtskehre, die sich steil den Berghang hochschraubt, fast auf Null abbremst. Ich drücke ebenfalls auf die Bremse, bis das Motorrad fast steht, dann gebe ich Gas, immer noch mit einem Fuß auf der Bremse. Im Stillen danke ich meinem ADAC-Ausbilder, der mich das einen ganzen Vormittag hat üben lassen. Stützgas, so nennt man diese Technik. Damit kann man sehr langsam fahren, ohne mit dem Lenker rumzukippeln und dadurch die Maschine zu destabilisieren. Mit Stützgas und glühender Bremse zuckele ich hinter dem Bus her den Berg hinauf.
Alles geht gut, und ich finde den Parkplatz, den ich mir zu Hause auf der Karte ausgesucht habe, auf Anhieb. Als ich abgestiegen und alle Klamotten in den Koffern der Kawasaki verstaut habe, kommen auch schon die eiligen Freizeitrocker von vorhin angeknetert. Ich lasse das Motorrad zurück und beginne San Marino zu erkunden. Das ist die älteste Republik in Europa und gehört nicht zu Italien.
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Die Geschichte von San Marino
„Obgleich Ihr Staatsgebiet klein ist: Ihr Staat ist einer der meistgeehrten der Geschichte“.
– Abraham Lincoln, Ehrenbürger von San Marino, 1862
San Marino besteht im wesentlichen aus der großen Festung und dem Kernort auf dem Berg Monte Titano, der sich 750 Meter aus der Ebene um Rimini erhebt. Dazu gehören noch neun kleinere Ortschaften um den Berg herum, ingesamt ist San Marino mit 61 Quadratkilometern und 26.000 Einwohnern ein Zwergstaat, der sich in seiner 1.700 Jährigen Geschichte aber stets behauptet hat.
Dabei hatte alles mit einer Flucht angefangen. Im Jahr 600 flüchtete ein Mann namens Marinus vor der Christenverfolgung auf den Berg und versteckte sich dort. Da das Gelände schwierig und gut zu verteidigen war, folgten ihm immer Menschen, die von der Christenverfolgung bedroht waren. Gegen 311 beruhigt sich die Lage. Die römische Patrizierin Donna Felicissima (Was für ein Name!) konvertierte zum Christentum und schenkte Marinus den Berg, auf dem er hockte, und die Kirche erliess ein Toleranzedikt und machte Marinus zum Diakon. Als er 366 sein Leben aushauchte, überlegten die verbleibenden Bergbewohner, wie es jetzt weitergehen konnte. Sie gründeten eine Republik mit einer parlamentarischen, repräsentativen Demokratie. DAs ist ein ungewöhnliches, aber effizientes Modell. Bis heute werden zwei Capitani Reggenti (regierende Hauptleute) gewählt – aber nur für 6 Monate. Das ist so, damit die Personen an der Spitze keine Macht anhäufen können und sich zudem gegenseitig kontrollieren. Niedergelegt ist das in der ältesten Verfassung der Welt.
Über die Jahrhunderte versuchten immer wieder die Nachbarn oder die Kirche selbst San Marino einzunehmen, was aber selbst in 50jährigen Konflikten nie klappte. Der Berg liess sich zu gut verteidigen. Selbst Cesare Borghia biss sich an San Marino die Zähne aus, denn als er mit seinem Riesenheer aufmarschierte, zettelten die San Marinesen im 50 Kilometer entfernten Urbino einen Aufstand an, um seine Kräfte zu verteilen.
1862 schlossen San Marino einen Deal mit dem Königreich Italien, weshalb es bis heute unabhängig ist.
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Heute besteht San Marino, zumindest die Altstadt, aus vielen Touristenbuden und Luxusgeschäften. Es gibt keine Umsatzsteuer, weshalb der Einkauf von Luxusgütern hier sehr beliebt ist. Es finden sich zudem Absurditäten, wie der Weihnachtsladen. Wer vom dauernden Jingle-Bells-Gedudel wahnsinnig geworden ist, kauft sich im Waffenladen eine Tür weiter eine Wumme und legt den Weihnachstmann um. Praktisch, diese kurzen Wege.
Nur wenige Meter vom Waffenladen liegt das Parlamentsgebäude. Hier liess sich auch Eure königliche Wieseligkeit mal wieder blicken und den Wind um die Nase wehen.
Die Hauptstrasse ist bis zum Parlamentsgebäude ganz eben. Vom Hauptplatz ausgehend schlängeln sich kleine Gässchen mit irrsinnigen Steigungen den Berg hinauf- und hinunter. Von der Außenmauer kann man immer wieder die großartige Aussicht über die umliegenden Ebenen zum Meer hin oder ins hügelige Hinterland genießen. Wenn einem der steile Aufstieg nicht den Atem raubt: Die Aussicht tut es.
Altstadt und Neustadt am Fuße des Berges sind mit einer Seilbahn verbunden.
Wenige hundert Meter von der Kirche entfernt treffe ich auf einen gruselig aussehenden Werwolf, der furchterregend die Lefzen fletscht und böse schaut. Das Wiesel lässt sich davon natürlich überhaupt nicht beeindrucken, beschnuppert das Werwesen und stupst es mehrfach an. Als sich die Kreatur zum wiederholten Male nicht zu freundlichen Gesten animieren lässt, verliert das Wiesel das Interesse.
Den Twilight-Filmen bzw. dem Willen, von diesen zu profitieren, ist wohl die Einrichtung eines “Museo dei Vampiri” knapp oberhalb der Kirche geschuldet, davor hält der Werwolf Wache.
San Marino ist sehr wohlhabend, was man absolut am Zustand der Stadt bemerkt, aber auch an der großen Menge an Kunstwerken, die die Strassen säumen. Wie dieses wunderschöne Kriegdsenkmal, das Aufgrund des erotischen Ersteindrucks und der späteren Erkenntnis, dass es sich hier um eine nackt vor Bombenexplosionen flüchtenden Frau handelt, einen verstörenden Eindruck hinterlässt.
Oder diese Statue, das Denkmal der bratzigen Göre:
Das Wiesel hegt den Verdacht, dass das Blag nur aufgrund akuten Wieselmangels so schlecht drauf ist, aber auch mit Wiesel ändert sich die Laune nicht:
Ich fange das Wiesel ein und verstecke es in meiner Tasche, denn wir erregen schon die Aufmerksamkeit der Elite der hiesigen Ordnungskräfte:
Nach eineinhalb Stunden in der ältesten Republik Europas geht es wieder auf die Straße. Nachdem ich vorsichtig den Monte Titano hinabgezirkelt bin, schiesst die Kawasaki hinaus in die Ebene.
Das TomTom hat uns eine Landsstraße gerechnet, und diesmal ist es perfekt: Die Straßen sind fast leer und kurvenreich. Die Strada Statale Marecchia führt durch das Tal des Fiume Marecchia, der zu dieser Zeit kaum Wasser führt.
Die Reifen singen über den Asphalt und die Strasse stimmt in das Lied mit ein. Ich finde meinen eigenen Rhythmus und habe einen Heidenspaß am Fahren. Hätte mir Anfang des Jahres jemand gesagt, das ich mal Spass am Kurvenfahren haben könnte, ich hätte es nicht geglaubt. Aber hier, jetzt und heute, sind Strasse, Motorrad und ich eine Einheit. Ich turne auf den Fussrasten herum wie ein Großer und habe die perfekt Blickführung. Die Kawasaki gleitet dahin und frisst Kilometer um Kilometer, und ich genieße die Bewegung und die spektakulären Ausblicke, die sich mir von der Bergstrasse aus immer wieder bieten. Man sagt immer, dass die Amalfiküste südlich von Neapel die schönste Motorradstrecke in Italien ist. Ich war da, die Strecke ist anstrengender Bullshit, aber das hier… DAS ist MEINE perfekte Strasse. Die Sonne scheint, es sind 25°, die Welt ist super und das Leben ist schön.
Zwischenzeitlich rechnet das Navi uns mal einen Feldweg mit über 20% Gefälle und Abhängen links und rechts. Der ist fälschlicherweise im Kartenmaterial als Landstraße verzeichnet, aber der Blick in den Abgrund links und rechts der 1,5 Meter breiten Huckelpiste spricht da eine andere Sprache. Der Feldweg bringt mich ganz schön zum Fluchen. Während ich das schwere Motorrad das starke Gefälle hinabbalanciere, komme ich mir vor wie ein Cowboy suf einem Maultier in den Anden. Ich bin froh, als der Weg nach einer gefühlten Ewigkeit wieder auf eine breite Landstraße führt. Kurz darauf gerate ich noch einmal ins Schwitzen, als mich eine eine niederländische Altherrenbande bedrängt. Die haben sich Sportmaschinen in die runzeligen Arschfalten geklemmt und rasen wie die Geisteskranken über die Bergstrasse und fahren halsbrecherische Manöver. Ich fahre rechts rüber und winke die Helden vorbei, genau wie die sporadisch auftauchenden SUVs. Ich habe keine Lust, mich von diesen Kretins unter Stress setzen zu lassen.
Abgesehen von diesem Aussetzer fährt es sich aber absolut super. Auch das Navi bereitet viel Freude: Ich kann im Voraus sehen, ob die Strasse, wenn sie hinter einer Biegung verschwindet, nur eine sanfte Kurve beschreibt, oder “zu macht” und zu einer gefährlichen Kehre wird. Das steigert die Entspanntheit beim fahren, genauso wie die Warnung, wenn ich zu schnell fahre.
Die Kühlung im Anzug funktioniert so gut, dass ich gar nicht merke, wie sehr ich eigentlich schwitze. Gegen 14:00 Uhr ist mir Kotzübel. Eine Kombi aus zu eng angelegtem Nierengurt und zu wenig Wasser ist wohl dafür verantwortlich, ausserdem habe ich den Fisch vom Vorabend im Verdacht. Ich komme in Castillion Fibocchi an, wo vor zwei Jahren Modnerd seine Kamera zerstört hat, und fahre weiter in den Nachbarort Valdarno San Giusta. Ich will wissen was mit dem mit dem Fox´s Inn passiert ist. Das ist ein uraltes Gebäude mit einer bezaubernden, alten Cafeteria oder einem Pub, je nach Tageszeit. Einige Fremdenzimmer gibt es auch. Dort habe ich 2010 übernachtet, kurz danach gab es für den Gasthof schlechte Kritiken im Internet, weil dort niemand erreichbar war, dann war das Fox´s nicht mehr buchbar und aus dem Netzt verschwunden.
Zu meiner Überraschung gibt es das Fox´s Inn noch, es hat sogar offen! Ich gehe in die Kneipe. In den dicken Mauern des mittelalterlichen Gebäudes ist es kühl. Die Ausstattung des Pubs ist gediegen – dunkles, altes Holz, viel Messing und freiliegendes Mauerwerk. Es riecht wie immer in solch alten Gaststätten, eine typische Mischung aus Holzpolitur, Caffe und Alkoholika. Ich setze mich an die Bar und bestelle bei dem Riesen hinter der Theken einen Caffe für 90 Cents. Wenige Tische weiter sitzt die Bedienung, die mir hier vor zwei Jahren Frühstück gemacht hat. Sie sieht müde aus.
Ich erzähle dem Wirt, dass ich mich gewundert habe, sei das Fox´s Inn zu hatte, und will wissen was los war. Nein hatte es nicht, es war immer offen und von Problemen höre er jetzt das erste Mal, antwortet er, und gibt mir eine Visitenkarte. Die neue Webadresse darauf funktioniert nicht, stelle ich später fest, und anscheinend hat das Fox´s eine wechselvollere Geschichte hinter sich, als der Wirt bereit ist zuzugeben. Zurück am Motorrad esse ich noch einen Apfel und trinke einen halben Liter Wasser, dann geht es weiter Richtung Siena.
Obwohl mir immer noch schlecht ist, genieße ich jeden Meter der Fahrt, die viel zu schnell vorbei ist. Ich finde meine Unterkunft, das Casa Brescia, auf Anhieb. Das Haus ist ein altes Bauernhaus und liegt wenige Kilometer vor der Stadt auf einer dieser sanft geschwungenen Hügelketten, die so typisch für die Toskana sind. Stefano, der Hauswirt, empfängt mich herzlich. Er ist ein schlaksiger Mittzwanziger in Shorts und T-Shirt, trägt ein Galaxy Tablet mit sich rum und ist hyperaktiv. Im Gegensatz zu mir, ich bin mittlerweile total erschöpft. Einen ganzen Tag Unwetter habe ich hinter mir, gefolgt von einer kurzen Nacht und einem Tag Kurven fahren mit höchster Konzentration. Die mittlerweile 1.800 Kilometer Strasse, die Anstrengungen des Fahrens und relativ wenig Nahrungsaufnahme haben ihren Tribut gefordert – ich bin so fertig, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann. Damit habe ich gerechnet, deshalb werde ich jetzt auch ein paar Tage in Siena bleiben und nicht morgen schon wieder weiter reisen. Aber jetzt, hier und im Moment fehlt nicht viel und mein Kreislauf macht schlapp.
Stefano redet in einem Schwall italienisch auf mich ein, und erstaunlicherweise verstehe ich alles. Oder ich bilde es mir zumindest ein. Mit letzter Kraft wende ich die Kawasaki in einem tiefen Kiesbett im Hof des Casa Brescia und wuchte sie auf den Hauptständer, dann trage ich die Koffer ins Haus und schäle mich aus der staubigen Kombi. Danach falle ich auf´s Bett und schlafe sofort ein.
Eine Stunde später, gegen 18:00 Uhr, wache ich erfrischt wieder auf. Ich stelle mich unter die Dusche, kleide mich an, werfe mich wieder in den Fahreranzug und düse in Richtung Siena. Der Tag ist zu wertvoll, um schon vorbei zu sein!
Nach einiger Rumkurverei in einem Gebiet der Altstadt von Siena, in dem ich mir zu Hause in Streetview einen Parkplatz gesucht hatte, bin ich genervt. Der Parkplatz liegt 10 Meter hinter einem Kamerator. Durch manche Torbögen KANN man durchfahren, aber man wird dabei von Kameras gefilmt. Jedes Vehikel ohne Sienesisches Kennzeichen erhält später einen saftigen Bußgeldbescheid über 150 Euro. Wenn man auf der Suche nach einem Parkplatz in der Innenstadt drei Mal durch so eine Kamerafalle fährt, sind das 600 Euro. Kameras in Siena = böse
Ich gebe auf, fahre auf der Ringstrasse einmal um die Stadt herum und von hinten den Berg hoch und in die Stadt hinein. Hier liegen Stadion und Medici-Festung. Hier war ich schon einmal, zu Fuß. Ich finde einen Parkplatz, der so perfekt ist, dass ich nicht sicher bin ob ich da parken darf. Egal. Ich gehe in die Stadt und esse erstmal Stück Pizza und dann alles auf dem Campus dann geht es mir besser. Schräg: Egal wo ich hin, ich brauche nur die Begrüßung “giorno!” zu murmeln und werde sofort als Deutscher erkannt, auch vom Pizzaverkäufer, der mir sofort auf deutsch Witze erzählt.
Mit meiner Pizza in der Hand schlendere ein wenig durch die Gassen der Altstadt. Dann kaufe ich mir ein Eis, setze mich damit auf den weltberühmten Campo, einen der schönsten Plätze überhaupt, und sauge die entspannte Atmosphäre des Sommerabends in mich auf. Die Steine sind noch warm von der Sonne. Junge Paare liegen und knuddeln auf dem Pflaster des Campo, Kinder spielen fangen, während die älteren Semester sich zum Abendessen in die Restaurants am Platz begeben. Alles ist herrlich entspannt und vollgesogen mit guter Laune.
Ich werde ein wenig sentimental und beschliesse einen ganz besonderen Ort aufzusuchen. Ich fahre nach Monteriggioni, dem kleinen Festungsdörfchen vor Siena. Ich mag das Dorf mit seinen 64 Bewohnern gerne, nicht nur, weil es in “Assassins Creed II” eine wichtige Rolle spielt, sondern weil es für mich die erste Verbindung überhaupt in dieses Land war und eine ganz besondere Atmosphäre hat.
Ich genieße einige wunderbare Momente unter dem alten Olivenbaum in der Mitte des Dorfes, dann mache ich mich auf den Weg zurück nach Hause.
Natürlich nicht ohne Unterwegs nochmal anzuhalten und Siena im Licht der untergehenden Sonne zu fotografieren.
Als ich die Strasse zum Casa entlangrolle, zirpen um mich herum Grillen, es riecht nach Getreide und die Welt ist ein guter Ort.
Im Bett schreibe ich noch Tagebuch und überlege, was ich nun tun soll. Eine Mail ist angekommen. Der Inhalt: “Ti aspetti” – wir erwarten Dich. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich bin leicht erschrocken und fürchte, das ich mir dieses Mal zu viel vorgenommen habe.
Lesen sie im nächsten Teil: Wie ich den Nabel der Welt entdecke.
9 Gedanken zu „Motorradreise 2012, Tag 5: Der Gesang der Strasse, Fuchsbauten und Werwölfe“
Fieser Cliffhanger, Herr Silencer. Ganz, ganz fieser Cliffhanger. Böse.
Erhöht die Chance, das den nächsten, viel zu langen Beitrag auch wer liest 🙂
Ich bitte dich! Das sind genau die Beiträge, bei denen ich täglich nachsehe, ob der nächste endlich da ist. Und die ich niemals in hektischen Momenten zwischendurch rasch überfliegen, sondern später in aller Ruhe durchlesen möchte.
Keine fiesen Cliffhanger nötig, wirklich nicht.
Wunderschöne Fotos, am liebsten würde ich jetzt sofort in genau diese Gegend abreisen!
(Fast 6 Monate später lese ich hier gerade nochmal nach, weil ich in 2 Wochen tatsächlich in die Nähe dieser Gegend abreise.)
Eine der interessantesten Gegenden überhaupt!
Sehr schöner, ausführlicher Bericht > TOP 🙂
Da steigt meine Vorfreude auf den 30.5.16, an dem ich auch in San Marino sein werde… übrigens auch mit einer Kawa 😉
Ich hätte dazu eine Frage: Du schreibst von einem Parkplatz den Du Dir vorher ausgesucht hast. Kannst Du Dich noch erinnern, welcher es war? Ich möchte in den Mopedklamotten nicht allzuweit laufen müssen 🙂
Danke im Voraus!
BG
Heinz
Danke und willkommen im Blog! Ich habe auf der Piazzale Marino Gangi geparkt, aber da muss man bezahlen und schon ein Stückchen laufen. Weiter oben am Berg gibt es die Piazzale Cava Antica. Deren rechte Seite ist für Moppeds reserviert, wenn ich mich richtig erinnere. Viel Spaß!