Survivor

Survivor

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Flug LH2039 segelt mit ausgebrannten Triebwerken über den australischen Outback. In wenigen Minuten wird das Passagierflugzeug auf dem Boden aufschlagen und zerschellen. An Bord ist nur ein Mann: Tender Branson. Der diktiert seine Lebensgeschichte in die Blackbox des Flugzeugs. Auch wenn die eigentlich orange ist.

Chuck Palahniuk ist der Typ, der die literarische Vorlage für “Fight Club” geschrieben hat. “Survivor”, ebenfalls von Palahniuk, ist nicht minder verwirrend, denn die oben beschriebene Szene ereignet sich zu Beginn des Buches, das aber rückwärts läuft – es beginnt mir Kapitel 47 und endet mit Kapitel eins. Und nicht nur die Formalia sind auf den Kopf gestellt, auch die erzählte Geschichte schlägt permanent Haken und verwirrt den Leser.

Tender Branson war Missionar einer Sekte, so erfährt man, die kollektiven Selbstmord verübt hat. Lediglich Tender und eine Handvoll andere konnten dem Selbstmordruf nicht folgen, weshalb sie die Überlebenden sind. Aber einer nach dem anderen stirbt, und als Tender der letzte Überlebende ist, ändert sich noch einmal alles – und das nicht nur, weil er eine Frau trifft, die die Zukunft kennt, er medizinisch anerkannter Kleptomane ist oder sich seine Sozialarbeiterin in den Tod putzt…

Als Modnerd aka Cornelis mir das erste Mal von dem Stoff erzählte, war ich milde verwirrt. Das war vor ca. 2 Jahren. Seitdem habe ich das Buch gelesen, Modnerd war aber wesentlich fleissiger: Er hat ein Drehbuch geschrieben und “Survivor” am Göttinger “Theater im OP” (eben genau das ist es: Ein Theater in einem ehemaligen Operationssaal) gemeinsam mit Johannes Bondes inszeniert, mit allem, was dazu gehört: Casting, Licht, Bühnenbau, Ton, Technik, Regie, Kartenverkauf….
Ist ja ohnehin ein ganz kreativer und umtriebiger, der Cornelis, mit dem empfehlenswerten Schöne Ecken macht er einen der innovativsten Podcast, und auch “Survivor” strotzt vor guten Einfällen, angefangen von Dartblumen über On-the-Fly-Szenenwechsel mittels Geistern bis hin zum stillen Chor, der die ganze Zeit telefoniert.

Ich gehe gerne ins Theater, im Schnitt ein Mal im Monat. Und ich kann sagen: Wer in Göttingen und Umgebung wohnt sollte sich “Survivor” nicht entgehen lassen. Auch wenn es nicht ohne Fehler ist und die Schauspieler halt Laien sind; einen so verdrehten Stoff verständlich und innovativ auf die Bühne zu bringen, dass nötigt mir höchsten Respekt ab. An manchen Stellen ist das Stück sogar besser als die Vorlage. Palahniuk hatte zum Ende hin keinen Bock mehr alles rund zu machen und hinterliess ziemliche Lücken, die das Stück geschickt, aber nicht offensichtlich, füllt. Hier ergibt sich am Ende noch einmal eine kleine Offenbarung für alle, die das Buch kennen, und die durch die Aufführung erklärt bekommen, wie Palahniuk sie belogen hat. Ehrlich gesagt, bin ich sehr stolz auf Modnerd – und darauf, ihn zu meinen Freunden zählen zu dürfen.

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“Survivor”
Theater im OP
Noch bis 2. Februar im Spielplan
Kartenvorverkauf im Netz

4 Gedanken zu „Survivor

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